Eine Nervus accessorius Lähmung ist eine Funktionsstörung des elften Hirnnervs, der für die Innervation des Musculus sternocleidomastoideus und des Musculus trapezius verantwortlich ist. Diese Muskeln spielen eine wichtige Rolle bei der Kopfdrehung und Schulterhebung. Eine Schädigung des Nervus accessorius kann zu einer Schwäche oder Lähmung dieser Muskeln führen.
Ursachen iatrogener Nervus Accessorius Läsionen
Iatrogene Nervenläsionen, also solche, die durch medizinische Maßnahmen verursacht werden, sind eine wichtige Ursache für Nervus accessorius Lähmungen. Studien haben gezeigt, dass ein erheblicher Teil der Verletzungen des N. accessorius iatrogen bedingt ist.
Während operativer Eingriffe, insbesondere im seitlichen Halsdreieck, kann der Nervus accessorius durchtrennt, gequetscht oder gedehnt werden. Dies ist die häufigste Ursache von Läsionen des N. accessorius im hinteren Halsdreieck, zum Beispiel bei Lymphknotenbiopsien und HNO-ärztlichen Operationen. Auch kosmetische Chirurgie kann eine Ursache sein.
Weitere mögliche Ursachen für iatrogene Nervenläsionen sind:
- Direkte Schädigung im Operationsgebiet
- Druck durch Lagerung oder Zug während der Narkose
- Injektion neurotoxischer Substanzen
- Kompression durch ein Hämatom nach Punktion oder unter Antikoagulation
- Tourniquet (Blutleere)
- Orthesen oder Verbände
- Bestrahlung
Weitere Ursachen
Neben iatrogenen Ursachen gibt es auch andere mögliche Ursachen für eine Nervus accessorius Lähmung:
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- Traumatische Nervenläsionen (relativ selten)
- Kopf-/Halstrauma
- Raumforderungen
- Infektiöse Prozesse
- Ischämie/Infarkt
- Motoneuronerkrankungen und Rückenmarkprozesse
Symptome einer Nervus Accessorius Lähmung
Die Symptome einer Nervus accessorius Lähmung hängen vom Ausmaß der Schädigung ab. Typische Symptome sind:
- Schmerzen im Schulterbereich: Insbesondere nach einer Halsoperation (Neck-Dissection) können Schmerzen im Schulterbereich auf eine Nervenirritation des N. accessorius hindeuten.
- Instabilität des Schulterblattes: Die Lähmung des M. trapezius führt zu einer Instabilität des Schulterblattes, was sich in einer veränderten Position und Bewegung des Schulterblattes äußern kann (Skapula alata).
- Kraftlosigkeit in der seitlichen Armhebung: Die Schwäche des M. trapezius beeinträchtigt die Fähigkeit, den Arm seitlich anzuheben (Abduktion).
- Schwierigkeiten bei Kopfdrehung und Schulterhebung: Lähmungen der Kopfdrehung und Schulterhebung sind typische Symptome.
- Verändertes Schulterrelief: Bei der Inspektion zeigt sich auf der betroffenen Seite ein verändertes Schulterrelief mit Atrophie der oberen Trapeziusanteile.
- Behinderung der Armhebung über die Horizontale: Die Hebung des Arms über die Horizontale ist durch die fehlerhafte Skapulaposition behindert.
- Eingeschränkte Funktion bei gleichzeitiger Abduktion und Rotation des Arms im Schultergelenk: Eine Bewegung, wie sie beispielsweise beim Kämmen der Haare erfolgt, kann erschwert sein.
Diagnose
Die Diagnose einer Nervus accessorius Lähmung basiert auf:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, insbesondere hinsichtlich möglicher auslösender Ereignisse wie Operationen oder Traumata.
- Klinisch-neurologische Untersuchung: Beurteilung der Muskelkraft und Beweglichkeit von Schulter und Nacken, Inspektion des Schulterblattes.
- Elektrophysiologische Untersuchung (EMG): Messung der elektrischen Aktivität der Muskeln, um die Funktion des Nervus accessorius zu beurteilen und andere Ursachen auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren:
- Hochauflösende Sonographie: Visualisierung der normalen Anatomie des XI. HN und Aufdecken eventueller anatomischer Veränderungen nach einer Verletzung.
- Magnetresonanz-Neurographie (MRN): Detaillierte Darstellung des Nervs und der umliegenden Strukturen, um die Ursache der Lähmung zu identifizieren.
Es ist wichtig, die Diagnose so früh wie möglich zu stellen, um eine rechtzeitige Behandlung einzuleiten.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können:
- Erkrankungen der Halswirbelsäule
- Schultererkrankungen (z.B. Rotatorenmanschettenriss)
- Thoracic-outlet-Syndrom
- Neuralgische Schulteramyotrophie
Therapie
Die Therapie einer Nervus accessorius Lähmung zielt darauf ab, die Funktion der betroffenen Muskeln wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern. Die Behandlung kann konservativ oder operativ erfolgen, abhängig von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung.
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Konservative Therapie
- Physiotherapie: Kräftigung der geschwächten Muskeln, Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination, Korrektur der Fehlhaltung des Schulterblattes.
- Schmerztherapie: Medikamente zur Schmerzlinderung, z.B. Analgetika oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).
- Elektrostimulation: Stimulation der Muskeln mit elektrischen Impulsen, um die Muskelkraft zu verbessern.
- Orthesen: Unterstützung des Schulterblattes, um die Stabilität zu verbessern und Schmerzen zu reduzieren.
- Dehnen des M. pectoralis: (Antagonist) zur Entlastung der Mm. rhomboidei.
- Massage des Rhomboideus
Operative Therapie
Eine operative Behandlung kann in folgenden Fällen in Betracht gezogen werden:
- Nervus accessorius Durchtrennung: Rekonstruktion des Nervs durch Naht oder Nerventransplantation.
- Nervenkompression: Dekompression des Nervs, um den Druck zu entlasten.
- Sehnenverlagerung: Verlagerung anderer Muskeln, um die Funktion des M. trapezius zu unterstützen.
- Neurolyse: (äußere Neurolyse, Epineuriektomie oder interfaszikuläre Neurolyse)
- Neuromresektion
Der Zeitpunkt der Operation ist ein wichtiger prognostischer Faktor. Sie sollte zwischen dem 3. und 4. Monat, spätestens 6 Monate nach der Läsion, erfolgen.
Medikamentöse Therapie
In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein:
- Kortikosteroide: Bei idiopathischer Akzessoriusparese kann ein Behandlungsversuch mit Kortikosteroiden erfolgen.
Prognose
Die Prognose einer Nervus accessorius Lähmung hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung können viele Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome erreichen. Eine vollständige Wiederherstellung der Funktion ist jedoch nicht immer möglich.
Ein ganz entscheidender Faktor, der die Prognose positiv beeinflusst, ist eine physiotherapeutische Behandlung, die nach Auftreten der Läsion beginnen soll und postoperativ fortgeführt wird, bis eine Reinnervation der betroffenen Muskeln nachweisbar ist.
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