Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, betrifft viele Menschen und kann erhebliche Auswirkungen auf ihre Lebensqualität haben. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Betroffenen mit Lymphdrainage als Therapieoption, gibt einen Überblick über die Erkrankung selbst und zeigt verschiedene Behandlungsansätze auf.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathie betrifft das periphere Nervensystem, also alle Nerven außerhalb des Rückenmarks und Gehirns. Häufig ist sie die Folge einer bereits bestehenden Erkrankung. Diabetes und chronischer Alkoholmissbrauch sind die häufigsten Ursachen. Weitere mögliche Ursachen sind Stoffwechselerkrankungen (Leber, Niere, Schilddrüse), Vitaminmangel, Medikamentennebenwirkungen (z.B. Zytostatika) und Toxine. Seltener spielen genetische, entzündliche, autoimmunologische oder infektiöse Ursachen eine Rolle.
Bei einer Polyneuropathie sind mehrere Nervenfasern geschädigt oder zerstört, was die Reizweiterleitung stört. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 65 Jahren, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Wichtig ist, die Ursache der Polyneuropathie zu ermitteln, um sie gezielt behandeln zu können.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome können je nach betroffenem Nervenfasertyp variieren. Häufige Symptome sind:
- Kribbeln der Haut
- Taubheitsgefühl
- Nachlassende Muskelkraft in Händen und Füßen
- Verdauungsprobleme
- Juckreiz
- Schwellungsgefühl
- Muskelkrämpfe
- Schwindel
Lymphdrainage bei Polyneuropathie: Eine sanfte Therapie
Die manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine sanfte, physiotherapeutische Technik, bei der durch gezielte Druck- und Zugbewegungen Lymphflüssigkeit und Ablagerungen im Körper bewegt werden. Sie dient der Entstauung des Gewebes und kann bei Polyneuropathie eine wertvolle Unterstützung sein.
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Wie funktioniert die Lymphdrainage?
Unser Körper verfügt über drei große Flüssigkeitsführende Systeme: das arterielle, das venöse und das Lymphsystem. Das Lymphsystem, ähnlich dem Venensystem, transportiert Lymphflüssigkeit, die aus Abfallprodukten des Zellstoffwechsels, Elektrolyten, Proteinen und weißen Blutkörperchen besteht. Es spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem, indem es mit Hilfe von Lymphknoten, Milz, Mandeln und Thymusdrüse Eindringlinge wie Viren und Bakterien bekämpft.
Die Lymphdrainage regt die Lymphbildung und den Lymphtransport an, wodurch Wasser aus dem Gewebe entfernt und über das Lymphgefäßsystem abtransportiert wird. Die rhythmischen Bewegungen des Therapeuten aktivieren die Lymphgefäße und fördern so den Abfluss der Lymphflüssigkeit.
Anwendungsbereiche der Lymphdrainage
Die MLD ist eine gute Möglichkeit, unerwünschte Flüssigkeit im Körper in Bewegung zu bringen. Sie wird häufig eingesetzt nach:
- Orthopädischen oder chirurgischen Eingriffen (z.B. Hüft- und Knietotalendoprothesen, Gelenkspiegelungen)
- Krebserkrankungen (insbesondere Brustkrebs)
- Unfällen
- Operationen der inneren Medizin
- Lipödemen
- Sportverletzungen
- Neurologischen Erkrankungen
Lymphdrainage bei Polyneuropathie: Die Erfahrungen
Barbara Chaloupek, die seit ihrer Kindheit mit CMT (Charcot-Marie-Tooth-Krankheit, einer Form der Polyneuropathie) lebt, betont die Bedeutung einer Kombination aus sensiblen und motorischen Reizen wie Lymphdrainage. Sie ermutigt Ärzte und Patienten, offen für verschiedene Therapieformen zu sein und diese auszuprobieren.
B. Chaloupek: "Eine Kombination aus sensiblen und motorischen Reizen wie etwa Lymphdrainage, Vibrationsplatten, barfuß auf verschiedenen Untergründen gehen - das Ansprechen auf diese Therapien ist sehr individuell."
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Die Lymphdrainage kann bei Polyneuropathie dazu beitragen, Schwellungen zu reduzieren, die Durchblutung zu verbessern und die Sensibilität zu fördern. Durch die sanfte Stimulation der Nerven können auch Schmerzen gelindert werden.
Wer darf Lymphdrainage durchführen?
Die manuelle Lymphdrainage darf nur von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten oder Masseuren durchgeführt werden. Eine ärztliche Verordnung ist erforderlich. Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Diagnose und der Größe des Behandlungsgebiets.
Ist die Lymphdrainage schmerzhaft?
Die MLD ist in der Regel eine sehr angenehme und sanfte Therapieform. Jeglicher Schmerz ist unerwünscht. Viele Patienten berichten direkt nach der Behandlung von einer spürbaren Verbesserung und einem Gefühl der Erleichterung.
Weitere Therapieansätze bei Polyneuropathie
Neben der Lymphdrainage gibt es eine Vielzahl weiterer Therapieansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:
Behandlung der Grunderkrankung
Eine optimale Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung ist entscheidend, um den Verlauf der Polyneuropathie günstig zu beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise die optimale Einstellung eines Diabetes mellitus, Alkoholkarenz und die Substitution von fehlenden Vitaminen.
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Medikamentöse Therapie
Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung der Symptome der Polyneuropathie eingesetzt werden können, insbesondere zur Schmerzlinderung. Dazu gehören Antidepressiva (z.B. Duloxetin), Antikonvulsiva (z.B. Pregabalin, Gabapentin) und Opioide. Die Auswahl des geeigneten Medikaments sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Physiotherapie und Ergotherapie
Regelmäßige und konsequente Physiotherapie und Ergotherapie sind essenziell, um Funktionsverluste zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern. Ziel ist es, die Gangsicherheit zu verbessern, die Koordination zu schulen, die Muskulatur zu kräftigen und die Sensibilität zu fördern.
Bewegungstherapie
Bewegung hat verschiedene positive Auswirkungen bei Polyneuropathie:
- Verringerung von Taubheit in Händen und Füßen
- Reduzierung von Gangunsicherheit und Sturzrisiko
- Verbesserung von Fitness und Wohlbefinden
- Verbesserung der Herzfunktion
Die medizinische Trainingstherapie (MTT) umfasst ein strukturiertes Programm spezifischer Übungen, um geschädigte Nerven zu stimulieren, die Balance zu verbessern und die Muskulatur zu kräftigen.
Hilfsmittel und Anpassungen im Alltag
Anpassungen im Alltag können die Sicherheit und Selbstständigkeit von Menschen mit Polyneuropathie erhöhen. Dazu gehören beispielsweise:
- Orthopädische Schuhe oder Einlagen
- Gehstöcke oder Rollatoren
- Handläufe an Treppen
- Rutschfeste Schuhe
- Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung
Alternative Therapien
Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit alternativen Therapien wie Hochtontherapie, Kohlensäurebädern, autogenem Training, Craniosacral-Therapie oder Heil-Eurythmie. Es ist wichtig, diese Optionen mit dem Arzt zu besprechen und kritisch zu prüfen.
Leben mit Polyneuropathie: Tipps und Perspektiven
Barbara Chaloupek betont, dass es trotz der Einschränkungen durch die Polyneuropathie möglich ist, ein erfülltes Leben zu führen. Sie gibt folgende Tipps:
- Offen und neugierig sein und Anregungen aus allen Richtungen suchen.
- Sich die Möglichkeit zum Ausprobieren verschiedener Therapien verschaffen.
- Sich mit anderen Betroffenen austauschen, beispielsweise in Selbsthilfegruppen.
- Den Grad der Behinderung feststellen lassen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.
- Den Alltag durch Achtsamkeit positiv beeinflussen.
- Körperwahrnehmung schulen und aktiv mit dem Körper arbeiten.
- Sich nicht von Einschränkungen im Kopf abhalten lassen, am Leben teilzunehmen.
Kontraindikationen der Lymphdrainage
Wie bei jeder Therapie gibt es auch bei der Lymphdrainage Kontraindikationen, bei denen die Behandlung nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen durchgeführt werden darf. Dazu gehören:
- Akute Infektionen (z.B. Erysipel)
- Herzinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Leberinsuffizienz
- Bösartige Tumore (in bestimmten Fällen)
- Thrombose
Vor Beginn einer Lymphdrainage-Behandlung sollte der Arzt abklären, ob Kontraindikationen vorliegen.
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