Aphasie nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlungsansätze

Aphasie, eine erworbene Sprachstörung, tritt als Folge einer Hirnschädigung auf, wobei ein Schlaganfall die häufigste Ursache darstellt. Diese Störung betrifft die Fähigkeit, Sprache zu erzeugen und zu verstehen, und beeinträchtigt somit das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Es ist wichtig zu betonen, dass Aphasie keine Sprechstörung ist, bei der die motorischen Funktionen des Sprechens beeinträchtigt sind, sondern eine Störung des Sprachsystems selbst.

Ursachen der Aphasie

Häufige Ursachen für eine Aphasie sind Durchblutungsstörungen der linken Gehirnhälfte nach einem Schlaganfall. Teile des Hirns erhalten dann nicht mehr ausreichend Sauerstoff, sodass Gehirnzellen absterben. Hirnblutungen, Hirntumore oder epileptische Anfälle können ebenfalls zu Aphasie führen. Mit etwa 80 Prozent die häufigste Ursache einer Aphasie sind Schlaganfälle, die in Deutschland rund 270.000 Menschen im Jahr treffen. Bei rund einem Drittel aller erstmaligen Schlaganfälle kommt es danach zu einer Aphasie, die sich in den ersten vier Wochen oft wieder legt. Etwa zehn Prozent der Aphasien sind Folge einer schweren Gehirnerschütterung (Schädel-Hirn-Trauma), also einer Hirnverletzung, wie sie etwa durch einen Schlag auf den Kopf oder einen Unfall auftritt. Rund sieben Prozent der Aphasien entstehen durch Hirntumore. Sie können Druck auf die Areale ausüben, die für die Sprache zuständig sind. Wenn sie wachsen, verschlimmert sich die Aphasie möglicherweise entsprechend. Aphasien treten auch bei Erkrankungen auf, die das gesamte Gehirn betreffen. Dazu gehören Demenzerkrankungen, bei denen sich im Verlauf der Krankheit die Sprache schrittweise verändert. Sie kann mit der Zeit weniger ausdrucksstark werden und im Verlauf ganz verschwinden. Eine Sonderform der Demenz, bei der die Sprachstörung im Vordergrund steht, ist die primär progressive Aphasie. Bei Erkrankungen, die die Hirnfunktionen stören, wie zum Beispiel Unterzuckerung oder schwere Infektionen, kann neben allen anderen Hirnleistungen auch die Sprache gestört sein. Hier ist die Aphasie meist nicht das einzige Symptom.

Eine Aphasie kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen, die jeweils unterschiedliche Schädigungen im Gehirn verursachen. Bei einem Schlaganfall führt eine Durchblutungsstörung beispielsweise häufig dazu, dass das Sprachzentrum im Gehirn geschädigt wird. Kleine Hirnschädigungen haben in der Regel eine günstigere Prognose als große Schädigungen, in denen große Teile des Gehirns betroffen sind.

Risikofaktoren

Die Hauptursache für Aphasie ist ein Schlaganfall, daher sind die Risikofaktoren für Schlaganfälle auch Risikofaktoren für Aphasie. Dazu gehören:

  • Hoher Blutdruck
  • Hoher Cholesterinspiegel
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel

Formen der Aphasie

Je nachdem, wie stark welche Hirnregion im Sprachnetzwerk beeinträchtigt ist, kann man Aphasie in vier Hauptformen unterscheiden. Den Kern des Sprachnetzwerks bilden zwei Hirnregionen: das Wernicke-Areal und das Broca-Areal. Stark vereinfacht dargestellt, ist das Wernicke-Areal eher für das Verstehen von Sprache zuständig. Das Broca-Areal wiederum ist eher für das Sprechen verantwortlich. Bei der Broca-Aphasie ist daher das Sprechen gestört. Neben dem Sprachnetzwerk sind für das Sprechen und Verstehen von Sprache viele weitere Hirnareale wichtig. Wenn sie betroffen sind, kann es ebenfalls zu einer Aphasie kommen.

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  • Amnestische Aphasie: Menschen mit Amnestischer Aphasie finden häufig nicht das richtige Wort. Ihr Gegenüber verstehen sie meist ohne Probleme. Erkrankte können sich verständlich artikulieren. Ihr Sprachfluss ist insgesamt unauffällig, mit vereinzelten Wortfindungsstörungen. Häufig versuchen Betroffene, Alternativen für die fehlenden Wörter zu finden durch leicht abweichende Wortersetzungen und Umschreibungen (etwa “das Ding, aus dem man Wasser trinkt”) oder durch Platzhalter (“der da”). Menschen mit Amnestischer Aphasie können Gesprochenes meist gut verstehen und sind auch beim Lesen und Schreiben kaum beeinträchtigt. Die Amnestische Aphasie gehört zur Gruppe der flüssigen Aphasien. Das vorrangige Symptom ist die Wortfindungsstörung. Die Satzinhalte wiederholen sich oft und es werden Floskeln oder Umschreibungen verwendet, um die Wortfindungsstörung zu überspielen. Diese leichteste Aphasieform fällt oft erst spät auf. Betroffene zeigen Wortfindungsstörungen in der Spontansprache und beispielsweise beim direkten Benennen von Gegenständen. Amnestische Aphasiker können das in der Regel durch Redefloskeln oder Umschreibungen kaschieren.
  • Broca-Aphasie: Menschen mit Broca-Aphasie können sprachliche Äußerungen nur sehr mühsam und stockend im Telegrammstil formulieren. Ihr Gegenüber verstehen sie oft recht gut. Bei einer Broca-Aphasie ist das Sprachnetzwerk im Stirnlappen des Gehirns (Broca-Areal) geschädigt. Menschen mit Broca-Aphasie sprechen oft wenig und spontan von sich aus meist gar nicht. Der Satzbau ist bei Broca-Aphasie vereinfacht. Wörter sind meist nach thematischer Wichtigkeit geordnet und nicht in grammatikalischer Reihenfolge (Agrammatismus). Betroffene können Gesprochenes oft gut verstehen. Die Broca-Aphasie wurde früher auch als motorische Aphasie bezeichnet. Die Broca-Aphasie zählt zu den nichtflüssigen Aphasien. Das heißt, die betroffene Person kann in der Regel nicht flüssig sprechen. Außerdem ist das Sprechen mit erheblichen Anstrengungen verbunden. Das heißt, es können keine vollständigen Sätze gebildet werden. Ausgesprochen werden nur einzelne Satzbestandteile oder Wörter. Dadurch ist die Möglichkeit, sich ausdrücken, für den Betroffenen stark eingeschränkt. Das Sprachverständnis ist gut erhalten. Der Sprachfluss von Menschen mit einer Broca-Aphasie ist oft sehr langsam und wirkt angestrengt. Betroffene sprechen meist in kurzen, einfachen Sätzen oder reihen sogar inhaltstragende Wörter einzeln aneinander - das lässt ihre Sprache technisch, im Telegrammstil, erscheinen. Häufig ist die Sprache von Broca-Aphasikern durch Wortfindungsstörungen erschwert.
  • Wernicke-Aphasie: Menschen mit Wernicke-Aphasie haben oft eine verworrene Sprache ohne inhaltlichen Zusammenhang. Ihr Gegenüber verstehen sie meist nur teilweise oder gar nicht. Das Sprachverständnis ist meist stark beeinträchtigt. Das kann gesprochene Worte als auch Lesen, Schreiben und Zahlen betreffen. Einige Betroffene bemerken ihre eigene Sprachstörung (und andere Defizite) nicht. Betroffene sprechen oft flüssig und die Wörter sprudeln geradezu aus ihnen heraus. Die Sprache ist aber oft verworren und ohne inhaltlichen Zusammenhang. Menschen mit Wernicke-Aphasie verändern auch oft die Lautstruktur von Wörtern. Sie lassen dabei Laute aus, stellen sie um oder ergänzen neue (etwa “Aum” statt “Baum”, “Vergewandte” statt “Verwandte”). Die Sätze ergeben oft keinen Sinn (“Es geht mir gelb”) und sind zudem auffallend lang, oft falsch aufgebaut oder stark ineinander verschachtelt (Paragrammatismus). Häufig vermutet man bei den Betroffenen fälschlicherweise zunächst eine Denkstörung, da sie verwirrt erscheinen. Das sind sie jedoch nicht. Die veraltete Bezeichnung der Wernicke-Aphasie lautet „sensorische Aphasie“. Sie gehört zur Gruppe der flüssigen Aphasien. Die Satzbauteile geraten beim Sprechen durcheinander und Wörter werden verwechselt. So lässt sich der Sinn des Gesagten für den Zuhörenden nur schwer erkennen. Das heißt, der Aphasiker versteht das Gesagte nicht oder nur eingeschränkt. Lesen und schreiben ist für die Betroffenen nicht möglich. Die Wahl der passenden Wörter, Sätze oder Laute fällt Menschen mit Wernicke-Aphasie oft schwer und auch ihr Sprachverständnis ist meist stark gestört. Wernicke-Aphasiker sind quasi das Gegenteil der Broca-Aphasiker und sprechen in langen Schachtelsätzen, in denen sich Satzteile oder Abschnitte wiederholen.
  • Globale Aphasie: Menschen mit einer Globalen Aphasie können sich sprachlich kaum äußern. Ihr Gegenüber verstehen sie oft gar nicht. Bei einer globalen Aphasie sind im Gehirn meist Teile des Stirn-, Schläfen- und Scheitellappens in Kombination geschädigt. Das Verstehen von Sprache, Lesen und Schreiben sind meist schwer gestört. Die Verständigung ist kaum oder gar nicht mehr möglich. Betroffene sind meist vollkommen stumm oder der Sprechfluss ist stark auf einzelne sinnlose Wörter eingeschränkt. Einige nutzen Bruchstücke von Wörtern, sich wiederholende Silben wie (“dadada”) oder Floskeln („meine Güte“). Diese Sprachstörung gilt bei Ärztinnen und Ärzten als die schwerste Form der Aphasie. Sprachverständnis wie auch die eigene Sprache sind massiv gestört, ganze Sätze sind selten. Häufig nutzen Global-Aphasiker einzelne Worte und wiederkehrende Halbsätze und Floskeln. Auch ein Wort für sich zu verstehen (ohne aus der Situation zu schließen) fällt Betroffenen schwer.

Neben den vier Hauptformen der Aphasie gibt es einige Sonderformen. Zu diesen gehört die Leitungsaphasie, bei der es zu einer schweren Störung des Nachsprechens kommt. Das Verständnis ist nur leicht eingeschränkt. Eine andere Form ist die transkortikale Aphasie.

Aphasie und Begleitende Störungen

Zusammen mit einer Aphasie tritt häufig eine Dysarthrie (auch Dysarthrophonie genannt) oder eine Sprechapraxie auf. Hier sind die motorischen Funktionen des Sprechens gestört - anders als bei den Aphasien, wo diese nicht beeinträchtigt ist. Menschen mit einer Dysarthrie sprechen häufig langsam, mit sichtbarer Anstrengung und müssen häufig Luft holen. Das Sprachverständnis ist bei einer Dysarthrie nicht beeinträchtigt. Ihr Gegenüber verstehen Betroffene daher ohne Probleme. Bei einer Dysarthrie sind Muskeln gestört, die man zum Sprechen braucht. Eine Dysarthrie kann durch verschiedene neurologische Erkrankungen ausgelöst werden, darunter Schlaganfall und schwere Gehirnerschütterung (Schädel-Hirn-Trauma). Dysarthrien sind häufiger als Aphasien: Betroffen sind zwischen 15 und 30 Prozent der Schlaganfall-Erkrankten. Häufig vermutet man bei den Betroffenen fälschlicherweise zunächst Vergiftungen, wie z. B. Menschen mit einer Sprechapraxie haben große Schwierigkeiten, die gewünschten Laute flüssig auszusprechen. Das Sprechen ist angestrengt, stockend, verlangsamt mit vielen Pausen oder nur geflüstert. Das Sprachverständnis ist bei einer reinen Sprechapraxie gut erhalten. Ihr Gegenüber verstehen Betroffene dann entsprechend. Hintergrund einer Sprechapraxie ist eine gestörte Planung der Bewegungsabläufe der Sprech- und Stimm-Muskulatur. Sprechapraxien kommen durch eine Schädigung bestimmter Hirnareale zustande, die in der Nähe der Sprachzentren liegen, etwa durch Schlaganfall, schwere Gehirnerschütterung (Schädel-Hirn-Trauma) oder Entzündungen im Hirn. Etwa ein Drittel der Schlaganfall-Betroffenen haben geschätzt eine Sprechapraxie.

Diagnose der Aphasie

Die Aphasie-Diagnostik beginnt in der Akutphase im Krankenhaus und wird von Logopäden, also Sprachtherapeuten, durchgeführt. Viele Patienten haben sind zu Beginn dieser Phase noch schwach und ihr Gesundheitszustand ist instabil. Erst nach etwa sechs Wochen kann eine detaillierte Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten des Betroffenen stattfinden. Dafür stehen unterschiedliche Tests zur Verfügung. Sollten Sie als angehörige Person wiederholt Sprachstörungen bei Ihrem Familienmitglied bemerken, kann es sich lohnen, diese zu dokumentieren und für ein späteres Arztgespräch bereitzuhalten. Gibt es Muster, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen oder Verwechslungen? Der Aphasie-Schnell-Test (AST) wurde für leichte bis mittelgradige akute Aphasien entwickelt. Der Test kann einfach durchgeführt werden und dauert etwa fünf bis 15 Minuten. Mit diesem Test kann zum einen ermittelt werden, ob eine Aphasie vorliegt oder nicht. Der Test dauert zwischen 60 und 90 Minuten.

Die Diagnose stellt ein Logopäde (Sprachtherapeut) mithilfe spezieller Tests (wie der Aachener Aphasie-Test, AAT). Diese beinhalten Fragen zu den Symptomen, zu Beruf, Familie und Freizeitaktivitäten. Zudem wird die Sprache des Patienten analysiert, um etwaige Auffälligkeiten feststellen zu können:

  • Wort- und Lautverdrehungen
  • Wortfindungsstörungen
  • Wortwiederholungen

Darüber hinaus werden folgende Aspekte beurteilt:

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  • die Fähigkeit des Patienten, Silben, Worte und Sätze nachzusprechen
  • Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
  • Sprachverständnis
  • die Fähigkeit, Dinge zu benennen
  • die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben

Sprachstörungen sind immer ein Alarmsignal. Treten sie zudem plötzlich auf, sollten Sie sofort einen Notarzt rufen. Wichtig: Wenn eine Aphasie akut auftritt, ist das ein ernstes Warnsignal für einen Schlaganfall.

Behandlung der Aphasie

Die Behandlung einer Aphasie ist nicht invasiv, das heißt, Betroffene müssen nicht befürchten, am Gehirn operiert zu werden. Das übergeordnete Ziel der Aphasie-Therapie ist es, die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Betroffene lernen, die Sprachstörung durch andere Ausdrucksmöglichkeiten wie Gestik oder durch die Zuhilfenahme von Hilfsmitteln zu kompensieren. Entscheidend ist es, dass die Patienten dazu befähigt werden, wieder kommunizieren zu können. Die Behandlung der Aphasie liegt im Aufgabenbereich der Logopädie, also des Sprachtherapeuten. Patienten führen speziellen Aphasie-Übungen unter der Anleitung der Logopäden durch. Das genaue Therapieziel orientiert sich am Einzelfall, je nach Aphasie-Form, Schweregrad sowie allgemeiner gesundheitlicher Verfassung des Betroffenen.

Eine Aphasie-Therapie hat folgende Ziele:

  • Die erkrankten Hirnareale zu reaktivieren (Reorganisation).
  • Andere Hirnbereiche anzuregen, die Aufgaben der gestörten Areale zu übernehmen (Kompensation).
  • Den Patienten zum Sprechen zu animieren.
  • Die Angst, nicht verstanden zu werden und Fehler zu machen, abzubauen.
  • Den Patienten aus seiner Isolation zu befreien.

Eine umfassende Aphasie-Therapie beinhaltet meist Sprech-, Konzentrations- und Verständnisübungen, aber auch Rollenspiele, in denen Alltagssituationen trainiert werden. Letztere finden häufig im Rahmen von Gruppensitzungen statt. Patienten, die unter einer sehr schweren Form der Aphasie leiden, lernen, über Gesten mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren.

Die Therapie beinhaltet drei Stufen:

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  • Aktivierungsphase: Zunächst geht es darum, den Patienten so früh wie möglich zum Sprechen anzuregen. Diese Phase sollte möglichst kurz nach der Hirnschädigung beginnen, auch wenn noch nicht klar ist, welche Aphasie-Form vorliegt.
  • Übungsphase: Die Übungsphase sollte mehrere einstündige Sitzungen wöchentlich beinhalten. Anfangs wird meist in Einzeltherapie, später auch oft in Gruppensitzungen geübt. Die Übungsphase dauert mindestens ein Jahr, oft auch länger. Da sich jede Hirnschädigung anders auswirkt, gibt es kein therapeutisches Standardverfahren. Der Trainingsplan wird vielmehr individuell auf die Fähigkeiten, Beschwerden und die Persönlichkeit des Patienten zugeschnitten.
  • Konsolidierungsphase: In der letzten Phase der Aphasie-Therapie lernt der Patient, seine Fähigkeiten optimal einzusetzen und weiter auszubauen.

Logopädische Therapie

Aphasie-Behandlung so früh wie möglich beginnen. Grundsätzlich gilt, dass die logopädische Therapie so früh wie möglich begonnen werden sollte, am besten noch während des Krankenhausaufenthaltes. Wenn der Betroffene wieder zuhause ist, muss die logopädische Therapie von einem Arzt verordnet werden. Grundsätzlich kann die ambulante Logotherapie einzeln oder in Gruppen stattfinden. Mit der Sprachtherapie sollen in erster Linie die sprachlichen Fähigkeiten gebessert werden, um die Kommunikation im Alltag und damit die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Ist vor allem das Sprechen betroffen, wird beispielsweise der Aufbau grammatikalisch korrekter, einfacher Sätze trainiert. Computerprogramme oder Apps unterstützen die Sprachtherapie heute und lassen sich auch zum eigenständigen Üben zuhause einsetzen. Wenn die Betroffenen sich wieder besser verständigen können, ist oft auch ein Gruppentraining sinnvoll.

Technische Hilfsmittel

Technische Entwicklungen erleichtern Therapeuten die Behandlung und Betroffenen ihren Alltag. Dazu gehören beispielsweise Sprachapps wie Neolexon, Constant Therapy, Tactus oder Lingraphica und spezielle Computerprogramme wie EvoCare, aphasiaware und Lingware. Studien wie die Big-CACTUS-Studie von 2019 zeigen, dass Patienten mit Sprachapps und Sprachsoftware zur Aphasie-Behandlung größere Fortschritte erzielen als ohne die Übungen.

Berufliche Wiedereingliederung

Der berufliche Wiedereinstieg mit einer Aphasie kann Betroffene vor große Herausforderungen stellen. Nicht alle Berufe sind mit einer Aphasie gleichermaßen vereinbar. Das Heidelberger Aphasie-Modell ist ein Angebot des Berufsförderungswerks in Kooperation mit dem Bundesverband Aphasie e. V. und den SRH Fachschulen. In dieser Zeit werden die Menschen zudem darüber beraten, welche beruflichen Tätigkeiten in Frage für sie kommen könnten. Danach absolvieren sie eine drei- bis sechsmonatige Berufsvorbereitung. Im gewählten Berufszweig folgt eine Qualifizierung in Form einer Umschulung oder Ausbildung.

Selbsthilfegruppen und Beratung

Es gibt Selbsthilfegruppen, deren Angebote sich speziell an Aphasiker richten. Für viele Betroffene ist es hilfreich, sich in diesem Rahmen über Themen auszutauschen, die sie mit nicht betroffenen Menschen schwierig nur besprechen können. Selbsthilfegruppen unterscheiden sich zum einen in professionell geführte Gruppen, die auch therapeutische Angebote haben. Zum anderen gibt es von Betroffenen selbst organisierte Gruppen. Eine zentrale Interessenvertretung ist der Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e.V.

Beratung und Unterstützung finden Erkrankte und Angehörige oft vor Ort in spezialisierten Zentren und in Gruppen mit anderen Betroffenen. Der Bundesverband Aphasie bietet dazu eine bundesweite Übersicht mit regionalen Aphasiezentren und Selbsthilfegruppen. Letztere bieten vielfältige Betätigungen.

Umgang mit Aphasie in Pflegekursen

Umgang mit Aphasie in Pflegekursen erlernen. Pflegekurse werden von den Pflegekassen finanziert und sind gemäß § 45 SGB XI für die Teilenehmenden kostenfrei. Kommunikation spielt in vielen Modulen von Pflegekursen eine wichtige Rolle. Mit entsprechenden Fragen können Sie herausfinden, worüber der Betroffene sprechen möchte. Ein Beispiel: „Geht es um das Thema Urlaub? Meinst Du den Sommerurlaub im letzten Jahr? Wichtig ist, dass Sie ehrlich sind und es dem Betroffenen mitteilen, wenn Sie ihn nicht verstanden haben. Es gibt Hilfsmittel, die es Aphasikern trotz eingeschränkter Sprachfähigkeit ermöglichen, an Gesprächen teilzunehmen. Darüber hinaus gibt es inzwischen eine große Vielfalt an elektronischen Kommunikationshilfen. Bevor sich Aphasiker Hilfsmittel anschaffen, sollten sie einen Antrag auf Kostenübernahme für elektronische oder nicht-elektronische Hilfsmittel beim zuständigen Kostenträger stellen. Dem Antrag muss ein Kostenvoranschlag beigefügt werden. Kommunikationshilfen gibt es inzwischen auch als digitale Anwendungen (Apps) für Smartphones und Tablets. Nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten für Aphasie-Apps. Zur therapeutischen Begleitung von Krankheiten etablieren sich Digitale Gesundheitsanwendungen jedoch immer mehr. Aphasiker können sich auf der Internetseite der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) informieren. Dort gibt es ein Verzeichnis der stationären Einrichtungen für medizinische Rehabilitation. In der Suchmaske kann das Krankheitsbild „Sprachstörung“ oder „Sprachbehinderungen“ ausgewählt werden.

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