Die Neurologie hat in den letzten Jahren enorme wissenschaftliche Fortschritte erlebt, die sich auf Krankheitsentstehung, Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation auswirken. Eine qualitativ hochwertige Versorgung setzt qualifiziertes Personal voraus. Die Aus- und Fortbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) orientiert sich an den Bedürfnissen der medizinischen Versorgung, die durch medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt und demografischen Wandel geprägt sind.
Die steigende Zahl älterer und chronisch kranker Patienten und deren intensive Betreuung gewinnen zunehmend an Bedeutung. Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und medizinisches Fachwissen sind Grundvoraussetzungen für die Arbeit als MFA in einer neurologischen Praxis.
Allgemeine Aufgaben einer MFA
Die Aufgaben einer MFA sind vielfältig und können je nach Fachrichtung und Arbeitsumfeld variieren. MFA finden sich in zahlreichen medizinischen Disziplinen, z. B. Allgemeinmedizin, Pädiatrie oder Dermatologie. In spezifischen Bereichen gibt es jedoch alternative Bezeichnungen: So spricht man im Zahnarztbereich beispielsweise von ZFA (Zahnmedizinischen Fachangestellten).
MFAs übernehmen sowohl organisatorische als auch medizinisch-technische Aufgaben. Dazu gehören:
- Patientenempfang und -führung
- Sprechstundenorganisation
- Ausstellung von Rezepten, Verordnungen und Überweisungen nach Anweisung des Arztes
- Terminvergabe (telefonisch oder persönlich)
- Bestellung von Büro-, Praxis- und Sprechstundenbedarf
- Beachtung der Hygienevorschriften
- Assistenz bei Behandlungen und Untersuchungen
- Bereitstellung von Instrumenten, Geräten und Apparaturen für Behandlungen
- Blutabnahme
- Durchführung von Injektionen und Anlegen von Verbänden
- EKG-Schreibung und Lungenfunktionstests
- Assistenz in Notfallsituationen
- Vorbereitung und Durchführung der Kassenabrechnung nach EBM und Privatabrechnung nach GOÄ
- Erstellung und Anforderung von Befunden, Anträgen und Krankheitsberichten
- Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben
- Erledigung des Schriftverkehrs
- Organisation des Praxisablaufs (Terminvergabe, Ausstellung von Formularen, Patientenempfang, Patientenakte anlegen und Versicherungskarte einlesen)
- EEG schreiben und in der Patientenakte dokumentieren
- Erbachte Leistungen nach EBM oder GOÄ im PC abrechnen
Spezifische Aufgaben einer MFA in der Neurologie
In der Neurologie sind MFAs essentiell für die Vorbereitung und Unterstützung bei diagnostischen Untersuchungen. Ihr technisches Verständnis und ihre Fähigkeit, Patienten zu begleiten, spielen eine zentrale Rolle:
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- Assistenz bei neurologischen Tests wie EEG (Elektroenzephalografie) und EMG (Elektromyografie). Beispielsweise das Ankleben der Elektroden beim EEG oder die Durchführung von Hörtest bei Schwindelpatienten gehören diesem Spektrum an.
- Vorbereitung der medizinischen Geräte und Sicherstellung ihrer einwandfreien Funktion.
- Aufklärung und Betreuung der Patienten während der Untersuchungen.
- Dokumentation der Testergebnisse und Weiterleitung an den behandelnden Arzt.
- Unterstützung bei der Analyse und Diagnostik neurologischer Erkrankungen.
- Organisation und Nachbereitung von Untersuchungsterminen.
- Kommunikation mit anderen Kliniken, dem Hausarzt und den Radiologen, die zur Diagnostik und Langzeittherapie meist unerlässlich ist.
Schwere Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Epilepsie und Gedächtnisstörungen werden mit technischen Hilfsmitteln wie Elektroenzephalografie (EEG), Sonographie, Computer- (CT), Kernspintomographie (MRT), Elektromyographie (EMG) zur Messung der elektrischen Muskelaktivität und Elektroneurographie (ENG) zur Bestimmung des Funktionszustands der peripheren Nerven diagnostiziert, überwacht und erforscht.
Sensibilität ist besonders gefordert, wenn es um den Umgang mit Krebspatienten mit Gehirntumoren und chronisch Depressiven geht. Meist werden diese Fähigkeiten in der Fortbildung Neurologie erlernt und im Praxisalltag etabliert.
Medizinisch-technische Assistenten (MTA) in der Neurologie
Medizinisch-technische Assistentinnen gibt es in verschiedenen Spezialisierungen, z.B. in der Funktionsdiagnostik, Radiologie und Laboratoriumsmedizin. Sie führen auf Anweisung des Arztes selbstständig Untersuchungen mit Hilfe von medizinischen Geräten durch. In einer neurologischen Praxis arbeitet eine medizinisch-technische Assistentin für Funktionsdiagnostik. Gemessen wird mit Hilfe von medizinischen Geräten der Zustand und die Funktionstüchtigkeit des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems, der Sinnesorgane, der Muskulatur, des Herzens, der Blutgefäße und der Lunge. Dabei testet die MTA z.B. Hörfähigkeit, Gleichgewichtssinn, Herz- und Hirnströme und Lungenfunktion.
Voraussetzungen und Ausbildung zur MFA
Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten ist vielseitig und anspruchsvoll. Eine fundierte Ausbildung ist daher unerlässlich.
Schulische Voraussetzungen
Die meisten Ausbildungsbetriebe bevorzugen Bewerber mit einem mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss). Doch auch ein guter Hauptschulabschluss bietet Chancen.
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Persönliche Eigenschaften
- Freundlichkeit und Empathie im Umgang mit Patienten.
- Organisationsfähigkeit und Stressresistenz in hektischen Situationen.
- Interesse an medizinischen und administrativen Aufgaben.
Ausbildungsstruktur
Die Ausbildung zur MFA dauert in der Regel 3 Jahre und erfolgt dual. Das bedeutet, sie wird in der Arztpraxis und in der Berufsschule durchgeführt.
- Praxis: Hier lernen Auszubildende den Umgang mit Patienten, organisatorische Tätigkeiten und medizinische Grundlagen.
- Schule: Vermittlung von theoretischem Wissen, z. B. in Anatomie, Hygiene und Abrechnungssystemen.
Prüfungen und Abschluss
Die Ausbildung schließt mit einer schriftlichen, praktischen und mündlichen Prüfung ab. Nach erfolgreichem Bestehen wird der staatlich anerkannte Berufsabschluss verliehen.
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Neurologie
Fortbildung Neurologie gibt es im Blockunterricht oder in Form von Wochenendseminaren und werden unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie angeboten. Die Kosten dafür werden in der Regel von den Krankenhäusern oder Praxen getragen. Neu erlerntes trägt im Berufsbild zu einer effizienteren Arbeitsweise und einer besseren Patientenversorgung bei und ist deshalb von der Steuer abziehbar.
Nach der Ausbildung stehen MFAs verschiedene Wege zur Spezialisierung offen. Weiterbildungen in Fachrichtungen wie Radiologie, Onkologie oder Dialyse ermöglichen die Übernahme anspruchsvollerer Aufgaben. Zusätzliche Qualifikationen in Bereichen wie Praxismanagement, Abrechnung oder Hygiene eröffnen weitere Karrieremöglichkeiten. Besonders beliebt sind Fortbildungen zur Fachwirtin im Gesundheitswesen oder zur Praxismanagerin.
Gehalt einer MFA
Das Gehalt einer Medizinischen Fachangestellten variiert je nach Region, Berufserfahrung und Arbeitsumfeld.
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Ausbildungsvergütung
- 1. Ausbildungsjahr: etwa 900 bis 1.050 Euro brutto monatlich.
- 2. Ausbildungsjahr: etwa 950 bis 1.100 Euro brutto monatlich.
- 3. Ausbildungsjahr: etwa 1.050 bis 1.200 Euro brutto monatlich.
Einstiegsgehalt
Nach der Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt einer MFA in der Regel zwischen 2.100 und 2.400 Euro brutto pro Monat.
Berufserfahrung und Spezialisierung
Mit wachsender Erfahrung und Weiterbildungen, etwa in der Abrechnung oder speziellen Fachbereichen wie Radiologie oder Neurologie, kann das Gehalt auf 2.600 bis 3.200 Euro brutto steigen.
Regionale Unterschiede
In Süddeutschland (z. B. Bayern, Baden-Württemberg) sind die Löhne in der Regel höher als in ostdeutschen Bundesländern.
Berufsaussichten und Karriere
Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten bietet ausgezeichnete Perspektiven für die Zukunft. Aufgrund des demografischen Wandels und der stetig steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen sind qualifizierte MFAs gefragter denn je. Vor allem in ländlichen Regionen und spezialisierten Fachbereichen eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten.
Mit wachsender Erfahrung und gezielten Weiterbildungen können MFAs verantwortungsvolle Leitungsfunktionen übernehmen. In Arztpraxen liegt der Fokus auf der Organisation des Praxisbetriebs, während in Krankenhäusern die Mitarbeit in spezialisierten Abteilungen oder das Management medizinischer Prozesse möglich ist. Große Kliniken bieten darüber hinaus die Chance, in interdisziplinären Teams zu arbeiten.
Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet neue berufliche Chancen. Kenntnisse in digitaler Praxisführung, Telemedizin und Datenmanagement sind zunehmend gefragt. MFAs, die sich in diesen Bereichen weiterbilden, sichern sich einen entscheidenden Vorteil auf dem Arbeitsmarkt und werden zu unverzichtbaren Schnittstellen zwischen Medizin und moderner Technologie.
Die stetig steigende Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Gesundheitswesen sorgt für langfristige Arbeitsplatzsicherheit. Gleichzeitig bleibt der Beruf abwechslungsreich und bietet durch neue Technologien und medizinische Fortschritte kontinuierliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Was zeichnet eine gute MFA aus?
Eine gute Medizinische Fachangestellte überzeugt durch eine Kombination aus fachlicher Kompetenz, sozialem Geschick und organisatorischem Talent.
- Fachliche Kompetenz: Fundierte Kenntnisse in Medizin, Hygiene, Abrechnung und dem Umgang mit technischen Geräten wie EKGs oder Röntgensystemen.
- Einfühlungsvermögen: Geduld und Verständnis im Umgang mit Patienten, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen - besonders bei Kindern, älteren Menschen oder ängstlichen Patienten.
- Organisationsgeschick: Effizientes Terminmanagement, strukturierte Abläufe und die Fähigkeit, auch in hektischen Situationen den Überblick zu behalten.
- Kommunikationsstärke: Klare und freundliche Kommunikation mit Patienten, Ärzten und Kollegen, kombiniert mit der Fähigkeit, medizinische Informationen verständlich zu vermitteln.
- Engagement und Flexibilität: Ruhiges und lösungsorientiertes Arbeiten bei spontanen Notfällen oder Änderungen im Praxisablauf.
- Teamfähigkeit: Enge Zusammenarbeit mit dem gesamten medizinischen Team, um gemeinsam die beste Patientenversorgung zu gewährleisten.
MFA durch digitale Tools entlasten
Der Alltag von MFAs ist stets durch hohe Anforderungen geprägt, doch digitale Tools können sie gezielt entlasten und die Effizienz der Praxisabläufe steigern. Technologien wie:
- die elektronische Patientenakte
- digitale Dokumentenverwaltung und
- Terminplanungssysteme
helfen, Verwaltungsaufgaben zu reduzieren und mehr Zeit für die Patientenbetreuung zu schaffen.
Ein Beispiel: Mit Nelly können Patienten ihre Anamnese bereits zu Hause online ausfüllen, was den Aufwand für das Praxispersonal deutlich verringert und gleichzeitig die Wartezeiten in der Praxis verkürzt. Auch der digitale Rechnungsversand lässt sich einfach in den Arbeitsablauf integrieren. So können Patienten ihre Rechnungen direkt online einsehen und bezahlen, während die Praxis umgehend über Zahlungseingänge informiert wird.
Zusätzlich bietet Nelly weitere Funktionen, wie die automatisierte Dokumentenverwaltung und Erinnerungen per SMS an Patienten - beispielsweise für die Unterzeichnung von Dokumenten oder Bewertungserinnerungen. Dies erleichtert nicht nur die Arbeit der MFAs, sondern sorgt auch für einen reibungslosen und modernen Praxisalltag.
Fazit
Die Rolle der Medizinischen Fachangestellten in der Neurologie ist von großer Bedeutung. Durch ihre vielfältigen Aufgaben tragen sie maßgeblich zur Patientenversorgung und zum reibungslosen Ablauf in der Praxis bei. Mit der richtigen Ausbildung, kontinuierlicher Weiterbildung und dem Einsatz moderner Technologien können MFAs ihre Kompetenzen erweitern und ihre beruflichen Perspektiven verbessern.
Häufige Fragen
Sind MFA und Krankenschwester das gleiche?
Nein, MFA und Krankenschwester sind unterschiedliche Berufe. Eine MFA arbeitet überwiegend in Arztpraxen und übernimmt organisatorische und medizinische Assistenzaufgaben, während Krankenschwestern in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen tätig sind und sich auf die pflegerische Versorgung konzentrieren.
Was ist der Unterschied zwischen MFA und Arzthelferin?
Es gibt keinen Unterschied zwischen MFA und Arzthelferin. Arzthelferin ist die ältere Bezeichnung, die mittlerweile durch den moderneren Begriff Medizinische Fachangestellte MFA ersetzt wurde.
Wie schwer ist der Beruf der MFA?
Der Beruf der MFA ist anspruchsvoll, da er sowohl medizinisches Wissen als auch Organisationstalent und Einfühlungsvermögen erfordert. Der Alltag kann stressig sein, insbesondere in hektischen Praxen, aber er bietet auch viel Abwechslung und Sinnhaftigkeit.
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