Tauchen nach Schlaganfall: Risiken und Empfehlungen

Ein Schlaganfall stellt ein einschneidendes Ereignis dar, das viele Lebensbereiche beeinflussen kann. Die Frage, ob und wann nach einem Schlaganfall wieder getaucht werden kann, ist komplex und erfordert eine sorgfältige Abwägung der Risiken. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Tauchens nach einem Schlaganfall, basierend auf aktuellen Empfehlungen und Forschungsergebnissen.

Aktuelle Empfehlungen der Fachgesellschaften

Gemäß den aktuellen Empfehlungen der deutschsprachigen Fachgesellschaften GTÜM (Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin) und ÖGTH (Österreichische Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin) ist vom Tauchen nach einem kürzlich erlittenen Schlaganfall oder einer TIA (transitorische ischämische Attacke) abzuraten. Auch bei Sporttauchern gilt in diesem Fall ein absolutes Tauchverbot. Selbst nach einem längeren symptomfreien Zeitraum ist eine gründliche neurologische und internistische Abklärung erforderlich, um die Rezidivgefahr (Wiederholungsrisiko) abzuschätzen.

Eine Tiefenbegrenzung beim Tauchen ist in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll, da der erhöhte Umgebungsdruck keine Kompression des menschlichen Körpers bewirkt und somit keinen direkten Einfluss auf das Schlaganfallrisiko hat. Vielmehr besteht die Gefahr, dass eine wiederholte TIA unter Wasser zu einem erhöhten Unfallrisiko führen kann.

Forschungsergebnisse zu den Gefahren des Tauchens

Eine Kieler Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Günther Deuschl untersuchte die Gefahren des Tauchens, insbesondere im Hinblick auf neurologische Schäden und Schlaganfallsymptome. In einer Studie wurden 50 Versuchspersonen untersucht, darunter Berufstaucher der Bundeswehr und eine Kontrollgruppe von Nicht-Tauchern.

Die Ergebnisse zeigten, dass neurologische Ausfälle bei Tauchern nicht häufiger auftraten als in der Kontrollgruppe. Auch bei kernspintomographischen Untersuchungen des Gehirns wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Prof. Deuschl schlussfolgerte, dass Tauchen unter Beachtung der Sicherheitsregeln ein sicherer Sport ist.

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Wichtig ist, niedrige Tauchtiefen anzustreben und die Regeln für sicheres Tauchen einzuhalten. Das Auftauchen muss langsam erfolgen, um eventuell im Blut gebildeten Luftbläschen Gelegenheit zur Auflösung zu geben. Schwere neurologische Ausfälle entstehen möglicherweise durch Nichteinhalten der Tauchregeln.

Ein weiterer Risikofaktor ist das Fliegen kurz nach dem Tauchen, da der Unterdruck im Flugzeug die Bildung von Luftbläschen im Blut begünstigen kann. Daher ist eine Wartezeit von mindestens 24 Stunden nach dem Tauchen vor dem Fliegen einzuhalten.

Vorbeugung von Tauchunfällen

Die Vorbeugung von Tauchunfällen ist sowohl primär (Verhindern eines ersten Dekompressionsunfalls) als auch sekundär (Verhindern eines wiederholten Dekompressionsunfalls) von Bedeutung. Die meisten Ratschläge zur Vorbeugung sind für beide Szenarien relevant.

Um die Inertgasbelastung des Körpers zu reduzieren, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Durchführen von flachen Tauchgängen (weniger als 25 Meter)
  • Verwenden von Nitrox
  • Vermeiden von Deko-Tauchgängen und Wiederholungstauchgängen
  • Einlegen von Tauchpausen (alle drei Tage)
  • Ausreichend Trinken
  • Warten von mindestens 24 Stunden vor dem Heimflug
  • Vermeiden von heißen Duschen nach dem Tauchen
  • Keine Apnoeübungen oder -tauchgänge nach dem Tauchen

Während des Tauchens können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

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  • Einlegen eines Deep Stops auf halber Maximaltiefe (bei tieferen Tauchgängen)
  • Konsequentes Einhalten der Auftauchgeschwindigkeit und Reduzierung im Bereich 10-0 Meter
  • Verlängerung des Sicherheitsstopps auf 3-5 Minuten auf 3-5 Meter
  • Sanfter Druckausgleich
  • Keine Anstrengung auf den letzten 10 Metern des Tauchgangs und zwei Stunden danach

Was ist nach einer Dekompressionserkrankung zu tun?

Nach einer Dekompressionserkrankung ist eine gründliche Abklärung und Beratung durch einen erfahrenen Tauchmediziner wichtig. Zusammen mit dem Tauchmediziner sollte man versuchen, die Unfallursache abzuklären. Viele Dekompressionserkrankungen entstehen unverschuldet, sodass es notwendig ist die Ursachen abzuklären.

Rechts-Links-Shunt und PFO

Ein offenes Foramen ovale (PFO) ist eine kleine Verbindung zwischen rechtem und linkem Vorhof im Herzen, die sich nach der Geburt nicht vollständig verschlossen hat. Etwa jeder vierte Mensch ist Träger eines PFO. In den meisten Fällen stellt dies kein Problem dar, da das PFO durch die Druckverhältnisse im Herzen und Brustkorb funktionell verschlossen ist.

Beim Tauchen können jedoch Mikrobläschen entstehen, die normalerweise in der Lunge abgeatmet werden. Liegt ein PFO vor, können diese Bläschen arterialisiert werden und Schaden anrichten, insbesondere im Gehirn oder Innenohr. Dekompressionsunfälle mit neurologischer oder Innenohr-Symptomatik sind überdurchschnittlich häufig mit einem PFO assoziiert.

Experten sind sich einig, dass Taucher ohne Vorgeschichte eines Tauchunfalls keine Routine-Untersuchung auf ein PFO benötigen. Nach einem Tauchunfall ohne Verletzung der Dekompressionsvorschriften empfehlen die medizinischen Fachverbände jedoch die Suche nach einem PFO.

Untersuchungsmethoden für einen Rechts-Links-Shunt und ein PFO

Für den Nachweis eines PFO oder eines Rechts-Links-Shunts werden verschiedene Untersuchungsmethoden eingesetzt, bei denen in der Regel ein Kontrastmittel (kleine Luftbläschen) in eine Armvene gespritzt wird.

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  • Schluckecho (Transösophagelae Echokardiographie): Diese Methode bietet eine große Sicherheit beim Nachweis eines PFO und kann den Ort und die Größe des Shunts bestimmen. Dabei muss der Patient einen Schlauch mit einem Ultraschallgerät schlucken.
  • Transthorakales Echo: Diese Methode ist weniger genau als das Schluckecho, vermeidet aber das Schlucken eines Schlauchs.
  • Transkranielle Dopplersonographie: Hierbei werden die Hirnschlagadern nach Gabe von Kontrastmittel untersucht. Lassen sich HITS (High Intensity Doppler Signals) nachweisen, so liegt ein Rechts-Links-Shunt vor.
  • Carotis Dopplersonographie: Hierbei werden die Halsschlagadern statt der Hirnschlagadern untersucht.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Mittels MRT kann ein PFO sowie ein Vorhofseptumaneurysma nachgewiesen werden, ist aber aufgrund der hohen Kosten nicht zu empfehlen.
  • Gefäßangiographie: Diese invasive Methode wird nur bei der Therapie, zum Beispiel beim PFO-Verschluss, eingesetzt.

Verhaltensempfehlungen für Taucher mit PFO

Wird ein PFO festgestellt, sollte das Tauchverhalten angepasst werden. Eine Reduktion der Inertgasbelastung durch flachere Tauchgänge, Verzicht auf Wiederholungstauchgänge, Nitrox-Atmung unter Luftzeitberechnung und regelmäßige Tauchpausen kann das Risiko eines erneuten Dekompressionsunfalls deutlich reduzieren.

Kommt es trotz Reduzierung der Inertgasbelastung erneut zu einem Deko-Unfall, kann ein PFO-Verschluss in Betracht gezogen werden. Dabei wird ein Schirm mittels Katheter in das PFO platziert, um es zu verschließen. Diese Methode ist jedoch nicht frei von Risiken und sollte gut überlegt sein.

Tauchen mit Herzerkrankungen

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems stellen im fortgeschrittenen Lebensalter eine häufige Herausforderung dar. Anfragen hinsichtlich der Tauchtauglichkeit bei Herzerkrankungen oder Gefäßerkrankungen sind daher nicht selten.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können in (langsame) und schnelle Herzrhythmusstörungen eingeteilt werden. Bei langsamen Herzrhythmusstörungen kann die Tauchtauglichkeit eingeschränkt sein. Vorhofflimmern mit normaler Herzfrequenz schließt die Tauchtauglichkeit nicht aus.

Herzinsuffizienz

Die Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt ist. Symptome sind u. a. Luftnot, Müdigkeit und Wassereinlagerungen. Eine Herzinsuffizienz schließt die Tauchtauglichkeit aus.

Koronare Herzkrankheit (KHK)

Die koronare Herzkrankheit (KHK) entsteht durch Verengungen der Herzkranzgefäße, die zu einer Minderdurchblutung der Herzmuskelzellen führen können. Die Angina pectoris, ein Engegefühl in der Brust, tritt insbesondere bei körperlicher Belastung auf. Eine unbehandelte KHK schließt die Tauchtauglichkeit aus.

Herzklappenerkrankungen

Herzklappenerkrankungen können angeborene oder erworbene Ursachen haben. Sie können zu Leistungsminderung, Luftnot und Bewusstlosigkeit führen. Die Tauchtauglichkeit hängt von der Art und dem Schweregrad der Erkrankung sowie der Pumpfunktion des Herzens ab.

Persistierendes Foramen Ovale (PFO)

Das PFO wurde bereits ausführlich behandelt. Es handelt sich um eine kleine Öffnung zwischen dem rechten und linken Herzvorhof, die bei etwa 20-30 Prozent der Menschen vorkommt. Ein PFO kann das Risiko für eine arterielle Gasembolie erhöhen.

Diskussion im Tauchforum

In einem Tauchforum wurde die Frage diskutiert, ob nach einer Dissektion der Arteria vertebralis mit Kleinhirninfarkt wieder getaucht werden kann. Die Meinungen der Neurologen und der Hausärztin (selbst Taucherin) gingen auseinander. Einige Teilnehmer empfahlen eine Wartezeit von mehreren Jahren und eine gründliche Untersuchung durch einen Tauchmediziner. Andere wiesen darauf hin, dass die Entscheidung individuell zu treffen ist und von der Art und dem Ausmaß der Schäden abhängt.

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