Alligatoah, bürgerlich Lukas Strobel, ist ein deutscher Künstler, der sich durch seine Vielseitigkeit und seinen unkonventionellen Stil einen Namen gemacht hat. Seine Karriere begann in der Schulzeit mit Kurzfilmen, bevor er sich der Musik zuwandte und mit seinem ersten Album "ATTNTAT" im Jahr 2006 für Aufsehen sorgte. Seitdem hat er zahlreiche Alben und Mixtapes veröffentlicht, die sich durch satirische Texte, gesellschaftskritische Auseinandersetzungen und musikalische Experimentierfreude auszeichnen.
Frühe Werke: Religiöser Fanatismus und Rap-Terrorismus
Alligatoahs frühe Werke, wie das Album "In Gottes Namen" (2008), thematisieren häufig religiösen Fanatismus und Terrorismus. Dabei bedient er sich einer satirischen und überzeichneten Darstellung, die den Zuhörer zum Nachdenken anregen soll. So stellt er in "In Gottes Namen" einen Rapterroristen dar, der Anschläge im Namen Gottes verübt, wobei der Humor jedoch stets durchscheint.
Ein Beispiel hierfür ist der Song "In Gottes Namen", der mit den Worten "Klick, Klack, Puk, Puk, Puk" beginnt, einer Parodie auf Gangsterrap-Klischees. Auch in anderen Songs des Albums, wie "Dagegen" und "Eine Welt", setzt sich Alligatoah kritisch mit gesellschaftlichen Missständen auseinander und karikiert Doppelmoral und Scheinheiligkeit.
"Mein Gott hat den Längsten" ist ein weiterer Klassiker aus dieser Zeit, in dem Alligatoah den Krieg unter Religionen thematisiert und die Vorstellung eines Gottes, der den längsten hat, auf die Schippe nimmt. Dabei werden Islamisten, christliche Hardliner und eine japanische Sekte gleichermaßen aufs Korn genommen.
Schlaftabletten und Rotwein: Ein musikalisches Experimentierfeld
Die "Schlaftabletten und Rotwein"-Mixtapes, insbesondere Teil II und III, stellen ein musikalisches Experimentierfeld dar, in dem Alligatoah verschiedene Stile und Themen ausprobiert. Während Teil I noch als loses Sammelsurium von Songs ohne zusammenhängendes Thema daherkommt, zeigen die Nachfolger bereits eine größere stilistische Vielfalt und thematische Tiefe.
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"Schlaftabletten und Rotwein III" wird oft als Spagat zwischen dem alten und dem neuen Alligatoah beschrieben. Hier finden sich sowohl Elemente des Rapterroristen als auch Anklänge an den späteren, erfolgreicheren Alligatoah mit Pop-Einschlag. Songs wie "Komm Hau ab (Intro)" und "Unten Ohne" sind Parodien auf Gangsterrap-Klischees, während "Es regnet kaum" und "Unvergleichlich" bereits den späteren Alligatoah erkennen lassen.
Besonders hervorzuheben ist der Song "Unvergleichlich", der mit seinen abgedrehten Vergleichen und Wortspielen zu den beliebtesten Songs von Alligatoah zählt. Auch die "Terrorist im Flugzeug"-Reihe, kleine Rap-Hörspiele, in denen der Terrorist immer wieder scheitert, sind ein Markenzeichen dieser Phase.
Triebwerke und Musik ist keine Lösung: Der Durchbruch zum Mainstream
Mit den Alben "Triebwerke" (2013) und "Musik ist keine Lösung" (2015) gelang Alligatoah der Durchbruch zum Mainstream. Diese Alben zeichnen sich durch einen stärkeren Pop-Einschlag aus, ohne dabei jedoch die gesellschaftskritischen und satirischen Elemente zu vernachlässigen.
"Triebwerke" enthält Hits wie "Willst du", "Amnesie" und "Prostitution", die sich durch eingängige Melodien und provokante Texte auszeichnen. Auch der Song "Narben" thematisiert auf eindringliche Weise psychische Probleme und Selbstverletzung.
"Musik ist keine Lösung" setzt diesen Trend fort und behandelt in Songs wie "Denk an die Kinder", "Vor Gericht" und "Du bist schön" aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme. Dabei bedient sich Alligatoah einer Vielzahl von Stilmitteln, von ironischen Überzeichnungen bis hin zu ernsten Auseinandersetzungen.
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Ein besonderes Highlight des Albums ist der Song "Teamgeist", der sich mit Faschismus und Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzt. Alligatoah selbst betont jedoch, dass der Song nicht nur auf die Flüchtlingskrise bezogen ist, sondern allgemeiner auf Faschismus.
Schlaftabletten, Rotwein V: Selbstplagiate und neue Wege
"Schlaftabletten, Rotwein V", der neueste Teil seiner Mixtape-Reihe, der jedoch als reguläres neues Album promotet wird, wird von Kritikern zwiespältig aufgenommen. Einerseits werden Alligatoahs Rap-Skills und seine Fähigkeit zu überraschen gelobt, andererseits werden auch Selbstplagiate und mangelnde Originalität bemängelt.
So werden Songs wie "Ein Problem mit Alkohol" und "Beine brechen" als wenig originell kritisiert, während "Komm, wir gehen den Gebirgsbach runter" stark an seinen Hit "Willst Du" erinnert. Auch die theatralisch gesungene Hook von "Freie Liebe" wird als gewöhnungsbedürftig empfunden.
Dennoch enthält das Album auch starke Stücke wie "Hass", eine Abrechnung mit der allgemeinen Wut und Aggression, und "Terrorangst", die sich kritisch mit der Angstmacherei der Medien auseinandersetzt. Auch "Meinungsfrei" macht sich für eine neue Gattung "Mittelrock" stark.
"Off": Ein radikaler Stilbruch zum Metal
Im Jahr 2024 überraschte Alligatoah seine Fans mit dem Album "Off", einem radikalen Stilbruch hin zum Metal. Dieser Schritt wurde von einigen Fans begrüßt, während andere ihn kritisierten. Alligatoah selbst erklärte, dass er sich schon seit seiner Jugend für Metal begeistert und dass das Album eine Möglichkeit sei, seine musikalischen Wurzeln auszuleben.
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Die erste Single "So raus" entstand in Zusammenarbeit mit Limp Bizkit-Sänger Fred Durst. Alligatoah gab an, dass er ein Faible dafür habe, mit den Emotionen seiner Fans zu spielen und sie auf falsche Fährten zu locken. Er sehe das Internet als Spielplatz, der nichts mit der echten Welt zu tun habe.
Trotz des Gegenwinds aus der Metal-Szene betonte Alligatoah, dass er sich von Hate-Kommentaren nicht beeinflussen lasse. Er sehe Hate als Indikator dafür, dass er neue Bubbles erreiche und Leute aus ihrer Komfortzone rauskitzeln könne.
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