Multiple Sklerose: Eine globale statistische Übersicht

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die weltweit immer häufiger auftritt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2020 etwa 2,8 Millionen Menschen mit MS lebten - das sind 30 % mehr als noch im Jahr 2013. Dieser Anstieg wirft wichtige Fragen auf: Warum erkranken immer mehr Menschen an MS? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle, und hat sich die Verteilung der Erkrankungen zwischen Männern und Frauen verändert?

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose - kurz MS - ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die äußere, isolierende Schicht der Nervenfasern im Gehirn und im Rückenmark angreift. Entzündungsherde bilden sich an den unterschiedlichsten Stellen (daher "multiple" Sklerose von griechisch skleros für "hart", also die Verhärtung von Organen und Gewebe). Nervenfasern werden dadurch geschädigt und können die Botschaften nicht mehr korrekt weiterleiten. Es kommt zu körperlichen Störungen und neurologischen Ausfallerscheinungen. Sie wird oft die "Krankheit mit den 1.000 Gesichtern" genannt, weil ihr Verlauf, die Beschwerden und auch der Therapieerfolg von Patient zu Patient so unterschiedlich sind. MS ist weder ansteckend noch eine psychische oder rein durch Gene übertragene Erkrankung. Auch landen MS-Kranke nicht immer zwangsläufig im Rollstuhl. Multiple Sklerose ist kein Muskelschwund, wie die Abkürzung "MS" häufig fälschlicherweise interpretiert wird. Sie ist auch nicht zwangsläufig tödlich.

Ursachen von MS

Was genau MS verursacht, ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Die Gene spielen wohl eine Rolle. Zum Ausbruch der Erkrankung kommt es aber erst, wenn noch andere Faktoren, wie etwa bestimmte Umwelteinflüsse oder eine Virusinfektion hinzukommen. Rauchen, niedriger Vitamin-D-Spiegel, die Verbindung der individuellen Darmflora und Entzündungen im zentralen Nervensystem, die sogenannte Darm-Hirn-Achse sowie Fettleibigkeit oder ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus gelten ebenso als mögliche Auslöser für MS wie eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus. MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss.

Symptome von MS

Die ersten Symptome der Multiplen Sklerose treten in der Regel im frühen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren auf, manchmal aber auch schon früher. Typisch für den Anfang einer Multiplen Sklerose sind auftretende Sehstörungen und Gefühlsstörungen auf der Haut. Aber auch andere Symptome einer MS können gleich zu Beginn der Erkrankung auftreten, so zum Beispiel:

  • Motorische Ausfallerscheinungen (zum Beispiel Unsicherheit beim Gehen und in der Feinmotorik, verwaschene Sprache oder Blasenfunktionsstörung)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Erschöpfung (sogenannte Fatigue)
  • Sexuelle Funktionsstörungen
  • Depressive Verstimmungen

Je nach Verlauf der MS äußern sich die Beschwerden bei den Betroffenen unterschiedlich.

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Verlaufsformen von MS

Multiple Sklerose kann in folgenden Formen auftreten:

  • Die schubförmige Multiple Sklerose: Zu Beginn der Erkrankung überwiegt dieser Verlaufstyp mit mehr oder weniger regelmäßig auftretenden Schüben. Etwa 90 Prozent aller MS-Kranken leben in den ersten 10 bis 15 Jahren mit dieser Form der MS. Ein Schub, bei dem die Symptome auftreten, kann einige Tage oder sogar Wochen anhalten. Anfangs bilden sich die Einschränkungen in der Regel wieder vollständig zurück, später verbleiben die Beschwerden ganz oder teilweise.
  • Beim sogenannten primär progredienten oder auch primär chronisch progredienten Verlauf schreitet die Erkrankung von Anfang an kontinuierlich ohne klare Schübe voran. An dieser Form leiden etwa zehn Prozent der MS-Kranken.
  • 40 bis 50 Prozent aller MS-Kranken, die zu Beginn an einer schubförmigen Multiplen Sklerose leiden, haben nach 10 bis 15 Jahren der Erkrankung einen sogenannten sekundär progredienten oder auch sekundär chronisch progredienten Verlauf. Nach 20 Jahren liegt ihr Anteil sogar bei 90 Prozent. Auch bei dieser Form verschlechtert sich der Zustand kontinuierlich, ohne erkennbare Schübe.

Diagnose von MS

Da die anfänglichen Symptome einer MS nicht immer klar einzuordnen sind, ist für eine gesicherte Diagnose eine eingehende Untersuchung notwendig. Dazu gehören insbesondere:

  • Eine umfassende Anamnese, also eine detaillierte Erfassung der bisherigen Krankheitsgeschichte
  • Eine neurologische und körperliche Untersuchung - hier werden verschiedene Körperfunktionen überprüft und abgefragt
  • Ein Test auf "evozierte Potenziale" - hier wird die Nervenleitfähigkeit- und Geschwindigkeit gemessene
  • Eine Lumbalpunktion (Nervenwassergewinnung) - sie liefert Hinweise auf entzündliche Veränderungen
  • Eine Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspinresonanz-Tomographie des Gehirns und des Rückenmarks)

Therapie von MS

Multiple Sklerose ist noch nicht heilbar. Bei akuten Schüben erhalten MS-Patienten hochdosiertes Kortison, das entzündungshemmend wirkt. Behandlungsziel bei MS ist generell, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten beziehungsweise zu verzögern. Da es sich bei MS um eine Autoimmunerkrankung handelt, brauchen MS-Kranke vor allem eine starke Immunabwehr. Dabei können Medikamente ebenso helfen wie ein gesunder Lebensstil mit entsprechender Ernährung. Zu empfehlen sind zum Beispiel: viel Gemüse und entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren. Zu meiden sind dagegen: zu viele Kohlenhydrate und Zuckerhaltiges. In schweren Fällen, bei der die MS rasch fortschreitet, können MS-Kranke auch mit einer Chemotherapie behandelt werden. Bei dieser Therapie wird mithilfe der Chemotherapie zunächst das eigene, gegen den eigenen Körper gerichtete Immunsystem ausgeschaltet. Anschließend erhalten die Patienten eine Infusion aus Knochenmarkszellen, die ihnen zuvor entnommen wurden. Sie sollen im Knochenmark anwachsen und quasi ein neues Immunsystem bilden, das die Nervenhüllen nicht mehr angreift. Dank immer besserer Therapien ist die Lebenserwartung von MS-Kranken im Vergleich zu gesunden Menschen heute kaum noch verkürzt.

Ein weiteres Ziel bei der Behandlung von MS-Patienten ist, die Symptome zu lindern, um eine möglichst hohe Lebensqualität - trotz Multipler Sklerose - zu erhalten. Neben Medikamenten können hier unter anderem folgende Behandlungen helfen:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Psychotherapie
  • Neuropsychologische Therapie

Globale Prävalenz und Inzidenz von MS

Laut der bisher umfangreichsten globalen Studie zur Multiplen Sklerose, dem Atlas der MS, gibt es weltweit heute 2,8 Millionen Menschen mit MS. Im globalen Durchschnitt lebt also einer von 3.000 Menschen mit MS. Und alle fünf Minuten kommt einer hinzu, der die Diagnose MS neu erhält. Auch wenn die MS meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert wird, so ist es nicht nur eine Krankheit der Erwachsenen. Die globale Studie zeigt, dass mindestens 30.000 der Betroffenen unter 18 Jahre alt sind.

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Aufgrund von Änderungen in den Berechnungsmethoden kann man die Zahlen von 2013 und 2020 nicht direkt vergleichen. Würden die gleichen Berechnungsmethoden Anwendung finden, wäre die Zahl der Menschen mit MS laut der globalen Schätzung innerhalb von sieben Jahren um 30 Prozent gestiegen. Experten aus 115 Ländern haben die epidemiologische Umfrage abgeschlossen. Die Ergebnisse repräsentieren nun 87 Prozent der Weltbevölkerung. Auch die Qualität der Prävalenzdaten hat sich verbessert: 84 Prozent der Länder konnten sich auf MS-Register, Fachpublikationen oder elektronische Gesundheitsakten als Quelle berufen. Auch wenn die Datenlage zur Verbreitung der MS immer besser wird - eine wahre bzw. vollständige Darstellung kann noch keiner liefern. Da gibt es noch ein paar weiße Stellen im Welt-Atlas.

MS in Deutschland: Aktuelle Zahlen und Trends

In Deutschland leben mehr als 280.000 MS-Erkrankte. Verlässliche Daten zur Prävalenz (Häufigkeit) der Erkrankung lagen lange nicht vor. Auch Fragen zur Versorgung, wie zum Beispiel die Anwendung verschiedener Therapieformen bei MS-Patienten waren nur ansatzweise bekannt. In Deutschland liegt die Zahl der MS-Erkrankten jetzt bei geschätzt 252.000 Menschen. In Deutschland werden jedes Jahr 14.600 Menschen neu mit Multiple Sklerose diagnostiziert. 72 Prozent der Menschen mit MS in Deutschland sind Frauen.

Um besser zu verstehen, wie sich die MS-Risiken im Laufe der Jahre entwickelt haben, nutzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend bevölkerungsbasierte Studien. Das Ziel der hier vorgestellten Untersuchung war es, ein dringend benötigtes Update zur MS-Inzidenz und zur Verteilung der Geschlechter bei Neuinfektionen in einem universellen Gesundheitssystem - in diesem Fall der Bundesrepublik Deutschland - zu liefern.

Methodik der deutschen Studie

Um zuverlässige und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, wurden pseudonymisierte Daten aus bundesweiten Abrechnungen ambulanter Behandlungen, die gemäß §295 des Sozialgesetzbuches (SGB-V) erfasst. Diese Daten decken rund 87 % der deutschen Bevölkerung im Jahr 2021 ab und geben Auskunft über Diagnosen und Behandlungsverläufe von Personen, die in Deutschland leben und bei einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert sind. Die Definition eines „MS-Falls“ erfolgte streng: Die Diagnose musste von einem Arzt mindestens drei Mal innerhalb von vier aufeinanderfolgenden Quartalen gestellt worden sein. Dies stellte sicher, dass nur gesicherte MS-Fälle in die Berechnungen der Inzidenz einflossen.

Ergebnisse der deutschen Studie

Zwischen den Jahren 2015 und 2022 zeigte sich, dass die Zahl der neu diagnostizierten MS-Fälle jährlich zwischen 9.507 (im Jahr 2019) und 10.633 (im Jahr 2021) schwankte. Frauen machten in diesem Zeitraum konstant etwa 68 % bis 71 % der MS-Fälle aus, was bestätigt, dass Frauen nach wie vor deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Insgesamt blieb die MS-Inzidenz in Deutschland über den Untersuchungszeitraum relativ stabil, trotz aktualisierter Diagnosekriterien, die die Erkennung der Krankheit verbessert haben.

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Bedeutung der Studienergebnisse

Diese Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Erstens bestätigen sie, dass MS in Deutschland nach wie vor eine erhebliche Krankheitslast darstellt. Die stabile Inzidenzrate, kombiniert mit der steigenden Prävalenz - also der Gesamtzahl an Betroffenen - zeigt, dass immer mehr Menschen länger mit MS leben. Zweitens bleibt das Geschlechterverhältnis von etwa zwei zu eins zwischen Frauen und Männern stabil. Warum Frauen so viel häufiger betroffen sind, ist nach wie vor nicht vollständig geklärt. Hormonelle Einflüsse, genetische Faktoren oder Umweltbedingungen könnten hier eine Rolle spielen.

Die Ergebnisse dieser Studie sollten in der Gesundheitsplanung berücksichtigt werden, insbesondere da die Zahl der MS-Betroffenen weiterhin steigt. MS ist eine chronische Krankheit, die nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem erheblich belastet. Eine stabile Inzidenz bedeutet, dass die Zahl der Patienten, die über längere Zeiträume hinweg medizinische Betreuung benötigen, weiter zunimmt. Zudem sollten weitere Studien durchgeführt werden, um regionale Unterschiede, Umweltfaktoren und genetische Prädispositionen besser zu verstehen.

Das MS-Register der DMSG

Um standardisierte Daten über die Versorgungssituation innerhalb Deutschlands und den Einfluss der Erkrankung auf die Berufs- und Arbeitswelt zu erhalten, initiierte die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. im Jahre 2001 den Aufbau eines MS-Registers. Mittlerweile beteiligen sich 185 MS-Zentren an der Dokumentation mit einem jährlichen Umfang von bis zu 30.000 Datensätzen.

Erkenntnisse aus dem MS-Register

Neue Daten aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) zeigen, dass Blasenfunktionsstörungen zu den häufigsten Symptomen bei Multipler Sklerose gehören. Eine aktuelle Auswertung aus dem MS-Register untersucht die verschiedenen Formen der Blasenfunktionsstörungen sowie deren Therapie. Eine Auswertung aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. untersucht die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit,bestehende Fälle) und Inzidenz (neu auftretende Fälle) des Symptoms Depression. Eine Auswertung aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. untersucht die Verbreitung und Behandlung von Schüben bei MS. Eine Auswertung aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. untersucht die Verbreitung und die Behandlung des Schmerzes als Symptom der MS. Schon ein geringer Behinderungsgrad kann bei MS zu einer vorzeitigen Berentung führen: Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung zur Berentung aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. 1,6 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland gaben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. an, unter epileptischen Anfällen zu leiden. Doppelbilder, verschwommenes Sehen, Gleichgewichtsstörungen: 11,4 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland gaben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. 2,9 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland gaben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. Eine Auswertung des MS-Registers der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. zeigt, dass 5,9 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der DMSG, Bundesverband e.V. angaben, unter MS-bedingten Sprach- und/oder Stimmstörungen (Dysarthie bzw. Eine aktuelle Auswertung des MS-Registers der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. zeigt, dass 61,4 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland zu Beginn ihrer MS-Erkrankung an Sensibilitätsstörungen litten. Exakt die Hälfte der befragten MS-Erkrankten in Deutschland gaben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. Acht Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland haben zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. Wenn bei Multiple Sklerose Teile des Zentralen Nervensystems beschädigt oder zerstört sind, können Funktionsstörungen der Harnblase und des Darms auftreten.

Regionale Unterschiede und Umweltfaktoren

Die mit dem Breitengrad zunehmende Häufigkeit der multiplen Sklerose könnte auch mit den nationalen Gesundheitsausgaben zusammenhängen. So haben ärmere, oft näher am Äquator liegende Länder weniger Mittel für die Diagnostik und viele Betroffene bleiben demnach unerkannt. Eine Ressourcenfrage Reichere, weiter vom Äquator entfernte Länder könnten mehr in das Gesundheitssystem und Technologie investieren, vermuten die Autoren, etwa hinsichtlich der Facharztausbildung oder der Bereitstellung von MRT-Geräten. Weiterhin wird spekuliert, erklären die Studienautoren, dass genetische und ethnische Faktoren eine Rolle bei der MS-Entstehung spielen könnten. Anders als lange angenommen zeigten jedoch neuere Daten, dass die MS-Prävalenz bei Afroamerikanern genauso hoch oder sogar höher sei als bei weißen Amerikanern oder anderen ethnischen Gruppen. Ähnliches würden Daten aus Südafrika zeigen. Mit dem Ende der Apartheid und dem damit verbundenen besseren Zugang zur gesundheitlichen Versorgung sei die MS-Prävalenz unter Schwarzen in Südafrika deutlich angestiegen.

Neue Erkenntnisse zur Präzisionsmedizin bei MS

Eine bahnbrechende Studie zeigt nun aber: Diese Annahme ist falsch. Vielmehr gibt es auch auf Zell-Ebene drei Subtypen der Krankheit. Jeder ist durch ein spezifisches Profil von Immunzellen im Blut gekennzeichnet und mit verschiedenen Krankheitsverläufen assoziiert. Dies ergab die Analyse der Blutproben von mehr als 500 MS-Patienten im Frühstadium, die nun im hochkarätigen Fachjournal „Science Translational Medicine“ veröffentlicht wurde. Konkret unterscheiden Analysen aus Münster erstmals drei verschiedene Typen der immunologischen Aktivierung, die mit spezifischen Kennzeichen und Krankheitsverläufen einhergehen: den entzündlichen, den degenerativen und einen dritten, den die Wissenschaftler noch nicht im Detail beschreiben können. Patienten mit „entzündlicher“ MS litten im ersten Jahr nach der Diagnose unter mehr Krankheitsschüben und zeigten Läsionen, die auf eine Fehlfunktion der Blut-Hirn-Schranke hinweisen. Wer hingegen die degenerative Form der MS hatte, war von Anfang an schwerer betroffen und die Behinderung schritt schneller voran. Die Neuroimmunologinnen und Neuroimmunologen fanden hier zudem winzige Löcher in der Hirnsubstanz, die Ursache für diesen schweren Krankheitsverlauf sein könnten. Es wird deutlich: Die MS entsteht auf verschiedenen Wegen und hat unterschiedliche Erscheinungsformen im Immunsystem. Da verwundert es nicht, dass auch bestehende Therapien ganz unterschiedlich gut „anschlagen“.

Die Frage „Welche Therapie für wen?“ ist angesichts der Vielzahl von MS-Präparaten zentral: Die meisten Medikamente müssen möglichst früh im Krankheitsprozess eingesetzt werden, da sich einmal zerstörtes Nervengewebe quasi nicht regenerieren lässt. Aktuell können bei der Suche nach dem individuell richtigen Wirkstoff wertvolle Monate vergehen. Die nun gewonnenen Daten könnten diese Suche beschleunigen. Zudem lässt sich mit dem Immunzellprofil besser einschätzen, ob schwere Nebenwirkungen auftreten: "Unsere Studie bietet Klinikerinnen und Klinikern auch ein praktisches Instrument, um den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine bestimmte Behandlung vorherzusagen", erklärt Prof. Luisa Klotz, die das Projekt gemeinsam mit Prof. Wiendl leitet, und ergänzt: "Dies ist ein klarer Fortschritt in Richtung einer personalisierten Medizin in der Multiplen Sklerose.“

Unterstützung für MS-Patienten

Auf der Suche nach Therapien, Reha-Einrichtungen und neuen Forschungsergebnissen bieten unter anderem der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, die Landesverbände und das MS-Kompetenznetz Informationen für MS-Kranke und Interessierte. AMSEL e.V. unterstützt Menschen mit Multipler Sklerose und ihre Angehörigen durch unabhängige Informationen und Beratung, durch die Möglichkeit, sich untereinander zu treffen, etwa in AMSEL-Gruppen oder auch im AMSEL-Forum oder den sozialen Netzwerken außerhalb von amsel.de, durch die Förderung unabhängiger Forschung. Und indem AMSEL e.V. die breite Öffentlichkeit darüber aufklärt, wie es sich eigentlich mit Multipler Sklerose lebt, was diese Menschen eventuell brauchen, um integriert zu bleiben.

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