Abgestorbene linke Gehirnhälfte: Ursachen, Folgen und Therapie

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Organ, das in zwei Hälften, die Hemisphären, unterteilt ist. Diese Hemisphären sind durch den Balken miteinander verbunden und arbeiten asymmetrisch. Die linke Hemisphäre steuert weitgehend die rechte Körperseite und umgekehrt. Jede Hemisphäre ist für bestimmte Funktionen zuständig, was als Lateralisierung bezeichnet wird. Die linke Hemisphäre ist bei den meisten Menschen für die Sprachverarbeitung dominant, während die rechte Hemisphäre eher für Musikalität zuständig ist.

Ursachen für Schädigungen der linken Gehirnhälfte

Schädigungen der linken Gehirnhälfte können verschiedene Ursachen haben, darunter:

  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Ein SHT entsteht durch Gewalteinwirkung auf den Kopf, beispielsweise durch einen Unfall, Sturz oder Schlag. Es kann zu einer Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) führen, die meist folgenlos ausheilt, oder zu schwereren Verletzungen wie Prellungen, Quetschungen oder Blutungen im Gehirn.
  • Schlaganfall (Apoplex): Ein Schlaganfall wird durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht, die zu einer Unterbrechung der Sauerstoffversorgung führt. Dies kann durch eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) oder einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) verursacht werden.
  • Aneurysma: Ein Aneurysma ist eine Ausbuchtung in der Wand eines Blutgefäßes im Gehirn. Platzt ein Aneurysma, kann es zu einer Subarachnoidalblutung kommen.
  • Infektionen: Infektionen können Blutungen oder Durchblutungsstörungen hervorrufen und somit zum Absterben von Hirnzellen führen.

Folgen einer Schädigung der linken Gehirnhälfte

Die Folgen einer Schädigung der linken Gehirnhälfte hängen von der Art, dem Ausmaß und der Lokalisation der Schädigung ab. Da die linke Hemisphäre bei den meisten Menschen für Sprache, logisches Denken und analytische Verarbeitung zuständig ist, können folgende Beeinträchtigungen auftreten:

  • Sprachstörungen (Aphasie): Aphasien treten zumeist nach Schädigung der motorischen (Broca-Zentrum) oder sensorischen (Wernicke-Zentrum) Regionen in der linken Hirnhälfte auf. Betroffene können Schwierigkeiten haben, Sprache zu verstehen, sich auszudrücken, Wörter zu finden oder grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden. Es kann zu einer schwerfälligen, mühevollen und langsamen Sprechweise mit undeutlicher Aussprache kommen.
  • Apraxie: Apraxie ist eine Störung beim Umsetzen von Handlungsabsichten in Bewegungen und Handlungen. Trotz erhaltener Bewegungsfähigkeit und Wahrnehmung werden Teile von Handlungen wiederholt, weggelassen oder Elemente vorangegangener Handlungen übernommen. Dies betrifft alltägliche Bewegungen wie eine Begrüßung und Handlungen wie das selbständige Zubereiten einer Tasse Kaffee. Patienten wissen oft nicht mehr, wie man mit bestimmten Objekten umgeht, zeigen im Umgang mit Objekten eine gewisse Ratlosigkeit und benutzen sie falsch.
  • Gedächtnisstörungen (Amnesie): Eine Gedächtnisstörung kann sich sowohl in der Unfähigkeit äußern, sich an Vergangenes zu erinnern (retrograde Amnesie), als auch neue Gedächtnisinhalte zu speichern (anterograde Amnesie). Bei der retrograden Amnesie kann sich der Patient an eine Zeitdauer vor der Hirnschädigung nicht mehr erinnern. Diese Zeitdauer liegt im Bereich von Sekunden bis zu Monaten. Die anterograde Amnesie ist die häufigste Form der Gedächtnisstörung. Der Patient hat Schwierigkeiten beim Einprägen neuer Informationen, was ihm im Zusammenleben große Probleme bereitet. Oft ist die Fähigkeit, sich neue Namen oder Terminen zu merken, stark beeinträchtigt.
  • Konzentrationsstörungen: Sehr häufig treten bei Patienten nach einem SHT Konzentrationsschwierigkeiten auf. Es können zumeist nicht mehr zwei Sachen gleichzeitig erledigt werden oder die Aufmerksamkeit erlischt bereits nach kurzer Zeit. Die Geschwindigkeit der Denkabläufe verlangsamt sich. Gleichzeitig kommt es häufig zu Lern- und Gedächtnisstörungen, besonders nach einer Schädigung der linken Gehirnhälfte.
  • Rechenstörungen (Dyskalkulie): Bei manchen Patienten treten Rechenstörungen (Dyskalkulien) auf. Die Fähigkeit, Zahlen zu schreiben und zu lesen, ist beeinträchtigt.
  • Halbseitenlähmung (Hemiplegie): Durch Verletzung einer Gehirnhälfte kann eine Lähmung der gegenüberliegenden Körperhälfte auftreten. Häufig können die betroffene Seite des eigenen Körpers sowie der ihn umgebende Raum nicht mehr wahrgenommen werden (Neglect). Das Gefühlsempfinden in den gelähmten Bereichen kann gestört.
  • Störungen im Sozialverhalten: Nach einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung kann es zu einer tiefgreifenden und bleibenden Veränderung des psychischen Zustandes des Patienten kommen. Bei den Persönlichkeitsveränderungen können zwei Formen unterschieden werden: Im ersten Fall verhält sich der Patient aggressiver und distanzloser. Er kann sich nur schlecht beherrschen. Dies ist dann der Fall, wenn im Stirnhirn die Regionen verletzt sind, die über den Augenhöhlen liegen.

Zusätzlich zu diesen spezifischen Beeinträchtigungen können auch allgemeine Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Reizbarkeit, Apathie und vermehrtes Schwitzen auftreten. In schweren Fällen kann es zu Koma oder Wachkoma (apallisches Syndrom) kommen.

Spezifische Symptome nach Schädel-Hirn-Trauma

Nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) können verschiedene Symptome auftreten, die je nach Schweregrad des Traumas variieren.

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  • Leichtes SHT (Gehirnerschütterung): Diffuser Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, rasche Ermüdbarkeit, Reizbarkeit, Apathie, vermehrtes Schwitzen.
  • Schweres SHT (Gehirnprellung): Koma, Wachkoma (apallisches Syndrom), psychische Veränderungen (Verlangsamung, Lethargie, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, Gedächtnis- und Denkstörung, depressive Verstimmung), Sprachstörungen (Aphasie), Apraxie.

Spezifische Symptome nach Schlaganfall

Die Symptome eines Schlaganfalls hängen davon ab, welches Areal des Gehirns von der unterbrochenen Sauerstoffversorgung betroffen ist. Mögliche Symptome sind:

  • Plötzliche Schwäche oder Lähmung: Einseitige Lähmung des Gesichts (hängender Mundwinkel), Armes oder Beines.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Sprache.
  • Sehstörungen: Plötzliche Sehstörungen auf einem oder beiden Augen.
  • Koordinationsstörungen: Schwindel, Unsicherheit beim Stehen, schwankender Gang.
  • Gefühlsstörungen: Plötzliche Gefühlsstörungen in einer Gesichts- oder Körperhälfte.
  • Stärkste Kopfschmerzen: Bei der Subarachnoidalblutung aus einem Aneurysma sind extrem schlimme Kopfschmerzen das Hauptsymptom.

Therapie bei Schädigung der linken Gehirnhälfte

Die Therapie bei Schädigung der linken Gehirnhälfte richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung. Ziel ist es, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen, weitere Schäden zu verhindern und die Rehabilitation zu fördern.

Akuttherapie

  • Schlaganfall: Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie (Thrombolyse) oder einen interventionellen Eingriff (Thrombektomie) erfolgen. Bei einer Hirnblutung wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen und den Hirndruck zu senken.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Bei einem schweren SHT kann es erforderlich sein, den Patienten künstlich zu beatmen und in ein künstliches Koma zu versetzen, um das Gehirn zu entlasten. Manchmal muss auch ein Stück Schädelknochen entfernt werden, um den Hirndruck zu senken.

Rehabilitation

Nach der Akuttherapie beginnt die Rehabilitation, um die beeinträchtigten Funktionen wiederherzustellen oder zu verbessern. Die Rehabilitation kann folgende Maßnahmen umfassen:

  • Logopädie: Bei Sprachstörungen trainieren Logopäden die Sprachverständnis und Sprachproduktion.
  • Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen bei der Feinmotorik und beim (Wieder-)Erlernen von Alltagsaktivitäten.
  • Physiotherapie: Physiotherapeuten unterstützen bei der Wiedererlangung von Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit.
  • Neuropsychologie: Neuropsychologen behandeln kognitive Störungen wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen.

Die Rehabilitation ist ein langwieriger Prozess, der viel Geduld und Engagement erfordert. Die besten Rehabilitationschancen haben Patienten, die frühzeitig mit der Therapie beginnen und aktiv mitarbeiten.

Medikamentöse Therapie

Zusätzlich zur Akuttherapie und Rehabilitation können Medikamente eingesetzt werden, um bestimmte Symptome zu lindern oder das Risiko von Komplikationen zu verringern. Beispielsweise können Antidepressiva bei Depressionen, Antiepileptika bei epileptischen Anfällen und Schmerzmittel bei Kopfschmerzen eingesetzt werden.

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Prävention

Um das Risiko einer Schädigung der linken Gehirnhälfte zu verringern, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Rauchen und ein maßvoller Alkoholkonsum können das Risiko von Schlaganfällen und anderen Erkrankungen des Gehirns verringern.
  • Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle. Regelmäßige Blutdruckkontrollen und eine entsprechende Behandlung können das Risiko senken.
  • Vorhofflimmern behandeln: Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko von Schlaganfällen erhöht. Eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten kann das Risiko senken.
  • Unfälle vermeiden: Durch das Tragen eines Helms beim Fahrradfahren oder Motorradfahren können Kopfverletzungen vermieden werden.

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