Krämpfe im Oberbauch nach dem Essen: Ursachen und Linderung

Ob ein üppiges Festmahl oder ein schneller Snack zwischen zwei Terminen - die Folgen sind oft die gleichen: starke Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl und Sodbrennen. Diese belastenden Symptome können unterschiedliche Ursachen haben. Pflanzliche Hausmittel können den Linderungsprozess jedoch wirksam unterstützen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit einfachen Mitteln unangenehmen Magendruck vermeiden können. Wenn der Magendruck jedoch isoliert auftritt und mit Atemnot verbunden ist, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Symptome und Begleitbeschwerden bei Magendruck

Ein drückender Magen kommt selten allein. Das charakteristische Druckgefühl wird in der Regel von anderen typischen Störungen des Magen-Darm-Trakts begleitet. Dazu können Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder saures Aufstoßen gehören - mitunter sogar Erbrechen und Durchfall. Einige Patienten empfinden den drückenden Magen nur als unangenehm, andere klagen jedoch über starke, krampfartige Schmerzen.

Mögliche Ursachen für Magendruck

Es gibt viele Faktoren, die Ihren Magen sprichwörtlich unter Druck setzen. Oft sind es fettiges Essen und zu große Portionen, die eine vorübergehende Störung der Magenfunktion auslösen. Wenn wir die Kapazität unseres Magens überschätzt haben, macht sich die Überdehnung der Magenwand durch ein Druckgefühl im Oberbauch bemerkbar. Schließt deshalb auch der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr richtig, kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen und Sodbrennen verursachen.

Doch nicht nur Braten und Fast Food liegen uns oft „wie ein Stein im Magen“. Hülsenfrüchte, Zwiebelgewächse und viele Kohlsorten bilden bei der Verdauung blähende Gase, die wiederum drückende Schmerzen im Oberbauch hervorrufen können. Auch Verstopfungen, oft eine Folge einseitiger Ernährung, können Magendruck verursachen.

Wenn wir Mahlzeiten sehr hektisch essen oder sie mit kohlensäurehaltigen Getränken hinunterspülen, verschlucken wir unbewusst viel Luft, die sich im Magen-Darm-Trakt anreichert und dort Blähungen und Magendruck auslöst. Doch hinter den lästigen Verdauungsbeschwerden stecken längst nicht in jedem Fall ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Magenschleimhautentzündungen oder ein sogenannter Reizmagen werden ebenfalls häufig von Magendruck und Übelkeit begleitet.

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Reizmagen - Wenn das „Bauchhirn“ protestiert

Alkohol und Nikotin stehen auf der Liste schädigender Reizstoffe, den Hauptauslösern einer Magenschleimhautentzündung, ganz oben. Auch scharfes Essen, Kaffee, die Einnahme bestimmter Medikamente, vor allem aber psychischer Stress, setzen Magen und Darm massiv zu. Mediziner sprechen von einem Reizmagen oder funktioneller Dyspepsie, wenn die Beschwerden immer wieder auftreten und/oder über einen längeren Zeitraum anhalten.

Warum es zu einem Reizmagen kommt, ist bislang nicht geklärt. Da organische Erkrankungen bei der Diagnose Reizmagen aber oft ausgeschlossen werden können, gehen Ärzte davon aus, dass die Psyche eine wichtige Rolle spielt. Denn das enterische Nervensystem, ein komplexes Geflecht aus Millionen von Nervenzellen, die unsere Verdauung steuern, steht in ständigem Austausch mit dem Gehirn. Neurologen sprechen deshalb vom sogenannten Bauchhirn, das auf Stresssignale äußerst sensibel reagiert.

Diagnose von Oberbauchbeschwerden

Oberbauchbeschwerden umfassen viele verschiedene Symptome und treten häufig auf. Sie können harmlose, aber auch ernste Krankheiten verursachen. In der medizinischen Fachsprache wird für Oberbauchbeschwerden der Begriff Dyspepsie verwendet, was übersetzt Verdauungsstörung bedeutet. Die Dyspepsie ist gekennzeichnet durch Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl, frühes Sättigungsgefühl, Druckgefühl, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen.

Bei vielen Betroffenen lassen sich trotz sorgfältiger Untersuchungen keine Auffälligkeiten im Magen-Darm-Trakt oder an anderen Organen finden. In diesen Fällen handelt es sich um eine sog. funktionelle Dyspepsie. Rund 10-20 % der deutschen Bevölkerung leiden an Oberbauchbeschwerden. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Häufig nehmen die Beschwerden mit dem Alter ab.

Nicht-organisch bedingte Beschwerden (funktionelle Dyspepsie)

Bei einer funktionellen Dyspepsie treten die Symptome ohne auffällige Veränderungen des Magens oder anderer Organe im Oberbauch auf („Reizmagen“). Typischerweise sind Menschen unter 50 Jahren davon betroffen, die bereits längere Zeit an Oberbauchbeschwerden, raschem Sättigungsgefühl und Völlegefühl leiden. Zusätzlich können Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Schlafstörungen und Schwitzen auftreten. 30 % der Patient*innen mit funktioneller Dyspepsie leiden gleichzeitig an einem Reizdarmsyndrom. Stress und/oder psychische Probleme können die Beschwerden verstärken.

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Organische Ursachen

Oberbauchbeschwerden mit Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auch auf einer Magenschleimhautentzündung beruhen. Die Gastritis wird häufig durch eine Infektion mit Helicobacter pylori, Einnahme von Schmerzmitteln (NSAR) oder Alkoholmissbrauch verursacht. Auch ein Magengeschwür kann Ursache sein. Am häufigsten treten Magengeschwüre bei Menschen über 60 Jahre, bei Personen, die rauchen oder die bereits zuvor an Magengeschwüren gelitten haben, auf. Typisch sind Oberbauchbeschwerden, die nach Nahrungsaufnahme stärker oder schwächer werden. Häufig treten auch nächtliche Schmerzen auf. Ein erhöhtes Risiko besteht auch bei Personen, die über längere Zeit nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac) aufgrund chronischer Schmerzen einnehmen. Auch im Zwölffingerdarm (Duodenum) kann sich ein solches Geschwür entwickeln.

Die Refluxkrankheit (Sodbrennen) tritt häufiger bei übergewichtigen Personen oder während der Schwangerschaft auf. Typische Symptome sind Sodbrennen, (brennende) Schmerzen hinter dem Brustbein bzw. in der Magengegend, saures Aufstoßen sowie Husten. Gallensteine kommen mit zunehmendem Alter häufiger vor. Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Typisch sind mehrere Stunden andauernde kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch. Sie können in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen. Oft besteht zudem Übelkeit, gelegentlich Erbrechen.

Selten kann Beschwerden im Oberbauch eine Krebserkrankung im Magen (Magenkarzinom) oder in der Speiseröhre (Ösophaguskarzinom) zugrunde liegen. Dies betrifft hauptsächlich ältere Menschen. Symptome treten häufig erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Dazu gehören Schluckbeschwerden, Appetitlosigkeit, Erbrechen und ungewollter Gewichtsverlust. Auch Herzerkrankungen können Schmerzen im Bereich des Oberbauchs verursachen, als Folge von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (Angina pectoris bei koronarer Herzkrankheit). Typisch ist eine Verstärkung nach Anstrengung und Besserung der Beschwerden in Ruhe. Auch Atembeschwerden können auftreten.

Beim Zwerchfellbruch (Hiatushernie) verlagern sich Anteile des Magens durch die Lücke im Zwerchfell nach oben, durch die normalerweise nur die Speiseröhre nach unten zieht. Das führt bei kleinen Brüchen zu mäßigen, anhaltenden Beschwerden. Bei größeren entstehen sehr schwere Schmerzen - dies ist ein Notfall! In der Regel ist eine Operation notwendig.

Warnsymptome

Wenn Sie sich hinsichtlich der Ursache unsicher sind und/oder starke Beschwerden haben, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Es gibt verschiedene Warnsymptome, die auf eine ernste zugrunde liegende Ursache hindeuten. Liegen diese vor, ist eine rasche ärztliche Untersuchung wichtig. Dazu gehören:

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  • Erstmaliges Auftreten der Beschwerden im Alter über 40 Jahre
  • Symptome verstärken sich im Lauf der Zeit
  • Nächtliche Beschwerden
  • Fieber
  • Anhaltendes Erbrechen
  • Blutiges Erbrechen (auch schwarzes Blut): Notfall!
  • Schwarzer Stuhl (Hinweis auf Magenblutung)
  • Unabsichtliche Gewichtsabnahme
  • Schluckbeschwerden

Diagnostische Verfahren

In einem ausführlichen Gespräch werden die Beschwerden erfasst. Bei der körperlichen Untersuchung wird der Bauch abgetastet. Organische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sollten abgeklärt werden.

Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können Hinweise auf Blutarmut, Entzündungen, Lebererkrankungen u. a. geben. Außerdem wird eine Untersuchung auf Helicobacter pylori empfohlen. Die Bakterien können im Stuhl oder über einen Atemtest nachgewiesen werden. Zusätzlich kann ein Test auf Blut im Stuhl durchgeführt werden.

Bildgebende Untersuchungen: Eine Ultraschalluntersuchung wird durchgeführt, um Erkrankungen im Bereich der Galle und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) auszuschließen. Mit einer Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie) kann die Schleimhaut auf Veränderungen untersucht werden. Dazu wird das Gastroskop, ein flexibler Schlauch mit einer Kamera und einer Lampe, über die Speiseröhre in den Magen eingeführt. Bei zusätzlichen Reizdarm-Beschwerden kann auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) erwogen werden. In einzelnen Fällen sind weitere Untersuchungen zur Abklärung hilfreich, z. B. verschiedene Atemtests zur Diagnose von Kohlenhydratunverträglichkeiten.

Behandlung und Hausmittel, die Magendruck lindern

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache für die Beschwerden. Ziel der Behandlung ist, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Leiden Sie häufiger unter Magendruck, ist eine Ernährungsumstellung sinnvoll, um das Verdauungssystem zu entlasten und eventuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten auszuschließen. Schon die Umstellung der Umweltbedingungen während des Essens an sich kann Wunder wirken: nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie jeden Bissen und kauen Sie ausführlich und in Ruhe. Denn die Verdauung beginnt bereits im Mund und hilft so, die Arbeit von Magen und Darm zu entlasten. Darüber hinaus können bitterstoffhaltige Pflanzen wie Artischocke die Verdauung, z. B. die Fettverdauung, unterstützen. Sind Blähungen die Ursache Ihrer Beschwerden, haben sich simeticonhaltige Präparate bewährt. Simeticon löst die Gasbläschen im Magen-Darm-Trakt schonend und zügig auf und der schmerzhafte Druck wird gelindert.

Weitere Maßnahmen zur Linderung von Magendruck

Ob ein Verdauungsspaziergang, Gymnastik oder Radfahren - regelmäßige Bewegung hilft oft zuverlässig bei Blähungen und Verstopfung. Ein weiterer positiver Effekt körperlicher Aktivität: Innere Unruhe und Anspannung werden abgebaut, wovon Seele und Magen gleichermaßen profitieren. Eine angenehme Bauchmassage mit Pfefferminzöl kann zusätzlich entspannend wirken. Leiden Sie unter einer (stressbedingten) Übersäuerung des Magens, sollten Sie außerdem basenreiches Obst und Gemüse in Ihren Speiseplan einbauen. Insbesondere Kartoffeln sind zu empfehlen.

Bewegung: Wenn dem Körper Bewegung fehlt, wird auch der Darm träge und Blähungen können die Folge davon sein. Bewegung - am besten an der frischen Luft - tut nicht nur Muskeln und Gelenken gut, sondern auch dem Darm.

Tee: Schon Babys bekommen bei ihren Koliken Fencheltee - und der hilft ebenso Erwachsenen. Tees mit Fenchel, Anis, Kümmel und Pfefferminze wirken krampflösend und entblähend: Das kann eine sanfte Erleichterung bewirken.

Wärme: Mit einer Wärmflasche entspannen ist bei Völlegefühl und Blähungen eine gute Idee. Die Wärme fördert die Durchblutung und trägt zur Entspannung des Darms bei.

Viel Flüssigkeit: Gerade bei Durchfall verliert der Körper überdurchschnittlich viel Flüssigkeit, mit Fieber noch mehr. Darum unbedingt viel trinken, am besten Tees aus Kamille, Fenchel oder Pfefferminze.

Bitterstoffe: Artischocke, Rosenkohl, Rucola, Chicoree, Löwenzahn - ihr hoher Gehalt an natürlichen Bitterstoffen bringt die Verdauung wieder in Schwung und verbessert die Nahrungsausnutzung und Nährstoffaufnahme.

Kefir: Wer keine Probleme mit Milchzucker hat, sondern eher zu einem trägen Darm neigt, dem kann Kefir helfen: Milchsäurebakterien unterstützen die Besiedelung der Darmflora. Eine gesunde Darmflora stellt die Basis für eine gute Verdauungsfunktion dar.

Ballaststoffreiche Pflanzenkost: Diese unverdaulichen Pflanzenfasern finden sich z. B. in Vollkorngetreide, Nüssen, Obst und Gemüse. Sie regen die Darmbewegung an und unterstützen den Körper ganzheitlich bei der Gesunderhaltung.

Gewürze: Tatsächlich regen nahezu alle Gewürze den Speichelfluss sowie die Magensäure- und Gallenproduktion an und bereiten den Körper damit auf die Verdauung vor. Es lohnt sich also, das Salz einmal mehr zugunsten anderer Gewürze stehen zu lassen. Ingwer, Galant, Kurkuma und Kardamom regen zudem aufgrund ihrer Kombination aus Scharfstoffen und ätherischen Ölen zusätzlich die Darmbewegung an.

Samen: Verschiedene Samen, wie zum Beispiel Leinsamen, sind kleine Kraftpakete, die nicht nur viele wichtige Nährstoffe enthalten, sondern durch ihre Quellwirkung auch die Darmbewegung anregen.

Medikamentöse Behandlung

Oberbauchschmerzen und Sodbrennen bei einer funktionellen Dyspepsie können mit sog. Protonenpumpenhemmern behandelt werden. Diese Substanzen unterbinden die Säurebildung im Magen. Auch bestimmte pflanzliche Präparate können lindernd wirken. Verwendet werden u. a. Pfefferminze, Kümmelöl, Bauernsenf, Wermut, Enzian, Angelikawurzel, Kamille und Melisse.

Reizmagen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Über längere Zeit Bauchschmerzen zu haben und sich nach dem Essen oft unwohl zu fühlen, kann sehr belastend sein - besonders, wenn unklar ist, was hinter den Beschwerden steckt. Das ist bei einem Reizmagen häufig der Fall, denn die Diagnose kann langwierig sein. Bei einem Reizmagen, auch funktionelle Dyspepsie genannt, treten über Monate Beschwerden im Oberbauch auf, die sich nicht durch organische Ursachen erklären lassen. Mit „funktionell“ ist gemeint, dass der Magen und der Zwölffingerdarm zwar gesund erscheinen, aber nicht so arbeiten, wie sie sollen. Manchmal bestehen zugleich noch andere Erkrankungen, deren Beschwerden die eines Reizmagens überlagern oder dessen Symptome verstärken, etwa eine Refluxkrankheit oder ein Reizdarm.

Wodurch genau ein Reizmagen entsteht, ist bisher nicht bekannt. Eine geringere Beweglichkeit des Magens, eine chronische Bakterieninfektion oder vorausgegangene Entzündungen im Verdauungstrakt könnten eine Rolle spielen. Außerdem erhöhen Depressionen und Ängste das Risiko für einen Reizmagen. Ein Reizmagen ist nicht gefährlich.

Symptome eines Reizmagens

Ein Reizmagen kann sich unterschiedlich bemerkbar machen:

  • Blähgefühl und Krämpfe im Oberbauch
  • Häufiges Aufstoßen
  • Übelkeit und Unwohlsein
  • Erbrechen (seltener)

Die Beschwerden können nahezu dauerhaft oder phasenweise bestehen. Manchmal kommt es auch zu Beschwerden außerhalb des Verdauungstrakts wie Schlafstörungen. Die Lebensqualität ist bei Frauen und älteren Menschen sowie bei Menschen mit Angststörungen oder Depressionen insgesamt oft stärker beeinträchtigt als bei anderen Betroffenen. Kinder und Jugendliche können ebenfalls funktionelle Verdauungsbeschwerden entwickeln.

Mögliche Ursachen für einen Reizmagen

Weshalb es zu einem Reizmagen kommt, ist bislang nur zum Teil erforscht. Fachleute vermuten, dass verschiedene Faktoren dabei eine Rolle spielen. Normalerweise reagieren die Rezeptoren und Nerven des Magens auf normale Reize wie Druck, Dehnung oder chemische Stoffe in der Nahrung nicht mit Schmerzen. Allerdings wird die Schmerzwahrnehmung durch komplexe körperliche und psychologische Vorgänge gesteuert, die miteinander vernetzt sind.

Weitere mögliche Faktoren sind:

  • Eine chronische Infektion mit einem Helicobacter-Pylori-Bakterium
  • Bei manchen Menschen dehnt und entspannt sich der Magen nach dem Essen nicht so wie ein gesunder Magen. Dann verteilt sich der Mageninhalt nicht ausreichend, wodurch es schnell zu einem anhaltenden Völlegefühl bis zur Übelkeit kommen kann.
  • Es ist möglich, dass der Mageninhalt verzögert in den Dünndarm weitertransportiert wird.
  • Forscherinnen und Forscher vermuten, dass auch seelische Belastung und Anspannung sowie Angststörungen und Depressionen zu Magenbeschwerden führen können.
  • Erforscht werden auch mögliche Zusammenhänge von Immunprozessen und Entzündungen im Dünndarm.
  • Die Beschwerden könnten zudem durch Veränderungen der individuellen Zusammensetzung der Darmbakterien (Mikrobiom) entstehen oder beeinflusst werden.

Bei Kindern und Jugendlichen diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls verschiedene Ursachen. Auf Stress durch Ängste, Sorgen, Überforderung oder belastende Erlebnisse reagieren Kinder häufig mit Bauchschmerzen. Die Bauchschmerzen können die Kinder wiederum auch psychisch belasten und in ihren Aktivitäten einschränken. Eine belastende Familiensituation kann das Risiko für länger anhaltende funktionelle Bauchbeschwerden bei Kindern erhöhen. Auch wenn ein anderes Familienmitglied chronische Schmerzen hat, gleich welcher Art, entwickelt ein Kind häufiger Reizmagen-Symptome.

Häufigkeit von Reizmagen

Etwa 20 bis 30 % der Erwachsenen in Deutschland haben anhaltende Magenbeschwerden. Bei mehr als der Hälfte derjenigen, die sich deshalb ärztlich untersuchen lassen, finden sich keine organischen Ursachen. Das heißt, etwa 10 bis 15 % der Erwachsenen in Deutschland haben einen Reizmagen. Kinder und Jugendliche haben ähnlich häufig wie Erwachsene Bauchschmerzen und andere Symptome, die auf einen Reizmagen zurückzuführen sind.

Verlauf eines Reizmagens

Der Reizmagen kann über Monate und Jahre Beschwerden verursachen. Bei jeder zweiten betroffenen Person verschwinden die Beschwerden nach mehreren Jahren auch ohne Behandlung. Die Erkrankung kann aber zurückkehren und erneut Beschwerden auslösen. Knapp die Hälfte der anhaltenden Magenbeschwerden wird bei Erwachsenen durch andere körperliche Ursachen oder Medikamente ausgelöst oder verstärkt.

Dazu gehören:

  • Medikamente wie Antirheumatika oder Eisenpräparate
  • Lebensmittelunverträglichkeiten wie Gluten- oder Laktoseintoleranzen
  • Refluxkrankheit (GERD)
  • Entzündungen der Schleimhaut von Magen, Speiseröhre oder Zwölffingerdarm
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Magengeschwür
  • Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang oder Reizdarm
  • Gallensteine
  • Durchblutungsstörungen in den Baucharterien
  • Eine Krebserkrankung der oberen Verdauungsorgane (selten)

Manchmal werden eine Magenschleimhautentzündung oder Gallensteine festgestellt, die die Beschwerden aber nicht ganz erklären. Dann kann ein Reizmagen zusätzlich bestehen.

Diagnose eines Reizmagens

Ob es sich um einen Reizmagen handelt, lässt sich durch Gespräche, körperliche und weitere Untersuchungen wie eine Magenspiegelung, Blut- und Stuhltests oder einen Bauch-Ultraschall herausfinden. Häufig ist ein Test auf Helicobacter Pylori sinnvoll. Eine Magenspiegelung ist ambulant möglich. Auch bei Kindern fragt die Kinderärztin oder der Kinderarzt zunächst nach Art und Dauer der Beschwerden und nach möglichen Anzeichen für eine andere Ursache.

Behandlung eines Reizmagens

Die gute Nachricht vorweg: Ein Reizmagen ist nicht gefährlich. Die Behandlung hat das Ziel, die oft belastenden Beschwerden zu lindern oder zumindest besser mit ihnen zurechtzukommen. Viele Fachleute empfehlen Bewegung und Sport, weil das die Verdauung anregt. Manche Menschen mit einem Reizmagen haben den Eindruck, dass bestimmte Lebensmittel ihre Symptome verstärken, und stellen deshalb ihre Ernährung um. Andere machen gute Erfahrungen damit, über den Tag verteilt kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Speisen gut durchzukauen und sich Zeit beim Essen zu lassen, ist generell sinnvoll. Es gibt jedoch kaum gute Studien, die eine Änderung der Ernährungsweise bei Reizmagen untersucht haben. Deshalb gibt es dazu keine verlässlichen Empfehlungen.

Eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Helicobacter-Pylori-Bakterium kann gut mit Antibiotika behandelt werden. Außerdem können Säurehemmer wie Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptor-Antagonisten bei einem Reizmagen helfen. Pflanzliche Mittel mit verschiedenen Kräutern (unter anderem Pfefferminze und Kümmelöl) können krampflösend wirken und den Verdauungstrakt anregen. Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung, etwa autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, können beim Umgang mit den Beschwerden unterstützen. Wenn zugleich andere Erkrankungen wie ein Reizdarm oder psychische Probleme wie eine Depression bestehen, ist es wichtig, auch diese anzugehen.

Haben Kinder über Wochen Beschwerden, ist ein Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt sinnvoll, um das weitere Vorgehen zu besprechen: Wie lässt sich mit den Beschwerden besser umgehen? Wo gibt es psychologische Unterstützung? Sind weitere Untersuchungen sinnvoll und wenn ja, wann?

Leben mit Reizmagen

Ein Reizmagen kann das allgemeine Wohlbefinden und das tägliche Leben beeinträchtigen. Die Beschwerden führen oft dazu, dass Betroffene Essen und Trinken nicht mehr richtig genießen können. Manche Menschen mit Reizmagen scheuen den Gang in die Arztpraxis, weil sie unangenehme Untersuchungsergebnisse befürchten. Einige tun ihre Beschwerden ab oder finden eigene Erklärungen dafür. Andere fühlen sich mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen. Sowohl Gespräche mit der Ärztin oder dem Arzt als auch Untersuchungen können aber helfen, eine geeignete Behandlung zu finden und so die Beschwerden zu lindern. Viele Menschen haben bei unklaren Symptomen Angst vor einer Krebserkrankung - Krebs ist aber nur selten die Ursache von Magenbeschwerden. Warnzeichen wie Blut im Stuhl oder ungewollter Gewichtsverlust sollten jedoch abgeklärt werden.

Viele Menschen versuchen, sich selbst zu helfen. Andere ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück oder melden sich häufig krank. Wieder andere stellen ihre Ernährung um und wenden teure Spezialprodukte an, kaufen rezeptfreie Arzneimittel in der Apotheke oder setzen auf naturheilkundliche Verfahren, Akupunktur oder Osteopathie. Alles Mögliche auszuprobieren, kann aber zusätzlich belasten und auch Nebenwirkungen haben. Wer selbst etwas tun möchte, bespricht deshalb am besten mit der Ärztin oder dem Arzt, welche Mittel sinnvoll und welche weniger geeignet sind. Sie oder er informiert auch darüber, bei welchen Behandlungen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Oft gelingt es mit der Zeit, besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Wenn die eigene Kraft nicht mehr darauf verwendet wird, gegen die Beschwerden anzukämpfen, werden manchmal neue Möglichkeiten frei. Hilfreich kann zum Beispiel sein, zu überdenken, was im Alltag wirklich wichtig ist, und eigene Grenzen zu beachten. Außerdem ist es wichtig, sich nicht daran hindern zu lassen, Dinge zu tun, die Freude bereiten.

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