Nasenspray gegen Alzheimer: Hoffnungsschimmer in der Forschung

Die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form der Demenz, stellt die Forschung vor große Herausforderungen. Bisher ist die Krankheit unheilbar, und die Suche nach wirksamen Therapien gestaltet sich schwierig. Ein vielversprechender Ansatzpunkt liegt in der Entwicklung von Nasensprays, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar verhindern könnten. Jüngste Studien haben gezeigt, dass bestimmte Nasensprays im Mausmodell positive Effekte erzielen konnten, was neue Hoffnung für Alzheimer-Patienten weckt.

Die Rolle von Proteinablagerungen und Mikroglia bei Alzheimer

Bei der Entstehung von Alzheimer spielen Proteinablagerungen im Gehirn eine entscheidende Rolle. Diese Ablagerungen, die hauptsächlich aus Amyloid-Proteinen bestehen, führen zu kognitiven Störungen wie Gedächtnisverlust und depressiven Verstimmungen. Mikroglia, die Immunzellen des Gehirns, sind normalerweise in der Lage, Abfallprodukte zu erkennen und zu entfernen. Bei Alzheimer-Patienten funktioniert dieser Mechanismus jedoch nicht mehr. Stattdessen werden die Mikroglia durch eine chronische Entzündungsreaktion aktiviert und zerstören die Nervenzellen des Gehirns.

Ashok K. Shetty, ein Mitautor einer Studie der Texas A&M University, betont, dass eine lang anhaltende Aktivierung der Mikroglia dazu führt, dass sie ihre normale Funktion verlieren und Neuronen schädigen, was zu einem fortschreitenden Neuronenverlust führt.

Neue Therapieansätze mit hiPSC-NSC-EVs

Die Forscher der Texas A&M University haben möglicherweise ein Mittel gefunden, um das Fortschreiten von Alzheimer zu verzögern. Eine Schlüsselrolle spielen dabei sogenannte hiPSC-NSC-EVs. EVs sind entzündungshemmende extrazelluläre Vesikel, die von Zellen freigesetzt werden und eine Vielzahl von Molekülen wie Proteine und miRNA transportieren. Sie dienen der Kommunikation zwischen den Zellen. HiPSC-NSC-EVs sind im Grunde nasal verabreichte Stammzellen.

In einer Studie mit genetisch veränderten Mäusen, die für die Alzheimer-Forschung verwendet werden, wurden den Tieren entzündungshemmende hiPSC-NSC-EVs intranasal verabreicht. Die Ergebnisse wurden mit Kontrollgruppen verglichen. Drei Wochen nach der Verabreichung begannen Verhaltenstests, die einen Monat lang andauerten. Untersucht wurden die kognitive Funktion der Mäuse, ihre Stimmung sowie die Neuropathologie, also Messwerte wie APS2 und p-tau217, die als Biomarker im Blut nachgewiesen werden können.

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Die Studie lieferte erste Beweise dafür, dass die Gabe von EVs im Frühstadium von Alzheimer die Entzündungen im Gehirn sowie das Ausmaß von Aβ-Plaques und p-Tau im Hippocampus hemmen und dadurch eine bessere kognitive und Stimmungsfunktion in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit aufrechterhalten kann. Die positiven Effekte der hiPSC-NSC-EV-Behandlung hielten auch zwei Monate nach der letzten Verabreichung an, was darauf hindeutet, dass die Behandlung langfristige Vorteile bieten könnte.

Insulin-Nasenspray: Ein weiterer vielversprechender Ansatz

Ein weiterer vielversprechender Therapieansatz ist die Anwendung von Insulin über ein Nasenspray. Insulin spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Glucosestoffwechsels im Körper. In den letzten Jahren rücken auch die Wirkungen des Insulins im menschlichen Gehirn immer mehr in den Fokus der Wissenschaft, da auch dort Insulinrezeptoren vorkommen.

Es wird vermutet, dass ein gestörter Insulin- und Glucosestoffwechsel verschiedene hirnorganische Krankheiten verursachen kann. Diabetiker vom Typ 2 leiden im höheren Alter häufiger an kognitiven Störungen und haben ein erhöhtes Risiko, an Morbus Alzheimer zu erkranken. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass es bei einem gestörten Glucosestoffwechsel im Gehirn zu einer Anhäufung von Amyloid-Peptiden und zu einer Phosphorylierung des Tau-Proteins kommt, die beide eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit spielen.

Durch eine intranasale Anwendung kann Insulin aus der Nasenhöhle über den Riechnerv oder andere Hirnnerven direkt ins Gehirn gelangen, wodurch die Blut-Hirn-Schranke umgangen wird. In einer Pilotstudie bekamen sowohl Patienten mit Typ-2-Diabetes als auch gesunde Teilnehmer über einen längeren Zeitraum Insulin als Nasenspray verabreicht. In beiden Gruppen kam es nach intranasaler Aufnahme von Insulin zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistungen sowie zu einer gesteigerten Durchblutung im vorderen Abschnitt des Großhirns.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte jedoch die Umsetzbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit der intranasalen Insulin-Behandlung an Alzheimer-Patienten und Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren ernüchternd, da über einen Zeitraum von zwölf Monaten kein kognitiver Nutzen bei den Patienten im Vergleich zu einer Behandlung mit einem Placebo beobachtet werden konnte.

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Glucocorticoide als mögliche Entzündungshemmer

Eine Analyse von Krankenkassendaten hat zu einem interessanten Hinweis geführt: Menschen, die Glucocorticoide (GCC) als Nasenspray zu sich nahmen, erkrankten später seltener an Alzheimer. Forschungsergebnisse zeigen, dass Entzündungsvorgänge im Gehirn eine bedeutende Rolle bei der Alzheimer-Krankheit spielen und den Krankheitsfortschritt beschleunigen.

Dr. Kristin Oberländer vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Bonn untersucht, ob GCC die Entzündungen im Gehirn tatsächlich hemmen können und ob dadurch Lern- und Gedächtnisvorgänge verbessert und das Nervenzellsterben aufgehalten werden. In ihrer Forschung arbeitet sie mit Alzheimer-Mäusen, die mit wenigen Monaten bereits für Alzheimer typische Symptome zeigen. Eine Gruppe wird bereits nach den ersten sechs Lebenswochen mit GCC-Nasentropfen aus Budesonid behandelt, während bei einer zweiten Gruppe die Behandlung nach vier Monaten beginnt, wenn bereits erste Symptome zu beobachten sind.

Einschränkungen und zukünftige Forschung

Obwohl die bisherigen Ergebnisse vielversprechend sind, gibt es auch Einschränkungen bei der Untersuchung von Nasensprays gegen Alzheimer. Die Langzeiteffekte einer intranasalen EVs-Behandlung sind noch nicht bekannt, und es muss noch erforscht werden, inwiefern sich die Ergebnisse der Mausstudien auch auf den Menschen übertragen lassen. Auch mögliche Nebenwirkungen müssen noch untersucht werden.

Experten weisen darauf hin, dass aus der Veränderung des Verhaltens von Immunzellen, den unerwarteten Einflüssen auf andere Zelltypen oder den Langzeitfolgen der Manipulation der Immunantwort des Gehirns ungünstige Reaktionen resultieren könnten. Zukünftige klinische Versuche müssten alle immun-bezogenen Begleiterscheinungen oder unerwartete Auswirkungen auf die Kognition überwachen.

Alternative Therapieansätze: Donanemab (Kisunla) und Lecanembi

Neben den vielversprechenden Ergebnissen mit Nasensprays gibt es auch alternative Therapieansätze, die in den letzten Jahren entwickelt wurden. Donanemab (Kisunla) ist ein monoklonaler Antikörper, der sich gezielt gegen Amyloid-Beta-Plaques richtet und so den geistigen Verfall der Patientinnen und Patienten verlangsamen soll. Kisunla ist seit dem 25. September 2025 für den EU-Markt zugelassen und eignet sich für Erkrankte im frühen Krankheitsstadium mit bislang nur wenigen kognitiven Beeinträchtigungen.

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Leqembi ist ein weiterer Antikörper, der auf schädliche Proteinablagerungen im Gehirn abzielt. Durch die Bindung an Beta-Amyloid wird das körpereigene Immunsystem aktiviert, welches die Plaques gezielt abbauen und aus dem Gehirn entfernen kann. Im Vergleich zu Kisunla wird Leqembi alle zwei Wochen gegeben und ist als Dauertherapie angelegt.

Prävention von Alzheimer

Neben der Entwicklung neuer Therapien ist auch die Prävention von Alzheimer von großer Bedeutung. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die jeder ergreifen kann, um sein Risiko, an Alzheimer zu erkranken, zu senken:

  • Was gut für Ihr Herz ist, ist auch gut für Ihr Gehirn.
  • Lernen Sie Neues - auch im Alter. Das hält Ihr Gehirn auf Trab.
  • Orientieren Sie sich an der klassischen mediterranen Ernährung. Essen Sie viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse.
  • Aktivitäten machen zu zweit oder in der Gruppe mehr Spaß und fordern Ihre grauen Zellen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Kilo auf die Waage bringen.
  • Rauchen schadet auch Ihrem Gehirn.
  • Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
  • Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Blick.
  • Sorgen Sie gut für sich. Wenn Sie über eine längere Zeit antriebslos oder niedergeschlagen sind, ist es sinnvoll, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären.
  • Nehmen Sie es ernst, wenn Sie merken, dass Sie schlechter hören.

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