Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, von der weltweit über 2 Millionen Menschen betroffen sind. Ein wichtiger Faktor bei der Therapie von MS ist die Bekämpfung von Entzündungen, die im Verlauf der Erkrankung auftreten können. Viele MS-Betroffene suchen nach Möglichkeiten, ihre Therapie im Alltag zu unterstützen, und die Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle.
Die Bedeutung der Ernährung bei MS
Viele Ärzte und Multiple-Sklerose-Gesellschaften betonen, dass es keine wissenschaftlich untermauerte Ernährung bei Multipler Sklerose gibt. Dennoch integrieren derzeit immerhin 30 Prozent aller Multiple-Sklerose-Patienten auch ein bestimmtes Ernährungskonzept in ihre MS-Therapie, so eine Studie vom Februar 2015 - und zwar meist mit Erfolg. Die Ernährung kann auf verschiedene Weise entzündungshemmend wirken, sowohl über den Zellstoffwechsel als auch über die Darmgesundheit.
Ernährungskonzepte bei MS
Es gibt verschiedene Ernährungskonzepte, die von MS-Patienten angewendet werden. Einige Beispiele sind:
- Das Wahls-Protokoll: Dieses Konzept wurde von Dr. Terry Wahls entwickelt, einer Ärztin, Forscherin und selbst MS-Patientin. Es handelt sich um eine Art Paleo-Ernährung ohne Getreide und Gluten. Neben der Ernährung gehören auch Stressmanagement und neuromuskuläre Elektrostimulation zur Therapie.
- Die Swank-Diät: Diese spezielle Ernährungsform wurde bereits in den 1950er Jahren von Dr. Roy Swank entwickelt. Sie soll die Zahl der Schübe reduzieren und die typischen MS-Symptome lindern. Die Diät beinhaltet eine Begrenzung der gesättigten Fette auf maximal 15 g pro Tag, den Verzehr von Früchten und Gemüse ohne Einschränkungen, den Verzicht auf rotes Fleisch im ersten Jahr und den Konsum von fettarmen Milchprodukten.
- Mediterrane Ernährung: Diese Ernährungsweise, die reich an Gemüse, Obst, Fisch und Olivenöl ist, wird generell als gesundheitsfördernd angesehen und kann auch bei MS von Vorteil sein.
Studienergebnisse zur Ernährung bei MS
Es gibt eine wachsende Anzahl von Studien, die den Zusammenhang zwischen Ernährung und MS untersuchen. Eine Studie aus dem Dezember 2017 analysierte die Ernährungsgewohnheiten von annähernd 7.000 MS-Patienten. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer mit der gesündesten Ernährung seltener unter Depressionen, Schmerzen und massiven Behinderungen durch die Krankheit litten als jene mit der ungesündesten Ernährungsform. Interessant war ausserdem, dass jene Teilnehmer, die sich in irgendeiner Form um ihre Ernährung kümmerten, weniger Beschwerden hatten - ganz gleich, ob sie nun eine Paleo Ernährung praktizierten oder nicht.
Eine Analyse über 8 Studien zeigte, dass eine antientzündliche Ernährung die Lebensqualität unter anderem bei Menschen mit MS verbessern kann. Eine weitere Analyse über 13 Studien ergab, dass Patienten mit höheren Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren, speziell DHA (Docosahexaensäure), im Mittel einen geringeren Behinderungsgrad (EDSS) hatten als Patienten mit geringerer Omega-3-Fettsäuren-Aufnahme.
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Ernährungsempfehlungen bei MS
Basierend auf den aktuellen Studienergebnissen und den Erfahrungen von Experten lassen sich folgende Ernährungsempfehlungen für MS-Patienten ableiten:
- Gesättigte Fette reduzieren: Gesättigte Fette, die vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Wurst und Milchprodukten enthalten sind, können Entzündungsprozesse fördern. Daher sollten MS-Patienten den Konsum dieser Fette reduzieren.
- Transfette meiden: Transfette, die in industriell verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, können ebenfalls Entzündungen fördern und die Verwertung gesunder Fettsäuren stören.
- Omega-3-Fettsäuren erhöhen: Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Fisch wie Lachs, Makrele und Hering enthalten sind, wirken entzündungshemmend und können die Regeneration von Nervenzellen unterstützen.
- Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe, die in Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten enthalten sind, fördern die Darmgesundheit und können Entzündungen reduzieren.
- Salz reduzieren: Eine salzreiche Ernährung kann Entzündungsprozesse im Nervensystem fördern und die Funktionen des Immunsystems beeinträchtigen.
- Ausreichend Vitamin D: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem und kann das MS-Risiko reduzieren. Da Vitamin D in ausreichenden Mengen nicht über die Nahrung aufgenommen werden kann, ist eine Nahrungsergänzung oft erforderlich.
- Antioxidantienreiche Ernährung: Antioxidantien, die in Obst, Gemüse und Kräutern enthalten sind, können Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen und Entzündungen reduzieren.
- Darmgesundheit fördern: Eine gesunde Darmflora ist wichtig für das Immunsystem und kann Entzündungen reduzieren. Eine ballaststoffreiche Ernährung, die Einnahme von Probiotika und der Verzehr von fermentierten Lebensmitteln können die Darmgesundheit fördern.
- Intervallfasten: Einige Studien deuten darauf hin, dass Intervallfasten entzündungshemmend wirken und die Symptome von MS reduzieren kann.
Weitere Aspekte der Ernährung bei MS
Neben den oben genannten Empfehlungen gibt es noch weitere Aspekte, die bei der Ernährung von MS-Patienten berücksichtigt werden sollten:
- Individuelle Bedürfnisse: Jeder Mensch ist anders, und die Ernährung sollte an die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben angepasst werden. Eine Beratung durch einen Ernährungsberater oder Arzt kann hilfreich sein.
- Begleiterkrankungen: Begleiterkrankungen wie Adipositas oder Diabetes können die Ernährungsempfehlungen beeinflussen.
- Medikamente: Einige Medikamente können die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen oder den Bedarf erhöhen.
- Lebensqualität: Die Ernährung sollte nicht nur gesund sein, sondern auch Spaß machen und die Lebensqualität verbessern.
Komplementäre und alternative Therapien (KAT)
Viele MS-Patienten setzen zusätzlich zu konventionellen Therapien auch komplementäre und alternative Therapien (KAT) ein. Dazu gehören beispielsweise Akupunktur, Homöopathie, Yoga und Entspannungstechniken. Die Studienlage zu KAT ist jedoch oft spärlich, und der Nutzen ist nicht immer eindeutig belegt. Es ist wichtig, sich vor der Anwendung von KAT von einem Arzt oder Therapeuten beraten zu lassen.
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