Eine Hallux valgus Operation kann notwendig sein, um starke Beschwerden zu lindern, die durch eine Schiefstellung des großen Zehs verursacht werden. Nach einer solchen Operation ist eine korrekte Nachbehandlung essentiell für ein gutes Ergebnis. Oftmals treten Fragen erst nach der Entlassung aus der operativen Einrichtung auf. Ein wesentlicher Teil der Behandlung nach einer Fußoperation ist die Schmerztherapie. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Nervenschmerzen nach einer Hallux OP und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.
Ursachen von Nervenschmerzen nach Hallux OP
Nervenschmerzen nach einer Hallux valgus Operation können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, diese zu verstehen, um die richtige Behandlungsmethode zu wählen.
- Direkte Nervenverletzung: Während der Operation können Nerven in der Nähe des Operationsgebietes verletzt werden. Dies kann zu vorübergehenden oder dauerhaften Nervenschäden führen, die sich als Schmerzen, Taubheit oder Kribbeln äußern.
- Narbenbildung: Narbengewebe kann sich um Nerven bilden und diese einklemmen oder reizen. Dies kann zu chronischen Schmerzen führen. Nach Abschluss der Wundheilung (ca. 12-14 Tage) sollte die Narbe mit einer einfachen Feuchtigkeitscreme gepflegt werden. Während des Auftragens sollte eine Narbenmobilisation und Fußmassage erfolgen.
- Entzündungen: Entzündungen im Operationsgebiet können Nerven reizen und Schmerzen verursachen. Anhaltende Schwellungen können ebenfalls ein Zeichen für Komplikationen wie eine Infektion sein.
- Kompartmentsyndrom: Schwellungen nach der Operation können den Druck in den Geweben erhöhen und Nerven und Blutgefäße einklemmen. Dies kann zu einem Kompartmentsyndrom führen, das starke Schmerzen verursacht und eine sofortige Behandlung erfordert.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, die nach der Operation zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, können selbst Nervenschmerzen verursachen oder bestehende Nervenschmerzen verschlimmern.
- Druck durch Verbände: Eine der häufigsten Ursachen für starke Schmerzen nach einer Fußoperation ist eine zu starke Kompression durch den Verband. Bei übermäßiger Anschwellung der Zehen kann der Tapeverband die Zehen einschnüren.
- Hämatome: Ausgeprägte Blutergüsse können zu Wundheilungsstörungen und Infektionen führen.
Schmerztherapie nach Fuß-Operationen
Die Schmerztherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung nach einer Fußoperation. Besonders nach Operationen an den Fußknochen können die Schmerzen, vor allem in den ersten 24 Stunden, stark sein. Aus diesem Grund wird oft ein sogenannter Fußblock durchgeführt, bei dem in Narkose alle Fußnerven durch das Einspritzen eines lang wirkenden Lokalanästhetikums (bis zu 12 Stunden) betäubt werden.
Es empfiehlt sich, 2-3 Schmerzmittel mit verschiedenen Wirkmechanismen zu kombinieren. Eine Kombination aus Metamizol (z.B. Novalgin®), einem Antiphlogistikum (z.B. Ibuprofen®) und einem Opiat kann sinnvoll sein.
Behandlung von Nervenschmerzen nach Hallux OP
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einer Hallux valgus Operation hängt von der Ursache und der Schwere der Schmerzen ab. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können.
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- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. In schwereren Fällen können Opioide verschrieben werden, aber diese sollten aufgrund ihres Suchtpotenzials nur kurzfristig eingesetzt werden.
- Nervenschmerzmittel: Medikamente wie Gabapentin oder Pregabalin können speziell bei Nervenschmerzen eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie die Aktivität der Nerven reduzieren und so die Schmerzwahrnehmung verringern.
- Topische Schmerzmittel: Cremes oder Salben mit Wirkstoffen wie Capsaicin oder Lidocain können lokal aufgetragen werden, um Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit des Fußes zu verbessern, Muskeln zu stärken und Narbengewebe zu lösen. Lymphdrainage ist eine physiotherapeutische Therapiemaßnahme, wodurch das Wasser aus dem Bein massiert wird.
- Nervenblockaden: In einigen Fällen können Nervenblockaden mit Lokalanästhetika durchgeführt werden, um die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen.
- Operation: Wenn Narbengewebe oder andere Komplikationen die Nerven einklemmen, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck zu entlasten und die Nervenfunktion wiederherzustellen.
- Alternative Therapien: Akupunktur, Massagen und andere alternative Therapien können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.
- Kompressionsstrümpfe: Das Tragen eines Kompressionsstrumpfes wird vor allem bei Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Krampfadern empfohlen. Nach Hallux valgus Operationen sollten spezielle Kompressionsstrümpfe getragen werden, welche über ein spezielles Fach für die Großzehe verfügen. Damit wird verhindert, dass die frisch operierte und gerade gestellte Großzehe wieder nach außen verschoben wird.
- Hochlagerung und Kühlung: Die Hochlagerung ist die einfachste Methode zur Abschwellung. Im Liegen empfiehlt sich eine Lagerung des Beines z.B. auf einem dicken Kissen oberhalb des Herzensniveaus. Kühlung mit Eis hilft sowohl gegen Schmerzen, als auch gegen die Schwellung. Der Eisbeutel oder der Kühlpack sollten nicht direkt auf die Haut gelegt werden, um Erfrierungen zu vermeiden.
Wundheilung und Verbandswechsel
Während an Körperstellen wie z.B. Bauch oder Gesicht die Wunden innerhalb der ersten 2-3 Tage trocken werden, dauert die Blutung der Wunden am Fuß häufig viel länger. Aus diesem Grund empfiehlt sich in der ersten postoperativen Woche die Anlage eines saugfähigen Kompressionsverbandes. Standardmäßig wird der Verband am Morgen nach der Operation gewechselt, danach alle 2 Tage für eine Woche. Ab der 2. Wundkontrolle kann jeder Arzt diese durchführen.
In vielen Fällen wird resorbierbares Nahtmaterial verwendet, was ästhetischer ist, weniger Wundheilungsstörungen verursacht, kein verbleibendes Nahtmaterial hinterlässt und keine unangenehme Fadenentfernung notwendig macht. Werden die Wunden am Fuß doch mit entfernungsbedürftigem Fadenmaterial verschlossen, werden die Nähte nach ca. 12-14 Tagen entfernt.
Komplikationen und Warnzeichen
Nach einer Fuß- und Sprunggelenk-Operation gehört die Schwellung zu einer normalen Heilung. Eine anhaltende Schwellung kann jedoch auch das Zeichen einer Komplikation sein (z.B. Infektion oder Nichtverheilung des Knochens). Zu den möglichen Komplikationen zählen Spannungsblasen, Wunddehiszenz (Platzwunde), Nachblutungen, Hämatome, Wundheilungsstörungen und Wundinfekte (bakterielle Entzündungen).
Eine verlängerte Wundsekretion deutet entweder auf einen Wundinfekt oder auf einen zu strammen Verband hin. In all diesen Fällen ist eine Wiedervorstellung beim Operateur notwendig, um den Tapeverband zu überprüfen und ggf. zu lockern.
Alle meine Zehen sind nach der Fuß-Operation blau geworden: Bei korrigierenden Fuß-Operationen werden Fußknochen durchtrennt, die Weichteile werden vom Knochen abgelöst. Diese Maßnahmen führen zur Blutung. Dieses Blut sammelt sich in den Weichteilen und äußert sich optisch als blaue Hautverfärbung (Bluterguss, Hämatom). Der Bluterguss wandert in Richtung der Schwerkraft und ist eine normale Phase der Heilung.
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Rehabilitation und Mobilisierung
Das Laufenlernen und die Wiederherstellung der Gelenkbeweglichkeit sind wichtige Aufgaben der postoperativen Phase. Eine frühe Mobilisierung ist extrem heilungsfördernd. Durch die Aktivierung der Muskulatur wird die Schwellung reduziert und die Verschmelzung der Muskulatur (Atrophie) wird vermieden.
Unter Anleitung des Physiotherapeuten lernt der Patient das Laufen mit oder ohne Belastung (Gehschule) und wie die Hilfsmittel korrekt benutzt werden. Es werden passive Bewegungsübungen, Massage, Lymphdrainage und Krafttraining durchgeführt. Bei fast allen Operationen am Fuß und Sprunggelenk sind krankengymnastische Anwendungen früher oder später erforderlich.
Je nachdem, wie man den Fuß belasten darf, unterscheidet man die folgenden Belastungsarten: Entlastung, Abrollbelastung, Teilbelastung und Vollbelastung. Das Laufen mit Vollbelastung erfolgt durch den 4-Punkt-Gang (Kreuzgang).
Nach fast jeder Fuß-Op wird ein Hilfsmittel zum Laufen benötigt. Die am häufigsten verwendeten Hilfsmittel sind die Unterarmgehstützen. Für Patienten mit nicht belastbarer oberer Extremität kommen Achselgehstützen zum Einsatz. Ältere Patienten profitieren oft von einem Rollator, während Patienten, die den Fuß entlasten müssen und über keine ausreichende körperliche Kraft verfügen, einen Rollstuhl nutzen können.
Sportliche Aktivitäten nach der Operation
Erst wenn der Knochen und die Weichteilstrukturen verheilt sind, kann man sportliche Tätigkeiten, die die untere Extremitäten involvieren, wiederaufnehmen. Dieser Zeitpunkt variiert, je nachdem welche Veränderungen unternommen wurden, i.d.R. zwischen 1 - 4 Monate. Nach einfachen Operationen (z.B. eingewachsener Zehennagel) kann man sogar nach 3-4 Wochen wieder joggen. Nach weichteiligen rekonstruktiven Operationen (z.B. Sehnennaht) kann man nach ca. 8 Wochen wieder schrittweise anfangen.
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Hallux Valgus: Ursachen, Diagnose und Behandlung
Der Hallux valgus ist eine sehr häufige, schmerzhafte Schiefstellung des großen Zehs. Allein in Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen betroffen. Zunächst können Fußgymnastik (Physiotherapie), Schienen, spezielle Schuhe oder Einlagen helfen. Reichen diese Behandlungen nicht aus, um einen Hallux valgus zu bessern und den Ballenzeh in Schach zu halten, kann eine Operation Linderung bringen.
Der Hallux valgus entsteht häufig durch Veranlagung: Bis zu 60 Prozent der Betroffenen haben Familienangehörige, die ebenfalls unter einer Fehlstellung der Großzehe leiden. Ein erblicher Faktor, der eine wichtige Rolle spielt, ist schwaches Bindegewebe. Auch hohe Absätze können fatal für das Großzehengrundgelenk, den Mittelfuß und den Fußballen sein.
Der Hallux valgus wird in mehrere Schweregrade eingeteilt. Eventuell wird ein Facharzt oder eine Fachärztin der Orthopäde noch ein Röntgenbild zu Rate ziehen um zu schauen, wie weit die Fehlstellung vorangeschritten ist und ob sich der Knorpel bereits abgenutzt hat und eine Arthrose droht. Durch Tasten, mittels Ultraschall oder Druckmessung (Pedografie) untersuchen der Arzt oder die Ärztin dann, wie sich der Druck im Großzehengrundgelenk verteilt und ob die Muskel-Sehnen-Züge schon aus ihrem natürlichen Gleichgewicht geraten sind.
In leichten Fällen sollte der große Zeh vor allem entlastet werden. Dafür hilft es, viel barfuß zu laufen, offene oder geweitete Schuhe zu tragen oder den Großzeh mit ringförmigem Schaumstoff zu polstern. Gezielte Übungen können die Fußmuskeln wieder stärken und dehnen.
Trotz zahlreicher OP-Varianten und moderner Therapiemöglichkeiten für die Behandlung raten Expertinnen und Experten erst dann zu einem korrigierenden Eingriff bei einem Hallux, wenn man tatsächlich Beschwerden hat. Die Möglichkeiten reichen von der Entfernung des Knochenvorsprungs über eine Umstellung (Osteotomie) des Mittelfußknochens hin zu einer Versteifungsoperation.
Die Heilung des Hallux valgus ist langwierig und dauert im Normalfall sechs bis acht Wochen. Im Anschluss an die Operation tragen die Patienten meist über mehrere Monate einen Spezial-Schuh, der den Großzeh entlastet.
Vorbereitung auf eine Fußoperation
Vor einer Operation am Fuß können Sie einige Dinge tun, die das Ergebnis der Operation unterstützen. Sie sollten am Tag vor der Operation soweit möglich die Fußnägel kürzen und säubern. Weiterhin sollten Sie Nagellack oder Reste davon vollständig entfernen. Eine Rasur des Fußes oder Unterschenkels ist nicht notwendig und sollte, wenn nötig, nur von geschultem Personal im Operationsaal erfolgen. Zur Verbesserung der Hygiene und der Prophylaxe von postoperativen Infektionen bitten wir Sie, Ihren Fuß am Operationstag gründlich zu waschen (gegebenenfalls auch mit einer antiseptischen Waschlotion). Eine bereits erfolgte Markierung des Operationsgebietes mit einem wasserfesten Stift darf nicht entfernt werden. Gern können Sie den zu operierenden Fuß mit einem wasserfesten Stift selbst markieren.
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