Multiple Sklerose: Alternative Behandlungsmethoden im Fokus

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheiden angreift, die die Nervenfasern umhüllen. Diese Schädigung beeinträchtigt dieSignalübertragung im Gehirn und Rückenmark, was zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen wie Sehstörungen,Sensibilitätsstörungen, Lähmungen und Fatigue führen kann. Obwohl es derzeit keine Heilung für MS gibt,konzentrieren sich die Behandlungsstrategien darauf, dieEntzündungsreaktionen zu reduzieren, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Neben denkonventionellen medizinischen Therapien suchen viele MS-Betroffene nach alternativen und komplementären Behandlungsmethoden, um ihre Lebensqualität zu verbessern und ihreSymptome zu bewältigen.

Innovative Zelltherapie: Immun-Toleranz durch "ausgetrickste" T-Zellen?

Ein vielversprechender neuer Therapieansatz, der vomBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt wird, basiert auf einer innovativen Zelltherapie. Ziel dieserTherapie ist es, das Immunsystem von MS-Patienten dazu zubringen, die Angriffe auf die Myelinscheiden einzustellen. DieGrundidee ist einfach, aber die medizinische Umsetzung ist äußerstkomplex und das Ergebnis jahrelanger Forschung von Professor Dr. Roland Martin und seinem Team.

Bei diesem Verfahren werden zunächst weiße Blutkörperchen(Leukozyten) aus dem Blut der MS-Patienten entnommen. Ineinem Reinlabor werden diese Zellen dann weiterverarbeitet. Derentscheidende Schritt besteht darin, sieben Peptide, dieBestandteile der Myelinscheide sind, an die Oberfläche der Zellen zu koppeln. Diese Peptide werden vom Immunsystem derMS-Patienten fälschlicherweise als fremd erkannt.

Nach mehreren Wasch- und Kontrollschritten werden dieveränderten Leukozyten den Patienten als Infusion zurückgegeben. Im Körper sterben die veränderten Leukozyten durchprogrammierten Zelltod und werden in die Milz transportiert. Dortwerden ihre Bestandteile, einschließlich der Myelinpeptide, demImmunsystem präsentiert. Dies führt zur Entwicklung einer Immuntoleranz, bei der die T-Zellen lernen, die Myelinpeptide nichtmehr als fremd, sondern als körpereigen zu erkennen.

Eine erste klinische Studie mit neun MS-Patienten zeigte,dass die Therapie gut vertragen wurde und keine Sicherheitsrisiken auftraten. Bei Patienten, die eine hohe Dosierungerhielten, konnten sogar positive Effekte auf den Krankheitsverlaufbeobachtet werden. Diese Ergebnisse geben den Forschern Hoffnung,dass sie auf dem richtigen Weg zu einer personalisiertenBehandlung der Multiplen Sklerose sind. Zukünftig ist eine Phase-II-Studie geplant, um die Wirksamkeit dieser neuenBehandlung weiter zu untersuchen.

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Komplementäre und alternative Therapieansätze bei MS

Zusätzlich zu den schulmedizinischen Standardtherapien gibt es eine Vielzahl von komplementären und alternativenBehandlungsmethoden, die von MS-Patienten in Anspruch genommenwerden. Eine Studie der Deutschen Medizinischen Wochenschriftzeigte, dass etwa 70 Prozent der MS-Erkrankten Naturheilkundeund Komplementärmedizin anwenden. Diese Therapien werdenmeist als Ergänzung zu den Standardtherapien eingesetzt,wobei einige Patienten sie zunächst bei geringerSymptomatik ausprobieren.

Die Palette an komplementären und alternativenTherapien reicht von Sport und Bewegung über physikalischeTherapien, Entspannungstechniken, Ernährungsumstellungentrionelle Heilverfahren bis hin zu weiteren Verfahren wieAkupunktur, Homöopathie und tiergestützten Therapien. Es istjedoch wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit vieler dieserMethoden nicht wissenschaftlich belegt ist und einige sogargefährlich sein können.

Sport und Bewegung

Jegliche Formen von Sport und Bewegung haben sich bei MS gut bewährt. Physiotherapeutische und ergotherapeutische Maßnahmenkönnen sich positiv auf MS-Symptome auswirken. RegelmäßigeBewegung hilft, die Muskelkraft und Ausdauer zu erhalten, dieKoordination zu verbessern und die Fatigue zu reduzieren.

Stressreduktion

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Stress ein möglicher Faktor bei der Auslösung von MS-Schüben sein kann und dassStress die Symptome verschlechtern kann. Daher können Therapien,die helfen, Stress zu vermeiden, für MS-Erkrankte wirksamsein. Gute Methoden der Stressreduktion sind unter anderemAchtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR), Autogenes Training,Progressive Muskelentspannung sowie Bewegungstherapien mitAufmerksamkeitskomponente (Yoga, Tai-Chi, Heileurythmie,Feldenkrais, Qigong).

Ernährung und Diäten

Es gibt zwar keine spezielle Diät für MS-Erkrankte, aber dieErnährungsweise kann MS-Symptome beeinflussen. Einegesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Fisch undungesättigten Fettsäuren ist wichtig. Sowohl die vegane als auchdie ketogene Diät werden im Zusammenhang mit MS immer wiederdiskutiert. Studien zeigen, dass vegane ErnährungMüdigkeitserscheinungen und seelisches Befinden verbessern kann,während die ketogene Ernährung ähnliche positive Effekte aufweisenkann. Es ist wichtig, sich vor einer besonderenErnährungsform auszukennen, da diese mit Mangelzuständeneinhergehen kann.

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Vitamin D

Ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Spiegel und MS wird vermutet, da MS-Erkrankte häufig einen zu niedrigenVitamin-D-Spiegel haben. Die Leitlinie zur Diagnostik undTherapie bei MS empfiehlt, einen solchen Mangel auszugleichen.Vitamin D bildet der Körper unter Einwirkung vonSonnenlicht selbst. Vor einer unkontrollierten Aufnahme vonVitamin-D-Präparaten muss jedoch gewarnt werden, da zu hoheMengen zu Gesundheitsschäden führen können.

Pflanzliche Präparate

Einige pflanzliche Wirkstoffe haben in Studien ermutigendeErgebnisse gezeigt. Ginseng kann Müdigkeit und allgemeineLebensqualität verbessern. Die in der Cannabis-Pflanzeenthaltenen Wirkstoffe THC und CBD können MS-Symptome wieSpastik und Schmerzen lindern sowie das Gangbild verbessern.Weihrauch kann die Entzündungsaktivität bei MS senken. Auchbei Omega-Fettsäuren kann die entzündungshemmende Wirkungpositive Effekte bei MS-Erkrankten haben.

Akupunktur

Akupunktur kann bei der funktionellen und regulativenTherapie zur Symptomlinderung bei MS eingesetzt werden. Eswurden positive Effekte in der Behandlung von MS-Erkrankten mitchronischen Schmerzen beobachtet. Auch positive Wirkungen aufDarmfunktion und Fatigue sind möglich und können insgesamt zu einerVerbesserung der Lebensqualität führen.

Therapien, die vermieden werden sollten

Neben unwirksamen Therapien gibt es auch gefährlicheBehandlungsmethoden, die zudem in der Regel nichtwissenschaftlich untersucht worden sind. Zu ihnen zählen dieVerstärkung der Immunreaktion (sogenannteImmunaugmentation), die Frischzellentherapie, die Behandlung mitSchlangen- oder Bienengift sowie die intrathekaleStammzellentherapie. Auf diese Behandlungen solltenMS-Erkrankte in jedem Fall verzichten. Auch dieAmalgamsanierung kann nach heutigem Kenntnisstand nichtempfohlen werden.

Ganzheitliches Therapiekonzept bei MS

Ein ganzheitliches Therapiekonzept bei MS umfasst sowohlschulmedizinische als auch naturheilkundlicheBehandlungsmethoden. Ziel ist es, die MS-Patienten optimal zuunterstützen und gleichzeitig möglichst wenig zu belasten. Dazu gehört die Therapie von MS-Schüben sowie die Behandlung vonBeschwerden in den Phasen zwischen den Schüben. Auch diepsychosomatische und psychosoziale Therapie unter Einbeziehungvon Selbsthilfegruppen ist ein integraler Bestandteil derganzheitlichen MS-Therapie.

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Ursachen und Auslöser der MS

Um ein ganzheitliches Therapiekonzept zu entwickeln, ist eswichtig, einen Überblick über die Ursachen und Auslöser derAutoaggressionskrankheit Multiple Sklerose zu bekommen. Hierzuzählen Virusinfektionen, die Veränderung derOberflächeneigenschaften der Nerven, Schwermetalle wieQuecksilber aus Amalgamfüllungen sowie Ernährungsfehler,Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien. Auch eineDarmdysbiose kann eine Rolle spielen.

Störfelder und ihre Bedeutung

Herde und Störfelder belasten das Grundsystem dauernd undkönnen die MS-Symptome verschlimmern. An erster Stelle stehenhier die Zahn-Kiefer-Herde. Daher ist eine kompetenteganzheitszahnärztliche Therapie von großer Bedeutung. AuchTonsillenstörfelder und Störfelder der Nasennebenhöhlen könneneine Rolle spielen.

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