Migräne, Trigeminusschmerzen: Ursachen und Behandlungsansätze

Migräne und Trigeminusschmerzen können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Trigeminusschmerzen (Trigeminusneuralgie) und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor, von medikamentösen Therapien über operative Eingriffe bis hin zu alternativen Methoden.

Was ist Trigeminusneuralgie?

Die Trigeminusneuralgie ist ein chronischer Schmerzzustand, der den Trigeminusnerv betrifft. Dieser Nerv ist für die Sensibilität im Gesichtsbereich zuständig. Die Erkrankung äußert sich durch plötzlich einschießende, heftige Schmerzen im Gesicht, die von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten andauern können.

Ursachen der Trigeminusneuralgie

Man unterscheidet zwischen zwei Hauptformen der Trigeminusneuralgie: die klassische (idiopathische) und die symptomatische.

  • Klassische Trigeminusneuralgie: In den meisten Fällen wird die klassische Trigeminusneuralgie durch eine Kompression des Trigeminusnervs verursacht. Häufig ist eine Arterie die Ursache, die auf den Nerv drückt und ihn dadurch reizt. Diese Kompression führt zu einer Schädigung der schützenden Myelinscheide des Nervs, was die Schmerzattacken auslöst.
  • Symptomatische Trigeminusneuralgie: Diese Form der Trigeminusneuralgie wird durch eine andere Erkrankung verursacht, beispielsweise Multiple Sklerose oder einen Tumor, der auf den Nerv drückt.

Diagnose

Die Diagnose der Trigeminusneuralgie basiert in erster Linie auf der Beschreibung der Schmerzen durch den Patienten. Eine neurologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können helfen, andere Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschließen und die Ursache der Nervenkompression zu identifizieren.

Behandlung der Trigeminusneuralgie

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für die Trigeminusneuralgie, die je nach Form und Schweregrad der Erkrankung eingesetzt werden.

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Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist oft der erste Schritt bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie. Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern und die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren.

  • Antikonvulsiva: Typischerweise wird die medikamentöse Therapie mit Gabapentin oder Pregabalin begonnen. Beide Mittel stammen aus der Behandlung der Epilepsie und werden daher auch als Antikonvulsiva bezeichnet. Andere antiepileptische Wirkstoffe, die bei der Trigeminusneuralgie eingesetzt werden können, sind beispielsweise Carbamazepin, Oxcarbazepin, Lamotrigin oder Phenytoin. Als Wirkstoffe der Gruppe der Gabapentinoide zählen Gabapentin oder Pregabalin zu den Kalziumkanalblockern. Indem Kalzium blockiert wird, wird die Freisetzung von wichtigen Neurotransmittern im zentralen Nervensystem normalisiert und damit die schmerzreduzierende Wirkung erreicht.

    • Gabapentin: Gabapentin kann eine Vielzahl von Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten zählen Virusinfektionen, Schwindel, Müdigkeit, Bewegungsstörungen und Fieber.
    • Pregabalin: Pregabalin zählt neben Gabapentin zu den Medikamenten der Wahl.
  • Weitere Medikamente: In einigen Fällen können auch andere Medikamente wie Muskelrelaxantien oder trizyklische Antidepressiva eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern.

Manchmal genügt eine kurzzeitige medikamentöse Behandlung. Eine länger andauernde Medikamenteneinnahme sowie eine Kombination mehrerer Medikamente sollten vermieden werden. Wirken diese Medikamente gut, kann dies auch ein zusätzliches Diagnosekriterium sein, zum Beispiel zur Abgrenzung von psychosomatischen Erkrankungen.

Operative Verfahren

Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt oder zu starke Nebenwirkungen verursacht, können operative Verfahren in Betracht gezogen werden. Weil es vor allem für die klassische Trigeminusneuralgie mit der Mikrochirurgie eine ursächliche Behandlungsmöglichkeit gibt, sollten Betroffene diese Therapie in jedem Fall mit ihrer/ihrem behandelnden Ärztin/Arzt besprechen.

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Mikrovaskuläre Dekompression (Janetta-Operation)

Die mikrovaskuläre Dekompression ist die einzige Behandlung, welche die wesentliche Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie, den Konflikt zwischen Gefäß und Nerv, beseitigt. Die Operation wird auch nach ihrem Entwickler „Janetta-Operation“ genannt. Bei der mikrovaskulären Dekompression werden der Nervus trigeminus sowie die mit ihm in Verbindung stehende Arterie über einen Hautschnitt hinter dem Ohr zugänglich gemacht. Anschließend wird die Arterie vorsichtig vom Nerv getrennt und ein Stück Kunststoff als Puffer zwischen die beiden eingebracht. Auf diese Weise wird eine weitere Reizung des Nervens durch das Blutgefäß verhindert. Wird sie von erfahrenen Neurochirurg:innen durchgeführt, gilt die mikrovaskuläre Dekompression als sichere Behandlungsmethode. Studien zeigen, dass das Komplikationsrisiko bei rund 1,4 Prozent liegt. Die häufigsten Nebenwirkungen - die für sich genommen mit rund einem Prozent trotzdem sehr selten auftreten - sind einseitige Taubheit oder Gefühlstörungen auf der operierten Seite. Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung kann mit der Janetta-Operation in sehr vielen Fällen die Ursache der Erkrankung behoben werden. Rund 75 Prozent aller Patient:innen sind nach der mikrovaskulären Dekompression über einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren schmerzfrei. Kommt der Schmerz zurück, kann die Operation noch einmal durchgeführt werden.

Stereotaktische Bestrahlung (Radiochirurgische Behandlung)

Als Alternative zur Behandlung der klassischen Form steht die stereotaktische Bestrahlung zur Verfügung. Die Wirksamkeit dieser Behandlungsform ist ebenso hoch und eine Operation kann dadurch vermieden werden. Eine weitere Behandlungsmethode ist die radioaktive Bestrahlung der Trigeminuswurzel im Hirnstamm mit ionisierenden Strahlen (GammaKnife®, CyberKnife®). Wenn die Schmerzen zurückkehren, kann man noch einmal bestrahlen. Durch die gezielte Bestrahlung wird ein millimeterkleiner Strahlenschaden im Nerven verursacht. Die Schmerzlinderung setzt nach wenigen Wochen ein. Allerdings sind die Langzeitergebnisse nicht so gut wie bei der mikrovaskulären Dekompression. Der Vorteil liegt jedoch darin, dass sie ohne operativen Eingriff erfolgt. Nach heutigem Kenntnisstand eignet sich das Verfahren vor allem, wenn ein erhöhtes Operationsrisiko besteht oder eine Trigeminusneuralgie bei Multiple Sklerose vorliegt. Bei der stereotaktischen Bestrahlung wird eine hohe Strahlendosis gezielt auf einem kleinen Bereich angewendet. Dadurch wird das bestrahlte Gewebe vernichtet. Das Verfahren ermöglicht so eine Art Operation ohne Skalpell. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Gefühlsstörungen im Gesicht, die auch die Hornhaut des Auges betreffen können. Der Erfolg der radiochirurgischen Behandlung ist etwas geringer als der anderer Verfahren. Rund 70 Prozent der Patient:innen berichten nach der Behandlung davon, keine Beschwerden mehr zu haben.

Perkutane Verfahren

Zu den sogenannten perkutanen („durch die Haut“) Verfahren zählen:

  • die Ballonkompression
  • die Glycerininjektion
  • die Thermokoagulation

Bei den Verfahren wird zunächst ein Nervenknoten, das Ganglion Gasseri, mit einer Nadel (Kanüle) zugänglich gemacht und dann ein oder mehrere Äste des Trigeminusnervs durch Druck (Ballonkompression), Alkohol (Glycerininjektion) oder Hitze (Thermokoagulation) geschädigt. Meist führen die verschiedenen Verfahren über einige Jahre zu Schmerzfreiheit. Stellen sich die Schmerzen dann erneut ein, können die Eingriffe im Allgemeinen wiederholt werden.

Elektrostimulation

Bei der Elektrostimulation wird zunächst eine Teststimulation über eine Nadelelektrode durchgeführt. Wirkt diese, so wird über verschiedene Zugangswege eine Elektrode im Bereich des Nervenknotens (Ganglion) eingesetzt. Mit der dauerhaft implantierten Elektrode kann zum Teil eine gute Schmerzlinderung erzielt werden. Der Vorteil gegenüber den oben beschriebenen zerstörenden Techniken ist, dass die Nebenwirkungen umkehrbar (reversibel) sind. Bei der Teststimulation kann es zu leichten Blutergüssen und Schmerzen im Bereich der Elektrodeneinführung kommen. Ebenso wie beim Einsetzen einer dauerhaften Elektrode besteht ein geringes Risiko von Infektionen und Verletzungen des Nervens.

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Behandlung der symptomatischen Trigeminusneuralgie

Wenn der Trigeminusneuralgie eine Multiple Sklerose oder eine andere Grunderkrankung zugrunde liegt, wird natürlich auch diese behandelt werden. Hier stehen folgende Behandlungsformen zur Verfügung:

  • Medikamente
  • perkutane Verfahren (Ballonkompression, Glycerininjektion, Thermokoagulation)
  • Elektrostimulation

Neuer Ansatz: Therapie mit Botox

Die Injektion von Botulinumtoxin in den schmerzhaften Bereich ist ein neuer Therapieansatz, der vor allem bei Patient:innen nützlich sein kann, die auf andere Medikamente nicht mehr ansprechen. Bisher liegen nur wenige Studien zu dieser Therapieform vor, keine davon aus dem europäischen oder nordamerikanischen Raum. Da noch weitere Forschungsarbeit zu dieser Behandlung nötig ist, stellt sie noch keine gängige Therapie dar, sondern wird nur nach Einzelfall entschieden.

Alternative Medizin

Alternative Methoden bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie wurden bisher nicht so gründlich untersucht wie die medikamentösen oder chirurgischen Verfahren. Deshalb gibt es auch wenig Gewissheit, welche die Wirksamkeit solcher Methoden belegt. Dennoch konnte manchen Patient:innen mit alternativen Behandlungen geholfen werden, zum Beispiel mit Akupunktur, Biofeedback, Chiropraktik, Vitaminen oder Nahrungsergänzungsstoffen. Besprechen Sie solche Behandlungen bitte mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, weil es zu Wechselwirkungen mit anderen Behandlungen kommen kann.

Krankheitsbewältigung und Unterstützung

Das Leben mit einer Trigeminusneuralgie ist oft schwierig. Die Erkrankung kann den Umgang mit Freunden und Familie beeinträchtigen, ebenso wie die Produktivität bei der Arbeit und die generelle Lebensqualität. In Patientenorganisationen können Sie Verständnis und Unterstützung finden. Die Mitglieder in diesen Organisationen kennen sich oft mit den neuesten Behandlungsmethoden aus und können ihre eigenen Erfahrungen weitergeben.

Zusammenfassung

Die Trigeminusneuralgie ist eine schmerzhafte Erkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, von medikamentösen Therapien über operative Eingriffe bis hin zu alternativen Methoden. Die Wahl der geeigneten Behandlung hängt von der Form der Trigeminusneuralgie, dem Schweregrad der Schmerzen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu finden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

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