Nerv Ellbogen Außen Ursachen: Ein umfassender Überblick

Viele Menschen erleben Schmerzen im Ellenbogen, die beim Aufschrauben einer Flasche oder beim Schreiben auftreten. Manchmal wird selbst das Heben einer Kaffeetasse oder ein kräftiges Zugreifen zur Herausforderung. Oftmals steckt ein sogenannter Tennisarm (Tennisellenbogen) oder Golferarm (Golferellenbogen) dahinter. Diese Beschwerden sind meist die Folge von einseitigen oder starken Belastungen, wie sie bei Sportarten wie Tennis, handwerklichen Tätigkeiten oder der Arbeit am Computer auftreten können.

Einführung in Ellenbogenschmerzen

Der Ellenbogen ist ein Drehscharniergelenk, das aus drei Knochen besteht: Oberarmknochen (Humerus), Elle (Ulna) und Speiche (Radius). Bänder und Muskeln stabilisieren die Knochen zusätzlich. Ellenbogenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. In Verbindung mit der großen Beweglichkeit des Schultergelenks ermöglicht der Ellenbogen eine fein aussteuerbare Motorik, die eine Vielzahl von Wurf- oder Schlagbewegungen erlaubt. Reizungen im Gelenk entstehen meist durch einseitige Bewegungsmuster, die in manchen Sportarten oder Berufen über Jahre in hoher Intensität auftreten.

Tennisarm (Epicondylitis Radialis)

Hinter Ellenbogenschmerzen an der Außenseite verbirgt sich oft eine Epicondylitis radialis, umgangssprachlich als Tennisellenbogen bekannt. Die Betroffenen verspüren Druckschmerzen im Bereich des Knochenvorsprunges an der Außenseite des Ellenbogens. Die Schmerzen werden oft beim Strecken des Armes bemerkbar, wobei das vollständige Strecken meist nicht möglich ist. Die betroffene Hand ist zudem weniger kräftig.

Ursachen des Tennisarms

Der Tennisellenbogen ist ein schmerzhafter Reizzustand des Sehnenansatzes der Hand- und Fingerstreckmuskeln im Ellenbogen, der zu einer Entzündung führen kann. Mögliche Ursachen sind Überlastung durch ungewohnte Belastung oder einseitige Aktivität (Tennisspielen, Bügeln, Bedienen der Computermaus, Spielen eines Instruments, Malern etc.) oder eine Bandinstabilität am Ellenbogengelenk. Etwa 2 % der Bevölkerung sind von einem Tennisarm betroffen. Die Beschwerden treten meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, da die Muskulatur ab dem mittleren Lebensalter anfälliger für Überlastungen ist.

Golferarm (Epicondylitis Medialis)

Treten die Ellenbogenschmerzen innen auf, also im Bereich des unteren Knochenvorsprunges am Ellenbogen, liegt eine Epicondylitis medialis (Golferellenbogen) vor. Dies ist ein schmerzhafter Reizzustand des Sehnenansatzes der Hand- und Fingerbeugemuskeln an einem Knochenvorsprung an der Innenseite des Ellenbogens. Die Schmerzen machen sich vornehmlich bemerkbar, wenn der Betroffene die Hand und den Unterarm streckt - vor allem, wenn er die Bewegungen gegen Widerstand ausführen soll.

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Ursachen des Golferarms

Der Golferellenbogen ist viel seltener als der Tennisellenbogen und wird oft bei Wurfsportlern beobachtet. Er tritt aber beispielsweise auch bei Turnern auf sowie bei Menschen, die viel mit Freihanteln trainieren. Weniger als 1 % der Bevölkerung haben einen Golferarm.

Gemeinsame Symptome von Tennis- und Golferarm

Tennisarm und Golferarm haben Gemeinsamkeiten: Die Schmerzen treten meist bei Bewegung oder Berührung auf und können bis in den Ober- und Unterarm sowie in die Hand ausstrahlen. Typisch sind Schmerzen, wenn man das Handgelenk streckt (Tennisarm) oder beugt (Golferarm). Manchmal ist der Arm weniger beweglich. Im Ellenbogen setzen die Sehnen der Muskeln an, die an der Streckung und Beugung des Handgelenks beteiligt sind. Die Beschwerden treten oft bei Menschen auf, die ihre Unterarmmuskulatur plötzlich ungewohnt stark belasten. Sie können sich aber auch durch regelmäßige einseitige Belastungen über längere Zeit entwickeln.

Weitere Ursachen für Ellenbogenschmerzen

Neben Tennis- und Golferarm gibt es weitere Ursachen für Ellenbogenschmerzen:

Reizung des Ellennervs (Nervus Ulnaris)

Vibrierende, elektrisierende Schmerzen im Ellenbogen können entstehen, wenn der Ellennerv (Nervus ulnaris) gereizt ist. Dieser wichtige Armnerv verläuft an der Unterseite des Ellenbogens in einer Knochenrinne (Kubitaltunnel) dicht unter der Haut und ist hier relativ ungeschützt. Diese Stelle heißt umgangssprachlich Musikantenknochen. Ein Stoß dagegen löst die beschriebenen Schmerzen im Ellenbogen aus. Diese können entlang des Versorgungsgebietes des Nervs bis in den 4. und 5. Finger ausstrahlen und von Missempfindungen (Parästhesien) begleitet sein.

Sulcus-Ulnaris-Syndrom (Kubitaltunnelsyndrom)

Der Ellennerv kann an dieser empfindlichen Stelle am Ellenbogen auch chronisch gereizt sein und dadurch die geschilderten ausstrahlenden Ellenbogenschmerzen und Missempfindungen hervorrufen. Mediziner sprechen hierbei vom Sulcus-ulnaris-Syndrom (Kubitaltunnelsyndrom). Mögliche Ursachen sind wiederholte Kleinstverletzungen durch Nervenüberdehnung, wie sie besonders bei Wurfsportarten auftreten. Auch längeres Aufstützen des Ellenbogens, knöcherne Veränderungen im Gelenk, die den Ellennerv in seiner Knochenrinne einengen, sowie eine Luxation des Nervs ("Herausrutschen" aus der Knochenrinne) können der Grund für solche Ellenbogenschmerzen sein.

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Chassaignac-Lähmung

Wenn man kleine Kinder an den Händen gefasst im Kreis durch die Luft "fliegen" lässt oder sie unter anderen Umständen ruckartig am ausgestreckten Arm nach oben zieht, lässt der heftige Zug oftmals das Köpfchen des Radius (Speiche des Unterarms) aus dem Ringband, in dem es eingefasst ist, herausrutschen. Dieses Chassaignac-Lähmung genannte Phänomen löst plötzliche Schmerzen im Ellenbogen aus. Die Kinder halten den Arm gestreckt und benutzen ihn nicht mehr - er wirkt wie gelähmt.

Ellenbogen-Luxation

Manchmal beruhen Schmerzen im Ellenbogen auf einer Luxation (Verrenkung) des Gelenks. Der Knochen springt hier ruckartig aus dem Gelenk, der Ellenbogen lässt sich nicht mehr bewegen und weist eine Fehlstellung auf. Häufig renken sich Menschen den Ellenbogen aus, wenn sie sich bei einem Sturz bei gebeugtem oder überstrecktem Ellenbogen mit der Hand abfangen wollen. Auch gewaltsames Verdrehen des Armes wie etwa bei Kampfsportarten kann eine Ellenbogen-Verrenkung verursachen. Gleichzeitig sind bei einer Luxation meist auch noch andere Strukturen im Bereich des Ellenbogens in Mitleidenschaft gezogen, zum Beispiel Sehnen, Knochen oder Nerven.

Knochenbrüche (Frakturen)

Ein Knochenbruch im Bereich des Gelenks kann ebenfalls die Ursache für Schmerzen im Ellenbogen sein. Überbeanspruchung des Ellenbogengelenks, vor allem bei sehr starken Wurf- oder Schlagbewegungen, kann zu überlastungsbedingten Knochenbrüchen am Gelenk führen. Diese Stressfrakturen am Ellenbogen äußern sich immer stärker bei Belastung. In Ruhe geht der resultierende Ellenbogenschmerz wieder zurück.

Distale Bizepssehnenruptur

Schmerzen im Ellenbogen sowie ein Kraftverlust, wenn der Betroffene Unterarm beugt oder nach außen dreht (sodass die Handfläche nach oben zeigt) sind oft Anzeichen einer distalen Bizepssehnenruptur: Das ist ein Riss der Sehne des kräftigen Armbeugermuskels, die an der Speiche (einem der Unterarmknochen) ansetzt. Grund für den Bizepssehnenriss kann ein Unfall oder eine chronische Überlastung der Sehne sein.

Schleimbeutelentzündung (Bursitis Olecrani)

Manchmal machen sich die Ellenbogen-Schmerzen beim Aufstützen bemerkbar. Zudem kann dann der Bereich am Ellenbogen geschwollen, gerötet und überwärmt sein. Meist steckt in solchen Fällen eine akute Schleimbeutelentzündung hinter den Symptomen. Schleimbeutel sind kleine, flüssigkeitsgefüllte "Polster", die die Reibung und Druckbelastung zwischen Muskeln, Knochen, Sehnen und Bändern verringern. Bei übermäßiger Belastung, (mechanischer) Reizung oder Verletzungen kann sich dieser Schleimbeutel entzünden.

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Gelenkentzündung

Bei Erkrankungen wie Rheuma (Rheumatoide Arthritis) und Gicht treten Entzündungen in vielen Gelenken auf, verbunden mit Gelenkschmerzen. Ellenbogen-Gelenke können hier ebenfalls betroffen sein. Arthritis im Ellenbogen führt zu stechenden Schmerzen und Entzündungen sowie Schwellung und Überwärmung im Gelenk.

Gelenkverschleiß (Arthrose)

Ein Gelenkverschleiß kann verschiedene Gelenke betreffen - auch das Ellenbogengelenk. Die Betroffenen verspüren anfangs Schmerzen im Ellenbogen, wenn er belastet wird. Später treten die Schmerzen bei jeder Bewegung im Ellenbogengelenk auf und schließlich auch in Ruhe. Begleiten den Gelenkverschleiß Entzündungsprozesse (aktivierte Arthrose), kann dies ebenfalls Schmerzen im Ellenbogen verursachen.

Osteochondrosis Dissecans

Schmerzen im Ellenbogen und Blockierungen des Gelenks können Anzeichen einer sogenannten Osteochondrosis dissecans sein. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Knorpel- und Knochenschädigung im Ellenbogen. Grund sind möglicherweise wiederholte winzige Verletzungen oder Belastungen (wie wiederholte Wurfbewegungen). Dabei können kleine Fragmente von Knorpel und/oder Knochen abgesprengt werden, die als freie Gelenkkörper im Gelenkspalt eingeklemmt werden können.

Morbus Panner (Juvenile Osteochondrose)

Morbus Panner ist gekennzeichnet durch das Absterben von Knochengewebe im Bereich des Ellenbogengelenks (Knochennekrose). Sie verläuft in Stadien und kann ebenfalls mit der Bildung freier Gelenkkörper einhergehen. Betroffen sind vor allem Jungen zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr.

Schmerzen im Arm durch Fehlhaltung

Oft entstehen Schmerzen in Arm und Ellenbogen durch Fehlhaltung, beispielsweise durch langes Sitzen vor dem Computer. Dies führt zu lokalen Muskelverspannungen im Nacken. Da die Halswirbelsäule großen Belastungen ausgesetzt ist, kann es im Laufe des Lebens zu starken Abnutzungserscheinungen in diesem Bereich kommen.

Diagnose von Ellenbogenschmerzen

Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst, bei welchen Tätigkeiten die Beschwerden spürbar sind und ob es Vorerkrankungen gibt. Dann untersucht sie oder er den Arm und prüft, welche Bewegungen genau die Schmerzen auslösen. Dabei wird beispielsweise der Arm mit der Handfläche nach unten ausgestreckt und die Hand gegen Widerstand nach oben und unten gedrückt. Schmerzen am Ellenbogen beim Nach-oben-Drücken sprechen für einen Tennisarm, beim Nach-unten-Drücken für einen Golferarm. Meist reicht die körperliche Untersuchung aus. Durch eine Röntgenuntersuchung können Veränderungen am Knochen und Gelenk ausgeschlossen werden. Bei der neurologischen Diagnostik wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen.

Behandlung von Ellenbogenschmerzen

Die Behandlung der Ellenbogenschmerzen richtet sich immer nach der zugrundeliegenden Ursache.

Konservative Behandlung

  • Vermeidung von Überlastung: Betroffene sollten versuchen, eine Überlastung des Ellenbogens durch Fehlbelastung zu vermeiden.
  • Ruhigstellung: Bei akuten Verletzungen muss der Ellenbogen in einigen Fällen durch Bandagen oder Gipsverbände ruhiggestellt werden.
  • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Schmerzmittel (z. B. Diclofenac, Ibuprofen) lindern starke Schmerzen und lassen Entzündungen abklingen. Schmerzmittel wie Ibuprofen aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) können die Beschwerden kurzfristig lindern. Kortisonspritzen wirken ebenfalls schmerzlindernd, können den Heilungsprozess aber stören.
  • Physiotherapie: Spezielle Kräftigungsübungen für den Unterarm und das Handgelenk können helfen, die Beschwerden zu lindern - dies wird exzentrisches Training genannt. Ziel dabei ist es, die Schmerzen zu lindern sowie die Beweglichkeit und Belastbarkeit von Arm und Handgelenk zu verbessern. Auch eine manuelle Therapie durch eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten kann helfen. Übungen bei Tennis- und Golferarm kann man eigenständig zu Hause machen.
  • Ultraschalltherapie: Einige wenige Studien deuten an, dass sich die Schmerzen bei einem Tennisarm durch eine Ultraschalltherapie etwas bessern können.

Operative Behandlung

Bringen konservative Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keine Besserung, lindert nur eine Operation die Schmerzen im Ellenbogen. Kommen die konservativen Maßnahmen an ihre Grenzen, kann eine Operation die Beweglichkeit des Ellenbogens wiederherstellen und Schmerzen lindern. Neben strukturellen Schäden an Bändern, Muskeln oder Sehnen können auch entzündliche Veränderungen eine Operation notwendig machen. Dazu gehört beispielsweise eine chronische Schleimbeutelentzündung oder eine Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovialitis). Meist ist ein minimalinvasiver arthroskopischer Eingriff ausreichend. Einen entzündeten Schleimbeutel kann der Arzt durch einen kleinen operativen Zugang entfernen (Bursektomie). Innerhalb kurzer Zeit wächst der Schleimbeutel von alleine wieder nach. Auf diese Weise lassen sich auch freie Gelenkkörper entfernen. Die Transplantation von Knorpelgewebe hat sich in den letzten Jahren zur Behandlung von verschleißbedingten (degenerativen) Gelenkerkrankungen wie Arthrose bewährt. Dafür entnimmt der Arzt dem Patienten in einer arthroskopischen Operation Knorpelgewebe aus einem gesunden Bereich des Gelenks. Innerhalb mehrerer Wochen wachsen die Knorpelzellen stabil ins Gelenk ein. In dieser Zeit ist eine Ruhigstellung des Ellenbogens erforderlich, um den Prozess nicht zu gefährden.

Behandlung des Sulcus-Ulnaris-Syndroms

Bei leichter Ausprägung können durch Vermeidung der auslösenden Ursachen (zum Beispiel Zug- oder Druckbelastung) die Symptome gelindert werden. Hier sind noch nächtliche Lagerungsschienen erfolgsversprechend. Bei Versagen der konservativen Therapie sollte eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden. Dabei wird der Nerv freigelegt und ggf. vor den Knochenvorsprung an der Innenseite des Ellenbogengelenkes verlagert. Ein Teil des Knochenvorsprunges, der das Dach des Nervenkanals bildet, wird dabei abgetragen.

Weitere Behandlungen

Daneben gibt es viele weitere Behandlungen, für die bisher aber nicht nachgewiesen ist, dass sie helfen. Dazu gehören verschiedene Spritzen (zum Beispiel mit Eigenblut oder Botox), Lasertherapie, Elektrotherapie, Massagen, Stoßwellentherapie und Akupunktur.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Bitte suchen Sie einen Arzt auf, wenn nach einer Ellenbogenverletzung die Schmerzen nicht durch Ruhe und Schonung abnehmen. Auch wenn das Gelenk in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt oder ganz versteift ist, sollten Sie es ärztlich untersuchen lassen. Weiterhin sollten Sie bei starken, stechend schmerzhaften Entzündungen, Rötung und Temperaturerhöhung (Überwärmung) des Ellenbogens schnell einen Arzt konsultieren.

Fazit

Ellenbogenschmerzen können vielfältige Ursachen haben, von denen der Tennis- und Golferarm die häufigsten sind. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um chronische Beschwerden zu vermeiden. Konservative Maßnahmen stehen meist im Vordergrund, aber in einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein. Es ist ratsam, bei anhaltenden oder starken Schmerzen einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Therapie einzuleiten.

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