Einleitung
Die Lichttherapie, auch bekannt als Phototherapie, ist eine Behandlungsmethode, bei der natürliches oder künstliches Licht eingesetzt wird, um verschiedene Erkrankungen zu behandeln. In den letzten Jahren hat die Forschung das Potenzial der Lichttherapie bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen, insbesondere nach einem Schlaganfall, untersucht. Dieser Artikel fasst die aktuellen Leitlinien und Erkenntnisse zur Anwendung der Lichttherapie bei Schlaganfallpatienten zusammen.
Grundlagen der Lichttherapie
Die Low-Level-Lichttherapie (LLLT) nutzt biochemische Eigenschaften von Cytochrom-c-Oxidase und anderen Enzymen der mitochondrialen Atmungskette, die Lichtstrahlen im Bereich von 600 bis 1100 Nanometer absorbieren und dadurch in ihrer Aktivität angeregt werden.
Anwendungsgebiete der Lichttherapie
Die Dermatologische Tagesklinik bietet ein breites Behandlungsspektrum im Bereich der Lichttherapie an. Hier werden unter anderem folgende Erkrankungen teilstationär therapiert:
- Hand- und Fußekzeme
- Lichen ruber
- Morphea
- Mastozytose
- Prurigo (Juckreiz)
- Lymphome
- Chronische Wunden, die keine stationäre Therapie oder die nach stationärer Behandlung noch eine intensive pflegerische Weiterbetreuung erfordern
Daneben werden Patienten betreut, die kurzzeitige Infusionstherapien oder andere überwachungsbedürftige Therapien benötigen. Die Lichtabteilung besteht aus der Teil- bzw. Ganzkörperbestrahlung mit UVB-Licht (insbesondere 311 nm UVB), die verschiedenen Formen der PUVA-Therapie und der UVA1-Lichttherapie.
Lichttherapie bei neurologischen Erkrankungen
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat die Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ neu herausgegeben. Diese Leitlinie unterscheidet zwischen Insomnie bei:
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- Kopfschmerz
- Neurodegenerativen Bewegungsstörungen
- Multipler Sklerose
- Traumatischen Hirnschäden
- Epilepsien
- Neuromuskulären Erkrankungen
- Schlaganfall
- Demenz und Prionenerkrankungen
Lichttherapie bei Insomnie im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen
- Insomnie bei Kopfschmerzen: Hier wird neben der symptomorientierten medikamentösen Therapie nun der Einsatz der kombinierten kognitiven Verhaltenstherapie empfohlen, außerdem Lichttherapie, kognitive Verhaltenstherapie und Melatonin.
- Insomnie bei Multipler Sklerose: Zur Behandlung der Insomnie ist die „Kognitive Verhaltenstherapie bei Schlaflosigkeit“ (Cognitive behavioral therapy for insomnia, CBTi) zu empfehlen. Auch ein Therapieversuch mit Melatonin ist möglich.
Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen, exzessive Tagesschläfrigkeit, motorische Störungen im Schlaf und sogenannte Parasomnien treten bei vielen neurologischen Erkrankungen auf. Die Ursachen sind bei vielen dieser Insomnien nicht vollständig geklärt. Neurodegenerative, entzündliche, traumatische oder ischämische Prozesse in schlafregulierenden Zentren wie dem Hirnstamm und Hypothalamus seien an der Entstehung der sekundären Insomnien beteiligt.
Low-Level-Lichttherapie nach Schädel-Hirn-Trauma
US-Mediziner haben die Therapie mit einem Helm, der das Schädeldach mit Licht im Nahinfrarotbereich bestrahlt, in einer randomisierten Studie an Patienten mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma erprobt und dabei Veränderungen in der Magnetresonanztomografie beobachtet. In einem Fragebogen kam es zu einer gewissen Verbesserung der Symptome.
Weitere Anwendungen der Lichttherapie
Neben den oben genannten Anwendungsgebieten wird die Lichttherapie auch bei folgenden Erkrankungen eingesetzt:
- Psoriasis: Die Basistherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil der ergänzenden Behandlung einer Psoriasis. Dies gilt für die ergänzende Therapie der akuten Psoriasis-Herde und für die Nachbehandlung der abheilenden Haut gleichermaßen. Die Basistherapie kann dazu beitragen, eine intakte Hautbarriere wiederherzustellen. Die Basistherapie kann mit allen Therapieformen der Psoriasis kombiniert werden.
- Psoriasis der Kopfhaut: Patientinnen und Patienten berichten von guten Erfahrungen mit UV-Lichtkämmen. Vor deren Verwendung müssen allerdings die Schuppen beseitigt sein.
- Psoriasis der Nägel: Für die Behandlung der Psoriasis der Nägel sind Biologika besonders gut geeignet. Auch eine PUVA-Lichttherapie kann sinnvoll sein.
Depressive Störungen
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der ambulanten und stationären Versorgung. In einer S3-Leitlinie, die gleichzeitig als nationale Versorgungsleitlinie erarbeitet wurde, werden Diagnostik und Therapieverfahren dargestellt und bewertet. Vorrangiges Ziel von Leitlinien ist die Verbesserung der Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung hinsichtlich Mortalität, Morbidität und Lebensqualität.
Symptome depressiver Störungen
- Anhaltend traurige Grundstimmung: Betroffene quälen negative und traurige Gedanken. Sie sind schwermütig, trübsinnig, niedergeschlagen, verzweifelt, ohne positives Lebensgefühl und empfinden sich innerlich als leer.
- Antriebshemmung: Weder das Handeln noch das Denken erfolgen in gewohnten Bahnen. Schon das Aufstehen am Morgen fällt schwer, es wird als “Morgentief” bezeichnet.
- Denkhemmung und Grübeltendenzen: Die Gedanken kreisen ununterbrochen um unrealistische Sorgen und Nöte. Es wird ständig gegrübelt.
Therapie depressiver Störungen
Es stehen vier Behandlungsstrategien zur Verfügung, deren Einsatz von klinischen Faktoren wie beispielsweise der Krankheitsschwere und dem Krankheitsstadium abhängt. Für den Einsatz ebenfalls mitentscheidend ist die Patientenpräferenz. Die aktiv-abwartende Begleitung („watchful waiting“) ist primär Einsatzgebiet einer leichten depressiven Episode. In der Akut-, Erhaltungs- sowie Langzeit- bzw. Rezidivprophylaxe kann auf eine medikamentöse Behandlung, eine psychotherapeutische Behandlung oder eine Kombinationstherapie zurückgegriffen werden. Daneben kommen die Elektrokrampftherapie, Lichttherapie, Wachtherapie, Sport- und Bewegungstherapie bzw. Ergotherapie sowie künstlerische Verfahren zum Einsatz.
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Pharmakotherapie bei Depressionen
In der Behandlung von leichten Depressionen ist der Unterschied zwischen Antidepressiva und Plazebo in klinischen Studien gering („statistisch nicht nachweisbar“). Es dürften daher nur wenige Patienten mit einer leichten Depression von einer Behandlung mit Antidepressiva profitieren. Bei mittelschweren bis schweren Depressionen ist der Wirkunterschied zwischen Antidepressiva und Plazebo in klinischen Studien ausgeprägter. Patienten mit dieser Krankheitsschwere soll eine Behandlung mit Antidepressiva angeboten werden. Bei akuten schweren Depressionen soll eine Kombinationsbehandlung von medikamentöser Therapie und Psychotherapie angeboten werden.
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