Nervensystem in der Osteopathiebehandlung

Das Nervensystem durchzieht den ganzen Körper und spielt eine entscheidende Rolle bei allen Prozessen, die in unserem Organismus vor sich gehen. In der Osteopathie wird der Patient ganzheitlich betrachtet und entsprechend nach den Ursprüngen von Beschwerden geforscht. Gerade wenn die Ursachen von chronischen Kopfschmerzen oder anderen neuronalen Erkrankungen unklar sind, kann ein Besuch beim Osteopathen sehr aufschlussreich sein.

Die Rolle der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen

Um die Bedeutung des Nervensystems in der osteopathischen Behandlung besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Herangehensweisen verschiedener medizinischer Fachrichtungen zu betrachten:

  • Chirurgie und Orthopädie: Diese Fachrichtungen konzentrieren sich überwiegend auf den Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen. Typische Verletzungen, die hier behandelt werden, sind beispielsweise Außenbandrisse, Weber-Frakturen oder Kreuzbandrisse. Auch Lumboischialgien, die durch Fehlhaltungen oder Überlastungen der Wirbelsäule entstehen können, fallen in diesen Bereich.
  • Innere Medizin und Frauenheilkunde: Diese Fachgebiete beschäftigen sich hauptsächlich mit den inneren Organen des Menschen. Hierzu gehören die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und der urogenitalen Organe. Oftmals stoßen Internisten jedoch an die Grenzen des medizinisch Möglichen, beispielsweise bei der Behandlung eines Reizdarmsyndroms oder bei Herz- oder Magenschmerzen ohne medizinisch ersichtliche Ursache.
  • Neurologie: Die Neurologie befasst sich mit allen Erkrankungen des Nervensystems. Ähnlich wie in der Orthopädie und Chirurgie werden hier auch Verletzungen der Nerven behandelt, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Nervenquetschung. Darüber hinaus behandelt der Neurologe systemische oder degenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Nerven- oder Gehirntumore und Lähmungen.
  • Kardiologie: Die Kardiologie beschäftigt sich mit allen angeborenen oder erworbenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Beurteilung des Herzens auf Fehlfunktionen, Herzinfarkt oder Blutdruckanomalien.
  • Zahnheilkunde: Zahnärzte kümmern sich um die Gesundheit der Zähne und ihres Halteapparates. Viele Zahnärzte haben sich im Bereich des Kiefergelenks und dessen Funktionalität fortgebildet, obwohl das Kiefergelenk eigentlich nicht in ihr medizinisches Behandlungsspektrum gehört.

Die Osteopathie als ergänzende Behandlungsmethode

Der Osteopath kann am Stütz- und Bewegungsapparat unterstützend zur Seite stehen. Er beschäftigt sich mit den Gelenken und deren Fehlstellungen sowie mit den Muskeln, die sich durch Fehlstellungen oder Fehlhaltungen verspannt oder verkürzt haben. Ziel des Osteopathen ist es, die Dysfunktionen, die durch Fehlbelastungen entstanden sind, zu erspüren und sie wieder in Einklang mit der Symmetrie des Körpers zu bringen. Sein Bestreben ist immer, die Selbstheilungskräfte durch das Lösen von Dysfunktionen zu aktivieren.

Auch bei Problemen mit inneren Organen kann die Osteopathie helfen. Osteopathen überprüfen die Stellung der Organe im Körper, sie untersuchen die Beweglichkeit der Organe bei Bewegungen des Körpers im Raum und die Gleitlager, die die Organe untereinander zu anderen Organen, Knochen oder Muskeln entwickeln und nutzen. So scheint es nur verständlich, dass zum Beispiel eine Leber, die eine Verklebung in ihrer Organkapsel erfahren hat, bei einer Seitwärtsbeugung des Körpers das Bewegungsausmaß aufgrund der Verklebung verringert.

Der indirekte Einfluss der Osteopathie auf das Nervensystem

Auch wenn die Osteopathie sich primär mit dem Bindegewebe beschäftigt, besteht die Möglichkeit, die Nerven in ihrer Funktion über das Bindegewebe zu unterstützen, da jeder Nerv in einem bindegewebigen Bett liegt und damit einen indirekten Einfluss auf den Nerven hat. Zum Beispiel hat eine chiropraktische Lösung eines blockierten Wirbelgelenks einen indirekten Einfluss auf den segmentalen Nerven und die Schmerzrezeptoren im umliegenden Gewebe. Auch beeinflusst eine Wirbelmanipulation in der Brustwirbelsäule die vegetativen Nerven, und somit erreicht man eine nerval veränderte Situation an den Erfolgsorganen wie z. B. dem Herzen, dem Magen oder dem Darm.

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Die Rolle des Nervensystems in der osteopathischen Behandlung

Das Nervensystem durchzieht den ganzen Körper und spielt in allen Prozessen, die in unserem Organismus vor sich gehen, eine entscheidende Rolle. In diesem Bereich entsteht die Wahrnehmung, das Empfinden und die Steuerung von Körper- und Organfunktionen: Denken, Sprechen und Koordination werden durch das zentrale Nervensystem gesteuert. Alles außerhalb des zentralen Nervensystems wird peripheres Nervensystem genannt. Die beiden Systeme sind ebenfalls miteinander vernetzt. Organfunktionen und Sensorik, also unser Tast- oder Temperatursinn bspw. Das VNS ist Teil des peripheren Nervensystems und reguliert Prozesse im Körper, die unbewusst ablaufen.

Cranio-sacrale Therapie

Die Schädelknochen haben in der Osteopathie einen großen therapeutischen Stellenwert. So zielt die cranio-sacrale Therapie darauf ab, Spannungsphänomene am Schädel zu beeinflussen. Die cranio-sacrale Therapie, entwickelt von dem amerikanischen Arzt William Sutherland (1873 - 1954), löst mit sanften Berührungen am Schädel Spannungsphänomene am Schädel und in seinen zugehörigen Faszien. Diese Therapietechnik ist eine wichtige Säule der osteopathischen Behandlungsmethodik und wird durch sanfte Berührungen am Kopf und am Kreuzbein ausgelöst. In der craniosakralen Osteopathie werden durch das sanfte Arbeiten mit diesem Geflecht aus Nerven und dem Liquor, eine Flüssigkeit die das Gehirn und das Rückenmark umspült, neue und alternative Behandlungskonzepte entwickelt.

Faszientherapie

Die Faszientherapie wird in der Osteopathie mittlerweile als eine wichtige Therapietechnik zur Diagnose und zum Therapiezweck vielfach herangezogen. Verklebte Faszien verringern die Bewegungsfreiheit und minimieren den Bewegungsausschlag, außerdem schmerzen die verklebten Faszien.

Das Dierlmeier-Konzept®

Das Dierlmeier-Konzept® ist ein einzigartiges System, das Nervensystem in Gänze zu untersuchen und zu behandeln. Es ist seit 2009 als eingetragene Wort- und Bildmarke urheberrechtlich geschützt. Von den peripheren Nerven, dem Rückenmark, dem Gehirn und den Gehirnnerven gibt es keinen Teil des Nervensystems, welcher dem Schüler verborgen und unbehandelt bleibt. Integraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes ist das vegetative Nervensystem mit spezifischer Diagnosefindung und zielgerichteter Sympathikustherapie.

Sie üben, zwischen nervalen und nicht-nervalen Strukturen zu differenzieren und eine exakte Diagnose der neuro-vaskulären Strukturen zu erstellen. Sie lernen eine Vielzahl neuer Techniken entlang der Nerventrakte, die unter anderem myofasziale Griffe beinhalten und von sehr feinen bis hin zu progressiven „Manipulationstechniken“ peripherer Nerven reichen. Sie können diese sofort in den therapeutischen Alltag und bisher angewendete Therapiemethodik integrieren.

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Sie lernen, wie chronische Schmerzen entstehen und sich mit der Zeit verselbstständigen. Um wirkungsvoll zu behandeln, ist es notwendig, den Ursprung der vegetativen Störung aufzuspüren. Neue Untersuchungen zeigen, dass die manuelle Medizin (diese verbindet: manuelle Therapie, Chiropraktik, Osteopathie) zu einem großen Teil „neurologisch“ wirkt. Entlang der Nerventrakte für Erklärungen der Symptome des Patienten zu suchen, gibt Anreize, bisherige Interpretationen neu zu überdenken. Nur wenn der Weg frei ist, Blockaden des neuro-vaskulären Systems beseitigt sind, kann erneut Energie fließen und die Selbstheilung in Gang kommen. Durch geschicktes Testen von Spannung und Gegenspannung können die Blockaden aufgespürt und unmittelbar beseitigt werden.

Die Nervenmobilisation des Dierlmeier-Konzeptes ist nahezu überall einsetzbar, insbesondere bei Krankheitsbildern, die mit einer Hypomobilität von Körperstrukturen einhergehen. Die Indikationsliste ist beinahe unendlich: z.B. chronische Kopfschmerzen, Schleudertrauma, Migräne, Ischialgien, Cervicobrachialgien, Bandscheibenvorfälle, Pärasthesien, Carpaltunnelsyndrome, postoperative Rehabilitation, Verwachsungen, Z.n. BestrahlungenVegetative Störungen/Organstörungen z.B.

Osteopathie bei Kindern

Osteopathie im Kindesalter stellt eine Ausnahme in der Therapieform der Osteopathie dar. Die Osteopathen, die sich mit der Kinderheilkunde beschäftigen, benötigen eine zusätzliche Ausbildung, da bestimmte Griffe und Techniken in bestimmten Altersgruppen noch nicht sinnvoll sind, zum einen, weil die Knochen noch nicht vollständig ausgebildet sind, und zum anderen, um die Wachstumszonen an den Knochen nicht zu stören. Außerdem sind die Größenverhältnisse bei Kindern in den Wachstumsphasen unterschiedlich, weshalb es ein umfangreicheres Wissensspektrum benötigt, in welcher Altersgruppe etwas noch normal ist oder schon in Richtung Krankheit geht. Es ist immer ratsam, mit seinem Kind einen Osteopathen aufzusuchen, der diese Ausbildung hat und mit Kindern viel zusammenarbeitet.

Bedeutung der Untersuchung des Nervensystems in der Osteopathie

Neue Untersuchungen zeigen, dass die manuelle Medizin zu einem großen Teil "neurologisch" wirkt. Entlang der Nerventrakte für Erklärungen der Symptome des Patienten zu suchen, gibt Anreize, bisherige Interpretationen neu zu überdenken. Nur wenn der Weg frei ist, Blockaden des neuro-vaskulären Systems beseitigt sind, kann erneut Energie fließen und die Selbstheilung in Gang kommen. Durch geschicktes Testen von Spannung und Gegenspannung können die Blockaden aufgespürt und unmittelbar beseitigt werden.

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