Risiko einer Hirninfektion durch Wasser in der Nase: Naegleria fowleri und andere Amöben

Das Eindringen von Wasser in die Nase ist im Allgemeinen harmlos. In seltenen Fällen kann es jedoch schwerwiegende Folgen haben. Wenn Wasser, das Amöben enthält, in die Nase gelangt, können diese ins Gehirn wandern und dort Infektionen verursachen, die oft tödlich verlaufen. Dieser Artikel beleuchtet die Risiken einer solchen Infektion, insbesondere durch die Amöbe Naegleria fowleri, sowie andere Amöbenarten, die ähnliche Gefahren bergen.

Naegleria fowleri: Die „hirnfressende“ Amöbe

Naegleria fowleri ist eine thermophile Amöbe, die in warmen Süßgewässern und Böden vorkommt. Sie ernährt sich normalerweise von Bakterien, kann aber auch in den menschlichen Körper gelangen, wenn kontaminiertes Wasser durch die Nase eindringt. Dies kann beim Schwimmen, Tauchen oder Reinigen der Nase mit verunreinigtem Wasser geschehen.

Infektion und Krankheitsverlauf

Eine Infektion mit Naegleria fowleri ist selten, aber oft tödlich. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC infizierten sich zwischen 2013 und 2022 in den USA 29 Menschen, wobei die Todesrate bei 97 Prozent liegt. Die Inkubationszeit beträgt drei bis 14 Tage. Symptome sind Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen, gefolgt von Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen. Die Amöbe verursacht eine hämorrhagisch nekrotisierende Meningoenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns, die das Hirngewebe zerstört.

Übertragungswege und Risikofaktoren

Die Infektion erfolgt ausschließlich über die Nase, nicht durch Tröpfchen oder Aerosole. Naegleria fowleri bevorzugt Wärme, was die Klimakrise verschärfen könnte, da steigende Lufttemperaturen auch die Wassertemperaturen erhöhen. Risikofaktoren sind Baden oder Tauchen in warmen Süßgewässern über 30°C, insbesondere wenn Wasser in die Nase gelangt.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Naegleria-fowleri-Infektion ist schwierig, da die Symptome denen anderer Meningoenzephalitiden ähneln. Der direkte Erregernachweis erfolgt durch Mikroskopie oder kulturelle Anzucht des Liquors. Die CDC empfiehlt die Behandlung mit Miltefosin, einem Medikament, das die Einzeller in Laborversuchen abtötet. Auch Antibiotika wie Rifampicin und Antimykotika wie Amphotericin B werden eingesetzt. Eine frühe Diagnose und Behandlung können die Überlebenschancen verbessern.

Lesen Sie auch: Alles über Herpes-Meningitis

Fallbeispiele

Ein tragischer Fall ist der von Fabrizio Stabile, der nach dem Besuch einer Surf- und Wasserskianlage an einer Naegleria-fowleri-Infektion starb. Trotz intensiver medizinischer Bemühungen kam die Diagnose zu spät, um das Medikament noch sinnvoll einzusetzen. Auch der Tod eines Menschen in Florida nach der Nutzung einer Nasendusche mit Leitungswasser zeigt die Gefahren, die von dieser Amöbe ausgehen können.

Andere gefährliche Amöbenarten

Neben Naegleria fowleri gibt es auch andere Amöbenarten, die zu schweren Hirninfektionen führen können. Dazu gehören Acanthamoeba und Balamuthia mandrillaris.

Acanthamoeba

Acanthamoeba-Arten sind weltweit verbreitet und kommen in Erde, Schlamm und Gewässern vor. Sie können eine granulomatöse Amöbenenzephalitis (GAE) verursachen, insbesondere bei immungeschwächten Personen. Die Infektion erfolgt meist über die Lunge oder offene Wunden. Acanthamoeba kann auch die Hornhaut infizieren und zu schwer behandelbaren Augeninfektionen führen.

Balamuthia mandrillaris

Balamuthia mandrillaris ist ebenfalls ein Erreger der GAE und kann auch Menschen ohne erkennbaren Immundefekt infizieren. Die Amöben kommen in Staub, Erde und Süßwasserseen vor. Der Beginn einer GAE durch Balamuthia ist schleichend, mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und neurologischen Ausfällen.

Diagnose und Behandlung von GAE

Die Diagnose einer GAE ist schwierig, da die Symptome unspezifisch sind. Bildgebende Verfahren wie CT und MRT können Veränderungen im Gehirn sichtbar machen. Die Therapie basiert auf einer Kombination von Medikamenten wie Flucytosin, Pentamidin, Fluconazol und Sulfadiazin, oft in Verbindung mit einer chirurgischen Resektion der ZNS-Läsionen.

Lesen Sie auch: Seltene Fälle von Meningitis nach Impfung

Präventionsmaßnahmen

Obwohl Amöbeninfektionen selten sind, gibt es Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren:

  • Vermeidung von ungechlorten Gewässern: Baden in ungechlorten oder unzureichend gechlorten warmen Gewässern sollte vermieden werden.
  • Nasenspülungen mit Vorsicht: Für Nasenspülungen sollte ausschließlich steriles, destilliertes oder abgekochtes Wasser verwendet werden. Leitungswasser kann Keime und Amöben enthalten.
  • Schutz der Nase: Beim Baden in Süßgewässern sollte darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Wasser in die Nase gelangt.
  • Hygienemaßnahmen bei Kontaktlinsen: Kontaktlinsen sollten sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden, um eine Acanthamoeba-Keratitis zu vermeiden.

Aktuelle Forschung und Entwicklungen

Die Forschung zur Behandlung von Amöbeninfektionen ist weiterhin aktiv. Neue Medikamente und Therapieansätze werden entwickelt, um die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern. Die CDC empfiehlt die Behandlung mit Miltefosin, das in einigen Fällen erfolgreich eingesetzt wurde. Auch die Entwicklung von Schnelltests zur frühzeitigen Diagnose ist ein wichtiges Ziel, um eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen.

Lesen Sie auch: Alternativen zur Nasenspray-Abhängigkeit

tags: #Wasser #durch #Nase #ins #Gehirn #Risiko