Nervenentzündung Finger: Symptome, Ursachen und Behandlung

Eine Nervenentzündung im Finger kann sich durch verschiedene Symptome äußern und unterschiedliche Ursachen haben. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung von Nervenentzündungen im Finger.

Einführung

Nervenentzündungen, medizinisch als Neuritis bezeichnet, können sowohl die peripheren Nerven (außerhalb des zentralen Nervensystems liegend) als auch die Hirnnerven betreffen. Sie gehen häufig mit Schmerzen einher und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Symptome einer Nervenentzündung im Finger

Die Symptome einer Nervenentzündung im Finger können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Nerv betroffen ist und wie stark die Entzündung ausgeprägt ist. Typische Symptome umfassen:

  • Schmerzen: Stechende, brennende oder nadelstichartige Schmerzen im Finger.
  • Taubheitsgefühle: Ein Gefühl der Gefühllosigkeit oder des „Einschlafens“ im Finger.
  • Kribbeln: Ein unangenehmes Kribbeln oder Ameisenlaufen im Finger.
  • Missempfindungen: Veränderte Wahrnehmung von Berührungen, Temperatur oder Schmerz.
  • Muskelschwäche: Schwierigkeiten, den Finger zu bewegen oder Gegenstände zu greifen.
  • Einschränkungen in der Feinmotorik: Probleme bei präzisen Bewegungen wie Schreiben oder Knöpfe schließen.
  • Lähmungserscheinungen: In schweren Fällen kann es zu Lähmungen des Fingers kommen.
  • Empfindungsstörungen: Veränderte Wahrnehmung von Sinnesreizen.
  • Elektrisierende Schmerzempfindungen: Schmerz, der sich wie ein elektrischer Schlag anfühlt.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome nicht immer alle gleichzeitig auftreten müssen und ihre Intensität variieren kann.

Ursachen einer Nervenentzündung im Finger

Die Ursachen für eine Nervenentzündung im Finger können vielfältig sein. Einige der häufigsten Ursachen sind:

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  • Mechanischer Druck: Druck auf einen Nerv, beispielsweise durch ein Karpaltunnelsyndrom oder einen Bandscheibenvorfall.
  • Verletzungen: Direkte Verletzungen des Nervs, beispielsweise durch einen Unfall.
  • Infektionen: Infektionen mit Viren oder Bakterien, wie beispielsweise Borreliose oder Gürtelrose.
  • Entzündungen: Entzündungen im Körper, die die Nerven angreifen können, wie beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen oder rheumatoider Arthritis.
  • Stoffwechselerkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die die Nerven schädigen können.
  • Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum, der als Nervengift wirkt.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Nervenschäden verursachen.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, wie beispielsweise Vitamin B12, kann Nervenentzündungen begünstigen.
  • Toxine: Kontakt mit giftigen Substanzen, wie beispielsweise Schwermetallen.
  • Tumore: Tumore, die auf Nerven drücken.

Karpaltunnelsyndrom

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine häufige Ursache für Nervenentzündungen im Finger. Dabei wird der Nervus medianus, der durch den Karpaltunnel im Handgelenk verläuft, eingeengt. Dies kann durch eine Verdickung der Sehnenscheiden, hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft), Diabetes mellitus oder chronische Polyarthritis verursacht werden. Die Symptome treten häufig nachts oder bei bestimmten Handgelenksstellungen auf und umfassen Taubheitsgefühle, Kribbeln und Schmerzen in Daumen, Zeige- und Mittelfinger.

Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven geschädigt sind. Sie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Vitaminmangel, Autoimmunerkrankungen und Infektionen. Die Symptome können vielfältig sein und umfassen Empfindungsstörungen, Muskelschwäche und vegetative Beschwerden.

Weitere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch andere Faktoren zu einer Nervenentzündung im Finger führen, darunter:

  • Kubitaltunnelsyndrom: Einengung des Ellennervs im Bereich des Ellenbogens.
  • Zervikale Radikulopathie: Nervenwurzelkompression im Bereich der Halswirbelsäule.
  • Raynaud-Syndrom: Durchblutungsstörung, die zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen in den Fingern führen kann.
  • Morbus Sudeck (Komplexes regionales Schmerzsyndrom): Chronische Schmerzerkrankung, die nach Verletzungen oder Operationen auftreten kann.

Diagnose einer Nervenentzündung im Finger

Die Diagnose einer Nervenentzündung im Finger umfasst in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests.

Anamnese

Der Arzt wird zunächst Fragen zu den Symptomen, der Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren stellen. Dabei ist es wichtig, genau zu beschreiben, wann und wo die Beschwerden auftreten, wie lange sie schon bestehen und ob es Vorerkrankungen gibt.

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Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt die Funktion der Nerven und Muskeln überprüfen. Dazu gehören Tests der Sensibilität, der Motorik und der Reflexe. Spezielle Tests, wie beispielsweise der Phalen-Test oder der Hoffmann-Tinel-Test, können Hinweise auf ein Karpaltunnelsyndrom geben.

Diagnostische Tests

Um die Ursache der Nervenentzündung zu ermitteln und den Schweregrad der Schädigung zu beurteilen, können verschiedene diagnostische Tests durchgeführt werden:

  • Elektroneurographie (ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschäden zu erkennen.
  • Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität der Muskeln, um Muskelschwäche oder Nervenschäden zu erkennen.
  • Blutuntersuchungen: Überprüfung auf Entzündungen, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen oder Vitaminmangel.
  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall, um Nervenkompressionen oder andere strukturelle Ursachen zu erkennen.
  • Liquoruntersuchung: In seltenen Fällen wird eine Liquoruntersuchung durchgeführt, um Entzündungen im zentralen Nervensystem auszuschließen.
  • Nerven-Muskel-Biopsie: Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe, um die Ursache der Polyneuropathie zu finden.
  • Quantitative Sensorische Testung (QST): Messung der Empfindlichkeit für verschiedene Reize, umSmall-Fiber-Neuropathien zu erkennen.
  • Hautbiopsie: Entnahme und Untersuchung einer Hautprobe, umSmall-Fiber-Neuropathien zu diagnostizieren.

Behandlung einer Nervenentzündung im Finger

Die Behandlung einer Nervenentzündung im Finger richtet sich nach der Ursache der Erkrankung und dem Schweregrad der Symptome. Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern, die Nervenfunktion wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen kann eine Nervenentzündung im Finger mit konservativen Maßnahmen behandelt werden:

  • Schonung: Vermeidung von Aktivitäten, die die Symptome verstärken.
  • Handgelenksschiene: Ruhigstellung des Handgelenks, insbesondere nachts, um den Nerv zu entlasten (z.B. beim Karpaltunnelsyndrom).
  • Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
  • Kortikosteroide: Injektion von Kortison in den Karpaltunnel oder systemische Gabe bei stärkeren Entzündungen.
  • Physiotherapie: Dehnungsübungen, Kräftigungsübungen und manuelle Therapie, um die Beweglichkeit zu verbessern und Verspannungen zu lösen.
  • Ergotherapie: Anpassung von Arbeitsplatz und Alltagsaktivitäten, um die Belastung der Hand zu reduzieren.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Einnahme von Vitamin B12 oder anderen Vitaminen bei nachgewiesenem Mangel.
  • Schmerzmittel: Antidepressiva oder Antikonvulsiva zur Behandlung neuropathischer Schmerzen.
  • Capsaicin-Pflaster: Anwendung von Capsaicin-Pflastern zur Schmerzlinderung und Anregung der Nervenregeneration.
  • Elektrotherapie (TENS): Stimulation der Nerven mit elektrischen Impulsen zur Schmerzlinderung.
  • Akupunktur: Traditionelle chinesische Medizin zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Nervenfunktion.

Operative Behandlung

In einigen Fällen ist eine operative Behandlung erforderlich, um die Ursache der Nervenentzündung zu beseitigen:

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  • Karpaltunnelspaltung: Durchtrennung des Karpalbandes, um den Nervus medianus zu entlasten (beim Karpaltunnelsyndrom).
  • Dekompression des Ulnarisnervs: Freilegung des Ellennervs im Bereich des Ellenbogens (beim Kubitaltunnelsyndrom).
  • Nervenrekonstruktion: Reparatur oder Transplantation von Nerven bei schweren Verletzungen.
  • Entfernung von Tumoren: Operative Entfernung von Tumoren, die auf Nerven drücken.

Behandlung spezifischer Ursachen

Neben der symptomatischen Behandlung ist es wichtig, die zugrunde liegende Ursache der Nervenentzündung zu behandeln:

  • Diabetes mellitus: Optimierung der Blutzuckereinstellung, um Nervenschäden zu verhindern oder zu verlangsamen.
  • Alkoholmissbrauch: Abstinenz, um weitere Nervenschäden zu vermeiden.
  • Infektionen: Behandlung mit Antibiotika oder Virostatika.
  • Autoimmunerkrankungen: Immunsuppressive Therapie, um die Entzündung zu reduzieren.

Tipps zur Vorbeugung und Verbesserung der Lebensqualität

Neben der medizinischen Behandlung können Betroffene auch selbst etwas tun, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:

  • Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf.
  • Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Anpassung des Arbeitsplatzes, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Pausen: Unterbrechung von Tätigkeiten, die die Hand belasten.
  • Vermeidung von Alkohol und Nikotin: Diese Substanzen können Nervenschäden begünstigen.
  • Regelmäßige Kontrollen: Bei Diabetes mellitus oder anderen Risikofaktoren regelmäßige Kontrollen beim Arzt.
  • Fußpflege: Bei Polyneuropathie regelmäßige Kontrolle der Füße auf Verletzungen und Druckstellen.
  • Blutzuckerkontrolle: Bei Diabetes ist eine optimale Blutzuckereinstellung entscheidend.
  • Bewegung: Aquagymnastik oder Gehtraining können bei Schmerzen und Missempfindungen helfen.

Fazit

Eine Nervenentzündung im Finger kann verschiedene Ursachen haben und sich durch vielfältige Symptome äußern. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um die Schmerzen zu lindern, die Nervenfunktion wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Neben der medizinischen Behandlung können Betroffene auch selbst etwas tun, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

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