Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Er tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, entweder durch eine Verstopfung (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). In beiden Fällen ist schnelles Handeln entscheidend, um bleibende Schäden zu minimieren.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist ein plötzlicher Ausfall spezifischer Gehirnfunktionen, der meist durch eine Durchblutungsstörung verursacht wird. Der Begriff Schlaganfall bezeichnet zwei verschiedene Ursachen dieser Durchblutungsstörung. Etwa 80 Prozent aller Schlaganfälle werden durch den Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes mit nachfolgender Mangeldurchblutung (Ischämie) verursacht. Diese führt zu Funktionsstörungen und im weiteren Verlauf zum Absterben der betroffenen Nervenzellen.
Beim Hirninfarkt kommt es zu einer umschriebenen Minderdurchblutung des Gehirns. Bei ca. 15% der Patienten entsteht ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung. Dabei tritt Blut aus einem meist vorgeschädigten Hirngefäß in das umliegende Gewebe aus. Ursachen können schlecht behandelter Bluthochdruck oder angeborene Gefäßveränderungen sein. Weniger als 5% der Schlaganfälle sind auf sog. Subarachnoidalblutungen zurückzuführen. Dabei handelt es sich um eine Blutung in den Raum zwischen Gehirn und Hirnhaut (Arachnoidea), die meist durch eine kongenitale Gefäßveränderung verursacht wird.
Symptome erkennen und richtig handeln
Wie der Name es bereits ausdrückt, trifft der Schlaganfall viele Betroffene wie ein Schlag. Ganz plötzlich können Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen auftreten. Von einem Moment auf den anderen sind Sie möglicherweise mit Themen wie Behinderung und Pflege konfrontiert.
Die häufigsten Symptome sind:
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- Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle, meist an einer Körperseite, im Gesicht z.B. Diese Symptome können sich in einigen Fällen nach einigen Minuten vollständig zurückbilden. Es handelt sich dann um eine transitorisch ischämische Attacke (TIA).
- Sprach- und Sprachverständnisstörungen
- Plötzliche Sehstörungen (Doppelbilder oder Sehverlust)
- Schwindel und Koordinationsschwierigkeiten
- Sehr starke Kopfschmerzen
- Akute Bewusstseinsstörung
- Plötzlich aufgetretene Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen oder Koordinationsverlust
Wichtig: Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss unverzüglich der Notruf 112 alarmiert werden. Melden Sie der Rettungsleitstelle "Verdacht auf Schlaganfall". Jede Minute zählt, um das Ausmaß der Schädigung zu begrenzen.
Die Bedeutung der Stroke Unit
Ein Schlaganfall oder eine vorübergehende Durchblutungsstörung sollte immer im Krankenhaus behandelt werden! Hierfür stehen flächendeckend von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft zertifizierte Stroke-Units rund um die Uhr zur Verfügung. Diese intensivmedizinischen Abteilungen sind auf die Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten spezialisiert.
Stroke Units wurden ins Leben gerufen, um ein integriertes Behandlungskonzept in der Akutphase des Schlaganfalls optimal durchführen zu können. Dazu ist die kontinuierliche Verfügbarkeit von fachneurologischer Kompetenz in 24-Stunden-Bereitschaft, Ultraschalldiagnostik und Computertomografie erforderlich. Auch die Lysebehandlung, die intravenöse Gabe eines gerinnselauflösenden Medikamentes, wird in der Neurologischen Klinik durchgeführt. Im Falle der Notwendigkeit einer mechanischen Thrombektomie (Gerinnselentfernung aus einer Gehirnarterie mittels Katheter) erfolgt eine Notfallverlegung in ein Kooperationszentrum.
Die Behandlung auf einer Stroke Unit verringert die Sterblichkeit und die Schwere der verbleibenden Behinderung, unabhängig von Alter, Geschlecht und anfänglicher Behinderung.
Schnelle Diagnose und Behandlung in der Klinik
Je schneller neurologische Experten die Durchblutung wieder herstellen können, desto größer sind die Chancen, dass das Gehirn später seine normale Funktion zurückerlangt und keine oder nur geringe Einschränkungen zurückbleiben.
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In höchster Eile, Stichwort "Time is brain", kann in unserer Klinik zuverlässig herausgefunden werden, ob der Schlaganfall durch ein verstopftes Gefäß oder durch eine Gehirnblutung ausgelöst wurde und welche Hirnareale betroffen sind.
Ein eingespieltes Team erfahrener Intensivmediziner, Neurologen, Radiologen und Pflegekräften hat die Diagnose- und Behandlungsabläufe so gut strukturiert, dass die Schlaganfall-Therapie in denkbar kürzester Zeit - im Schnitt bereits nach weniger als 30 Minuten - erfolgt.
Die Fachzeitschrift Lancet berichtete bereits Anfang 2016 darüber, wie es unserer Stroke Unit gelang, die Zeit bis zum Einleiten der Behandlung erfolgreich zu verkürzen (unter Experten "door-to-needle-time" genannt).
Unsere Stroke Unit mit Ihren momentam 13 Betten ist nach den strengen Kriterien des zum TÜV Rheinland gehörigen Zertifizierungs-Instituts LGA Intercert überregional zertifiziert, was bedeutet, dass wir maximale Diagnose- und Therapiestandards vorhalten.
Akuttherapie: Thrombolyse und Thrombektomie
Wichtig ist jedoch, dass schnell gehandelt wird, jede Minute zählt dabei. Insbesondere sind hier die Thrombektomie (ein Eingriff, bei dem das auslösende Blutgerinnsel bis zu 24 Stunden nach Verschluss mechanisch entfernt werden kann) als auch die sogenannte Thrombolyse, bei der auch kleine Gerinnsel medikamentös aufgelöst werden, zu nennen.
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Thrombolyse: Bei der Thrombolyse wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflösen soll. Die Behandlungserfolge sind am besten, je schneller mit dieser Therapie begonnen wird - Time is brain. Die Lyse sollte innerhalb von 4,5 Stunden erfolgen, dies ist immer eine Einzelfallentscheidung durch den Arzt oder die Ärztin.
Thrombektomie: Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt. Ein Neuroradiologe entfernt dabei das Gerinnsel im Gehirn durch einen Katheter, den er in die Leiste der zu behandelnden Person einführt. Das Blutgerinnsel wird dabei durchstoßen und mit einer Art Mini-Käfig abgesaugt. Dieses Verfahren wird in größeren Schlaganfall-Zentren eingesetzt.
Ist ein Blutgerinnsel der Auslöser, versuchen wir - in der Regel bis 4,5 Stunden (in Ausnahmefällen 6 Stunden) nach Auftreten der Symptome -, dieses aufzulösen, bevor das Gewebe unwiderruflich geschädigt wird. Falls eine Auflösung des Blutgerinnsels nicht gelingt, besteht bis zu zwölf Stunden nach Symptomauftritt die Möglichkeit, bei größeren Gefäßverschlüssen das Gerinnsel mit einem Katheter zu entfernen.
Behandlung bei Hirnblutungen
Hat eine Hirnblutung den Schlaganfall verursacht, senken wir zunächst den meist erhöhten Blutdruck mit entsprechenden Medikamenten. Durch das ins Gehirn austretende Blut wird das Gehirngewebe zusammengedrückt und der Druck im Inneren des Schädels steigt. Lässt sich so die Blutung stabilisieren, ist dies eine erfolgversprechende Therapie. In seltenen Fällen kann es daher zu einer Verlegung in ein anderes Krankenhaus kommen.
Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann eine Entfernung von Teilen des Schädelknochens erforderlich sein. Der entfernte Teil des Schädelknochens wird dann wieder eingesetzt, wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat. Solche Eingriffe sind allerdings selten notwendig.
Frührehabilitation auf der Stroke Unit
Schon auf der Stroke-Unit beginnen wir im Rahmen der Frührehabilitation mit aktivierenden Maßnahmen. Es gilt, langfristig drohende Schäden Ihres Gehirns abzuwenden oder zu verringern. Unser wichtigstes Ziel ist es, Sie möglichst schnell wieder am Leben teilhaben zu lassen.
Unsere Pflegekräfte üben mit Ihnen frühzeitig Bewegungen ein. Unsere Physiotherapeuten unterstützen Sie dabei, Ihre Bewegungsfähigkeit zu erhalten oder zu verbessern. Bei der Ergo üben Sie Fähigkeiten des alltäglichen Lebens. Wichtig sind auch Behandlungen, die Ihre geistige Leistungsfähigkeit trainieren und die Sprech- und Schluckfähigkeit verbessern.Je nach der Schwere der Schädigung wählen unsere Experten nach der Akut-Behandlung für Sie die passenden Reha-Maßnahmen aus. Dabei können krankengymnastische, ergotherapeutische, neuropsychologische oder logopädische Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Risikofaktoren und Prävention
Wir unterscheiden zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Faktoren. Die Risikofaktoren für verschiedene Gefäßerkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt, arterielle Verschlusskrankheit) beeinflussen sich gegenseitig. Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Etwa die Hälfte aller Schlaganfälle tritt im Alter von über 75 Jahren auf. Gemeinsamer Nenner der meisten Risikofaktoren und Ursache der meisten Schlaganfälle ist die Arteriosklerose. Dabei kommt es zu einer Schädigung der Gefäßwand mit zunehmenden Ablagerungen und Gefäßverengungen.
Die meisten Risikofaktoren begünstigen eine Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße), die ihrerseits häufig Ursache für einen Schlaganfall ist. Grundsätzlich können die Risikofaktoren in zwei Gruppen eingeteilt werden:
- Nicht beeinflussbare Faktoren: Alter und Vererbung
- Veränderbare Faktoren: Bluthochdruck, Herzerkrankungen, erhöhte Blutfette, Zuckererkrankung, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel
Rund 80 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar, wenn keine Risikofaktoren entstehen oder frühzeitig erkannt werden.
Rehabilitation und Nachsorge
Jede Rehabilitation hat das Ziel, dass Sie auch zu Hause ein möglichst unabhängiges, selbstständiges Leben führen können. Wenn nach einem Schlaganfall körperliche Behinderungen zurückbleiben, brauchen Sie unter Umständen Hilfe im Alltag. Unterstützung bieten unsere Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Sie beraten Sie und Ihre Angehörigen, was getan werden kann, damit Sie in Ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Häufig reicht es, Gehhilfen, Rollstuhl oder Treppenlift anzuschaffen.
An die Akutbehandlung im Krankenhaus schließt sich oft eine stationäre oder ambulante Rehabilitationsbehandlung an. Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass die Rehabilitation beim Schlaganfall bereits in der Akutklinik beginnt und fassen Sie als einen fortwährenden Prozess auf.
Auch Angehörige müssen ihr Leben oft neu organisieren. Einen nahestehenden Menschen mit einem Schlaganfall zu pflegen ist sowohl seelisch als auch körperlich eine anspruchsvolle Aufgabe. Damit Sie den vielfältigen Anforderungen des Pflegealltags besser gewachsen sind, stattet Sie dieser kostenlose Schlaganfall-Kurs für pflegende Angehörige mit dem nötigen Rüstzeug aus.
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