Kompressionstrümpfe werden oft im Zusammenhang mit Venenproblemen genannt, doch ihre Anwendung und Wirkung sind vielfältiger. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kompressionsstrümpfen und Nervenschmerzen, geht auf Ursachen von Nervenschmerzen in den Beinen ein und erklärt, wann Kompressionsstrümpfe hilfreich sein können und wann nicht.
Nervenschmerzen in den Beinen: Selten durch Venen verursacht
Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in den Beinen werden selten durch Krampfadern verursacht. Viel häufiger sind orthopädische Probleme die Ursache. Taubheitsgefühle und Kribbeln sind oft auf Störungen in den Nervenbahnen zurückzuführen, und auch Schmerzen können dieselbe Ursache haben.
Wie funktionieren unsere Nervenbahnen?
Unser Gehirn empfängt Informationen aus dem Körper über Nervenbahnen - Fasern, die von der Haut, den Muskeln und den Knochen über das Rückenmark zum Kopf ziehen. Das Rückenmark ist der Nervenstrang, der in unserer Wirbelsäule verläuft und durch die knöcherne Struktur geschützt ist. Zwischen den Wirbeln treten die Nervenenden ein, die zu einem bestimmten Hautareal (Dermatom) gehören, und es treten die Nervenenden aus, die vom Gehirn kommend die Befehle zu den Muskeln bringen, damit wir uns bewegen können.
Die Nerven für die Arme treten an der Halswirbelsäule aus, während die Nerven für die Beine in der Lendenwirbelsäule austreten. Eine Einengung oder Schädigung dieser Nerven kann zu Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in den entsprechenden Bereichen führen.
Ursachen für Nervenprobleme
Wenn ein Kribbeln längs ausstrahlend in einem der Dermatome auftritt, liegt die Vermutung nahe, dass der zuständige Nerv im Rückenmark, am Austritt aus der Wirbelsäule oder im Verlauf eingeengt wird. Dies kann durch einen Beckenschiefstand oder eine Schädigung im Bereich der Wirbelsäule bedingt sein.
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Besonders lästig können diese Beschwerden sein, wenn die Rückenmuskulatur nicht mehr aktiv ist, beispielsweise beim Sitzen in einem bequemen Sessel oder beim Hochlegen der Beine. Solange man läuft oder frei sitzt, korrigiert die Rückenmuskulatur ständig, um Schmerzen zu vermeiden. In bequemen Positionen entspannen sich die Muskeln und korrigieren die Schädigung des Nervs nicht mehr.
Wann können Kompressionsstrümpfe helfen?
Obwohl Nervenschmerzen selten direkt durch Venenprobleme verursacht werden, können Kompressionsstrümpfe in bestimmten Fällen dennoch Linderung verschaffen:
- Schmerzen am Knöchel: Wenn das Bein durch Krampfadern oder Lympherkrankungen anschwillt, kann der Knöchel schmerzen, besonders am Nachmittag und Abend. Kompressionsstrümpfe können hier helfen, indem sie die Schwellung reduzieren und den Knöchel entlasten.
- Schmerzen am Knie: Auch wenn Krampfadern am Knie verlaufen, verursachen sie selten Knieschmerzen, es sei denn, ein Venenstrang ist verhärtet tastbar. Kompressionsstrümpfe bis zum Oberschenkel können jedoch hilfreich sein, da sie dem Knie einen gefühlten Halt geben und die Schwellneigung der Kniegelenkkapsel verringern.
- Unterstützung der Durchblutung: Bei Durchblutungsstörungen können Kompressionsstrümpfe in Kombination mit Schuheinlagen die Durchblutung anregen und die Venen zusammenpressen.
Wann sind Kompressionsstrümpfe nicht geeignet?
Es gibt auch Situationen, in denen Kompressionsstrümpfe nicht geeignet sind oder sogar schaden können:
- Fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit: In diesem Fall ist die Anwendung von Kompressionsstrümpfen ein absolutes Ausschlusskriterium.
- Stark ausgeprägte Neuropathie: Hier ist Vorsicht geboten. Betroffene müssen das Anlegen der Strümpfe gut beherrschen und ihre Beine regelmäßig auf Einschnürungen und Druckstellen kontrollieren.
- Falsch angelegte Strümpfe: Sie sind weitgehend nutzlos oder können schlimmstenfalls sogar den Blutfluss abschnüren.
Weitere Ursachen für Beinschmerzen
Beinschmerzen haben viele Ursachen, die nichts mit Venen zu tun haben:
- Schmerzen an der Beininnenseite: Sie können durch einen Beckenschiefstand oder ein Problem der Lendenwirbelsäule bedingt sein.
- Lipohypertrophie: Schmerzen beidseits bei Berührung der Fettschicht können auf eine Lipohypertrophie (überschießendes Fettgewebe) hindeuten.
- Thrombose: Eine plötzlich um drei Zentimeter dickere Wade im Vergleich zur anderen kann ein Zeichen für eine Thrombose sein. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
- Hitze- oder Kältegefühl bei normal temperierter Haut: Dies kann auf eine fortgeschrittene Schädigung des Nervs am Rückenmark oder im Verlauf des Beines hindeuten, oder durch Krankheiten wie Diabetes oder Medikamente verursacht werden.
Kompressionsstrümpfe und Diabetes
Bei Diabetespatienten ist die Anwendung von Kompressionsstrümpfen ein besonderes Thema:
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- Neuropathie: Sie ist keine absolute, sondern lediglich eine relative Kontraindikation. Solange sie nicht stark ausgeprägt ist, können Kompressionsstrümpfe verschrieben werden, wobei der Patient sorgfältig aufgeklärt werden muss.
- Hautverträglichkeit: Diabetespatienten haben oft eine empfindliche Haut, die durch manche Strümpfe extrem trocken wird. Hier ist auf eine gute Hautverträglichkeit zu achten.
- Motorische Einschränkungen: Viele Diabetiker haben motorische Einschränkungen, die das Anziehen der Strümpfe erschweren. Hier sind gut anziehbare Strümpfe oder Anziehhilfen wichtig.
Vorbeugung und Behandlung von Nervenschmerzen
Neben Kompressionsstrümpfen gibt es weitere Maßnahmen, die bei Nervenschmerzen helfen können:
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere die Aktivierung der Wadenmuskelpumpe, ist wichtig für die Durchblutung und die Entlastung der Venen.
- Übungen: Eine einfache Übung zur Behandlung eines Beckenschiefstands ist das seitliche „Plumpsen“ lassen des angewinkelten Beins im Liegen.
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Rauchen sind wichtig für die Vorbeugung von Durchblutungsstörungen.
- Kryotherapie und Kompression bei Chemotherapie: Bei einer Chemotherapie mit Taxanen kann die Vorbeugung einer peripheren Neuropathie durch Kryotherapie (Kühlung von Händen und Füßen) oder Kompression mit Handschuhen und Strümpfen unterstützt werden.
Auswahl und Anwendung von Kompressionsstrümpfen
- Beratung: Lassen Sie sich im Sanitätshaus oder von Ihrem Arzt beraten, um die richtige Größe und Kompressionsklasse zu finden.
- Anpassung: Die Strümpfe sollten idealerweise morgens angepasst werden, wenn die Beine noch nicht angeschwollen sind.
- Anwendung: Achten Sie auf eine korrekte Anwendung, um Einschnürungen und Druckstellen zu vermeiden.
- Pflege: Waschen Sie die Strümpfe vor dem ersten Anlegen und pflegen Sie die Haut unter den Strümpfen regelmäßig.
Warnzeichen und was zu tun ist
Achten Sie auf folgende Anzeichen, die auf zu enge Kompressionsstrümpfe hindeuten können:
- Einschnürungen und Abdrücke auf der Haut nach dem Ausziehen der Strümpfe
- Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit in den Beinen, Füßen oder Zehen
- Schwellungen oberhalb oder unterhalb der Strümpfe
- Veränderungen der Hautfarbe (Blässe, Rötungen, bläuliche Verfärbungen)
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken, lockern Sie die Strümpfe, wählen Sie eine größere Größe oder suchen Sie einen Arzt auf.
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