Nervenschmerzen nach Herpes Zoster im Gesicht: Ursachen, Symptome und Behandlung

Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose im Gesicht können eine erhebliche Belastung darstellen. Die Gürtelrose, verursacht durch die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV), kann nicht nur einen schmerzhaften Hautausschlag verursachen, sondern auch langfristige Nervenschäden nach sich ziehen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenschmerzen nach Herpes Zoster im Gesicht.

Gürtelrose: Eine Folge der Windpocken

Die Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Folgeerkrankung der Windpocken. Nach einer überstandenen Windpockeninfektion verbleibt der Erreger (Varicella-Zoster-Virus), der zur Familie der Herpesviren gehört, lebenslang im Körper und nistet sich in den Nervenknoten von Gehirn oder Rückenmark ein. Bei geschwächtem Immunsystem (z. B. durch Alter, Stress oder bestimmte Erkrankungen) können die Viren reaktiviert werden und sich entlang der Nervenbahnen ausbreiten. Dies führt zu einem schmerzhaften Hautausschlag, der sich typischerweise im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Nerven ausbreitet.

Ursachen von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Die Gürtelrose-Viren können die Nerven schädigen, was zu starken Nervenschmerzen führen kann. Unsere Nerven sind von einer isolierenden Schicht umgeben, die durch die Virusinfektion beeinträchtigt werden kann. Es gibt verschiedene Arten von Schmerzen, die im Zusammenhang mit einer Gürtelrose auftreten können:

  • Nozizeptive Schmerzen: Diese Schmerzen werden durch die akute Entzündungsreaktion hervorgerufen oder entstehen als "Wundschmerz" durch die Hautveränderungen.
  • Neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen): Diese Schmerzen entstehen infolge einer Schädigung oder Erkrankung von sogenannten Gefühlsfasern (somatosensorische Nervenstrukturen).

Die Nervenschädigungen, die durch das Virus hervorgerufen werden, können Nervenschmerzen und Empfindungsstörungen nach sich ziehen. Einige Menschen verspüren noch Monate in dem bereits abgeheilten Hautbereich Schmerzen. Die Beschwerden rühren von einem Nervenschaden her. Es sind wenige oder auch nur ein einzelner so genannter peripherer Nerv angegriffen. Genauer gesagt ist dies der sensible Nerv in dem Hautsegment, das vorher von der Gürtelrose betroffen war. Der Schmerz entwickelt häufig erst nach dem Abheilen der Bläschen größere Intensität und kann mit der Zeit schlimmer werden.

Post-Zoster-Neuralgie (PZN): Wenn der Schmerz bleibt

Wenn der Hautausschlag einer Gürtelrose schon abgeheilt ist, die Schmerzen aber noch längere Zeit anhalten, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Sie ist die häufigste Komplikation einer Gürtelrose. Den Schmerz (griech.: „algos“) nach (griech.: „post”) Abklingen des Zosters bezeichnen Ärzte als Post-Zoster-Neuralgie (PZN), also als „Nervenschmerz nach dem Abklingen einer Gürtelrose“.

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Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

Das Hauptsymptom einer Post-Zoster-Neuralgie sind die Nervenschmerzen (Neuralgie). Häufig ist auch die Haut überempfindlich und juckt. Dann kann es zum Beispiel unangenehm oder schmerzhaft sein, sich zu waschen, im Bett umzudrehen oder jemanden in den Arm zu nehmen. Die Schmerzen und der Juckreiz können sehr belastend sein und den Schlaf stören.

Die Post-Zoster-Neuralgie-Symptome variieren je nach betroffener Nervenregion:

  • anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • plötzlich einschießende Schmerzen
  • heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle
  • Schmerzen breiten sich häufig in benachbarte Hautregionen aus, die nicht von der Gürtelrose befallen waren.

Die Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf: am Rumpf, manchmal auch an einem Arm oder im Gesicht. Der Schmerz kann intensiver werden und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten. Die Haut ist an diesen Stellen überempfindlich und jede Berührung schmerzhaft. Menschen mit einer Post-Zoster-Neuralgie haben häufig Probleme, diese Hautregionen zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich zu umarmen. Fast alle PZN-Patienten haben einen hohen Leidensdruck und sind verzweifelt.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer PZN

Das Risiko, eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln, nimmt mit dem Alter zu.

  • 30 % der 55- bis 59-jährigen,
  • 50 % der über 60-jährigen und
  • 70 % der über 70-jährigen Menschen mit Gürtelrose entwickeln Nervenschmerzen.

Bei Frauen treten länger anhaltende Nervenschmerzen anscheinend öfter auf als bei Männern. Ein weiterer Risikofaktor ist die betroffene Körperstelle oder Nervenbahn: So ist das Risiko für eine PZN nach einer Gürtelrose im Gesicht und an den Augen sowie am Steißbein erhöht. Außerdem steigt das Risiko, wenn die Betroffenen bereits zu Beginn der Gürtelrose - teilweise noch vor dem Ausschlag - starke Schmerzen haben.

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Post-Zoster-Neuralgie im Gesicht

Eine Gürtelrose im Gesicht ist relativ häufig und oft mit Komplikationen verbunden: In schweren Fällen schädigt der Krankheitserreger Auge, Ohr und Gesichtsnerven. Außerdem besteht die Gefahr, dass unschöne Narben zurückbleiben. Wegen der vielen sensiblen Strukturen im Kopfbereich führt eine Gürtelrose im Gesicht möglicherweise zu schwerwiegenden Folgeproblemen. Das gilt vor allem dann, wenn das Immunsystem des Patienten geschwächt ist. Besonders problematisch ist Herpes zoster im Gesicht, wenn es Auge oder Ohr betrifft:

  • Gürtelrose am Auge (Zoster ophthalmicus): Das Auge ist ein sehr sensibles Organ und dementsprechend anfällig für Herpes zoster. Im Prinzip ist es möglich, dass die Gürtelrose im Gesicht jede Struktur des Auges betrifft. Mögliche Folgen sind zum Beispiel: Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis), Entzündung der Lederhaut des Auges (Skleritis), Entzündung der Hornhaut des Auges (Keratitis), Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis), Sekundär-Glaukom, Schädigung von Netzhaut und/oder Seh-Nerv: Diese Komplikation führt in schweren Fällen zu dauerhafter Erblindung.
  • Gürtelrose am Ohr (Zoster oticus): Eine Gürtelrose im Gesicht zieht manchmal auch ein Ohr beziehungsweise dessen Nerven-Strukturen in Mitleidenschaft. Mögliche Symptome hierbei sind: Hör-Störungen, wenn der Nervus acusticus betroffen ist, Gleichgewichts-Störungen, wenn der Nervus vestibularis betroffen ist, Gesichts-Lähmungen bei einer Entzündung des Nervus fazialis: Dieser Nerv versorgt unter anderem die Muskulatur im Gesicht und verläuft streckenweise im Bereich von Mittel- und Innen-Ohr. Die Lähmung des Nervus fazialis wird Fazialis-Parese genannt.

Generell ist bei einer Gürtelrose am Kopf das Risiko erhöht, eine postzosterische Neuralgie zu entwickeln. Im Falle einer Gürtelrose im Gesicht ist für diese anhaltenden Schmerzen meist der Nervus trigeminus verantwortlich. Man spricht hier auch von einer Trigeminus-Neuralgie. Auch Narben bilden sich gelegentlich als Folge einer Gürtelrose. Gesicht- und Hals-Bereich sind dafür besonders ungünstige Regionen. Im Gegensatz zu den Windpocken entstehen die Narben beim Zoster auch ohne Aufkratzen der Hautbläschen. Sie lassen sich deshalb oft nicht verhindern. Allerdings ist das Risiko für Narben umso geringer, je frühzeitiger eine Gürtelrose im Gesicht fachgerecht behandelt wird.

Diagnose von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Die Diagnose des Herpes Zoster erfolgt üblicherweise klinisch anhand der Symptomatik und dabei primär durch eine Inspektion der Haut einschließlich der Beachtung der Lokalisation der Effloreszenzen. Die rein klinische Diagnose weist abhängig von Ausprägung und Lokalisation eine Spezifität von etwa 60 bis 90 % auf. Bei einem typischen klinischen Bild eines Herpes Zoster kann in der Regel auf eine Laborbestätigung verzichtet werden. Allerdings sind auch atypische Manifestationen möglich (zum Beispiel bei Personen mit Immundefizienz), sodass im Einzelfall eine spezifische Labordiagnostik angezeigt ist.

Um eine Post-Zoster-Neuralgie zu diagnostizieren, ist die Krankengeschichte wichtig. Wie lange dauern die Schmerzen bereits an? Hatten Sie vor einigen Wochen oder Monaten an der entsprechenden Stelle bereits einen schmerzhaften Hautausschlag - eine Gürtelrose? Auch Fragen nach dem Impfstatus sowie nach der Intensität der Schmerzen gehen in eine Diagnose von Arzt oder Ärztin ein. Eventuell erhalten Sie einen standardisierten Fragebogen, in dem Sie die Schmerzen mittels einer Skala einschätzen. Anschließend untersucht die medizinische Fachperson das betroffene Hautareal nach Rötungen, Pusteln oder Narben und prüft, wie berührungsempfindlich die Haut ist. In unklaren Fällen ermittelt Arzt oder die Ärztin mithilfe einer Blutuntersuchung die Entzündungswerte und eventuell spezielle Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus. Wenn noch andere Ursachen für die Nervenschmerzen in Frage kommen, erhalten Sie eine Überweisung in eine Fachpraxis für Neurologie. Im Idealfall waren Sie bereits mit der Gürtelrose in ärztlicher Behandlung, was die Diagnose erleichtert.

Behandlung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Schmerzen, die im Rahmen einer Gürtelrose auftreten, sollten umgehend mit geeigneten Schmerzmitteln behandelt werden. Eine frühzeitige analgetische Therapie kann einer Chronifizierung vorbeugen. Sie erfolgt entsprechend der Schmerzintensität nach WHO-Stufenschema mit nicht steroidalen Antiphlogistika oder mit Opioiden. Co-Analgetika wie Antidepressiva und Antikonvulsiva können ergänzend gegeben werden.

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Behandlung nozizeptiver Schmerzen

Bei leichten Schmerzen kommen gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure zum Einsatz. Bei stärkeren Schmerzen verschreibt der Arzt ggf. stärkere Schmerzmittel.

Behandlung neuropathischer Schmerzen

Für die Behandlung von Nervenschmerzen werden Mittel gegen Krampfanfälle (Antikonvulsiva, Antiepileptika) vom Arzt verordnet. Sie dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und wirken daher auch bei Nervenschmerzen infolge einer Gürtelrose.

Bei anhaltenden Nervenschmerzen werden oft Antiepileptika wie Pregabalin oder Gabapentin eingesetzt. Sie werden anfangs mit Schmerzmitteln kombiniert, da es etwas dauert, bis sie wirken. Dann können die Schmerzmittel wieder abgesetzt werden. Reichen Antiepileptika nicht aus, ist es möglich, zusätzlich Antidepressiva einzunehmen. Beide hemmen die Schmerzweiterleitung zum Gehirn und dämpfen die Erregbarkeit der betroffenen Nerven. Sind die Schmerzen auf eine Körperstelle begrenzt, helfen möglicherweise Pflaster mit schmerzbetäubenden Wirkstoffen wie Lidocain oder Capsaicin. Studien deuten darauf hin, dass Pflaster mit hochdosiertem Capsaicin (8-prozentig) die Nervenschmerzen verringern können.

Welcher Wirkstoff und welche Kombination geeignet ist, hängt von der Stärke der Schmerzen ab und davon, wie man die Medikamente verträgt. Deshalb ist es sehr wichtig, der Ärztin oder dem Arzt möglichst genau zu beschreiben, wie stark die Schmerzen sind, wie die Mittel wirken und ob es Nebenwirkungen gibt.

Weitere Therapiemöglichkeiten

  • Komplementärmedizinische Behandlungen: z. B. transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Akupunktur
  • Psychologische Schmerztherapieverfahren
  • Invasive Schmerztherapieverfahren: wie die ganglionäre lokale Opioidanalgesie bei entsprechender Lokalisation
  • Rückenmarksnahe Anästhesieverfahren: falls notwendig
  • Multimodale Schmerztherapie: Unter einer multimodalen Schmerztherapie versteht man die gleichzeitige, inhaltlich eng aufeinander abgestimmte Behandlung durch unterschiedliche therapeutische Disziplinen (z. B. Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten).

Therapieziele

Bei einer Post-Zoster-Neuralgie zielt die Therapie darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen werden die Symptome mit der Zeit schwächer. Es kann aber auch zu einem chronischen Verlauf kommen, bei dem die Beschwerden zwar nachlassen, aber immer wieder auftreten. Die Behandlung richtet sich danach, wie schwer die Symptome sind. Es kann sein, dass Sie nach ärztlicher Rücksprache mehrere Wirkstoffe und Dosierungen ausprobieren müssen, bis Sie die passende Post-Zoster-Neuralgie-Therapie finden.

Heilbar ist die Post-Zoster-Neuralgie mit keiner der Therapien. Alle Behandlungen lindern jedoch die Schmerzen und verringern so den Leidensdruck.

Vorbeugung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Impfung gegen Gürtelrose

Gegen Gürtelrose kann man sich impfen lassen. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die „Herpes-Zoster-Impfung“ allen Personen ab einem Alter von 60 Jahren als Standardimpfung. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes, Rheuma) wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Auch wer schon einmal an Windpocken erkrankt war, kann sich später gegen Gürtelrose impfen lassen, um sein Risiko zu reduzieren.

Es gibt eine Impfung, die den Ausbruch einer Gürtelrose recht zuverlässig verhindert. Die Kosten für diese Impfung übernimmt die Krankenkasse.

Antivirale Therapie

Wenn man an einer schweren Gürtelrose erkrankt ist oder ein erhöhtes Risiko für Komplikationen hat, wird häufig geraten, Medikamente einzunehmen, die die Viren bekämpfen. Diese sogenannte antivirale Therapie soll vor Post-Zoster-Neuralgien schützen.

Wenn bei Ihnen eine Gürtelrose diagnostiziert wurde, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Denn falls eine antivirale Behandlung erforderlich ist, sollte diese innerhalb von 72 Stunden nach Ausbruch der Krankheit begonnen werden.

Basismaßnahmen

Eine sorgfältige Hautpflege der betroffenen Stellen ist eine wichtige Basismaßnahme bei Gürtelrose. Außerdem sollte der Ausschlag abgedeckt werden, um das Risiko für eine Übertragung der Viren auf andere Personen zu reduzieren.

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