Nervenschmerzen im Nacken, Schulter und Arm: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Das Schulter-Arm-Syndrom, auch bekannt als Zervikobrachialgie oder Zervikobrachial-Syndrom, beschreibt einen Symptomkomplex, der Schmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich umfasst. Es handelt sich nicht um eine klar definierte Krankheit oder Verletzung, sondern um eine Sammlung unterschiedlicher Symptome. Schulterschmerzen sind oft das Hauptsymptom, und der Schmerz kann in den Oberarm ausstrahlen, was es schwierig macht, den Arm über den Kopf zu heben oder bestimmte Drehbewegungen auszuführen. Die Schulter kann auch nachts schmerzen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Nervenschmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich und bietet einen Überblick über mögliche Behandlungsansätze.

Anatomie und Funktion des Schulterbereichs

Die Schulter ist eine komplexe Struktur, die den Oberarmknochen (Humerus) mit dem Schulterblatt (Scapula) verbindet. Das Hauptgelenk, das Humeroscapulargelenk, ermöglicht durch seinen großen Spielraum im Gelenkpfanne eine hohe Bewegungsfreiheit des Arms. Diese Komplexität macht die Schulter jedoch auch anfällig für Probleme. Muskuläre Ungleichgewichte oder erhöhte Spannungen im Bindegewebe können Druck auf die Strukturen ausüben. Dies kann zu Reizungen und Entzündungen von Sehnen führen, die durch knöcherne Engstellen verlaufen.

Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln (C1-C7), die durch sechs Bandscheiben miteinander verbunden sind. Diese Bandscheiben haben eine robuste äußere Schicht und einen elastischen Kern. Sie funktionieren nach dem Schwammprinzip: Bei Druck wird Flüssigkeit aus dem Kern gepresst, und bei Entlastung saugt sich der Kern wieder mit Nährstoffen voll.

Ursachen von Nervenschmerzen im Nacken, Schulter und Arm

Muskulär-fasziale Probleme

Die häufigste Ursache für das Schulter-Arm-Syndrom sind muskulär-fasziale Probleme in der Halswirbelsäule. Knotige, schmerzende Verspannungen, eine zu hohe Spannung in den Faszien oder muskuläre Ungleichgewichte können die Ursache sein. Da die Faszien alle Strukturen im Körper miteinander verbinden, können diese Spannungen und Dysbalancen auch Auswirkungen auf die Wirbelkörper und Bandscheiben haben. Im schlimmsten Fall können die Bandscheiben die einwirkende Kraft nicht mehr abdämpfen, sodass sich der Gallertkern gegen den äußeren Ring drückt. Bleiben Fehlhaltung oder Fehlstellung bestehen, kann der Faserring der Belastung irgendwann nicht mehr standhalten und einreißen.

Moderne Lebensweise

Unser moderner Alltag ist oft von sitzenden Tätigkeiten geprägt. Ob im Büro vor dem Laptop, zuhause vor dem Fernseher oder im Auto, wir verbringen viele Stunden am Tag im Sitzen, ohne für ausreichend Ausgleich zu sorgen. Dies hat langfristige Folgen für den Bewegungsapparat. Die Muskulatur und die Faszien, die für eine optimale Funktionsfähigkeit des Schultergürtels sorgen sollen, passen sich den eingeschränkten Bewegungsmustern an.

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Impingement-Syndrom

Bei einem Impingement-Syndrom kommt es zu einer schmerzhaften Engstelle in der Schulter. Der Oberarmknochen schiebt sich immer weiter nach oben und klemmt Teile der Rotatorenmanschette und den Schleimbeutel unter dem Schulterdach ein.

Frozen Shoulder

Die Ursachen für ein Frozen-Shoulder-Syndrom sind bisher nicht abschließend geklärt. Festgestellt wurde aber, dass Entzündungen in der Schulter auftreten und Durchblutung und Stoffwechsel verschlechtert sind. Auch andere Erkrankungen wie Diabetes Mellitus können eine Frozen Shoulder begünstigen. Ein Schulter-Arm-Syndrom geht oft mit einer Frozen-Shoulder einher: Die Schulter fühlt sich dann „eingefroren“ an und Bewegungen sind erschwert.

Kalkschulter

Bei einer Kalkschulter kommt es zu Ablagerungen von Kalk in den Sehnen der Rotatorenmanschette. Betroffene haben - nicht immer, aber oft - starke Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Je weniger die Schulter bewegt wird, desto weniger Stoffwechselaktivität ist im Gewebe, was den Heilungsprozess erschwert.

Schulterarthrose

Schulterarthrose ist eine degenerative Erkrankung, bei der der Knorpel in einem der Gelenke der Schulter verschleißt. Neben eingeschränkter Stoffwechseltätigkeit in der Schulter können auch entzündliche Prozesse den Knorpel schädigen. Für den Gelenkknorpel ist es essentiell, dass vielseitige Bewegung in die Schulter kommt.

Weitere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch andere Faktoren Nervenschmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich verursachen oder begünstigen:

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  • Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule: Ein Bandscheibenvorfall kann auf die Nervenwurzeln drücken und Schmerzen, Gefühlsstörungen und Muskelschwäche verursachen.
  • Degenerative Veränderungen: Mit zunehmendem Alter können degenerative Veränderungen wie Arthrose auftreten, die zu einer Verengung der Nervenaustrittslöcher (Neuroforamenstenose) führen und die Nervenwurzeln komprimieren.
  • Funktionsstörungen: Blockierungen der Brustwirbelsäule, der Rippengelenke und Störungen der Muskulatur wie Muskelverspannungen im Schulterbereich können einen gestörten Bewegungsablauf verursachen und zu Schmerzen führen.
  • Schlechte Körperhaltung, Muskeldysbalance oder übermäßige Belastung: Diese Faktoren können ebenfalls zu Muskelverspannungen und Nervenirritationen führen.
  • Unfälle und Verletzungen: Autounfälle, Stürze oder Verletzungen beim Sport können direkte Auswirkungen auf die Nervenwurzeln haben.
  • Neuralgische Amyotrophie: Eine seltene Erkrankung, bei der sich ein Nervengeflecht in der Nähe des Schlüsselbeins entzündet. Die Entzündung verursacht reißende Schmerzen und Lähmungen im Arm und in der Schulter.
  • Fehlbelastungen durch Haltungsschäden: Oftmals durch häufigen Handygebrauch ausgelöst.
  • Gürtelrose, Gallenkoliken, Erkrankungen der Schilddrüse und Diabetes: Diese Erkrankungen können Schmerzen im Schulter-Nacken-Gürtel begünstigen.

Diagnose

Um die Ursache von Nervenschmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich zu ermitteln, ist eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und mögliche Auslöser.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit des Nackens und der Schulter, testet die Muskelkraft und überprüft die Sensibilität.
  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Funktion der Nerven, um festzustellen, ob Nerven geschädigt oder gereizt sind.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können Röntgenaufnahmen, MRT oder CT-Scans erforderlich sein, um die Ursache der Beschwerden zu erkennen. Ein MRT der Halswirbelsäule (HWS) kann nicht nur die knöchernen Strukturen, sondern auch die Bandscheiben und das umgebende Weichgewebe abbilden.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Nervenschmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, die je nach Bedarf eingesetzt werden können.

Konservative Behandlung

In den meisten Fällen ist eine konservative Behandlung ausreichend, um die Beschwerden zu lindern. Diese umfasst in der Regel:

  • Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern. Bei stärkeren Schmerzen können auch Opioide eingesetzt werden.
  • Entzündungshemmende Medikamente: Kortikosteroide können helfen, Entzündungen zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Körperhaltung zu korrigieren.
  • Manuelle Therapie: Chirotherapie kann helfen, Blockierungen im Schultergürtelbereich zu lösen.
  • Wärmetherapie: Wärmeanwendungen wie Kirschkernkissen oder warme Bäder können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
  • Kinesiotaping: Kinesiotaping kann helfen, die Muskeln zu unterstützen und die Schmerzen zu lindern.
  • Injektionen: Injektionen mit entzündungshemmenden Medikamenten in das Schultergelenk, Schultereckgelenk oder an andere Strukturen des Schultergelenks können schnell helfen.

Übungen

Es gibt eine Reihe von Übungen, die Sie selbst durchführen können, um Ihre Beschwerden zu lindern:

  • Dehnübungen: Dehnübungen können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern.
    • Übung 1: Stellen Sie sich vor eine Wand und legen Sie den betroffenen Arm gestreckt mit der Innenfläche horizontal an der Wand ab. Achten Sie darauf, dass Ihre Schulter direkten Kontakt zur Wand hat. Drehen Sie sich von der Wand weg und rotieren Sie Ihren Oberkörper so weit wie möglich, ohne die Schulter von der Wand zu nehmen. Bleiben Sie in dieser Dehnung ca. 30 Sekunden lang. Drücken Sie den Ellenbogen und die Hand 10 Sekunden lang mit voller Kraft gegen die Wand, ehe Sie diese Anspannung lösen. Verlassen Sie nun Ihre Ausgangsposition und platzieren Sie den Arm etwas höher als zuvor, idealerweise in einem Winkel zwischen 10 und 15 Grad über der Horizontalen. Drehen Sie sich danach wieder von der Wand weg und versuchen Sie, bei jedem Ausatmen noch etwas tiefer in die Dehnung zu gelangen. Falls möglich, legen Sie den Arm noch etwas höher an der Wand ab (in einem 45-Grad-Winkel).
  • Kräftigungsübungen: Kräftigungsübungen können helfen, die Muskeln zu stärken und die Stabilität der Schulter zu verbessern.
  • Beweglichkeitsübungen: Beweglichkeitsübungen können helfen, die Beweglichkeit der Schulter zu verbessern.
  • Nackenübungen: Heben Sie beim Einatmen die Schultern und lassen Sie sie beim Ausatmen wieder fallen. Stellen Sie sich hüftbreit hin und schwingen Sie mit den Armen nach rechts und links. Bewegen Sie die Schultern oder den Oberkörper dabei nicht mit. Stellen Sie sich aufrecht hin und beugen Sie den Kopf vorsichtig nach links, während die rechte Hand nach unten streckt, bis Sie eine Dehnung im Hals spüren. Position für etwa zehn Sekunden halten. Lockern Sie die verspannte Schulter-Muskulatur, indem Sie die Schultern kreisen lassen.

Operation

In seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Beschwerden zu beheben. Dies kann beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder einer schweren Arthrose der Fall sein. Zu einem chirurgischen Eingriff wird nur geraten, wenn alle anderen Behandlungsoptionen versagt haben oder wenn akute Probleme vorliegen. In schweren Fällen mit sehr starken Schmerzen und neurologischen Ausfällen der oberen Extremität besteht die Möglichkeit einer OP mit Freilegung des eingeklemmten Nervs (Foraminotomie) oder des Ersatzes der betroffenen Bandscheibe (Implantation einer Bandscheibenprothese).

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Alternative Behandlungsmethoden

Einige Menschen finden auch Linderung durch alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Osteopathie oder Yoga.

Prävention

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Nervenschmerzen im Nacken-, Schulter- und Armbereich vorzubeugen:

  • Achten Sie auf eine gute Körperhaltung: Vermeiden Sie es, lange Zeit in einer schlechten Haltung zu sitzen oder zu stehen.
  • Machen Sie regelmäßig Pausen: Wenn Sie viel sitzen, stehen Sie regelmäßig auf und bewegen Sie sich.
  • Treiben Sie Sport: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Sportarten wie Yoga, Pilates, Schwimmen oder Nordic Walking sind besonders empfehlenswert.
  • Vermeiden Sie Überlastung: Vermeiden Sie es, die Schulter zu überlasten.
  • Reduzieren Sie Stress: Stress kann zu Muskelverspannungen führen. Versuchen Sie, Stress abzubauen, beispielsweise durch Entspannungsübungen oder Meditation.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, insbesondere wenn Sie viel am Computer arbeiten.
  • Richtiges Kissen: Verwenden Sie ein Nackenkissen, ein Seitenschläfer-Kissen oder eine rückenschonende Matratze.

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