Das Nasebohren ist eine weit verbreitete, aber gesellschaftlich tabuisierte Gewohnheit. Obwohl viele Menschen es im Verborgenen tun, wird es oft als unappetitlich angesehen. Jüngste Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass Nasebohren möglicherweise das Risiko für die Entwicklung von Alzheimer erhöhen könnte.
Alzheimer: Eine komplexe Krankheit
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, von der weltweit über 55 Millionen Menschen betroffen sind. Die genauen Ursachen von Alzheimer sind noch nicht vollständig geklärt, was die Forschung in diesem Bereich besonders wichtig macht. Bisher wurden vor allem Amyloid-Ablagerungen im Gehirn für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich gemacht. Es wird jedoch vermutet, dass Entzündungen im Gehirn diese Proteinablagerungen verstärken könnten.
Die Nase als Einfallstor für Erreger
Eine Theorie besagt, dass Erreger wie Pilze, Viren oder Bakterien über die Nase ins Gehirn gelangen und dort Entzündungen verursachen können. Das olfaktorische System, also der Riechkolben, bietet einen direkten anatomischen Weg für Krankheitserreger, um in das Gehirn einzudringen. Tatsächlich wurden vermehrt Viren in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten gefunden, und der Riechkolben ist oft eine der ersten Regionen, die von der Krankheit befallen werden.
Normalerweise schützt die Blut-Hirn-Schranke das Gehirn vor externen Erregern. Wenn diese Schranke jedoch beschädigt ist, können Infektionen leichter auftreten. Hier kommt das Nasebohren ins Spiel: Durch das Bohren in der Nase können kleine Verletzungen der schützenden Barriere entstehen, wodurch Erreger von den Händen und Fingern leichter in den Körper gelangen können. Wissenschaftler beschreiben dies als "Tod durch tausend Schnitte".
Die Risiken des Nasebohrens
Studien haben gezeigt, dass Nasebohren eine weit verbreitete Angewohnheit ist. Eine Studie aus dem Jahr 1995 ergab, dass 91 Prozent der Befragten regelmäßig in der Nase bohren. Obwohl es kurzzeitig Erleichterung verschaffen kann, warnen Wissenschaftler vor den Risiken. Nasebohren wird in Studien und Fallgeschichten immer wieder mit Viren und bakteriellen Entzündungen in Verbindung gebracht.
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Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Forschung bisher keine endgültige Kausalität zwischen Nasebohren und Alzheimer herstellen kann. Es bleibt unklar, was zuerst da war: die Infektion oder Alzheimer. Dennoch wird empfohlen, weniger in der Nase zu bohren und stattdessen sanfte Reinigungsmethoden wie Kochsalz- oder Nasenspülungen anzuwenden. Eine ordentliche Handhygiene ist ebenfalls wichtig, um das Risiko von Infektionen zu verringern.
Weitere Risikofaktoren für Alzheimer
Neben dem potenziellen Risiko durch Nasebohren gibt es weitere Faktoren, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können. Dazu gehören:
- Herzgesundheit: Was gut für das Herz ist, ist auch gut für das Gehirn.
- Lebenslanges Lernen: Neues zu lernen, hält das Gehirn aktiv.
- Mediterrane Ernährung: Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Olivenöl und Nüssen ist empfehlenswert.
- Soziale Interaktion: Aktivitäten in der Gruppe machen Spaß und fordern die grauen Zellen.
- Gewichtskontrolle: Übergewicht sollte vermieden werden.
- Rauchverzicht: Rauchen schadet auch dem Gehirn.
- Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist wichtig.
- Blutzuckerspiegel: Der Blutzuckerspiegel sollte im Blick behalten werden.
- Psychische Gesundheit: Antriebslosigkeit oder Niedergeschlagenheit sollten ärztlich abgeklärt werden.
- Hörvermögen: Schwerhörigkeit sollte ernst genommen werden.
Forschungsergebnisse der Griffith University
Ein Forschungsteam der Griffith University in Australien hat herausgefunden, dass das Bakterium Chlamydia pneumoniae über den Riechnerv ins Gehirn gelangen und dort das zentrale Nervensystem infizieren kann. Diese Bakterienart wird mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Verbindung gebracht.
In Tierversuchen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Gehirnzellen auf das Bakterium reagieren, indem sie das Amyloid-Beta-Protein bilden, ein typisches Alzheimer-Kennzeichen. Die Forscher schlussfolgern, dass die Nerven zwischen der Nasenhöhle und dem Gehirn als Invasionswege dienen können, über die C. pneumoniae schnell in das zentrale Nervensystem eindringen und langfristig genetische und molekulare Veränderungen auslösen kann, die zum Ausbruch von Alzheimer beitragen können.
Obwohl weitere Tests erforderlich sind, um die Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen, raten die Forscher, das Innere der Nase nicht zu beschädigen, da dies den Eintritt von Bakterien ins Gehirn erleichtern kann.
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Die Rolle von Entzündungen
Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Entzündungen von Nervenzellen (Neuroinflammation) eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen könnten. Die Nase könnte eine häufige Eintrittspforte für Krankheitserreger sein, die diese Entzündungen auslösen oder beschleunigen.
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