Midazolam Nasenspray zur Behandlung von Epilepsie: Eine Übersicht

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine plötzliche, unkontrollierte Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Diese Entladungen können verschiedene Symptome verursachen, von kurzen Zuckungen bis hin zu schweren Krämpfen mit Bewusstseinsverlust. In bestimmten Situationen, insbesondere bei einem Status epilepticus, bei dem ein Anfall länger als fünf Minuten dauert oder sich Anfälle wiederholen, ohne dass der Patient zwischen den Anfällen das Bewusstsein wiedererlangt, ist eine schnelle Intervention erforderlich, um bleibende Schäden oder den Tod zu verhindern.

Die Notfallbehandlung von epileptischen Anfällen zielt darauf ab, den Anfall so schnell wie möglich zu stoppen und weitere Anfälle zu verhindern. Benzodiazepine, wie Diazepam und Midazolam, sind Medikamente der ersten Wahl zur Akuttherapie von epileptischen Anfällen. Midazolam ist ein kurzwirksames Benzodiazepin mit dämpfenden, einschläfernden, angstlösenden, entspannenden und entkrampfenden Wirkungen. Es wirkt, indem es an GABA-Rezeptoren im Gehirn bindet und die Wirkung des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) verstärkt, was zu einer vermehrten Hemmung der Nervenzellen führt.

Intranasale Verabreichung von Midazolam: Eine vielversprechende Alternative

Traditionell wurden Benzodiazepine wie Diazepam rektal verabreicht, insbesondere im häuslichen Umfeld. Midazolam wurde in der Vergangenheit oft buccal, also zwischen Wange und Unterkiefer, appliziert. In den letzten Jahren hat sich jedoch die intranasale Verabreichung von Midazolam als eine vielversprechende Alternative zur Behandlung von epileptischen Anfällen etabliert, insbesondere bei Kindern.

Die intranasale Verabreichung bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Verabreichungswegen:

  • Schneller Wirkungseintritt: Studien haben gezeigt, dass Midazolam bei intranasaler Verabreichung schnell über die Nasenschleimhaut aufgenommen wird und innerhalb weniger Minuten seine Wirkung entfaltet. Dies ist besonders wichtig bei der Notfallbehandlung von Anfällen, da jede Sekunde zählt, um das Risiko von Hirnschäden zu minimieren.
  • Einfache Anwendung: Die intranasale Verabreichung ist einfach und unkompliziert, was sie auch für Laien, wie Eltern, Lehrer oder Betreuer, leicht anwendbar macht. Dies ist besonders wichtig im häuslichen Umfeld oder in Situationen, in denen kein medizinisches Fachpersonal zur Verfügung steht.
  • Nicht-invasiv: Im Gegensatz zur intravenösen oder intramuskulären Injektion ist die intranasale Verabreichung nicht-invasiv und vermeidet das Risiko von Schmerzen, Infektionen oder anderen Komplikationen.

Studienlage zur Wirksamkeit von intranasalem Midazolam

Mehrere Studien haben die Wirksamkeit und Sicherheit von intranasalem Midazolam bei der Behandlung von epileptischen Anfällen untersucht.

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  • Studien bei Kindern: Eine Studie in einer pädiatrischen Notaufnahme verglich die intranasale Verabreichung von Midazolam (0,2 mg/kg Körpergewicht) mit der intravenösen Verabreichung von Diazepam (0,3 mg/kg KG) bei Kindern mit epileptischen Anfällen, die seit mindestens zehn Minuten andauerten. In beiden Gruppen gelang es, zwei Drittel der Anfälle zu unterbrechen, wobei die intranasale Verabreichung von Midazolam jedoch deutlich schneller wirkte. Die Zeit bis zum Therapiebeginn betrug im Median nur 3,4 Minuten mit intranasalem Midazolam im Vergleich zu 14,1 Minuten mit intravenösem Diazepam. Auch die Zeit bis zum Ende des Anfalls war mit intranasalem Midazolam signifikant kürzer (6,7 Minuten vs. 17,2 Minuten).
  • Studien bei Erwachsenen: Wissenschaftler des Epilepsiezentrums Frankfurt und der Uniklinik Marburg berichteten von einer erfolgreichen Studie mit intranasalem Midazolam in Form einer speziellen Nasenspray-Rezeptur bei erwachsenen Epilepsie-Patienten. Bei Gabe von 5 mg Midazolam waren die hier behandelten Patienten im Anschluss an die Verabreichung im Schnitt sechs Stunden anfallsfrei. Je nach Anfallsart hielt der Effekt aber auch zwölf oder 24 Stunden an.

Diese Studien deuten darauf hin, dass die intranasale Verabreichung von Midazolam eine wirksame und sichere Alternative zur Behandlung von epileptischen Anfällen bei Kindern und Erwachsenen darstellt.

Anwendung von Midazolam Nasenspray

Die Anwendung von Midazolam Nasenspray ist relativ einfach, erfordert jedoch eine sorgfältige Einweisung und Übung, um eine korrekte Anwendung sicherzustellen.

  • Verfügbarkeit: In Deutschland ist Midazolam intranasal bisher nur im Rahmen eines individuellen Heilversuches verordnungsfähig. Das Medikament ist in Ampullen zur intravenösen Injektion verfügbar. Für die intranasale Anwendung muss daher zusätzlich ein Nasenzerstäuber und eine Spritze verordnet werden, in die die zuvor vom Arzt verordnete Midazolam-Dosis aufgezogen wird.
  • Sonderzubereitung: Da die Anwendung von Midazolam aus intravenösen Ampullen zur Reizung der Nasenschleimhaut führen kann, ist eine Sonderzubereitung als besser verträgliches Nasenspray durch den Apotheker zu erwägen. Informationen zur Rezeptur sind im Neuen Rezeptur-Formularium der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (NRF von Januar 2010) veröffentlicht.
  • Anwendungshinweise: Bei nasaler Gabe muss konzentriertes Midazolam (15 mg / 3 ml) verwendet werden, da pro Nasenloch nur 1 ml Flüssigkeit aufgenommen werden kann. Die Dosierung von Midazolam intranasal beträgt in der Regel 0,2 mg/kg Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Bei Erwachsenen wird in der Regel eine Dosis von 5 mg verabreicht.

Mögliche Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente kann auch Midazolam Nebenwirkungen verursachen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Sedierung, Schläfrigkeit, Ataxie (Koordinationsstörungen) und eine beeinträchtigte Merkfähigkeit. In seltenen Fällen kann es zu Atemdepression oder paradoxen Reaktionen, wie Agitation oder Verwirrtheit, kommen. Es ist wichtig, dass Patienten und ihre Betreuer über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt werden und wissen, wie sie im Falle eines Notfalls reagieren sollen.

Rechtliche Aspekte

Die Verabreichung von Notfallmedikamenten, wie Midazolam, ist in Deutschland rechtlich geregelt. Betreuungspersonen, wie Lehrkräfte, Erzieher oder nahe Begleitpersonen, sind nach entsprechender Aufklärung verpflichtet, im Notfall das Notfallmedikament zu applizieren (§ 323c StGB). Apotheker dürfen in Notfallsituationen unter Umständen auch verschreibungspflichtige Arzneimittel abgeben oder applizieren, dies ist jedoch ein schmaler Grat mit hoher Rechtsunsicherheit.

Fazit

Midazolam Nasenspray stellt eine vielversprechende Option für die Notfallbehandlung von epileptischen Anfällen dar. Die intranasale Verabreichung bietet einen schnellen Wirkungseintritt, ist einfach anzuwenden und nicht-invasiv. Studien haben die Wirksamkeit und Sicherheit von intranasalem Midazolam bei Kindern und Erwachsenen belegt. Obwohl Midazolam intranasal in Deutschland bisher nur im Rahmen eines individuellen Heilversuches verordnungsfähig ist, könnte sich dies in Zukunft ändern, da die Vorteile dieses Verabreichungsweges zunehmend anerkannt werden. Eine sorgfältige Einweisung und Übung in die korrekte Anwendung von Midazolam Nasenspray ist jedoch unerlässlich, um eine effektive und sichere Behandlung von epileptischen Anfällen zu gewährleisten.

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