MAO-B-Hemmer bei der Parkinson-Krankheit: Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem motorische Fähigkeiten beeinträchtigt. Ein zentrales Merkmal ist der Dopaminmangel im Gehirn. Medikamente, die diesen Mangel ausgleichen oder den Dopaminabbau verlangsamen, können die Symptome lindern. Zu diesen Medikamenten gehören die MAO-B-Hemmer.

Was sind MAO-B-Hemmer?

MAO-B-Hemmer sind Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn hemmen, indem sie das Enzym Monoaminoxidase B (MAO-B) blockieren. Dadurch steht mehr Dopamin im Gehirn zur Verfügung, was die Symptome der Parkinson-Krankheit verbessern kann.

Wirkmechanismus

Die Monoaminoxidasen (MAO) sind Enzyme, die Monoamine wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin abbauen. Es gibt zwei Haupttypen: MAO-A und MAO-B. MAO-B reguliert hauptsächlich den Abbau von Dopamin. Durch die Hemmung von MAO-B wird der Dopaminabbau verlangsamt, was die Dopaminkonzentration im Gehirn erhöht.

Verfügbare MAO-B-Hemmer

In Deutschland ist Selegilin (z. B. Antiparkin®, Movergan®) als MAO-B-Hemmer zugelassen. Rasagilin (Azilect®) ist ein weiterer Vertreter dieser Wirkstoffgruppe. Selegilin erlangte in den 1980er Jahren große Bedeutung, als Studien eine neuroprotektive Wirkung nahelegten. Allerdings wurde diese Euphorie durch eine Studie im Jahr 1995 getrübt, die eine erhöhte Sterblichkeit bei Patienten unter Selegilin- und Levodopa-Therapie zeigte. Rasagilin wird nicht zu Methamphetamin abgebaut und ist daher besser verträglich.

Nutzen von MAO-B-Hemmern im Frühstadium der Parkinson-Krankheit

Eine Metaanalyse randomisierter Studien hat gezeigt, dass MAO-B-Hemmer im Vergleich zu Placebo die Symptome im Frühstadium der Parkinson-Krankheit senken, die Gabe von Levodopa verzögern oder reduzieren und die Häufigkeit motorischer Fluktuationen verringern können, ohne die Sterblichkeit zu erhöhen.

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Symptomlinderung

Studien haben gezeigt, dass Patienten, die mit Selegilin behandelt wurden, nach drei Monaten eine Verbesserung des klinischen Behinderungsgrades aufwiesen. Dies wurde anhand der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) gemessen, wobei die Patienten bessere Gesamtpunktwerte, motorische Werte und Alltagsaktivitätenwerte zeigten.

Reduzierung des Levodopa-Bedarfs

Der Bedarf an Levodopa war bei Patienten, die mit MAO-B-Hemmern behandelt wurden, signifikant reduziert. In Studien, in denen Selegilin in Kombination mit Levodopa verabreicht wurde, war die notwendige Levodopa-Dosis geringer als in der Levodopa-Vergleichsgruppe.

Reduzierung motorischer Fluktuationen

Motorische Fluktuationen, also Schwankungen in der Beweglichkeit, waren unter der Therapie mit MAO-B-Hemmern reduziert. Dies könnte durch die verzögerte oder reduzierte Levodopa-Gabe oder durch die diskutierten neuroprotektiven Effekte der MAO-B-Hemmer bedingt sein.

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken

Obwohl MAO-B-Hemmer viele Vorteile bieten, sind auch mögliche Nebenwirkungen und Risiken zu berücksichtigen.

Häufigkeit von Nebenwirkungen

Nebenwirkungen traten bei Patienten, die MAO-B-Hemmer einnahmen, etwas häufiger auf. Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen waren ebenfalls häufiger. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Schwindel, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen.

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Sterblichkeit

In der Metaanalyse zeigte sich insgesamt keine erhöhte Sterblichkeit bei Patienten, die mit MAO-B-Hemmern behandelt wurden. Allerdings gab es widersprüchliche Ergebnisse aus einzelnen Studien. Eine Studie (UK-PDRG) zeigte eine erhöhte Sterblichkeit unter der Kombinationstherapie Selegilin plus Levodopa, während eine andere Studie (DATATOP) keine erhöhte Sterblichkeit unter Selegilin-Monotherapie feststellte.

Weitere Risiken

MAO-Hemmer sollten nicht zusammen mit anderen Antidepressiva, Analgetika wie Methadon, Tramadol und Pethidin, Dextromethorphan, Johanniskraut, Cyclobenzaprin und Mirtazapin angewendet werden. Solche Kombinationen können zu hohen Serotoninspiegeln führen (Gefahr Serotoninsyndrom), die zu Verwirrtheit, hohem Blutdruck, Zittern, Hyperaktivität, Koma und Tod führen können.

Kontraindikationen

Bei der Anwendung von MAO-Hemmern sind folgende Kontraindikationen zu beachten:

  • Suizidalität
  • Ängstliche agitierte Depression
  • Erhöhte Krampfbereitschaft
  • Leber- und Nierenschädigung
  • Verwirrtheitszustände und akutes Delir
  • Phäochromozytom
  • Karzinoid
  • Thyreotoxikose
  • Gefäßmissbildungen
  • Erhöhtes Blutungsrisiko
  • Jugendliche unter dem 18. Lebensjahr

Kontraindikationen ausschließlich für Tranylcypromin umfassen:

  • Schwere Herz-Kreislauferkrankungen
  • Intoxikation mit zentral-dämpfenden Substanzen
  • Alkoholintoxikation
  • Erkrankungen des Gehirns
  • Diabetes insipidus
  • Gleichzeitige Einnahme von Sympathomimetika

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

MAO-Hemmer können Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten haben. Dazu gehören:

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  • Andere Antidepressiva
  • Analgetika
  • Dextromethorphan
  • Johanniskraut
  • Cyclobenzaprin
  • Mirtazapin
  • Sympathomimetika
  • Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
  • OCT1 Substrate

Anwendung von MAO-B-Hemmern in der Parkinson-Therapie

Frühstadium der Erkrankung

Im Frühstadium der Parkinson-Krankheit können MAO-B-Hemmer als Monotherapie eingesetzt werden, um den Beginn einer Levodopa-Therapie hinauszuzögern. Sie können auch in Kombination mit Levodopa eingesetzt werden, um die Levodopa-Dosis zu reduzieren und Wirkungsschwankungen hinauszuzögern.

Fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung

In fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit können MAO-B-Hemmer in Kombination mit Levodopa und anderen Medikamenten eingesetzt werden, um motorische Fluktuationen zu reduzieren und die "On"-Zeiten zu verlängern.

Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von MAO-B-Hemmern variiert je nach Medikament und individuellem Bedarf. Rasagilin wird einmal täglich eingenommen, ohne dass eine Titration erforderlich ist. Selegilin ist in verschiedenen Dosierungen erhältlich und wird in der Regel zweimal täglich eingenommen. Die Einnahme sollte zu festen Zeiten erfolgen, um eine gleichmäßige Wirkung zu gewährleisten.

Wichtige Hinweise zur Einnahme

Bei der Einnahme von MAO-B-Hemmern sind einige wichtige Hinweise zu beachten:

  • Die Medikamente sollten nicht zusammen mit eiweißreichen Mahlzeiten eingenommen werden, da dies die Aufnahme von Levodopa stören kann.
  • Es ist wichtig, die Medikamente regelmäßig und pünktlich einzunehmen, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
  • Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte der Arzt informiert werden.
  • MAO-Hemmer sollten nicht abrupt abgesetzt werden, da dies zu Entzugserscheinungen führen kann.

Alternative und ergänzende Therapien

Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch alternative und ergänzende Therapien, die bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit hilfreich sein können.

Nicht-medikamentöse Therapien

  • Krankengymnastik: Kann helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Muskelsteifheit zu reduzieren.
  • Ergotherapie: Kann helfen, Alltagsaktivitäten zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Logopädie: Kann helfen, Sprach- und Schluckstörungen zu verbessern.

Tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation ist eine operative Behandlungsmethode, bei der Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Nervenaktivität zu modulieren. Diese Methode kann bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, um motorische Symptome zu lindern.

Ernährung und Lebensstil

Eine gesunde Ernährung und ein aktiver Lebensstil können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome der Parkinson-Krankheit zu lindern. Es wird empfohlen, eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten einzunehmen und regelmäßig Sport zu treiben.

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