Das Inselspital in Bern ist ein renommiertes Universitätsspital, das in der neurologischen Versorgung, Forschung und Ausbildung eine führende Rolle einnimmt. Die Universitätsklinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Claudio Bassetti bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der interdisziplinären Zusammenarbeit und der stetigen Weiterentwicklung von Behandlungsmethoden.
Arbeitsklima und Teamstruktur
Am Inselspital herrscht ein ausgesprochen positives Arbeitsklima, das sowohl von den Ärzten als auch vom Pflegepersonal geschätzt wird. Die flache Hierarchie ermöglicht eine offene Kommunikation, bei der auch Oberärzte und der Chefarzt jederzeit ansprechbar sind. Das "Du" ist üblich, was zu einer kollegialen Atmosphäre beiträgt.
Weiterbildung und Karriere
Das Inselspital legt großen Wert auf die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Es werden vielfältige Angebote zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung bereitgestellt. Interessierte Assistenzärzte haben die Möglichkeit, in einem an die Klinik angegliederten Labor Vollzeit oder Teilzeit zu forschen.
Die Klinik stellt bevorzugt Assistenzärzte ein, die bereits über fortgeschrittene Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Viele der Assistenzärzte sind bereits Fachärzte oder haben zuvor in anderen Fachgebieten als Oberärzte gearbeitet. Dies unterstreicht das hohe Niveau der Ausbildung und Expertise, das am Inselspital erwartet wird.
Ausbildung und Betreuung
Die Ausbildung am Inselspital ist umfassend und praxisorientiert. Vom Assistenzarzt bis zum Chefarzt steht jedem Mitarbeiter ein Ansprechpartner zur Seite, der bei Fragen und Problemen unterstützt. Zwar wird von den Assistenzärzten erwartet, dass sie grundlegende Fähigkeiten wie die Erhebung eines internistischen Status und das Verfassen von Arztbriefen beherrschen, jedoch werden sie dabei nicht allein gelassen. Hauptansprechpartner ist in der Regel der Stationsarzt, aber auch die Oberärzte kümmern sich intensiv um die Betreuung der Assistenzärzte.
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Forschungsschwerpunkte und Studien
Die Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital engagiert sich intensiv in der Forschung. Ein interdisziplinäres Ärzteteam hat beispielsweise erstmals am Inselspital eine tiefe Hirnstimulation bei Depression durchgeführt. Diese Methode hat sich in den letzten Jahren bereits in der Behandlung von Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson etabliert, wobei das Inselspital auf eine lange Tradition zurückblicken kann.
Die AG Schlaganfallforschung und Intensivmedizin partizipiert kontinuierlich an innovativen Studien zur Akuttherapie und Sekundärprophylaxe bei Patienten mit ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall sowie bei Patienten mit Status epilepticus. Zu den laufenden Studien gehören unter anderem:
- OCEANIC-STROKE: Eine internationale, randomisierte, placebokontrollierte Studie zur Untersuchung des oralen FXIa-Inhibitors Asundexian zur Prävention von ischämischem Schlaganfall.
- LIBREXIA-STROKE: Eine Studie zur Untersuchung von Milvexian bei Patienten nach akutem ischämischem Schlaganfall oder TIA.
- ToSEE: Eine Studie zur Behandlung des etablierten Status epilepticus bei älteren Menschen.
- FIND-AF 2: Eine Studie zur Untersuchung, ob eine intensivierte Rhythmusüberwachung bei Patienten mit kürzlich erlittenem ischämischem Schlaganfall zu einer Verringerung von Thromboembolien führt.
- REvive: Eine Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Redasemtide bei Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall, die nicht für eine Thrombolyse oder Thrombektomie geeignet sind.
- FASTEST: Eine Studie zur Untersuchung der Anwendung von rFVIIa bei akutem hämorrhagischem Schlaganfall.
- CLEARANCE: Eine randomisierte Studie zum Vergleich des interventionellen Verschlusses des linken Vorhofohrs mit einer oralen Antikoagulation bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und intrakranieller Blutung.
Zudem wurden in der Vergangenheit bereits zahlreiche Projekte abgeschlossen, darunter Studien zu Andexanet alfa bei intrakraniellen Blutungen, BMS-986177 zur Prävention von Schlaganfällen, Glibenclamid bei zerebralem Ödem, DOAKs nach ischämischem Schlaganfall, dekompressiver Kraniektomie bei intrazerebraler Blutung, Antikoagulation bei Vorhofflimmern und intrazerebraler Blutung, Eslicarbazepinacetat zur Prävention von Epilepsie nach Schlaganfall sowie zur strukturierten ambulanten Nachsorge nach Schlaganfall (SANO).
Die Klinik beteiligt sich auch an Studien zu Voice-Weaning bei neurologischen Intensivpatienten, circadianer Beleuchtung zur Prävention von Delir, quantitativen EEG-Studien zur Früherkennung von Ischämien, Antikoagulationsberatung, peripherer Pulsmessung zur Detektion von Vorhofflimmern, Akustozerebrographie, autonomen kardiovaskulären Störungen nach zerebrovaskulären Erkrankungen sowie an multizentrischen Studien wie dem Stroke Research Consortium in Northern Bavaria (STAMINA) und RETRACE.
Tiefe Hirnstimulation bei Depression
Ein interdisziplinäres Ärzteteam des Universitären Neurozentrums Bern hat am Inselspital erstmals eine tiefe Hirnstimulation bei einer Patientin mit schwerer, therapieresistenter chronischer Depression durchgeführt. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff werden kleinste Elektroden im Gehirn implantiert, die über einen Hirnschrittmacher chronische elektrische Impulse abgeben. Die Neurologinnen und Neurologen stellen den Hirnschrittmacher über ein externes Programmiergerät ein.
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Persönliche Erfahrungen und Tipps
Ein ehemaliger PJ-Student berichtet von seinen Erfahrungen am Inselspital:
- Positive Aspekte: Super Kommunikation im Team, ansprechbare Chef- und Oberärzte, hohe Lernkurve auf dem Notfall (Universitäres Notfall Zentrum), gute Betreuung durch Oberärzte.
- Negative Aspekte: Hohe Lebenshaltungskosten, wenig Freizeit, anfängliche Sprachschwierigkeiten (Schweizerdeutsch).
Der Student empfiehlt, sich auf dem Notfall zu engagieren und die angebotene Unterstützung der Oberärzte und Assistenzärzte anzunehmen. Trotz der anfänglichen Sprachschwierigkeiten lobt er die Bemühungen der Ärzte, "wie ein Deutscher" zu sprechen.
Ein anderer Erfahrungsbericht schildert gemischte Gefühle während eines Tertials in der Rheumatologie:
- Positive Aspekte: Spannendes Fach mit breitem Patientenspektrum, nettes Team, viele junge Patienten.
- Negative Aspekte: Konkurrenzsituation unter den Assistenzärzten, hohe Bürokratie, eingeschränkte Studien-/Ferientage.
Der Tipp des Autors lautet, im Winter/Frühjahr ans Inselspital zu kommen und sich einen sympathischen Assistenzarzt als Hauptansprechpartner zu suchen.
Neubesetzung in der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Ab dem 1. September 2025 wird Prof. Dr. med. Friedrich Eckstein kommissarisch die Leitung der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie übernehmen. Prof. Dr. Eckstein verfügt über eine langjährige Erfahrung und Expertise in der Herz- und Thoraxchirurgie und wird die Weiterentwicklung der Klinik vorantreiben.
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