Multiple Sklerose Spezialisten in Wien: Ein umfassender Überblick

Multiple Sklerose (MS), auch als Encephalomyelitis disseminata bekannt, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die Gehirn und Rückenmark betrifft. Der Begriff „Multiple Sklerose“ bedeutet „vielfache Verhärtungen“ und bezieht sich auf die zahlreichen Narben (Sklerosen), die sich im Gehirn und Rückenmark bilden. Diese Narbenbildung stört die Kommunikation zwischen Gehirn und anderen Körperteilen, was zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führt. Die Erkrankung verläuft bei den meisten Betroffenen schubförmig, wobei sich beschwerdefreie Phasen mit akuten Schüben abwechseln. Jeder MS-Erkrankte zeigt einen eigenen Verlauf, weshalb Multiple Sklerose auch als Krankheit mit 1.000 Gesichtern bezeichnet wird.

Epidemiologie und Ursachen

Multiple Sklerose kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, am häufigsten zeigen sich die ersten Krankheitszeichen jedoch im frühen Erwachsenenalter, zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Weltweit sind schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen von MS betroffen. In Deutschland leiden derzeit etwa 250.000 Menschen an MS, was sie zu einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen des Landes macht.

Die genauen Ursachen der Multiplen Sklerose sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Zu den diskutierten Faktoren gehören neben einer genetischen Disposition auch Umweltfaktoren wie ein chronischer Vitamin-D-Mangel oder Rauchen. Als sicher gilt, dass Autoimmunreaktionen eine zentrale Rolle spielen: Aufgrund einer Fehlsteuerung im Immunsystem greifen Abwehrzellen das Myelin an, das eine schützende Hülle (Myelinscheide) um die Nervenfasern bildet. Durch den zunehmenden Abbau von Myelin (Demyeliniserung, Entmarkung) sowie der Bildung von Narben, wozu es vor allem bei ausgedehnten Entzündungsherden (Läsionen) kommen kann, sind weitreichende Schädigungen an Nervenzellen und ihren Nervenfasern möglich.

Symptome und Verlauf

Kaum eine Erkrankung zeigt sich so individuell wie Multiple Sklerose. Die Symptome können in unterschiedlicher Intensität und Kombination auftreten, je nachdem, welche Bereiche des zentralen Nervensystems von den MS-bedingten Entzündungsherden bzw. Schädigungen betroffen sind.

Häufige Erstsymptome sind:

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  • Gefühlsstörungen in den Beinen oder Störungen der Sensibilität wie Taubheitsgefühle oder Ameisenkribbeln in anderen Regionen wie Rumpf und/oder Arme
  • Sehstörungen
  • Empfindungs- bzw. Koordinations- und Bewegungsstörungen
  • Sprechstörungen

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Lähmungserscheinungen
  • Schmerzen
  • Krämpfe (durch Spastik hervorgerufen)
  • Depressionen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Hirnatrophie (krankheitsbedingter Verlust an Hirnvolumen)

Der Verlauf der MS ist sehr variabel. Bei etwa 85 Prozent der Betroffenen verläuft die Erkrankung schubförmig mit weitgehend beschwerdefreien Phasen zwischen den Schüben. Es gibt jedoch auch Verlaufsformen, bei denen die Erkrankung von Beginn an fortschreitend verläuft oder in einen chronisch fortschreitenden Verlauf übergeht.

Diagnose

Die Diagnose der Multiplen Sklerose basiert auf verschiedenen Untersuchungen und Kriterien:

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist für die Diagnostik einer Multiplen Sklerose unverzichtbar, da sie MS-bedingte Veränderungen von Gehirn und Rückenmark bereits in einem sehr frühen Stadium sicher nachweisen kann. Für eine noch genauere Diagnostik, etwa zur Unterscheidung zwischen frischen und älteren Entzündungsherden, kann ein Kontrastmittel (Gadolinium) eingesetzt werden.
  • Liquoruntersuchung: Eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) wird durchgeführt, um Entzündungszellen sowie bestimmte Muster von Antikörpern, sogenannte isolierte oligoklonale Bande (OKB), nachzuweisen.
  • McDonald-Kriterien: Für eine sichere Diagnose müssen die aktuellen McDonald-Kriterien (2017) erfüllt sein, die auf dem Konzept der zeitlichen und räumlichen (örtlichen) Dissemination beruhen.
  • Optische Kohärenztomographie (OCT): Eine etablierte Methode der Augenheilkunde könnte künftig zur Vorhersage des wahrscheinlichen Krankheitsverlaufs einer frisch diagnostizierten MS herangezogen werden.

Therapie

Die Ziele der schulmedizinischen Therapie sind:

  • MS-Schübe zu verhindern
  • Ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen
  • Behinderungen möglichst lange hinauszuzögern
  • Die Lebensqualität des an Multiple Sklerose erkrankten Patienten bestmöglich zu erhalten

Die Therapie der Multiplen Sklerose basiert auf drei Säulen:

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  • Akuttherapie: Die Kortisonstoßtherapie (zum Beispiel Methylprednisolon) ist eine bewährte Methode zur Behandlung eines akuten Schubs.
  • Verlaufsmodifizierende Therapie (Immuntherapie): Diese Form der Behandlung zielt darauf ab, die entzündlichen Prozesse im Körper zu beeinflussen, indem sie entweder verändernd (immunmodulierend) oder dämpfend (immunsuppressiv) wirken.
  • Symptomatische Therapie: Diese Therapie zielt darauf ab, die Symptome der MS zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Begleitend zur medikamentösen Behandlung haben sich nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, Gruppentherapie, neuropsychologische Therapie und andere Behandlungsmöglichkeiten bewährt.

Multiple Sklerose Spezialisten in Wien

Wien verfügt über ein gut etabliertes Netz an MS-Spezialisten und MS-Zentren. Diese fungieren auch als Qualitätssicherung, da immunsuppressive und immunmodulatorische Medikamente, die für die MS-Therapie zugelassen sind, bei uns nur von spezialisierten MS-Behandlern verordnet werden dürfen und in ein MS-Therapie-Register eingetragen werden müssen.

Zu den renommierten MS-Spezialisten in Wien gehören unter anderem:

  • Prof. Dr. Barbara Kornek: Internationale MS-Spezialistin für das Kindes- und Jugendalter, arbeitet an der Medizinischen Universität Wien und ist Präsidentin der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien.
  • Dr. Leutmezer: Ein Spezialist für MS in Wien.

Die MS Gesellschaft Wien bietet zudem umfassende Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit MS und ihre Angehörigen.

Aktuelle Forschung und zukünftige Therapieansätze

Die Forschung im Bereich der Multiplen Sklerose schreitet stetig voran. Ein großes und noch ungelöstes Problem ist die Behandlung der progredienten Multiplen Sklerose. Hier gibt es laufende Studien zu neuen Therapieansätzen, unter anderem den BTK-Inhibitoren.

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Eine aktuelle Entdeckung eines Forscherteams lässt darauf hoffen, Multiple Sklerose (MS) künftig möglicherweise bereits in einer sehr frühen Phase stoppen oder ihre Entwicklung zumindest stark verlangsamen zu können. Ein spezielles synthetisches Pflanzenpeptid-Peptid hat bei Mäusen das Fortschreiten der Autoimmun-Erkrankung aufgehalten.

Auch die Einnahme der Fettsäure Alpha-Liponsäure könnte den Verlauf einer Multiple Sklerose günstig beeinflussen, die Symptome lindern und womöglich auch einem krankheitsbedingten Verlust an Hirnvolumen (Hirnatrophie) bremsen.

Leben mit Multipler Sklerose

Wer heute eine MS-Diagnose gestellt bekommt, hat eine deutlich bessere Prognose als noch vor wenigen Jahren. Das liegt neben dem breiten Therapieangebot auch an der flächendeckenden Versorgung in Österreich.

Es gibt viele Angebote, die helfen, mit einer Erkrankung wie der MS zu leben. Dazu gehört ein gesunder Lebenswandel mit einer ausgewogenen Ernährung, Sport, einem guten sozialen Umfeld und einem spannendem Job. Es ist wichtig, sich über seine Ziele klar zu werden und sie weiter zu verfolgen. Es gibt für so ziemlich alle Hürden, Strategien diese zu überwinden.

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