MRT der Nerven ohne Kontrastmittel: Eine umfassende Übersicht

Die Magnetresonanztomographie (MRT) der Nerven, auch MR-Neurographie genannt, ist ein innovatives, neuroradiologisches Untersuchungsverfahren, mit dem das periphere Nervensystem hochaufgelöst dargestellt werden kann. Die MR-Neurographie hat sich in den letzten 20 Jahren technisch und klinisch maßgeblich weiterentwickelt. Dieses Verfahren wird an leistungsstarken 3 Tesla MRT-Geräten in Kombination mit hochauflösenden Empfangsspulen durchgeführt.

Einführung in die MR-Neurographie

Die MR-Neurographie ist ein Schwerpunkt der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Dort werden etwa 1.200 MR-Neurographien pro Jahr durchgeführt, was etwa 100 pro Monat und damit täglich mehr als drei entspricht. Zuweisungen erfolgen aus dem In- und Ausland. Neben der MR-Neurographie wird auch die hochauflösende Sonographie zur Darstellung peripherer Nerven angeboten.

Die MR-Neurographie hilft, diagnostische Lücken zu schließen, indem sie unmittelbare Aussagen über die Struktur und Beschaffenheit des peripheren Nervensystems liefert. Nervenschädigungen können auf diese Weise sehr präzise auf radiologischen Bildern lokalisiert werden - auch in Körperregionen, die mit anderen Verfahren nicht oder nur sehr schwer untersuchbar sind. Hierzu zählen beispielsweise das Armnervengeflecht (auch Plexus brachialis genannt) oder das Becken.

Ablauf einer MR-Neurographie

Vor der MR-Neurographie findet ein Aufklärungsgespräch mit einem Arzt statt, um mögliche Kontraindikationen wie beispielsweise einen Herzschrittmacher festzustellen. Dabei wird erfasst, wann die Beschwerden zum ersten Mal aufgetreten sind, ob es ein auslösendes Ereignis gab, wie sich die Beschwerden seitdem entwickelt haben und ob Missempfindungen, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen vorliegen.

Die MR-Neurographie dauert je nach Aufwand meist zwischen 45 und 60 Minuten, wobei es durch das Umpositionieren der Empfangsspulen zu Unterbrechungen kommt. Während der Untersuchung liegt der Patient auf der ausfahrbaren MRT-Liege, meist auf dem Rücken. Bei der Untersuchung der Armnerven kann auch eine Bauchlagerung erforderlich sein. Die Empfangsspule wird auf die zu untersuchende Körperregion aufgelegt und mit der Untersuchung begonnen. Anders als bei den meisten herkömmlichen MRT-Untersuchungen erfordert die MR-Neurographie meist die langstreckige Abbildung der Nerven einer Extremität, zum Beispiel von der Schulterregion über den Oberarm zum Ellenbogen und bis hin zum Unterarm.

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Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, sollten folgende Unterlagen vor der Untersuchung vorgelegt werden: eine Überweisung mit der konkreten Fragestellung sowie eventuell vorliegende Untersuchungsbefunde. Für den Aufenthalt in der Abteilung sollte man etwa 2 Stunden einplanen.

Gründe für eine MR-Neurographie

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum eine MR-Neurographie durchgeführt wird. Jede Fragestellung und jeder Patientenfall ist individuell. Eine MR-Neurographie kann bei unklaren Schmerzen, andauernden (chronischen) Schmerzen, Schmerzen an mehreren Stellen gleichzeitig (Polyneuropathien), stechenden Schmerzen und Missempfindungen in Fingern und Händen oder Beinen und Füßen, starken Schmerzen, die nicht auf Medikamente ansprechen, und Lähmungen angebracht sein.

Die Nerven-MRT ist oft die beste Untersuchungsmethode, wenn es darum geht, eine geeignete Therapie einzuleiten, um Schmerzen zu beheben oder zumindest zu lindern. Mit dem Nerven-MRT lassen sich gezielt längere Nervenabschnitte darstellen. Mit diesem Scan kann der Zustand eines Nervens bis auf Ebene der Nervenbündel beurteilt werden. Zudem werden alternative Ursachen für den jeweiligen Schmerz mit abgeklärt.

MRT-Untersuchung ohne Kontrastmittel

Zur Diagnose und Verlaufskontrolle der Multiplen Sklerose (MS) sind regelmäßige MRT-Untersuchungen unabdingbar. Meist kommt dabei ein Kontrastmittel zum Einsatz. Um die MS-typischen Entzündungsherde (Läsionen) sichtbar zu machen, erhalten die Patienten vor der MRT-Untersuchung häufig ein Kontrastmittel mit Gadolinium. Gadolinium reichert sich in den Bereichen in Gehirn und Rückenmark an, in denen in den letzten sechs bis acht Wochen Entzündungen entstanden sind.

Eine spezielle MRT-Aufnahmetechnik (T1-Wichtung) macht die Anreicherung von Gadolinium sichtbar. Mithilfe einer weiteren Aufnahmetechnik der MRT (T2-Wichtung) können alle Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark ohne Kontrastmittel sichtbar gemacht werden. Allein anhand dieser Aufnahme kann der Arzt nicht zwischen alten und neuen Läsionen unterscheiden. Vergleicht er jedoch die Aufnahme mit der letzten MRT-Untersuchung, kann er feststellen, ob seitdem neue Entzündungsherde entstanden sind.

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Wie man sieht, kann die MRT-Verlaufskontrolle der MS häufig auch ohne Kontrastmittel erfolgen. Bei bestimmten Fragestellungen oder bei Neudiagnose kann Gadolinium aber notwendig sein. Oft kann eine Entzündung auch in einem MRT ohne Kontrastmittel (= natives MRT) dargestellt werden. Dazu ist ein MRT mit einer hohen Feldstärke von mindestens 3 Tesla geeignet.

Kontrastmittel: Nutzen und Risiken

Kontrastmittel sind Substanzen, die in der medizinischen Bildgebung eingesetzt werden, um bestimmte Gewebe oder Strukturen im Körper sichtbar zu machen. Bei der Computertomographie (= CT) oder der Magnetresonanztomographie (= MRT) können Kontrastmittel eingesetzt werden, um bestimmte Bereiche des Körpers besser sichtbar zu machen, die sonst nur schwer oder gar nicht zu erkennen wären.

Dies geschieht durch den Einsatz von für den Körper in der Regel unschädlichen Substanzen, die in den verschiedenen Körpergeweben unterschiedlich stark absorbiert oder reflektiert werden und so deutlich mehr Kontrast im Bild erzeugen. Kontrastmittel werden in der Regel durch Injektion in eine Armvene verabreicht. Die Anwendungsgebiete von Kontrastmitteln sind vielfältig und liefern vor allem in der Diagnostik und Verlaufskontrolle wichtige Zusatzinformationen.

Normalerweise gelten Kontrastmittel als nebenwirkungsarm. Dennoch kann es in Einzelfällen zu Nebenwirkungen kommen. Da Kontrastmittel körperfremde Stoffe enthalten, können sie auch lokale Reaktionen wie Hautrötungen oder Ausschläge mit Quaddeln auf der Haut hervorrufen. In seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion oder einem anaphylaktischen Schock kommen, bei dem sich die Blutgefäße aufgrund einer allergischen Reaktion auf das Kontrastmittel stark erweitern und der Kreislauf reagiert. Außerdem können einige Kontrastmittel die Nieren schädigen, insbesondere wenn diese vorgeschädigt sind und das Kontrastmittel nicht mehr ausreichend ausscheiden können.

Vor einer Kontrastmitteluntersuchung werden meist die Nierenwerte untersucht, um ein Risiko zu minimieren. In seltenen Fällen kann es bei MRT auch zur sogenannten nephrogenen systemischen Fibrose (= NSF) kommen, bei der sich Gadolinium im Körpergewebe ablagert und zu einer Fibrotisierung von Haut und Organen führen kann. Vor der Untersuchung sollte man von einem Radiologen aufgeklärt werden.

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Wenn Medikamente eingenommen werden, Implantate im Körper vorhanden sind, eine Schwangerschaft vermutet wird, unter Klaustrophobie gelitten wird oder bei der letzten Untersuchung eine allergische Reaktion auf das Kontrastmittel aufgetreten ist, sollte dies dem Radiologen unbedingt mitgeteilt werden. Diese Informationen können wichtig sein, um vor der Untersuchung besondere Vorkehrungen zu treffen oder eine alternative Untersuchungsmethode zu wählen.

Am Untersuchungstag sollte bequeme Kleidung ohne Metallgegenstände getragen und Schmuck, Uhren und Piercings abgelegt werden. Wegen des starken Magnetfeldes sollten Metalle nicht in die Nähe des Gerätes geraten. Wenn keine Kontrastmitteluntersuchung gewünscht wird, sollte dies dem Personal so früh wie möglich mitgeteilt werden. Möglicherweise sind Aufnahmen ohne Kontrastmittel ausreichend oder es kann eine andere Untersuchungsmethode gewählt werden.

Alternativen zur MRT mit Kontrastmittel

Neben der MRT mit Kontrastmittel gibt es auch andere bildgebende Verfahren, die zur Untersuchung von Nerven eingesetzt werden können. Dazu gehören die Computertomographie (CT), die Ultraschalldiagnostik und die Endoskopie. Bei speziellen Untersuchungen in der Endoskopie, wie z.B.

MRT des Plexus

Mithilfe eines MRT des Plexus können verschiedene Erkrankungen diagnostiziert und lokalisiert werden, darunter Entzündungen des Plexus, Plexusverletzungen und Plexuskompressionssyndrome. Regelmäßige MRT-Untersuchungen des Plexus sind bei Patienten mit Brachialplexusläsionen, Tumoren im Plexusgebiet, diabetischer Neuropathie, chronischen Schmerzsyndromen oder einem erhöhten Verletzungsrisiko angezeigt. Standardmäßig wird die MR-Neurographie in Rückenlage durchgeführt und dauert zwischen 45 und 60 Minuten.

Wichtige Hinweise für Patienten mit Implantaten

Patienten mit einem Herzschrittmacher / Defibrillator oder einem Cochlea-Implantat können unter besonderen Sicherheitsbedingungen untersucht werden, wenn die Implantate vom Hersteller für eine MRT-Untersuchung freigegeben wurden. Herzschrittmacher müssen dafür unter Umständen durch einen Kardiologen in einen speziellen Modus umgeschaltet werden. Daher ist eine enge Absprache mit der Herzschrittmacher-Ambulanz zur Planung der MRT nötig. Das Implantat muss in jedem Fall durch einen Neuroradiologen / eine Neuroradiologin überprüft werden.

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