Die SPECT-Untersuchung (Single-Photon-Emissionscomputertomographie) ist ein wertvolles Instrument in der Diagnostik und Differenzialdiagnostik von Parkinson-Syndromen und anderen neurologischen Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen SPECT-Techniken, ihre Anwendungsbereiche, den Ablauf der Untersuchungen und wichtige Aspekte der Patientenvorbereitung.
Einführung in die SPECT-Bildgebung
Die Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT) ist ein nuklearmedizinisches Verfahren, das dreidimensionale Schnittbilder des Gehirns erzeugt. Dabei wird eine schwach radioaktiv markierte Substanz (Radiopharmakon) in den Körper injiziert, die sich in bestimmten Hirnarealen anreichert. Eine Gammakamera erfasst die von der Substanz ausgesendete Strahlung und wandelt sie in ein Bild um. Diese Bilder ermöglichen die Beurteilung der Funktion und Aktivität verschiedener Hirnregionen.
SPECT-Techniken in der Parkinson-Diagnostik
In der Diagnostik von Parkinson-Syndromen werden hauptsächlich zwei SPECT-Techniken eingesetzt:
- Dopamintransporter-SPECT (DAT-SPECT oder DaTSCAN®): Diese Untersuchung dient der Darstellung und Messung von Dopamintransportern (DAT) in den Basalganglien, insbesondere im Striatum. Dopamintransporter sind Proteine, die Dopamin aus dem synaptischen Spalt wieder in die Nervenzellen aufnehmen. Bei Parkinson-Syndromen kommt es zu einem Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra, was zu einer verminderten Anzahl von DAT im Striatum führt. Die DAT-SPECT kann diese Veränderungen sichtbar machen und somit helfen, Parkinson-Syndrome von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden.
- F-18-FDG-PET/CT: Diese Untersuchung kombiniert die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit der Computertomographie (CT). Dabei wird eine radioaktiv markierte Form von Glukose (F-18-FDG) injiziert, die sich in Hirnzellen anreichert. Die PET misst den Glukosestoffwechsel in verschiedenen Hirnregionen. Da der Glukosestoffwechsel die Aktivität der Hirnzellen widerspiegelt, können Veränderungen in der Hirnaktivität sichtbar gemacht werden. Die F-18-FDG-PET/CT wird hauptsächlich zur Unterscheidung verschiedener Formen von Parkinson-Syndromen eingesetzt, insbesondere bei atypischen Parkinson-Syndromen.
Dopamintransporter-SPECT (DAT-SPECT) im Detail
Prinzip der DAT-SPECT
Die DAT-SPECT basiert auf der Verwendung von Radiopharmaka, die spezifisch an Dopamintransporter binden. Das am häufigsten verwendete Radiopharmakon ist I-123-FP-CIT (DaTSCAN®). Nach der intravenösen Injektion verteilt sich das Radiopharmakon im Gehirn und bindet an die DAT im Striatum. Die Gammakamera erfasst die von I-123 ausgesendete Strahlung und erstellt ein Bild der DAT-Verteilung.
Indikationen für die DAT-SPECT
Die DAT-SPECT wird hauptsächlich in folgenden Fällen eingesetzt:
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- Abklärung von Bewegungsstörungen: Bei Patienten mit unklaren Bewegungsstörungen, wie Zittern (Tremor), Steifigkeit (Rigor) und verlangsamten Bewegungen (Bradykinese), kann die DAT-SPECT helfen, ein Parkinson-Syndrom von anderen Erkrankungen zu unterscheiden.
- Differenzierung von Parkinson-Syndromen: Die DAT-SPECT kann zwischen neurodegenerativen Parkinson-Syndromen (z. B. Morbus Parkinson, Multisystematrophie, progressive supranukleäre Blicklähmung, corticobasale Degeneration) und nicht-neurodegenerativen Störungen (z. B. essentieller Tremor, medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom) unterscheiden.
- Differenzierung von Demenzformen: Die DAT-SPECT kann bei der Unterscheidung zwischen einer Demenz vom Lewy-Körperchen-Typ und einer Alzheimer-Erkrankung hilfreich sein.
Ablauf der DAT-SPECT-Untersuchung
- Vorbereitung: Der Patient muss nicht nüchtern sein. Bestimmte Medikamente, die die DAT-Bindung beeinflussen können (z. B. Sertralin, Amphetamin, Methylphenidat, Bupropion), sollten nach Rücksprache mit dem Arzt vor der Untersuchung abgesetzt werden. Levodopa und Dopaminagonisten können in der Regel beibehalten werden.
- Schilddrüsenblockade: Vor der Injektion des Radiopharmakons erhält der Patient Medikamente (z. B. Tropfen), um die Schilddrüse zu blockieren und vor der Aufnahme von Radioaktivität zu schützen.
- Injektion: Das Radiopharmakon (I-123-FP-CIT) wird intravenös injiziert.
- Wartezeit: Nach der Injektion muss der Patient etwa 3-6 Stunden warten, damit sich das Radiopharmakon ausreichend im Striatum anreichern kann. Während dieser Zeit kann der Patient die Nuklearmedizin verlassen und sich frei bewegen.
- SPECT-Aufnahme: Der Patient liegt auf einer Untersuchungsliege, und der Kopf wird fixiert, um Bewegungen zu vermeiden. Die SPECT-Aufnahme dauert etwa 30-45 Minuten. Während der Aufnahme dreht sich die Gammakamera langsam um den Kopf des Patienten.
- Auswertung: Nach der Aufnahme werden die Bilder von einem Nuklearmediziner ausgewertet. Der Befund wird in der Regel dem überweisenden Arzt zugeschickt.
Patientenvorbereitung für die DAT-SPECT
- Medikamente: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Medikamente vor der Untersuchung abgesetzt werden müssen.
- Nüchternheit: Sie müssen nicht nüchtern zur Untersuchung erscheinen.
- Terminplanung: Planen Sie für die Untersuchung einen ganzen Tag ein.
- Pünktlichkeit: Erscheinen Sie pünktlich zu Ihrem Termin.
- Lesebrille: Bringen Sie eine Lesebrille mit, falls Sie eine benötigen, um den Aufklärungsbogen lesen zu können.
- Schmuck: Legen Sie Schmuck im Bereich des Kopfes ab.
- Klaustrophobie: Informieren Sie das medizinische Personal, wenn Sie unter Klaustrophobie leiden.
- Musik: Sie können während der Untersuchung Musik hören. Bringen Sie sich dafür ein Gerät mit Lautsprechern mit.
- Kaffee, Tee, Tabak: Vermeiden Sie am Untersuchungstag den Konsum von Kaffee, schwarzem Tee und Tabak.
- Schwangerschaft/Stillzeit: Informieren Sie das medizinische Personal, wenn Sie schwanger sind oder stillen. Eine Schwangerschaft stellt eine Kontraindikation für die Untersuchung dar. Stillende Mütter müssen nach der Untersuchung eine Stillpause von mindestens 4 Tagen einhalten.
Interpretation der DAT-SPECT-Ergebnisse
Bei einem normalen DAT-SPECT-Befund zeigt sich eine symmetrische und homogene Anreicherung des Radiopharmakons im Striatum. Bei Parkinson-Syndromen ist die Anreicherung vermindert, wobei das Ausmaß der Verminderung mit dem Schweregrad der Erkrankung korreliert. Atypische Parkinson-Syndrome können spezifische Muster der DAT-Verminderung aufweisen, die bei der Differenzialdiagnose helfen können.
Vorteile und Nachteile der DAT-SPECT
Vorteile:
- Hohe Sensitivität und Spezifität für den Nachweis von Parkinson-Syndromen
- Objektive Beurteilung des dopaminergen Systems
- Differenzierung von neurodegenerativen und nicht-neurodegenerativen Parkinson-Syndromen
- Frühe Diagnose von Parkinson-Syndromen möglich
Nachteile:
- Strahlenbelastung
- Beeinflussung durch bestimmte Medikamente
- Nicht geeignet zur Unterscheidung verschiedener atypischer Parkinson-Syndrome
F-18-FDG-PET/CT bei Parkinson
Prinzip der F-18-FDG-PET/CT
Die F-18-FDG-PET/CT misst den Glukosestoffwechsel im Gehirn. Da Glukose der Hauptenergielieferant für Hirnzellen ist, spiegelt der Glukosestoffwechsel die Aktivität der Hirnzellen wider. Bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen, einschließlich Parkinson-Syndromen, können sich spezifische Muster von Veränderungen im Glukosestoffwechsel zeigen.
Indikationen für die F-18-FDG-PET/CT
Die F-18-FDG-PET/CT wird hauptsächlich zur Unterscheidung verschiedener Formen von Parkinson-Syndromen eingesetzt, insbesondere bei atypischen Parkinson-Syndromen wie:
- Multisystematrophie (MSA)
- Progressive supranukleäre Blicklähmung (PSP)
- Corticobasale Degeneration (CBD)
Ablauf der F-18-FDG-PET/CT-Untersuchung
- Vorbereitung: Der Patient muss nüchtern sein (mindestens 4 Stunden vor der Untersuchung nichts essen).
- Aufklärungsgespräch: Ein Arzt erklärt dem Patienten den Ablauf und die Risiken der Untersuchung.
- Ruhezeit: Der Patient ruht sich etwa 30 Minuten aus.
- Injektion: Das Radiopharmakon (F-18-FDG) wird intravenös injiziert.
- Wartezeit: Nach der Injektion muss der Patient etwa 30 Minuten warten, damit sich das Radiopharmakon im Gehirn verteilen kann.
- PET/CT-Aufnahme: Der Patient liegt auf einer Untersuchungsliege im PET/CT-Scanner. Die Aufnahme dauert etwa 20 Minuten.
- Auswertung: Nach der Aufnahme werden die Bilder von einem Nuklearmediziner ausgewertet.
Patientenvorbereitung für die F-18-FDG-PET/CT
- Nüchternheit: Sie müssen mindestens 4 Stunden vor der Untersuchung nüchtern sein. Idealerweise essen Sie nichts mehr ab dem Vorabend.
- Schmuck: Wir empfehlen, metallischen Schmuck und Piercings sowie Wertgegenstände zu Hause zu lassen.
- Terminplanung: Planen Sie ca. 2 Stunden für die FDG-PET/CT-Untersuchung ein.
- Kostenübernahme: Sofern Sie gesetzlich krankenversichert sind, kann es erforderlich sein, dass die Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse bestätigt werden muss, bevor ein Termin vergeben werden kann.
- Terminabsage: Wenn Sie Ihren Termin verlegen oder absagen müssen, informieren Sie die Nuklearmedizinische Abteilung rechtzeitig.
Interpretation der F-18-FDG-PET/CT-Ergebnisse
Atypische Parkinson-Syndrome zeigen oft charakteristische Verteilungsmuster von Veränderungen im Glukosestoffwechsel in der Hirnrinde. Beispielsweise kann bei der progressiven supranukleären Blicklähmung (PSP) eine verminderte Glukoseaufnahme imFrontalhirn und im Hirnstamm beobachtet werden, während bei der corticobasalen Degeneration (CBD) eine verminderte Glukoseaufnahme im Parietalhirn auffallen kann.
Vorteile und Nachteile der F-18-FDG-PET/CT
Vorteile:
- Differenzierung verschiedener atypischer Parkinson-Syndrome möglich
- Ergänzende Information zur DAT-SPECT
- Beurteilung des Krankheitsverlaufs möglich
Nachteile:
- Strahlenbelastung
- Nicht so spezifisch für Parkinson-Syndrome wie die DAT-SPECT
- Hohe Kosten
Weitere nuklearmedizinische Verfahren
Neben der DAT-SPECT und der F-18-FDG-PET/CT gibt es weitere nuklearmedizinische Verfahren, die in der Diagnostik von Parkinson-Syndromen eingesetzt werden können, wie z.B. die Szintigraphie mit IBZM zur Differenzierung eines M. Parkinson. Zur Untersuchung des regionalen Blutflusses im Gehirn verwendet die Klinik für Nuklearmedizin das Mittel 99mTc-ECD SPECT. Die Untersuchung kann unter Ruhebedingung und unter pharmakologischer Stimulation zur Bestimmung der Perfusionsreserve durchgeführt werden. Hierzu wird das Medikament Diamox® (Acetazolamid) intravenös appliziert. Dieses bewirkt eine Erweiterung der gesunden Gehirngefäße. Atherosklerotisch veränderte oder verengte Gefäße können sich im Verhältnis zu gesunden Gefäßen deutlich weniger erweitern.
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Bedeutung der SPECT-Untersuchung für die Diagnose und Therapie von Parkinson
Die SPECT-Untersuchung spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnose und Therapie von Parkinson-Syndromen. Sie kann helfen, die Diagnose zu sichern, verschiedene Formen von Parkinson-Syndromen zu unterscheiden und den Krankheitsverlauf zu beurteilen. Dies ermöglicht eine gezieltere Therapie und eine bessere Lebensqualität für die Patienten.
Studien haben gezeigt, dass die Diagnose von Morbus Parkinson in bis zu einem Viertel der Fälle fehlerhaft ist. Die SPECT-Bildgebung kann helfen, diese Fehldiagnosen zu vermeiden. Der Berufsverband deutscher Nuklearmediziner (BDN) empfiehlt, den Verdacht auf Parkinson im Zweifel durch Bildgebung zu bestätigen, insbesondere dann, wenn Medikamente nicht wirken.
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