Die Neuritis vestibularis, eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, kann massive Schwindelgefühle auslösen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Erkrankung, von den Symptomen und Ursachen bis hin zu Diagnose, Behandlung und den Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit.
Was ist Neuritis vestibularis?
Die Neuritis vestibularis, auch bekannt als Entzündung des Gleichgewichtsnervs, ist eine Erkrankung, die durch eine Entzündung des Nervs verursacht wird, der das Gleichgewichtsorgan im Innenohr mit dem Gehirn verbindet. Die Beschwerden sind unter der Bezeichnung „Entzündung des Gleichgewichtsnervs“ bekannt und werden aufgrund des plötzlich auftretenden, intensiven Drehschwindels als sehr unangenehm empfunden. Wenn dieser Nerv entzündet ist, werden die vom Innenohr zum Gehirn gesendeten Impulse gestört, was zu Gleichgewichtsstörungen führt.
Definition
Neuritis vestibularis ist eine Entzündung des Nervs, der vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr zum Gehirn verläuft. Bei einer Entzündung des Nervs werden die Impulse (Signale) gestört, die durch den Nerv geleitet werden. Diese gestörten Signale kann das Gehirn nicht wie üblich verarbeiten. Dadurch hat die betroffene Person das Gefühl eines Drehschwindels, der Gang wird unsicher.
Symptome der Neuritis vestibularis
Ein plötzlicher Ausfall eines Gleichgewichtsorganes bringt die Regulation des Gleichgewichts, der koordinierten Bewegung im Raum, schlagartig durcheinander. Die Symptome der Neuritis vestibularis können plötzlich und heftig auftreten.
Klassischerweise kommt es zu einem Drehschwindel, bei dem sich die Umgebung zu drehen scheint, zu einer Fallneigung in Richtung der betroffenen Seite und Übelkeit, fast immer begleitet von Erbrechen.
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Weitere typische Symptome sind:
- Drehschwindel: Das Gefühl, dass sich die Umgebung dreht oder man selbst sich dreht. Im Kopf dreht sich alles, die kleinste Bewegung verstärkt die Symptome. Aber auch beim ruhigen Liegen wird der Schwindel häufig erst nach Stunden etwas besser.
- Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten beim Stehen und Gehen, oft mit einer Tendenz, zur betroffenen Seite zu fallen.
- Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome sind oft Begleiterscheinungen des starken Schwindels.
- Nystagmus: Unfreiwillige, ruckartige Augenbewegungen. Die Augen gleiten dabei zur gesunden Seite hin und springen dann wieder zurück.
- Gangabweichung und Fallneigung: In der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Gangabweichung und Fallneigung des Patienten zur betroffenen, kranken Seite.
Das Gehör ist bei der Entzündung des Gleichgewichtsnervs nicht beeinträchtigt.
Die akute Symptomatik dauert selten länger als ein paar Tage, manchmal bis zu ein paar Wochen.
Ursachen und Häufigkeit
Ähnlich wie bei einem Hörsturz kommt es bei dem Gleichgewichtsausfall aus nicht sicher geklärter Ursache zu einem Funktionsausfall eines der beiden Gleichgewichtsorgane im Schädel. Die genaue Ursache der Neuritis vestibularis ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Erkrankung durch die Aktivierung eines Virus ausgelöst wird, den die meisten Menschen im Körper haben (Herpes-simplex-Virus), was zu einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs (N. vestibularis) führt. Dies wiederum verursacht eine vorübergehende Störung der Nervensignale zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und dem Gleichgewichtszentrum im Gehirn. Ebenso werden Durchblutungsstörungen und Autoimmunkrankheiten als Auslöser diskutiert. Die Pathogenese der Neuritis vestibularis ist derzeit noch unklar. Es wird eine Durchblutungsstörung angenommen. Als wahrscheinlich gilt eine Einschränkung der Mikrozirkulation im Rahmen einer Infektion mit neurotropen Viren. Hierfür spricht, dass in 60% der Fälle eine Reaktivierung der Herpes simplex Typ 1 Viren im Bereich des N.
International treten etwa 13,6 Fälle pro 100.000 Einw. auf. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren auf, wobei Frauen öfter betroffen sind als Männer.
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Neuritis vestibularis ist die dritthäufigste Ursache für einen zuordenbaren Drehschwindel nach dem gutartigen Lagerungsschwindel und M. Menière.
Diagnose der Neuritis vestibularis
Die Diagnose wird durch die Anamnese, eine HNO-ärztliche Untersuchung, dem Nachweis eines konstanten Nystagmus und letztlich sicher erst mit einer kalorischen Untersuchung des Gleichgewichts gestellt. Wobei letztere Untersuchung häufig erst nach einer Besserung der Symptomatik erfolgt, um die akute Schwindelsymptomatik nicht noch zu verstärken. Die Schilderung der typischen Symptome akuter Schwindel, Übelkeit und Fallneigung zu der betroffenen Seite sind wegweisend für die Diagnose. Es können unwillkürliche Augenbewegungen (Nystagmus) beobachtet werden.
Zur Diagnosestellung gehören:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome. Basisanamnese bei SchwindelbeschwerdenJede Schwindeldiagnostik sollte mit einer ausführlichen Anamnese beginnen.Im Rahmen der Anamnese sollten die vier Hauptkategorien: Art des Schwindels, Zeitdauer des Schwindels, modulierende Faktoren und zusätzliche Faktoren erfasst werden. Nach Abfragen der wichtigsten Schwindelsymptome ist eine Einordnung des Schwindels meist schon gut möglich.Art des SchwindelsDer Charakter des Schwindels kann drehend oder schwankend sein. Ein drehender Charakter spricht eher für eine peripher vestibuläre Genese des Schwindels. Des Weiteren unterscheidet man eine Gangunsicherheit (mit klarem Kopf) und eine Benommenheit vom Dreh- bzw. Schwankschwindel.Zeitdauer SchwindelEin Schwindel kann je nach Ursache des Schwindels Sekunden, Minuten, Stunden oder Tage bzw. länger als Tage anhalten.Modulierende FaktorenBei einer Schwindelerkrankung können je nach Ursache des Schwindels verschiedene modulierende Faktoren auftreten, wie beispielsweise das Auftreten des Schwindels nur beim Laufen, bei bestimmten Kopfbewegungen (Rotation, Retroflexion), beim Aufrichten des Körpers, körperlicher Anstrengung oder Heben/Arbeiten mit den Armen oberhalb des Kopfes.Zudem kann auch eine neue Brille zum Auftreten von Schwindel führen. Auch Medikamenteneinnahme (v.a. Antihypertensiva, Sedativa, Antiarrhythmika oder NSAR) oder bedeutende Lebensveränderungen können modulierend auf Schwindelbeschwerden wirken. Auch Hungerperioden bei Diabetikern können modulierende Faktoren für Schwindel sein.Zusätzliche SymptomeZusätzlich zum Schwindel können je nach Ätiologie des Schwindels weitere Symptome auftreten, die im Rahmen der Anamnese abgefragt werden müssen. Dazu zählen beispielweise Erbrechen, Hörstörungen, Schmerzen (Otalgie) oder Druckgefühl im Ohr, Gefühllosigkeit oder Brennen in den Beinen, Sehstörungen, Tachykardie und ängstliche oder traurige Stimmung.Typische Anamnese bei einer Neuritis vestibularisDer von einer Neuritis vestibularis betroffene Patient berichtet typischerweise vom plötzlichen Auftreten eines Drehschwindels mit starker Übelkeit und Erbrechen. Zum Teil treten Oszillopsien auf. Der Schwindel wird meist durch Bewegung verstärkt, ist aber nicht lageabhängig. Typischerweise halten die Schwindelbeschwerden bei einem einseitigen Vestibularisausfall tagelang an.
- HNO-ärztliche Untersuchung: Eine körperliche Untersuchung inklusive neurologischer Befunderhebung wird durchgeführt, ebenso eine Untersuchung der Gehörgänge und des Trommelfells. Das Hörvermögen muss bei HNO-Ärzt*innen durch einen Hörtest abgeklärt werden, dort erfolgen auch ggf. weitere Tests. Bei einer Neuritis vestibularis ist das Hörvermögen normal. Die HNO-Spiegeluntersuchung zeigt bei einer Neuritis vestibularis keinen für die Erkrankung spezifischen pathologischen Befund. Insbesondere zeigt die Ohrmikroskopie einen reizlosen Trommelfellbefund.Es sollte eine Untersuchung des Patienten mit Hilfe einer Frenzelbrille erfolgen. Hier zeigt sich in der Regel ein horizontaler oder auch rotatorischer Spontannystagmus zur gesunden Seite. Der Nystagmus lässt sich meist durch visuelle Fixation unterdrücken und verstärkt sich, wenn die Fixierung aufgehoben wird. Eine Frenzelbrillenuntersuchung ist daher notwendig. Die Intensität des Nystagmus nimmt beim Blick in die Bewegungsrichtung des Nystagmus zu.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Nervenfunktion, des Gleichgewichts und der Koordination.
- Hörtest: Um auszuschließen, dass das Gehör beeinträchtigt ist.
- KalorischeTestung: Überprüfung der Funktion des Gleichgewichtsorgans durch Spülung des Ohrs mit warmem und kaltem Wasser. Apparative UntersuchungenDie Leitlinie empfiehlt, wenn beim Kopfimpulstest kein sicherer Befund erhoben werden konnte, die Durchführung einer Elektronystagmographie mit kalorischer Prüfung. In dieser zeigt sich bei einer Neuritis vestibularis eine Un- bzw. Untererregbarkeit des ipsilateralen horizontalen Bogenganges.
- Kopfimpulstest: Der Kopfimpulstest ist ein klinischer Funktionstest, der den vestibulo-okulären Reflex (VOR) überprüft. Ist dieser pathologisch spricht dies mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine peripher vestibuläre Ursache des Schwindels. Der Patient kann dann auf Grund des einseitig reduzierten VOR bei Fixation die Blickrichtung während passiver, rascher Kopfbewegung in Richtung der betroffenen Seite nicht halten. Die Augen bewegen sich zusammen mit dem Kopf vom Ziel weg. Durch das retinale Fehlsignal wird dann eine Korrektursakkade, eine sogenannte catch-up Sakkade, ausgelöst.Der Kopfimpulstest ist pathologisch bei einer Neuritis vestibularis.
- Elektronystagmographie (ENG): Eine Elektronystagmographie (Aufzeichnung der Augenbewegung unter gewissen Provokationsbedingungen) durchführen.
- Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie eine MRT (Magnetresonanztomographie) notwendig sein, um andere Ursachen für den Schwindel auszuschließen. Finden sich Hinweise auf eine zentrale Genese des Schwindels, so ist eine Bildgebung wie beispielsweise eine MRT-Untersuchung des Schädels oder auch eine Liquorpunktion bei Verdacht auf eine Hirnstammenzephalitis indiziert.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch müssen ein Lagerungsschwindel sowie eine zentrale Ursache wie ein Schlaganfall, eine Hirnblutung oder Entzündung ausgeschlossen werden. Andere Ursachen für einen Schwindel müssen ausgeschlossen werden, insbesondere ein Schlaganfall. Dafür sind teilweise zusätzliche Untersuchungen notwendig.
Mögliche weitere Ursachen sind:
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- gutartiger Lagerungsschwindel
- Morbus Menière
- Labyrinthitis
- Akustikusneurinom
- Hörsturz
- Verletzungen
- Schwindel durch Medikamente
- multiple Sklerose
- Migräne.
Behandlung der Neuritis vestibularis
Die Therapie besteht in der Gabe von hochdosiertem, intravenösem Kortison über 3 bis 5 Tage - oft kombiniert mit Mitteln, welche die starke Übelkeit reduzieren. Die Therapie der akuten Neuritis vestibularis basiert auf drei Prinzipien: die symptomatische Therapie, die kausale Therapie und die Verbesserung der zentralen vestibulären Komponente.
Behandlungsziele sind:
- Symptomlinderung
- Verkürzung des Krankheitsverlaufs und
- Verhindern von bleibenden Folgen.
Die wichtigsten Therapieansätze sind:
- Medikamentöse Behandlung:
- Kortikosteroide: Können helfen, die Entzündung des Nervs zu reduzieren und die Erholung zu beschleunigen. Eine prospektive, randomisierte, placebokontrollierte Studie konnte hierzu zeigen, dass eine Methylprednisolon Monotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der Erholung der peripher vestibulären Funktion führt.
- Antiemetika: Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen. In den ersten Tagen kann die Gabe von Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) und Antiverginosa (Medikamente gegen Schwindel) in Kombination mit Kortison sinnvoll sein. Nur innerhalb der ersten Tage und nur bei schwerer Übelkeit und Erbrechen sollten Antivertiginosa gegeben werden, da sie zur Verzögerung der zentralen Kompensation eines Vestibularausfalls führen.
- Vestibuläres Training: Wichtig nach einem Gleichgewichtsausfall ist in der Zeit der Regeneration, regelmäßige Bewegung, um die Koordination und das Gleichgewicht quasi neu einzuüben. Anschließend ist es wichtig, frühzeitig ein Rehabilitationsprogramm zu beginnen: Mobilisierung mit Schulung der Gleichgewichtsfunktion im Stehen und Gehen auf ebenen und unebenen FlächenTraining der Fähigkeiten zur BlickfixierungDiese Aktivitäten verursachen zu Beginn erhöhtes Unwohlsein und Müdigkeit, werden aber auf längere Sicht die Symptome reduzieren, die Funktionsfähigkeit verbessern und zu einer schnelleren Heilung beitragen. Die Experten der Leitlinie betonen, dass die Förderung der zentralen Kompensation durch physikalische Therapie ein wichtiges Therapieprinzip darstellt.Vestibuläre Trainingsprogramme umfassen beispielsweise willkürliche Augenbewegungen und Fixation. Dies trägt zur Verbesserung der gestörten Blickstabilisation bei. Auch aktive Kopfbewegungen zur Neueinrichtung des vestibulookulären Reflexes sind Teile des vestibulären Trainingsprogramms.
- Gleichgewichtsübungen: Übungen, die darauf abzielen, das Gleichgewichtssystem neu zu trainieren und die Koordination zu verbessern.
- Blickstabilisationsübungen: Übungen, die helfen, die Augenbewegungen zu kontrollieren und das Sehen bei Kopfbewegungen zu stabilisieren.
Manche Patient*innen benötigen eine besondere physiotherapeutische oder gleichgewichtstherapeutische Verlaufskontrolle.
Krankenhauseinweisung
Eine Krankenhauseinweisung kann notwendig sein bei:
- akutem Pflegebedarf
- starker Übelkeit und Erbrechen
- Sturzneigung und fehlender häuslicher Versorgungsmöglichkeit.
Prognose
Unter dieser Therapie bessern sich die Beschwerden in der Regel nach einige Tagen. Mobilisation der Patienten ohne Erbrechen sowie Gehen ohne Hilfestellung ist meist innerhalb von 3-4 Tagen möglich. Die Beschwerden klingen nach 2-4 Wochen langsam ab. Die Patienten benötigen oft 1-2 Monate Zeit, bis sie wieder voll arbeitsfähig sind und eine Beschwerdefreiheit erreicht wird.
Die Prognose ist im Allgemeinen sehr gut, die meisten Patient*innen erhalten ihren normalen Gleichgewichtssinn zurück.In 40-50% der Fälle tritt eine vollständige Restitution der Gleichgewichtsfunktion ein. 20-30% der Betroffenen erreichen nur eine partielle Restitution.
Die Mehrzahl der Patient*innen hat 1-2 Tage starke Beschwerden mit anschließend allmählicher Besserung. In der Regel bilden sich die statischen Symptome wie der Spontannystagmus, Schwindel und die Fallneigung zurück, während die dynamischen Funktionsstörungen bestehen bleiben. Bei raschen Kopfbewegungen können z.B. Oszillopsien auftreten.
Das Auftreten von Rezidiven der Erkrankung ist selten. Wenn es zum Auftreten von Rezidiven kommt, dann kommen sie in der Regel auf der vorher nicht betroffenen Seite vor. Dies betrifft etwa 1,9% der Fälle.
Komplikationen
10-15% der Neuritis vestibularis Patienten erleiden innerhalb von Wochen auf dem betroffenen Ohr einen typischen benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel. Eine wichtige Komplikation der Erkrankung ist der Übergang der Neuritis vestibularis in einen phobischen Schwankschwindel.
Neuritis vestibularis und Autofahren
Wegen erhöhter Unfallgefahr dürfen Menschen, die an der mit Schwindel und Gleichgewichts-Störungen verbundenen Menière-Krankheit leiden, kein Auto fahren. Das hat das Göttinger Verwaltungsgericht (VG) in einem jetzt bekannt gewordenen Urteil entschieden (v. 20.02.2016, Az. 1 A 191/14). Damit bestätigt das Gericht eine bereits Anfang 2015 getroffene Eilentscheidung. Die Behörde hatte durch ein anonymes Schreiben von der Erkrankung des Mannes erfahren und ihn aufgefordert, ein verkehrsmedizinisches Gutachten zu seiner Fahreignung vorzulegen. In ihrer Expertise war eine Ärztin des TÜV Nord zu dem Schluss gekommen, dass der Mann wegen seiner Krankheit Kraftfahrzeuge nicht sicher führen kann. Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die zu Drehschwindel, Störungen des Gleichgewichts und Taubheit führen kann. Das vom Autofahrer angerufene Gericht stellte sich auf die Seite der Führerscheinbehörde. Dass der Autofahrer eigenen Angaben zufolge seit gut drei Jahren keine akuten Schwindelattacken mehr hatte, spielte für das Urteil keine Rolle.
Die Auswirkungen der Neuritis vestibularis auf die Fahrtüchtigkeit hängen von der Schwere der Symptome und dem Stadium der Erkrankung ab.
Akute Phase
In der akuten Phase, in der starker Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen auftreten, ist die Fahrtüchtigkeit in der Regel stark eingeschränkt oder nicht gegeben. Die Desorientierung im Raum und die plötzlichen Schwindelattacken können die Fähigkeit, ein Fahrzeug sicher zu führen, erheblich beeinträchtigen.
Erholungsphase
In der Erholungsphase, wenn die Symptome allmählich abklingen, kann die Fahrtüchtigkeit unter Umständen wiedererlangt werden. Es ist jedoch wichtig, dass Betroffene ihre Fahrtüchtigkeit von einem Arzt oder einer spezialisierten Stelle überprüfen lassen, bevor sie wieder Auto fahren.
Rechtliche Aspekte
Es gibt keine spezifischen gesetzlichen Regelungen, die das Autofahren bei Neuritis vestibularis verbieten. Die Entscheidung über die Fahrtüchtigkeit liegt jedoch letztendlich beim Fahrer selbst und gegebenenfalls beim behandelnden Arzt. Es ist ratsam, sich an die Empfehlungen des Arztes zu halten und im Zweifelsfall auf das Autofahren zu verzichten.
Tipps für Betroffene
- Ärztliche Beratung: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt bezüglich Ihrer Fahrtüchtigkeit beraten.
- Selbstbeobachtung: Achten Sie auf Ihre Symptome und fahren Sie nicht, wenn Sie sich schwindelig oder unsicher fühlen.
- Testfahrten: Führen Sie Testfahrten auf verkehrsarmen Strecken durch, um Ihre Fahrtüchtigkeit zu überprüfen.
- Alternativen: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel oder lassen Sie sich von anderen fahren, wenn Sie sich nicht sicher fühlen.
Was Betroffene bei Schwindel selbst tun können
- Immer in Bewegung bleiben: Rückzug und Schonung ist bei Schwindel kontraproduktiv. Vielmehr unterstützen schon Bewegungen des täglichen Lebens (z. B. Spazierengehen) die zentralen Kompensationsmechanismen und fördern damit das schnellere Nachlassen des Schwindels.
- Gleichgewichtssinn trainieren: Verschiedene sportliche Aktivitäten (z. B. Tanzen) fördern die Bewegungs- und Körperwahrnehmungsfähigkeit der Patienten und haben zudem eine positive soziale Komponente.
- Aktiv werden: Mit bestimmten Schwindelübungen lassen sich das Gleichgewicht und die Wahrnehmung der Bewegung und Lage des eigenen Körpers gezielt verbessern.
- Schwindeltagebuch führen: Ein Schwindeltagebuch hilft, die Art und den Verlauf der Beschwerden besser kennenzulernen. Die Aufzeichnungen können sehr nützlich sein, um der Ursache des Schwindels auf die Spur zu kommen. Damit stellen sie auch eine wichtige Grundlage für eine wirksame Behandlung des Schwindels dar.
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