Die Lymphdrainage, insbesondere die Manuelle Lymphdrainage (MLD), hat sich als eine vielseitige Therapieform etabliert, die nicht nur bei Lymphödemen, sondern auch bei einer Reihe anderer Beschwerden Anwendung findet. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle der Lymphdrainage bei Nervenschmerzen, basierend auf aktuellen Studien und Erkenntnissen.
Ursprünge und Entwicklung der Manuellen Lymphdrainage
Die Wurzeln der Manuellen Lymphdrainage reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als Emil Vodder, ein dänischer Therapeut, die Bedeutung des Lymphsystems für die Gesundheit erkannte. Vodder entwickelte eine spezielle Technik, die darauf abzielt, die Aufnahme von Gewebsflüssigkeit in die Lymphgefäße zu fördern und den Transport der Lymphe durch den Körper anzuregen. Seine Methode, die er in den 1930er Jahren in Frankreich vorstellte, basierte auf sanften Drainagegriffen in der Halsregion, die er bei einem Patienten mit Nasennebenhöhlenentzündung, Kopfschmerzen und unreiner Haut erfolgreich anwandte.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Manuelle Lymphdrainage allmählich als Behandlungsmöglichkeit anerkannt, insbesondere im Fall von Lymphödemen. In den letzten Jahren hat die "Brasilianische Lymphdrainage", eine abgewandelte Form der MLD, die Elemente der Manuellen Lymphdrainage mit der Faszientherapie und anderen Ansätzen verbindet, durch medienwirksame Unterstützung aus Hollywood an Popularität gewonnen und den Fokus erneut auf die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Lymphdrainage gelenkt.
Das Lymphsystem: Mehr als nur Ästhetik
Das Lymphsystem spielt eine entscheidende Rolle im menschlichen Körper. Es ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem und spielt auch im Immunsystem eine wichtige Rolle. Es transportiert täglich 2 bis 3 Liter Lymphe, bestehend aus Gewebsflüssigkeit, die nicht in die Blutbahn aufgenommen wird. Die Lymphflüssigkeit enthält Proteine, Nährstoffe, Stoffwechselabfallprodukte, Krankheitserreger, Bakterien und Fremdkörper, die in den Lymphknoten herausgefiltert werden.
Ein Lymphstau kann zu chronischen Erkrankungen führen. Lymphabflussfördernde Methoden, sowohl manueller Art als auch in Form natürlicher Arzneimittel, gehören daher zu den grundlegenden Naturheilverfahren in der Naturheilkunde und Ganzheitsmedizin.
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Die Rolle der Lymphdrainage in der Schulmedizin
Die Manuelle Lymphdrainage hat in den letzten Jahrzehnten in der Schulmedizin Anerkennung gefunden, insbesondere im Rahmen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie zur Behandlung von Lymphödemen, wo sie auch von den Krankenkassen übernommen wird.
Es wird jedoch kritisiert, dass Lymphabflussstörungen in der akademischen Medizin zunehmend ausschließlich als mechanisches Problem angesehen werden, wodurch die Breite der Behandlungsmöglichkeiten, die die Lymphdrainage bietet, in Vergessenheit geraten ist. Diese reicht von chronischer Nasennebenhöhlenentzündung über Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten bis hin zu Schwellungen, z.B. im Zuge von Sportverletzungen.
Lymphdrainage bei Nervenschmerzen: Ein vielversprechendes Anwendungsgebiet
Obwohl die Lymphdrainage hauptsächlich für ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Lymphödemen bekannt ist, gibt es Hinweise darauf, dass sie auch bei Nervenschmerzen eine positive Wirkung haben kann. Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems. Sie können sich durch brennende, stechende oder elektrisierende Schmerzen äußern und oft von Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln begleitet sein.
Die Lymphdrainage kann bei Nervenschmerzen auf verschiedene Weise helfen:
- Entstauung des Gewebes: Nervenschmerzen können durch Schwellungen und Entzündungen im umliegenden Gewebe verstärkt werden. Die Lymphdrainage fördert den Abtransport von Flüssigkeit und reduziert so den Druck auf die Nerven.
- Schmerzlinderung: Die sanften, rhythmischen Bewegungen der Lymphdrainage wirken beruhigend auf das Nervensystem und können so Schmerzen lindern.
- Verbesserung der Mikrozirkulation: Die Lymphdrainage kann die Durchblutung im Bereich der betroffenen Nerven verbessern, was die Heilung und Regeneration des Nervengewebes unterstützen kann.
- Entzündungshemmung: Durch den Abtransport von Entzündungsmediatoren kann die Lymphdrainage Entzündungen im Bereich der Nerven reduzieren.
Vacusport - Gerät mit intermittierender Vakuumtherapie
Im Nationalen Medizinischen Forschungszentrum für Traumatologie und Orthopädie des Gesundheitsministeriums der Russischen Föderation, N. N. Priorov, wurden 30 Patienten, alle Profisportler, mit dem Vacusport - Gerät mit intermittierender Vakuumtherapie nach arthroskopischer Meniskusresektion und stabilisierende Eingriffe am vorderen und hinteren Kniegelenk, behandelt.
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Das Gerät für die intermittierende Vakuumtherapie besteht aus einem zylindrischen Raum, in den der Unterkörper eines Patienten hineingesetzt wird. Der Patient liegt auf dem Rücken, seine Beine und sein Unterkörper befinden sich bis zum Darnbeinkamm im Raum. Im Bereich der Taille wird der Innenraum, in dem sich der Unterkörper des Patienten befindet, mittels einer Scheidewand abgedichtet. Eine Vakuumpumpe erzeugt Unterdruck im Raum. Unter der Vakuumwirkung strömt das Blut aus dem Bereich mit relativem Hochdruck (Oberkörper außerhalb des Raumes) in den Bereich des Unterdrucks (Unterkörper im Raum), und damit verbessert sich der Blutkreislauf in den unteren Extremitäten.
Weitere Studien zur Lymphdrainage
Es gibt verschiedene Studien, die die Wirksamkeit der Lymphdrainage bei verschiedenen Erkrankungen belegen:
- Eine Studie zeigte, dass hochinduktive elektromagnetische Stimulation kurzfristig die Aktivität der Beckenbodenmuskulatur verbessern kann, was auf eine effektive Behandlungsmethode für Frauen mit Stress- oder Mischinkontinenz hindeutet.
- Eine andere Studie ergab, dass eine hochintensive fokussierte elektromagnetische Technologie subkutanes Fett reduzieren und die Muskelmasse stärken kann.
- Eine Studie mit dem BTL-6000 Super Inductive System Elite zeigte, dass eine Hochenergie-Induktionstherapie die Spastik und die Funktion der oberen Gliedmaßen bei Patienten mit Spastik nach Schlaganfall verbessern kann.
- Eine weitere Studie deutet darauf hin, dass das Super Inductive System wirksam bei der Behandlung von unteren Rückenschmerzen ist.
- Eine Studie ergab, dass die repetitiven peripheren magnetischen Stimulation (rPMS) eine effektive und nicht-invasive Behandlungsoption für Schmerzzustände im Zusammenhang mit muskuloskeletalen und neurologischen Störungen darstellt, die eine nachhaltige Schmerzlinderung und eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten bewirken kann.
- Eine Studie zeigte, dass fokussierte Induktionsfeldstimulation die Spastizität bei Schlaganfallpatienten reduzieren kann.
- Eine Studie deutet darauf hin, dass die super-induktive Stimulation eine positive Wirkung auf die Atemphysiotherapie nach einer SARS-CoV-2-Infektion haben und die Lebensqualität der Patienten verbessern kann.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie bei jeder medizinischen Behandlung gibt es auch bei der Lymphdrainage potenzielle Nebenwirkungen und Kontraindikationen, die beachtet werden müssen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören vorübergehende Symptomverschlechterung, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit und in seltenen Fällen Hautreaktionen.
Es gibt auch bestimmte Erkrankungen, bei denen die Lymphdrainage nicht angewendet werden sollte. Dazu gehören:
- bösartige Tumoren
- akute Entzündungen
- starke Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizienz Grad III-IV)
- Herzrhythmusstörungen
- sehr niedriger Blutdruck (Hypotonie, unter 100/60 mmHg)
- akute tiefe Thrombose der Beinvenen
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Carotis-Sinus-Syndrom (v.a. relevant bei Lymphdrainage am Hals)
- unklare Hautveränderungen (Erysipel)
Die Bedeutung einer umfassenden Therapie
Es ist wichtig zu betonen, dass die Lymphdrainage in der Regel nur ein Baustein einer umfassenden Therapie ist. In Kombination mit anderen Methoden, wie z.B. Krankengymnastik und Kompressionstherapie, lassen sich oft bessere Ergebnisse erzielen. Die Kompressionstherapie, bei der die betroffene Extremität bandagiert oder mit einem Kompressionsstrumpf versorgt wird, hilft, den Lymphabfluss aufrechtzuerhalten und ein erneutes Anschwellen des Gewebes zu verhindern.
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