Die Parkinson-Krankheit und das Stiff-Person-Syndrom sind zwei unterschiedliche neurologische Erkrankungen, die jedoch beide das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Während das Stiff-Person-Syndrom durch schmerzhafte Muskelsteifheit und -krämpfe gekennzeichnet ist und oft mit Autoimmunprozessen in Verbindung steht, manifestiert sich Morbus Parkinson durch Zittern, verlangsamte Bewegungen und Haltungsinstabilität. Beide Erkrankungen erfordern eine umfassende und multidisziplinäre Betreuung, die neben medikamentösen Therapien auch ernährungsspezifische Aspekte berücksichtigt.
Stiff-Person-Syndrom: Autoimmunerkrankung mit Muskelsteifheit
Das Stiff-Person-Syndrom (SPS) ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die durch schmerzhafte Anfälle von Muskelsteifheit und -krämpfen gekennzeichnet ist, insbesondere in den Beinen und im Rücken. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ein bekanntes Beispiel ist die Sängerin Céline Dion, die offen über ihre Erkrankung spricht.
Symptome
Die Erkrankung beginnt oft mit Muskelsteifheit und -verhärtung im Rücken- und Bauchbereich, was zu Rückenschmerzen und einer Verbiegung der Wirbelsäule bis hin zum Hohlkreuz führen kann. Auch die Muskeln in Hüfte und Beinen können betroffen sein. Charakteristisch sind anfallsartige Zunahmen der Muskelspannung, die durch plötzliche Reize wie Geräusche, Berührungen, Schreck oder Stress ausgelöst werden können. Diese Anfälle führen zu kurzfristiger Bewegungslosigkeit. Langfristig können Gelenkfehlstellungen auftreten. Weitere Symptome können Herzrasen, Bluthochdruck und übermäßiges Schwitzen sein.
Ursachen und Diagnose
Das Stiff-Person-Syndrom ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper das Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD) im Gehirn angreifen. Dieses Enzym ist wichtig für die Kontrolle der Nervenzellen. Ein Ausfall des Enzyms führt zu einer Fehlfunktion des Nervensystems. Häufig treten gleichzeitig weitere Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Diabetes mellitus Typ I auf. Die Diagnose wird oft verzögert, da die Erkrankung selten ist und die vielfältigen Beschwerden zunächst als Funktionsstörungen, neurologische oder psychiatrische Probleme fehlinterpretiert werden können. Neurologische Tests und elektrophysiologische Untersuchungen, insbesondere die Elektromyographie (EMG), sind für die Diagnose wichtig. Auch die Untersuchung des Nervenwassers kann weitere Hinweise liefern.
Therapie
Das Stiff-Person-Syndrom ist nicht heilbar, aber mit einer dauerhaften Behandlung können stabile Phasen erreicht werden. Die Therapie umfasst:
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- Symptomatische Therapie: Physiotherapie, Krankengymnastik und Muskelentspannung zur Lockerung der Muskeln und Verbesserung der Bewegungsfähigkeit. Vermeidung auslösender Reize wie Lärm oder Stress. Medikamentöse Behandlung mit Muskelrelaxantien wie Baclofen, Tizanidin und Diazepam.
- Kausale Therapie: Medikamente zur Dämpfung des Immunsystems, wie Kortisonpräparate (z. B. Prednisolon, Methylprednisolon). In akuten Fällen können auch intravenöse Immunglobuline oder eine Plasmapherese eingesetzt werden.
Die Erkrankung verläuft oft chronisch, und Rückfälle sowie eine schleichende Verschlechterung der Symptome sind auch unter Therapie möglich. Bei eingeschränkter Bewegungsfähigkeit können Gehhilfen oder ein Rollstuhl erforderlich sein.
Morbus Parkinson: Neurodegenerative Erkrankung mit vielfältigen Symptomen
Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland nach der Alzheimer-Krankheit. Typische Symptome sind Zittern (Tremor), verlangsamte und verminderte Bewegungen sowie Haltungsinstabilität.
Symptome und Verlauf
In der Frühphase können Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen auftreten. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Anzeichen sein. Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra im Hirnstamm. Dort kommt es zu Störungen der Energiesysteme der Mitochondrien, oxidativem Stress und Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Dies führt zum Verlust von Nervenzellen und einem Mangel an Dopamin, einem wichtigen Botenstoff für die Bewegung.
Die Frühsymptome sind oft unspezifisch, wie Verstopfung, Schlafstörungen, Geruchsverlust und Depressionen. Ein spezifisches Symptom ist die REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Betroffene im Traum sprechen, schreien oder sich ruckartig bewegen.
Ursachen
In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen vererbbare Genmutationen vor, die zu familiären Parkinson-Formen führen. Ob polygenetische Varianten das allgemeine Risiko erhöhen, ist Gegenstand der Forschung. Umweltgifte wie Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können ebenfalls schädlich auf Nervenzellen wirken. Es wird angenommen, dass bei einem Teil der Betroffenen zuerst eine Veränderung im Darm-Mikrobiom auftritt.
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Therapie und Ernährung
Die Therapie sollte frühzeitig beginnen und besteht aus mehreren Bausteinen, um die Mobilität zu erhalten und die Symptome zu lindern. Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt.
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung, und unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Allerdings werden viele innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz.
Ernährungsempfehlungen bei Parkinson
Eine gesunde Ernährung kann das Gehirn unterstützen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson reduzieren. Wichtige Aspekte sind:
- Flüssigkeitszufuhr: Ausreichend Wasser trinken, da Flüssigkeitsmangel die Gehirnfunktion beeinträchtigen kann.
- Gefäßgesunde Ernährung: Ungesunde Nahrungsmittel, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle begünstigen, sollten vermieden werden, um Durchblutungsstörungen im Gehirn vorzubeugen. Eine mediterrane Ernährung ist empfehlenswert.
- Flavonoide: Flavonoide, die in Obst, Gemüse, Kakao, grünem und schwarzem Tee enthalten sind, schützen die Gehirnfunktion.
- Glukose: Das Gehirn benötigt 120 bis 140 Gramm Glukose pro Tag. Haferflocken sind gute Energielieferanten, da sie den Blutzuckerspiegel langsam steigen lassen.
- Nüsse: Nüsse sind reich an ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen. Walnüsse liefern Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß und die Vitamine B1, B2, B6 und E.
- Eiweiß: Für den Informationsaustausch im Gehirn werden Aminosäuren benötigt, die aus Eiweiß gewonnen werden können, z. B. aus Eiern, Quark, Kichererbsen und Sojabohnen.
- Omega-3-Fettsäuren: Fisch liefert Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA), die entzündungshemmend wirken und die Zellwände geschmeidig halten.
- Antioxidantien: Obstsorten wie Beeren sind reich an Antioxidantien, die die Gehirnzellen vor Stress schützen.
- Darm-Mikrobiom: Die Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Gehirngesundheit wird maßgeblich über das Darm-Mikrobiom vermittelt.
- Lebensmittelauswahl: Empfehlenswert sind frisches Gemüse, Obst, kaltgepresste Öle, Fisch, Hülsenfrüchte, wenig Fleisch, Rapsöl, grüner Tee und dunkelrote Beeren. Auch Walnussöl, Walnüsse, Lachs, Thunfisch und Makrele sind gute Optionen.
- Intervallfasten: Eine Studie prüft derzeit, ob sich das Darmmikrobiom durch Intervallfasten normalisieren lässt.
Ernährung und Medikamente
Bei der Einnahme von Parkinson-Medikamenten ist der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme wichtig. Das Standardmedikament L-Dopa sollte nicht zusammen mit eiweißhaltigen Speisen eingenommen werden, da dies die Wirkung beeinträchtigen kann.
Weitere Therapieansätze
Neben der medikamentösen Therapie und der Ernährung gibt es weitere Ansätze zur Behandlung von Parkinson:
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- Vitamin D3 und K2: Hochdosierte Vitamin D3- und K2-Supplementierung kann sinnvoll sein.
- Omega-3-Öl: Die tägliche Einnahme von Omega-3-Öl kann unterstützend wirken.