Metallischer Geschmack im Mund: Ursachen und neurologische Zusammenhänge

Ein metallischer Geschmack im Mund kann irritierend und beunruhigend sein. Er wird oft als Dysgeusie oder Parageusie bezeichnet, medizinische Begriffe für Geschmacksstörungen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen dieses Phänomens, wobei ein besonderer Fokus auf neurologischen Aspekten liegt.

Was ist ein metallischer Geschmack im Mund?

Ein metallischer Geschmack im Mund ist eine Form der Geschmacksstörung, bei der Betroffene einen anhaltenden metallischen oder verfälschten Geschmack wahrnehmen, selbst wenn sie nichts gegessen oder getrunken haben. Die medizinische Bezeichnung für diese Störung ist Parageusie oder Dysgeusie.

Häufige Ursachen für metallischen Geschmack im Mund

Die Ursachen für einen metallischen Geschmack im Mund sind vielfältig und reichen von harmlosen Faktoren bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

1. Medikamente

Viele Medikamente können als Nebenwirkung einen metallischen Geschmack im Mund verursachen. Dazu gehören:

  • Antibiotika: Metronidazol, Ampicillin, Tetracycline und Makrolide
  • Antidepressiva: Lithiumhaltige Antidepressiva
  • Blutdrucksenker: ACE-Hemmer, Diltiazem
  • Gichtmedikamente: Allopurinol
  • Cholesterinsenker: Statine
  • Zytostatika: Vincristin
  • Diuretika: Amilorid, Hydrochlorothiazid oder Spironolacton
  • Antikonvulsiva: Carbamazepin und Phenytoin

Einige Medikamente können auch den Speichelfluss verringern, was den metallischen Geschmack verstärken kann. In vielen Fällen verschwindet der metallische Geschmack nach dem Absetzen des Medikaments. Es ist jedoch wichtig, dies immer mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.

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2. Vitaminmangel

Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann zu einem metallischen Geschmack im Mund führen. Ein schwerer Vitamin-B12-Mangel kann das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und die Geschmackswahrnehmung verändern. Auch ein Mangel an Zink oder Eisen kann eine Rolle spielen.

3. Schlechte Mundhygiene und Zahnprobleme

Mangelnde Mundhygiene kann zu Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis oder Parodontitis führen. Entzündungen und Blutungen im Mundraum können einen metallischen Geschmack verursachen. Auch Karies, schlecht sitzende Zahnfüllungen (insbesondere Amalgam) und Zahnprothesen können eine Rolle spielen. Eine akute nekrotisierende ulzerative Gingivitis (ANUG), auch als "Grabenmund" bekannt, kann ebenfalls einen metallischen Geschmack verursachen.

4. Infektionen

Infektionen der oberen Atemwege, wie z.B. Erkältungen, Sinusitis oder Halsentzündungen, können den Geschmackssinn vorübergehend stören. Auch Pilzinfektionen im Mund (orale Candidose) können einen metallischen Geschmack verursachen. In seltenen Fällen können auch Virusinfektionen wie Hepatitis oder Enzephalitis die Ursache sein. Auch COVID-19 führt ebenfalls häufig zu anhaltenden Geschmacksveränderungen, darunter einem bitteren Geschmack oder einem Metallgeschmack.

5. Schwangerschaft

Viele Frauen verspüren während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester, einen metallischen Geschmack im Mund. Dies wird auf hormonelle Veränderungen, insbesondere den Anstieg des Östrogenspiegels, zurückgeführt.

6. Umwelt- und Alltagsfaktoren

Der Kontakt mit Schwermetallen wie Quecksilber oder Blei, z.B. durch berufliche Exposition oder alte Wasserleitungen, kann einen metallischen Geschmack verursachen. Auch die Verwendung von metallischem Besteck oder Kochgeschirr kann in seltenen Fällen den Geschmackssinn beeinflussen.

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7. Gesundheitliche Erkrankungen

Verschiedene Erkrankungen können einen metallischen Geschmack im Mund verursachen:

  • Diabetes: Ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel kann die Speichelzusammensetzung verändern und zu Mundtrockenheit führen.
  • Nierenerkrankungen: Nierenfunktionsstörungen können den Stoffwechsel beeinträchtigen und den Geschmackssinn beeinflussen.
  • Lebererkrankungen: Lebererkrankungen können die Signalverarbeitung im Gehirn verändern und den Geschmackssinn beeinträchtigen.
  • Autoimmunerkrankungen: Das Sjögren-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung, die die Schleimhautdrüsen im Körper betrifft, kann zu Mundtrockenheit und einem metallischen Geschmack führen.
  • Refluxkrankheit (GERD): Aufsteigende Magensäure kann den Geschmackssinn beeinträchtigen.

8. Neurologische Ursachen

Neurologische Störungen können ebenfalls einen metallischen Geschmack im Mund verursachen. Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose oder ein Schlaganfall können die Signalverarbeitung im Gehirn beeinträchtigen und den Geschmackssinn verändern. Eine Verletzung des Kopfes oder die Bellsche Lähmung können ebenfalls das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und zu einem metallischen Geschmack im Mund führen. Auch Hirntumoren können eine Dysgeusie verursachen.

9. Burning-Mouth-Syndrom (BMS)

Das Burning-Mouth-Syndrom ist eine chronische Schmerzerkrankung, die durch ein brennendes Gefühl im Mund gekennzeichnet ist. Oftmals geht das BMS mit einem anhaltend bitteren oder metallenen Geschmack im Mund einher. Die Ursache des BMS ist oft unklar, aber es wird vermutet, dass neurologische Faktoren eine Rolle spielen.

Neurologische Aspekte des metallischen Geschmacks

Die Geschmackswahrnehmung ist ein komplexer Prozess, der die Beteiligung verschiedener Nerven und Gehirnareale erfordert. Die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge senden Signale über die Hirnnerven VII (Nervus facialis), IX (Nervus glossopharyngeus) und X (Nervus vagus) an das Gehirn. Diese Nerven leiten die Geschmacksinformationen an den Nucleus tractus solitarii im Hirnstamm weiter. Von dort aus werden die Signale an den Thalamus und schließlich an den gustatorischen Kortex in der Insula und im Frontalhirn weitergeleitet, wo die eigentliche Geschmackswahrnehmung stattfindet.

Schädigungen oder Störungen in einem dieser Bereiche können zu Geschmacksstörungen führen, einschließlich eines metallischen Geschmacks im Mund. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfall können die Signalübertragung in den Nervenbahnen beeinträchtigen und so die Geschmackswahrnehmung verändern. Auch eine Schädigung des Nervus facialis, z.B. durch eine Operation oder eine Entzündung, kann zu Geschmacksstörungen führen.

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Diagnose und Behandlung

Die Diagnose eines metallischen Geschmacks im Mund erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Arzt wird nach der Dauer der Geschmacksstörung, Begleitsymptomen, Medikamenteneinnahme und Vorerkrankungen fragen. Eine Untersuchung des Mund- und Rachenraums kann Hinweise auf Zahnprobleme, Entzündungen oder Infektionen liefern.

In einigen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um die Ursache des metallischen Geschmacks zu ermitteln:

  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss von Vitaminmangel, Stoffwechselstörungen oder Schwermetallbelastung.
  • Geschmackstests: Zur Beurteilung der Geschmackswahrnehmung.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf neurologische Ursachen.
  • Bildgebende Verfahren: In seltenen Fällen können MRT oder CT des Gehirns erforderlich sein, um neurologische Erkrankungen auszuschließen.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des metallischen Geschmacks. In vielen Fällen können einfache Maßnahmen wie eine verbesserte Mundhygiene, eine Ernährungsumstellung oder das Absetzen bestimmter Medikamente die Beschwerden lindern. Bei Vitaminmangel kann eine gezielte Nahrungsergänzung helfen. Bei Infektionen oder Entzündungen ist eine entsprechende medikamentöse Behandlung erforderlich. Bei neurologischen Erkrankungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.

Was kann man selbst tun?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um einen metallischen Geschmack im Mund zu lindern:

  • Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta, Verwendung von Zahnseide und Zungenreinigung.
  • Viel trinken: Ausreichend Wasser trinken, um die Mundschleimhaut feucht zu halten und die Speichelproduktion anzuregen.
  • Zuckerfreier Kaugummi: Kaugummikauen regt die Speichelproduktion an und kann den Geschmack neutralisieren.
  • Zitrusfrüchte: Zitronen, Orangen oder andere Zitrusfrüchte können den metallischen Geschmack überdecken.
  • Metallische Gegenstände vermeiden: Verwenden Sie Besteck und Trinkgefäße aus Kunststoff, Glas oder Keramik.
  • Ernährung anpassen: Vermeiden Sie stark gewürzte, saure oder fettige Speisen.
  • Rauchen aufgeben: Rauchen kann den Geschmackssinn beeinträchtigen und den metallischen Geschmack verstärken.
  • Mundspülungen: Verwenden Sie antibakterielle Mundspülungen, um die Bakterienzahl im Mund zu reduzieren.
  • Hausmittel: Spülungen mit Salzwasser oder Natronlösung können helfen, den pH-Wert im Mund auszugleichen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein metallischer Geschmack im Mund ist in vielen Fällen vorübergehend und harmlos. Wenn der Geschmack jedoch länger als zwei Wochen anhält, sich verstärkt oder in Verbindung mit anderen Symptomen wie Schmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit oder neurologischen Auffälligkeiten auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei Verdacht auf eine Medikamentennebenwirkung oder eine Grunderkrankung ist eine ärztliche Abklärung ratsam.

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