Medikamentenspiegel zu niedrig bei Epilepsie: Ursachen, Behandlung und wichtige Aspekte

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine übermäßige Aktivität von Nervenzellen im Gehirn. Obwohl Epilepsie nicht heilbar ist, können Medikamente, sogenannte Antiepileptika, eine wirksame Methode zur Anfallskontrolle darstellen. Antiepileptika heilen zwar nicht die Ursachen der Epilepsie, können aber das Risiko für Anfälle erheblich senken. Es gibt über 20 verschiedene zugelassene Wirkstoffe zur Behandlung von Epilepsie, darunter Carbamazepin, Gabapentin, Lamotrigin, Levetiracetam, Pregabalin und Valproinsäure.

Wie Antiepileptika wirken

Antiepileptika wirken, indem sie die übermäßige Aktivität der Nervenzellen im Gehirn hemmen. Die Medikamente sind in verschiedenen Formen erhältlich, wie Tabletten, Kapseln, Säfte, Spritzen, Infusionen oder Zäpfchen. Die Wahl des geeigneten Medikaments hängt von der Form der Epilepsie, der Wirksamkeit, den möglichen Nebenwirkungen, den Lebensumständen und den persönlichen Bedürfnissen des Patienten ab.

Behandlungsbeginn und Medikamentenauswahl

Die Behandlung beginnt in der Regel mit einem einzelnen Wirkstoff in niedriger Dosierung. Wenn dies nicht ausreicht, wird die Dosis gesteigert. Wenn auch dies nicht hilft oder starke Nebenwirkungen auftreten, wird ein anderer Wirkstoff eingesetzt. Oft müssen mehrere Medikamente ausprobiert werden, um das wirksamste Medikament zu finden. Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern oder zumindest ihre Anzahl zu verringern.

Erfolg der medikamentösen Behandlung

Medikamente helfen vielen Menschen mit Epilepsie, Anfälle dauerhaft zu vermeiden. Etwa 50 % der Personen werden schon mit dem ersten Medikament anfallsfrei oder haben seltener Anfälle. Insgesamt treten bei etwa 70 % der Menschen mit Epilepsie keine Anfälle mehr auf, wenn sie Medikamente einnehmen. Dies bedeutet jedoch auch, dass Medikamente etwa 30 % der Menschen nicht ausreichend helfen und sie trotz mehrerer Behandlungsversuche weiterhin regelmäßig Anfälle haben.

Gründe für einen zu niedrigen Medikamentenspiegel

Ein zu niedriger Medikamentenspiegel kann verschiedene Ursachen haben, die im Folgenden näher erläutert werden:

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Non-Compliance

Eine der häufigsten Ursachen für einen zu niedrigen Medikamentenspiegel ist die unregelmäßige Einnahme der Medikamente. Vielen Menschen fällt es schwer, Medikamente über lange Zeit regelmäßig einzunehmen. Es gibt jedoch Strategien, die dabei helfen können, wie z. B. die Einnahme der Medikamente zu festen Zeiten, an bestimmten Orten oder bei täglichen Routinen. Auch die Erinnerungsfunktion des Handys kann hilfreich sein.

Resorption

Nach oraler Gabe werden Antiepileptika meist rasch mit maximalen Serumkonzentrationen innerhalb von 1 - 4 Stunden resorbiert; Carbamazepin (Tmax ca. 9 Stunden) bzw. Oxcarbazepin und Rufinamid (Tmax ca. 6 Stunden) sind wesentliche Ausnahmen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bestimmte Antiepileptika können die Wirksamkeit anderer Medikamente herabsetzen. Umgekehrt können andere Medikamente die Wirksamkeit bestimmter Antiepileptika beeinflussen. Daher ist es wichtig, alle Medikamente, die eingenommen werden, mit dem Arzt zu besprechen.

Veränderungen im Körper

Während der Schwangerschaft oder bei älteren Menschen können sich die Bedingungen im Körper verändern, was zu einem niedrigeren Medikamentenspiegel führen kann. Bei Schwangeren beispielsweise kann der Medikamentenspiegel von Lamotrigin, Levetiracetam und Oxcarbazepin abfallen.

Gewichtszunahme

Eine Gewichtszunahme kann dazu führen, dass die Dosis des Medikaments angepasst werden muss, um den gewünschten Spiegel im Blut zu erreichen.

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Mögliche Folgen eines zu niedrigen Medikamentenspiegels

Ein zu niedriger Medikamentenspiegel kann zu folgenden Problemen führen:

  • Erhöhtes Anfallsrisiko
  • Verlust der Anfallskontrolle
  • Status epilepticus (einNotfall, der schnell medikamentös behandelt werden muss)

Was tun bei einem zu niedrigen Medikamentenspiegel?

Wenn ein zu niedriger Medikamentenspiegel festgestellt wird, sollte man sich umgehend an seinen Arzt wenden. Dieser kann die Ursache des Problems feststellen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Medikamentenspiegel wieder in den therapeutischen Bereich zu bringen.

Mögliche Maßnahmen sind:

  • Überprüfung der Medikamenteneinnahme und ggf. Anpassung der Einnahmezeiten
  • Anpassung der Dosierung des Medikaments
  • Überprüfung auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
  • Wechsel auf ein anderes Medikament
  • Zusätzliche Maßnahmen zur Anfallskontrolle, wie z. B. eine Umstellung der Ernährung (ketogene Ernährungstherapie) oder eine Psychotherapie

Medikamentenspiegelmessung

Eine Blutspiegelmessung kann erforderlich sein, um die Compliance zu prüfen: Nimmt der Patient das Medikament überhaupt ein? Doch auch wenn die Compliance gesichert und die Arzneimittelvielfalt ausgeschöpft ist, gelingt es bei 15 bis 30 Prozent der Patienten nicht, die Anfälle ausreichend zu kontrollieren.

Strategien zur Verbesserung der Medikamenteneinnahme

Um die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu erleichtern, können folgende Strategien hilfreich sein:

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  • Einnahme der Medikamente zu festen Zeiten, an bestimmten Orten oder bei täglichen Routinen
  • Nutzung der Erinnerungsfunktion des Handys
  • Führen eines Anfallskalenders, in dem die Medikamenteneinnahme, Anfälle und deren Erscheinungsform dokumentiert werden
  • Gespräche mit dem Arzt oder Apotheker über mögliche Schwierigkeiten bei der Einnahme der Medikamente

Besonderheiten bei Frauen mit Epilepsie

Frauen mit Epilepsie müssen bei der Schwangerschaft ein paar Dinge berücksichtigen. Antiepileptische Medikamente können Fehlbildungen verursachen - das trifft jedoch nicht auf alle zu. Da muss man sich gut beraten lassen, welche Medikamente während einer Schwangerschaft ideal sind. Wichtig ist dabei, die bestehenden Medikamente nicht abzusetzen, sobald man von einer Schwangerschaft erfährt.

Planung einer Schwangerschaft

Aufklärung der Patientin Risikoprofil der Medikamente Spiegelveränderung im RAhmen der Schwangerschaft Prophylaxe mit Folsäure 5mg/die (mind. 3 Monate vor geplanter Schwangerschaft beginnen!) Gabe der Antikonvulsiva in mehreren Tagesdosen (3x) (Spiegelspitzen vermeiden) Möglichst Monotherapie Niedrige Dosen wählen, soweit möglich Spiegelbestimmung Spiegel vor Schwangerschaft als Referenz Nach Eintritt der Schwangerschaft nach Woche 1, danach monatlich Spiegelbestimmungen zur selben Uhrzeit

Alternativen zur medikamentösen Behandlung

Wenn Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten:

  • Operation: Wenn sich bei fokalen Epilepsien feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns Anfälle auslöst, kann dieser Teil unter Umständen entfernt werden.
  • Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher an der Brust unter die Haut implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden. Der Nerv leitet die Impulse ins Gehirn und soll so die Überaktivität hemmen.
  • Ketogene Ernährungstherapie: Eine spezielle Diät, die reich an Fett und arm an Kohlenhydraten ist, kann bei manchen Menschen mit Epilepsie die Anfallshäufigkeit reduzieren.

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