Multiple Sklerose: Ursachen, Symptome und Therapie

Multiple Sklerose (MS), auch Encephalomyelitis disseminata (ED) genannt, ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die das Gehirn und Rückenmark betrifft. Bei MS greift das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinschicht an, die die Nervenfasern umgibt. Diese Myelinschicht isoliert die Nervenfasern, ähnlich wie eine Kunststoffhülle bei einem Stromkabel, und ermöglicht eine schnelle Übertragung von Nervensignalen. Wird die Myelinschicht durch Entzündungen geschädigt, können die Nervensignale langsamer oder gar nicht mehr weitergeleitet werden. Die Folge sind vielfältige neurologische Symptome.

Die MS ist nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch die häufig verbreiteten Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, sind so nicht richtig.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und Rückenmark betrifft. Bei MS kommt es zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems und in der Folge zu Entzündungen an den Nervenzellen. Betroffen ist vor allem die Hülle der Nervenfasern, die sogenannte Myelinscheide. Wird sie beschädigt, können die Nerven ihre Signale schlechter weiterleiten. Das verursacht viele verschiedene Symptome. MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark angreift.

Die "Krankheit der 1000 Gesichter"

Die Multiple Sklerose wird oft als "Krankheit der 1000 Gesichter" bezeichnet, da sie sich bei jeder betroffenen Person anders äußert. Die Symptome können vielfältig sein und sich im Verlauf der Erkrankung verändern. Je nachdem, an welchen Nerven des Gehirns oder Rückenmarks die Entzündungen sitzen, unterscheiden sich die Art und Schwere der Symptome.

Häufigkeit

Weltweit sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, in Deutschland rund 280.000. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Meist wird MS zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt, in manchen Fällen aber auch im Kindes- und Jugendalter.

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Symptome der Multiplen Sklerose

MS-Symptome sind sehr vielfältig und zeigen sich bei jedem betroffenen Menschen anders. Die Symptome können je nach Verlaufsform schubförmig oder kontinuierlich auftreten und auch ineinander übergehen.

Ein MS-Schub macht sich bemerkbar, indem ein Symptom innerhalb weniger Stunden oder über wenige Tage immer stärker wird. Das kann Tage oder Wochen so bleiben und sich dann komplett oder teilweise wieder normalisieren. Jeder Schub führt zu einer Beschädigung im zentralen Nervensystem.

Typische Frühanzeichen

Erste Anzeichen, die viele Multiple-Sklerose-Patientinnen und -Patienten bemerken, sind:

  • Sehstörungen: wie trüber Blick, Sehausfall im Zentrum des Blickfelds, Doppelbilder, eingeschränktes Farbensehen, (vorübergehende) Blindheit, Schmerzen bei Augenbewegung
  • Missempfindungen: wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln (Ameisenkribbeln)
  • Lähmungen: Muskelschwäche und verlangsamte Bewegungsabläufe
  • Koordinationsstörungen: beispielsweise bei Gleichgewicht, Fein- und Zielmotorik
  • Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten: Fatigue-Syndrom

Viele dieser Symptome können jedoch auch bei anderen Erkrankungen auftreten oder ganz harmlose Ursachen haben.

Weitere Symptome

  • Muskelzuckungen, Schwerfälligkeit, spastische Lähmungserscheinungen
  • Müdigkeit, allgemeine Mattigkeit oder Konzentrationsstörungen ("Fatigue")
  • Unsicherheiten beim Gehen, Störungen der Bewegungskoordination
  • Störungen beim Entleeren von Darm oder Blase
  • unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus)
  • Schmerzen in Armen und Beinen
  • Sprech- und Schluckstörungen (Dysphagie)
  • Psychiatrische Symptome

Ursachen und Risikofaktoren

Wieso greift das Immunsystem bei MS die Myelinhüllen der Nervenfasern an und verursacht so diese Fülle an Symptomen? Darauf haben Forscherinnen und Forscher noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Klar ist bisher nur der Krankheitsmechanismus: eine fehlerhafte Ausbildung bestimmter Immunzellen.

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In der wissenschaftlichen Welt kursieren unterschiedliche Theorien, warum sich in die Ausbildung der Immunzellen Fehler einschleichen können. Einig sind sich Forscherinnen und Forscher darin, dass wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammenspielen müssen, damit eine Erkrankung wie Multiple Sklerose entsteht. Es gibt wohl keinen Einzelfaktor, der alleine MS auslöst. Eher wird ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren angenommen.

Risikofaktoren für Multiple Sklerose:

  • Genetische Faktoren: Multiple Sklerose ist zwar keine erbliche Erkrankung - allerdings ist es wahrscheinlicher zu erkranken, wenn ein Familienmitglied MS hat.
  • Bestimmte Infektionen im Kindes- und Jugendalter: Das Epstein-Barr-Virus steht besonders im Verdacht, das Risiko für Multiple Sklerose zu erhöhen. Auch Masern und das humane Herpesvirus 6, das beispielsweise das Drei-Tage-Fieber auslöst, werden diskutiert.
  • Vitamin-D-Mangel: Zu wenig Vitamin D im Blut ist ebenfalls ein Risikofaktor für MS. Denn Vitamin D, das unser Körper mithilfe von Sonnenlicht bildet, unterstützt die optimale Funktion unseres Immunsystems.
  • Rauchen: Wer raucht, riskiert einen schnelleren und stärkeren Verlauf einer Multiplen Sklerose. Mit dem Rauchen aufzuhören, lohnt sich in jedem Fall und verlangsamt das Fortschreiten der Krankheit.
  • Übergewicht: Studien zeigen, dass Übergewicht im Kindes- und Jugendalter wie auch im jungen Erwachsenenalter das MS-Risiko erhöht.
  • Luftverschmutzung: Schadstoffe wie Stickoxide, Schwefeloxide und Mikrofeinstaub stehen im Verdacht, Multiple Sklerose zu begünstigen beziehungsweise zu verschlimmern.
  • Geografische Bedingungen: Je näher ein Mensch in Richtung Äquator aufwächst, desto geringer ist sein MS-Risiko. Weiter südlich und nördlich steigt das Risiko. Nordeuropa und Nordamerika haben die höchste Erkrankungsrate.

Verlaufsformen der Multiplen Sklerose

Die Erkrankung verläuft bei jeder Patientin und jedem Patienten anders. Fachleute unterscheiden bei der Multiplen Sklerose drei grundlegende Verlaufsformen, die ineinander übergehen können.

  1. Schubförmig remittierende MS (RRMS): Bei den meisten Betroffenen treten die ersten Symptome in Schüben auf und lassen zwischendurch wieder komplett oder teilweise nach - das wird schubförmig remittierend genannt. Bei etwa 85 Prozent der Patientinnen und Patienten beginnt die Erkrankung auf diese Weise im jungen Erwachsenenalter. Die Betroffenen haben durchschnittlich alle zwei bis drei Jahre einen Schub. Ein Schub ist gekennzeichnet durch episodisches Auftreten und vollständige oder teilweise Rückbildung (Remission) neurologischer Symptome innerhalb von Tagen bis Wochen.
  2. Sekundär progrediente MS (SPMS): Eine ursprünglich schubförmig verlaufende Multiple Sklerose (RRMS) entwickelt sich häufig nach 10 bis 20 Jahren in ihrem Verlauf: Die Beschwerden verändern sich bei etwa 15 Prozent der Betroffenen langsam und kommen weniger in Schüben, sondern bleiben länger oder sogar dauerhaft. Die Symptome zwischen den Schüben bilden sich nicht mehr zurück oder verstärken sich über die Zeit.
  3. Primär progrediente MS (PPMS): 10-15 Prozent der Betroffenen haben zu Beginn der Erkrankung keine Schübe, bei ihnen fällt die MS durch eine langsame Zunahme der Beschwerden auf.

Zusätzlich wird bei jeder Form bewertet, ob sie entzündlich aktiv oder nicht aktiv ist.

Klinisch isoliertes Syndrom (KIS) und Radiologisch isoliertes Syndrom (RIS)

Wenn ein Mensch einen Krankheitsschub mit MS-typischen Beschwerden hat, sonst aber keine weiteren Kriterien für eine MS-Diagnose erfüllt, spricht man von einem Klinisch isolierten Syndrom (KIS). Ein KIS kann auf eine beginnende Multiple Sklerose hinweisen - muss es aber nicht.

Manchmal werden Läsionen, die typisch für eine Multiple Sklerose sind, zufällig auf MRT-Aufnahmen entdeckt, die aus einem anderen Grund angefertigt wurden (z. B. um die Ursache von Kopfschmerzen abzuklären). Wenn diese Zufallsbefunde bei Menschen gesehen werden, die bisher keine MS-verdächtigen neurologischen Symptome haben, handelt es sich um ein radiologisch isoliertes Syndrom (RIS). Auch ein RIS kann im Verlauf in eine Multiple Sklerose übergehen.

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Diagnose der Multiplen Sklerose

Eine MS-Diagnose zu stellen, ist nicht einfach. Weil so viele unterschiedliche Symptome vorkommen können, gibt es nicht den einen „MS-Test“, der zweifelsfrei beweist, dass eine Multiple Sklerose vorliegt. Multiple Sklerose ist daher eine sogenannte Ausschlussdiagnose.

Um Multiple Sklerose eindeutig festzustellen, schließen Neurologinnen und Neurologen zunächst andere Erkrankungen aus, die MS-ähnliche Symptome hervorrufen können. Dazu zählen beispielsweise Migräne und psychische Störungen.

Um eine MS festzustellen oder auszuschließen, helfen unterschiedliche Untersuchungen:

  • Magnetresonanztomografie (MRT): Eine MRT-Untersuchung macht MS-typische Entzündungen in Gehirn und Rückenmark sichtbar. Auf den Bildern sind sie als helle oder dunkle Flecken zu sehen und werden Läsionen oder Herde genannt. Die MRT dient nicht nur der Diagnose, sondern auch der Verlaufsbeobachtung. Entscheidend ist, dass sich Entzündungsherde an mehreren Stellen im Gehirn oder Rückenmark nachweisen lassen.
  • Blutuntersuchung: Manche Erkrankungen wie die durch Zecken übertragene Borreliose und die Autoimmunerkrankung Lupus verursachen ähnliche Symptome wie MS und auffällige Blutwerte. Mit einer Blutuntersuchung lassen sich solche Erkrankungen ausschließen.
  • Nervenwasseruntersuchung (Lumbalpunktion): Im Nervenwasser, das Gehirn und Rückenmark umgibt, lassen sich ebenfalls Hinweise auf Entzündungen finden - beispielsweise in Form von bestimmten Immunzellen oder Eiweißen, die bei autoimmunen Entzündungen entstehen. Für die Untersuchung wird der Patientin oder dem Patienten mit einer dünnen Nadel ein wenig Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen. Oligoklonale Banden sind sogenannte Immunglobuline, das heißt: Antikörper. Sie liefern Hinweise auf entzündliche Prozesse im Körper. Bei rund 95 Prozent aller MS-Patienten liegen sie vor.
  • Nervenvermessung (evozierte Potentiale): Bei Menschen mit Multipler Sklerose schädigt die Erkrankung nach und nach die isolierenden Hüllen von Nervenfasern. Die betroffenen Nervenzellen leiten Signale langsamer weiter als bei gesunden Menschen. Bestimmte Eingänge in das Nervensystem lassen sich durch minimale elektrische, akustische oder visuelle Reize anregen.

Damit die Diagnose gestellt werden kann, müssen die Befunde zudem räumlich und zeitlich getrennt sein (Dissemination).

Therapie der Multiplen Sklerose

Multiple Sklerose ist nicht heilbar - aber behandelbar. Da die Symptome und Verläufe bei allen Betroffenen unterschiedlich sind, gibt es auch keine Multiple-Sklerose-Therapie, die für alle funktioniert. Die Behandlung setzt sich daher aus unterschiedlichen Therapieformen zusammen, die auf die Betroffenen abgestimmt werden.

Die Therapie der Multiplen Sklerose stützt sich dabei auf mehrere Säulen:

  • Schubtherapie: Behandlung akuter Schübe, damit Beschwerden sich schnell zurückbilden
  • Verlaufsmodifizierende Therapie (= Basistherapie): Reduktion der Schwere und Häufigkeit der Schübe, um die beschwerdefreie oder -arme Zeit zu verlängern
  • Symptomatische Therapie: Linderung von MS-Beschwerden und Vorbeugung möglicher Komplikationen

Medikamentöse Therapie

  • Akuter Schub: Damit sich akute MS-Schübe schneller zurückbilden, wird in der Regel entzündungshemmendes Cortison eingesetzt, entweder in Tablettenform oder als Infusion in eine Vene.
  • Immuntherapie: Zusätzlich stehen Immuntherapien zur Verfügung, die das Immunsystem verändern oder dämpfen. Dadurch können sie den Krankheitsverlauf verlangsamen und abmildern sowie MS-Schübe dämpfen. Immuntherapien werden auch verlaufsmodifizierende Therapien genannt. Am wirksamsten sind speziell entwickelte Antikörper. Sie verhindern das Eindringen von bestimmten Immunzellen ins Gehirn oder reduzieren ihre Konzentration im Blut. Dadurch können diese Zellen keine Entzündungen mehr auslösen. Mittlerweile gibt es gut 20 Immuntherapie-Mittel (Stand: April 2023), einige davon auch für die sekundär oder primär progrediente MS. Das ermöglicht weitgehend individuell zugeschnittene Behandlungspläne. Ob man eine Immuntherapie beginnt und mit welchem Medikament, hängt an einer Vielzahl von Faktoren. Dabei geht es um Aspekte wie Krankheitsverlauf, Familienplanung oder das individuelle Risikoprofil. Grundsätzlich wird empfohlen, bei allen Menschen mit MS eine Immuntherapie zu beginnen.
  • Blutwäsche (Plasmapherese/Immunadsorption): Haben die Medikamente nicht die gewünschte Wirkung und drohen daher bei einem akuten Schub bleibende Schäden, kann eine sogenannte Blutwäsche zum Einsatz kommen. Dabei werden bestimmte Bestandteile aus dem Blut der MS-Betroffenen gefiltert, die bei Entzündungsprozessen eine Rolle spielen.

Behandlung der Symptome

Manche MS-Symptome können den Alltag der Betroffenen einschränken. Gezielte Therapien helfen, die Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu verhindern.

  • Physiotherapie: wirkt beispielsweise Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen und Blasenstörung entgegen.
  • Neuropsychologisches Training: vermindert Aufmerksamkeit- und Gedächtnisschwäche.
  • Logopädische Therapie: bei Sprech- und Schluckstörungen.
  • Ergotherapie: unterstützt bei der Bewältigung von Alltagssituationen.
  • Psychotherapie: kann helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen.

Anpassung des Lebensstils

Multiple-Sklerose-Patientinnen und -Patienten können durch einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil zu einem gewissen Grad selbst den Verlauf ihrer Erkrankung und die Stärke ihrer Symptome beeinflussen.

  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Kraft- und Ausdauertrainings helfen, die Muskelkraft und Balance zu verbessern. Zudem profitieren die Lebensqualität und Psyche von regelmäßigem Sport - ein wichtiger Punkt bei einer Erkrankung, die sehr belasten kann. Ein Spaziergang oder eine Wanderung, eine Fahrradtour oder ähnliche Aktivitäten im Freien haben außerdem gleich mehrere positive Effekte: Man bewegt sich und kann schon durch kurzen, aber regelmäßigen Aufenthalt in der Sonne etwas gegen einen Vitamin-D-Mangel tun.
  • Gesunde Ernährung: Selbst zubereitete Mischkost mit viel Obst und Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten, aber wenig Zucker und Salz, tierischen Fetten und Zusatzstoffen (wie in verarbeiteten Lebensmitteln) hat positive Effekte.
  • Nicht rauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor und die Betroffenen sollten alles daran setzen, die Nikotinsucht zu überwinden.
  • Unterstützung durch Selbsthilfe: Selbsthilfeorganisationen bieten Betroffenen viel Wissen, Austausch und emotionale Unterstützung. Ansprechadresse ist beispielsweise die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).

Leben mit Multipler Sklerose

Rund um die Multiple Sklerose halten sich noch immer hartnäckig einige Vorurteile. Beispielsweise, dass sie zwangsläufig zu schweren Behinderungen oder einem Leben mit Rollstuhl führt und die Lebenserwartung stark verkürzt. Doch das stimmt so nicht: Viele Betroffene leben über Jahrzehnte hinweg ohne Gehhilfe. Selbst nach einer Krankheitsdauer von etwa 40 Jahren benötigen nur rund 30 Prozent einen Rollstuhl. Und auch dann unterstützen Mobilitätshilfen dabei, möglichst aktiv und selbstbestimmt zu bleiben.

Zudem ist Multiple Sklerose mittlerweile dank moderner Medikamente und eines besseren Verständnisses der Krankheit gut behandelbar.

Die allermeisten Menschen mit Multipler Sklerose (MS) können ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen und lange Zeit mobil bleiben. Multiple Sklerose steht grundsätzlich weder einer Ausbildung noch der Berufsausübung, Freundschaften, Sport, sozialen Kontakten oder der Gründung einer Familie im Wege.

Während der Schwangerschaft nimmt die Wahrscheinlichkeit für einen Schub ab. In den ersten drei Monaten nach der Geburt nimmt sie zu. Stillen scheint vor Schüben zu schützen. MS-Medikamente können sich auf das ungeborene Kind auswirken, weswegen besondere Vorsicht geboten ist. Nicht jedes Medikament darf in der Schwangerschaft gegeben werden. Eine Schwangerschaft sollte daher möglichst in einer stabilen Phase der Erkrankung geplant und Medikamente eher abgesetzt werden - zumal sie, wie oben beschrieben, einen gewissen Schutz vor Schüben bietet.

Forschung und neue Medikamente

Dennoch ist vieles bis heute nicht zufriedenstellend: Im Jahr 2024 kann keines der Basistherapeutika alle Schübe verhindern. Und für die Behandlung bestimmter Formen der Krankheit sind erst wenige Medikamente zugelassen. Deshalb versuchen Pharmaforscher weiterhin, für die Patienten Medikamente zu entwickeln, die noch wirksamer und noch besser verträglich sind. Und sie arbeiten an weiteren Medikamenten gegen die stetig fortschreitende MS.

Ein wichtiger Schwerpunkt der klinischen Forschung liegt 2024 wie auch in den vergangenen Jahren auf der Weiterentwicklung von immunmodulatorischen Substanzen, die das Voranschreiten der Behinderung effektiver unterbinden sollen. Durch Immunmodulatoren kann die Immunantwort im Körper beeinflusst und neu ausgerichtet werden. Sie können beispielsweise Botenstoffe sein, die therapeutisch eingesetzt werden, um die Kommunikation zwischen den Immunzellen zu beeinflussen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Erforschung der Zelle, insbesondere der Rolle von T-Zellen und B-Zellen, um die Mechanismen der Autoimmunreaktion besser zu verstehen. Andere Studien zielen darauf ab, den Anwendungskomfort durch längere Anwendungsintervalle oder eine orale Verabreichung zu erhöhen.

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