Nervenverödung: Kosten, Verfahren und Anwendung

Die Nervenverödung, auch Denervierung genannt, ist ein minimalinvasives Verfahren zur Behandlung von chronischen Schmerzen, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und des Iliosakralgelenks (ISG). Dabei werden gezielt schmerzleitende Nervenäste stillgelegt, um die Weiterleitung von Schmerzimpulsen an das Gehirn zu unterbrechen.

Was ist eine Nervenverödung?

Bei einer Denervierung werden schmerzleitende Nervenäste stillgelegt, damit sie keine Schmerzimpulse mehr weiterleiten können. Schmerzen aus erkrankten Gebieten (hier beispielsweise das Iliosakralgelenk) werden über kleinste Nervenäste der aufsteigende Nerven in das Gehirn geleitet. Bei einer Denervierung werden die schmerzleitenden Nervenäste verödet und damit die Weiterleitung der Impulse unterbrochen.

Die Nervenverödung (Neurolyse) ist ein Verfahren, bei dem Teile dieser Gelenke und die schmerzführenden Nerven in diesem Bereich gezielt ausgeschaltet werden, wodurch die Schmerzen deutlich nachlassen. Bei dem Eingriff werden die Nerven ausgeschaltet, die das Rückenmark bereits verlassen haben und von außen für die Versorgung der Wirbelgelenke zuständig sind. Sie werden jeweils rechts und links von der Wirbelsäule an mehreren Stellen verödet bzw.

Anwendungsbereiche

Die Nervenverödung kommt hauptsächlich bei chronischen Schmerzen zum Einsatz, die durch degenerative Veränderungen an den Wirbelgelenken (Facettengelenke) oder am Iliosakralgelenk (ISG) verursacht werden.

  • Facettensyndrom: Hierbei werden die kleinen Wirbelgelenke, die die Verbindung zwischen den Wirbelkörpern bilden, durch Verschleißerscheinungen gereizt. Dies kann zu chronischen Rückenschmerzen führen, die sich beim Zurückbeugen, Drehen, langem Stehen und Gehen verschlimmern.
  • ISG-Syndrom: Beim ISG-Syndrom ist das Iliosakralgelenk betroffen. Es verbindet auf der rechten und linken Seite der Wirbelsäule das Kreuzbein mit den Darmbeinschaufeln. Die ISG-Denervierung kommt beim chronischen ISG-Syndrom zum Einsatz, also bei starken, dauerhaft anhaltenden Schmerzen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenks. Sie wird allerdings erst erwogen, wenn die empfohlenen konservativen Maßnahmen die Rückenschmerzen nicht ausreichend lindern. Oft lässt sich dann durch das minimalinvasive Verfahren eine größere Operation, z. B. die ISG-Versteifung, hinauszögern oder sogar ganz umgehen.
  • Spondylolisthesis (Wirbelgleiten): Die Facettendenervierung ist eine Möglichkeit, diese Schmerzen zu lindern, wenn eine ursächliche Therapie nicht möglich ist und andere, konservative Maßnahmen nicht helfen.

Voraussetzungen für eine Nervenverödung

Bevor eine Nervenverödung durchgeführt wird, muss der Arzt sicherstellen, dass der Schmerz tatsächlich von den betroffenen Gelenken ausgeht. Dazu dient eine diagnostische Probeinfiltration. Wenn die Schmerzen des Patienten durch diese vorübergehende Nervenblockade verschwinden, hat der Operateur den richtigen Bereich ausgewählt. Nach positiver Probeinfiltration erfolgt der eigentliche Eingriff der Denervierung. Meist geschieht dies in einer weiteren Sitzung.

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Nicht für den Eingriff geeignet sind Patienten mit sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen, bei denen das Problem nicht eindeutig den Wirbelgelenken zugeordnet werden kann.

Ablauf des Verfahrens

Die Nervenverödung ist ein minimalinvasiver Eingriff, der in der Regel ambulant durchgeführt wird. Der Patient wird auf dem Bauch gelagert, und die Haut über der Injektionsstelle wird desinfiziert und lokal betäubt. Bei Bedarf ist auch die Gabe eines leichten Beruhigungsmittels möglich.

Unter computertomographischer oder Röntgenkontrolle wird eine dünne Nadel (Radiofrequenzsonde) präzise an den zu behandelnden Nervenast herangeführt. Die korrekte Lage der Nadel wird durch Stimulationstests überprüft. Dafür muss der Patient während des Eingriffs wach und bei vollem Bewusstsein sein. Kribbelt es bei dem sensorischen Test in dem Bereich, in dem der Patient sonst die ISG-Schmerzen empfindet, stimmt die Position der Sonde. Bei korrekter Lage beginnt der Operateur mit der Verödung.

Zur Ausschaltung des Nerven stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Thermokoagulation (Radiofrequenz-Neurotomie): Hierbei wird die Nervenfaser durch Hitze (ca. 60-90°C) verödet. Die Sonde ist an einen Generator angeschlossen, der hochfrequenten Wechselstrom erzeugt. Dadurch wird es an der Sondenspitze bis zu 60° C heiß, das Gewebe erreicht ca. 80-85° C. Die Hitze koaguliert das Gewebe und der Nervenast kann somit keine Schmerzsignale mehr weiterleiten.
  • Chemische Denervierung: Hierbei wird ein hochprozentiger Alkohol (Ethanol) an den Nerv gespritzt, um ihn zu zerstören.
  • Kryodenervierung: Hierbei wird der Nerv mit einer Cryosonde auf minus 60°C gekühlt, um ihn zu denervieren.
  • Laserdenervierung: Hierbei wird der Nerv mittels Laser durchtrennt.

Die Prozedur wird an mehreren Nervenbereichen wiederholt. Der gesamte Eingriff dauert etwa 30-60 Minuten.

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Risiken und Nebenwirkungen

Die Nervenverödung ist ein risikoarmer Eingriff. Dennoch können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten:

  • Blutungen und Infektionen: Durch das Einführen von Injektionskanüle bzw. Medikamente sind möglich.
  • Nervenverletzungen: Überaus selten kommt es zu einer Verletzung von Nerven oder Nervenwurzeln. Vorübergehende motorische Ausfälle oder Sensibilitätsstörungen wären denkbar.
  • Lokale Reaktionen: Die Einstichstelle der Sonde wird vor dem Eingriff gründlich lokal betäubt. Die umliegende Haut kann für einige Tage bis wenige Wochen druckempfindlich sein und taub werden, kribbeln oder jucken. Manchmal ist die Beweglichkeit etwas eingeschränkt, weil das erhitzte Gewebe gereizt ist. Die verödeten Nerven können sich vorübergehend entzünden, was sich ähnlich anfühlt wie ein Sonnenbrand.
  • Muskelschwäche: Die verödeten Nerven sind nicht nur für die Facettengelenke zuständig, sondern auch für bestimmte Muskeln und Bänder zwischen den Wirbeln und entlang der Wirbelsäule. Die Verödung kann diese Muskeln und die Bandscheiben daher etwas schwächen. Meist hat dies keine gesundheitlichen Folgen. Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass dadurch die Wirbelsäule instabiler wird. Manche Fachleute empfehlen daher, auch nach einer Verödung die Rückenmuskulatur zu trainieren.

Bei ungewöhnlichen Schmerzen, Rötungen, Schwellungen, allgemeinem Unwohlsein oder Fieber sollte sich der Patient dringend vorstellen.

Nachbehandlung

Nach dem Eingriff verbleibt der Patient für etwa eine Stunde in der Praxis oder Klinik. Währenddessen werden Kreislauf und Atmung überwacht. Bei Wohlbefinden kann im Anschluss die Abholung erfolgen, der Patient sollte an diesem Tag kein Fahrzeug führen.

Körperliche Schonung ist am Tag des Eingriffs und am Tag darauf angebracht. Leichte körperliche Tätigkeiten sind schon am ersten Tag nach ISG-Denervierung möglich. Eine Krankschreibung ist deshalb meistens nicht erforderlich. Patienten mit körperlich anstrengendem Beruf müssen manchmal vorübergehend arbeitsunfähig geschrieben werden.

Eine physiotherapeutische Behandlung wird im Anschluss an eine Facettendenervierung empfohlen, um die stabilisierende Muskulatur zu stärken. Regelmäßige Bewegung führt außerdem dazu, dass man seltener Rückenschmerzen hat.

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Erfolgsaussichten

Meist spürt der Patient direkt nach dem Eingriff eine deutliche Linderung seiner ISG-Schmerzen. Für den vollen Effekt kann es jedoch ein bis zwei Wochen dauern. Die Schmerzlinderung hält in der Regel 6-24 Monate an.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Nervenverödung die Ursache der Beschwerden (wie z. B. eine Arthrose des Iliosakralgelenks) nicht beseitigen kann. Durch die Schmerzreduktion ist der Patient jedoch oft in der Lage, physiotherapeutische Übungen durchzuführen und auf diese Weise den unteren Rücken zu entspannen.

Nach Verödung des Nervenastes bleiben zwei Nervenenden zurück. Wenn diese mit der Zeit zusammenwachsen, kann der Schmerz aus dem ISG wieder an das Gehirn weitergeleitet werden. Der Patient verspürt dann seine damaligen Beschwerden. Ob und wie schnell das passiert, ist individuell unterschiedlich. Die meisten Patienten bleiben mindestens ein Jahr schmerzfrei. Die Schmerznervverödung ist ein sehr komplikationsarmer Eingriff, wobei das Risiko etwa im Bereich von anderen schmerztherapeutischen Injektionen in den Rücken liegt.

Die Wiederholbarkeit ist ein weiterer Vorteil: Manchmal erholen sich die verödeten Nerven. Dann lassen sich die Nerven erneut veröden.

Kosten und Kostenübernahme

Die Kosten für eine Nervenverödung variieren je nach Umfang des Eingriffs und der gewählten Methode. Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten selbst tragen. Einige Krankenkassen (private und gesetzliche) übernehmen die Kosten der Denervierung, wenn der behandelnde Arzt dies für medizinisch erforderlich hält. Wer sich für diese Methode entscheidet, sollte deshalb vorher die Kostenübernahme mit seiner Krankenkasse klären.

Seit 01.04. diesen Jahres wurde das Verfahren der Facettenverödung überraschend aus dem Vergütungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir diese Maßnahme daher nur noch als IGeL-Leistung oder aber nach einem genehmigten Antrag auf Kostenerstattung durch die Krankenkassen durchführen.

Private Kranken­versicherungen (PKV) zeigen sich offener gegenüber alternativen Behandlungsmethoden - so auch hinsichtlich der Neuraltherapie. Du kannst allerdings bei der PKV nicht automatisch davon ausgehen, dass die Behandlungskosten erstattet werden. Es gibt jedoch zahlreiche Tarife, bei denen heilpraktische Behandlungsmethoden zum Leistungskatalog gehören.

Spezialisten für Nervenverödung

Die ISG-Denervierung wird von Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie vorgenommen, die auf die Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert sind. Auch Neurochirurgen oder Schmerztherapeuten können das Verfahren anwenden. Wichtig bei der Suche nach einem Operateur ist, dass dieser eine hohe Expertise in Bezug auf die Methode hat. Außerdem sollten sich Technik und OP-Räumlichkeiten immer auf dem neuesten Stand befinden.

Eine Facettendenervierung wird im Wesentlichen von Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie durchgeführt. Eine Spezialisierung im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie ist möglich. Zum Teil bieten auch Neurochirurgen das Behandlungsverfahren an. Dabei wird eng mit Ärzten der Radiologie zusammengearbeitet.

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