Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine effektive Schmerztherapie erfordert einen multimodalen Ansatz, der verschiedene Behandlungsstrategien kombiniert. Die neurologische und neurochirurgische Schmerztherapie bietet hierbei eine Reihe von fortschrittlichen Methoden, um chronische Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Multimodale Schmerztherapie: Ein umfassender Ansatz
Die multimodale Schmerztherapie (MMST) berücksichtigt körperliche, soziale und seelische Einflussfaktoren auf chronische Schmerzen. Spezialisierte Fachärzte, Psychologen und Therapeuten verschiedenster Fachrichtungen entwickeln interprofessionell ein individuelles Behandlungskonzept aus wirksamen, aktivierenden und nachhaltigen Therapieformen. Ziel ist es, chronisch schmerzkranken Patientinnen und Patienten wieder zu Lebensqualität, Aktivität, Teilhabe am Leben und einer neuen Perspektive zu verhelfen.
Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit
Ein wesentlicher Aspekt der multimodalen Schmerztherapie ist die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen. Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und andere Spezialisten arbeiten Hand in Hand, um ein umfassendes Behandlungskonzept zu erstellen, das auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist.
Neurochirurgische Schmerztherapie: Wenn andere Methoden nicht ausreichen
Die neurochirurgische Schmerztherapie kommt dann zum Einsatz, wenn konservative Behandlungsmethoden wie Medikamente, Physiotherapie oder Psychotherapie nicht ausreichend helfen. Sie umfasst eine Reihe von operativen und minimalinvasiven Verfahren, die darauf abzielen, die Schmerzleitung im Nervensystem zu unterbrechen oder zu modulieren.
Indikationen für neurochirurgische Schmerztherapie
Neurochirurgische Verfahren können bei verschiedenen Arten von chronischen Schmerzen in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn:
Lesen Sie auch: Neurologie vs. Psychiatrie
- keine kausale Behandlungsmöglichkeit vorliegt (z.B. ist nicht zu erwarten, dass durch die Entfernung eines Bandscheibenvorfalls eine Besserung der Rückenschmerzen zu erwarten ist)
- der Patient/die Patientin bei einem Schmerztherapeuten angebunden ist und die medikamentöse Schmerztherapie zu keiner ausreichenden Besserung geführt hat
- eine multimodale Schmerztherapie bereits ausgeschöpft wurde
Verfahren der neurochirurgischen Schmerztherapie
Die neurochirurgische Schmerztherapie umfasst eine Vielzahl von Verfahren, die je nach Art und Ursache der Schmerzen eingesetzt werden können. Zu den gängigsten Methoden gehören:
Neuromodulation
Die Neuromodulation umfasst verschiedene Verfahren, bei denen elektrische oder magnetische Impulse eingesetzt werden, um die Aktivität von Nerven zu beeinflussen und Schmerzen zu lindern. Zu den wichtigsten neuromodulativen Verfahren gehören:
- Rückenmarksstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS): Bei der SCS wird eine Elektrode in den Wirbelkanal eingebracht, um elektrische Impulse an das Rückenmark abzugeben. Diese Impulse können die Schmerzleitung unterbrechen oder vermindern und so die Schmerzen reduzieren. Das operative Verfahren gliedert sich in zwei Abschnitte: Im ersten Eingriff erfolgt, unter örtlicher Betäubung und Röntgenkontrolle, die Platzierung der Elektrode im Rückenmarkskanal. Im Anschluss erfolgt eine Testphase. Ziel ist es, die Abdeckung des Schmerzareals durch die Stimulation und die daraus resultierende Schmerzreduktion zu testen. Bei zufriedenstellendem Ergebnis wird in einem zweiten Eingriff der Impulsgeber unter die Haut implantiert.
- Dorsalganglienstimulation (DGS): Die DGS ähnelt der SCS, jedoch wird die Elektrode gezielt im Bereich der Hinterwurzelganglien (Dorsalganglien) platziert. Durch feine elektrische Impulse wird die Weiterleitung von Schmerzsignalen zum Gehirn moduliert. Wie bei der Rückenmarksstimulation erfolgt die Implantation eines Systems zur Dorsalganglienstimulation in zwei Schritten. Zuerst wird eine Elektrode gezielt im Bereich der Hinterwurzelganglien (Dorsalganglien) am Rücken platziert. Der Unterschied zur Rückenmarksstimulation ist hierbei die Lage der Elektrode. Im Anschluss an die Elektrodenplatzierung erfolgt eine Testphase. Bei zufriedenstellendem Ergebnis wird in einem zweiten Eingriff der Impulsgeber unter die Haut implantiert.
- Periphere Nervenstimulation (PNS) und Periphere Nervenfeldstimulation (PNFS): Diese Verfahren nutzen gezielte elektrische Impulse, um Schmerzsignale abzuschwächen und Nervenschmerzen positiv zu beeinflussen. Hierfür werden feine Elektroden direkt an einem betroffenen Nerv oder oberhalb dessen im subkutanen Fettgewebe platziert.
- Occipitalnerv-Stimulation (ONS): Die ONS ist eine Behandlungsmethode für therapieresistente Kopfschmerzsyndrome wie chronische Migräne und Cluster-Kopfschmerz. Dabei werden feine Elektroden in der Nähe der Occipitalnerven am Hinterkopf platziert, die durch elektrische Impulse die Schmerzsignale beeinflussen und so die Beschwerden lindern können. Das ONS-Verfahren eignet sich besonders für Patienten, bei denen medikamentöse Therapien nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen.
- Motorcortexstimulation (MCS): Bei der MCS wird eine Elektrode auf den motorischen Cortex des Gehirns aufgelegt und elektrische Impulse an den motorischen Kortex des Gehirns abgegeben, um die Schmerzwahrnehmung zu beeinflussen und das Schmerzempfinden zu reduzieren. Diese Therapie kann beispielsweise bei Gesichtsschmerzen oder Phantomschmerzen eingesetzt werden, bei welchen andere Behandlungen nicht angesprochen haben.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Die THS, welche meist für Patienten mit Bewegungsstörungen wie Parkinson oder einer Dystonie eingesetzt wird, kann auch bei Patienten mit chronischen Gesichtsschmerzen oder einem sog. zentralen Schmerz zur Anwendung kommen. Es werden Elektroden gezielt mittels sog. stereotaktischer und robotischer Verfahren in kleine Kerngebiete des Gehirns implantiert und - wie bei anderen neuromodulativen Verfahren - an einen Impulsgeber (vergleichbar mit einem Herzschrittmacher) angeschlossen. Durch die Abgabe angepasster elektrischer Impulse sollen dann die Schmerzen gelindert und somit die Lebensqualität der Patienten verbessert werden.
- Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist ein nicht-invasives Verfahren zur Behandlung von chronischen Schmerzen, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen. Hierbei werden magnetische Impulse auf bestimmte Areale des Gehirns abgegeben, um die Schmerzverarbeitung zu modulieren und die Schmerzwahrnehmung zu verringern. Die Therapie ist schmerzfrei und wird in mehreren Sitzungen (z. B. täglich 30 Minuten über 2 Wochen) durchgeführt. Dabei wird je nach Krankheitsbild das Stimulationsziel (z.B.
Andere neurochirurgische Verfahren
Neben der Neuromodulation gibt es weitere neurochirurgische Verfahren, die zur Schmerztherapie eingesetzt werden können:
- DREZ-Operation (Dorsal Root Entry Zone): Bei schweren, therapieresistenten Schmerzen, insbesondere nach Plexusverletzungen und -ausrissen, kann ein Eingriff an der Hinterwurzeleintrittszone (DREZ - Dorsal Root Entry Zone) eine wirksame Behandlungsoption sein.
- Schmerzpumpe: Bei Patienten mit schwerer Spastik oder chronischen Schmerzen, die nicht ausreichend auf herkömmliche medikamentöse Therapien ansprechen, kann die Implantation einer Schmerzpumpe eine effektive Lösung darstellen. Diese Pumpe ermöglicht die direkte Abgabe von Schmerzmitteln oder muskelentspannenden Medikamenten in den Nervenwasserraum (intrathekal), was eine deutlich gezieltere Wirkung mit geringeren Nebenwirkungen ermöglicht als bei in Tablettenform eingenommenen Medikamenten. Das Pumpensystem besteht aus einem kleinen Schlauch, welcher in den Nervenwasserraum eingebracht wird und mit der Pumpe verbunden ist. Die Pumpe wird meist am Bauch unter der Haut implantiert und ermöglicht, dass die Dosierung der Medikamente exakt an die Bedürfnisse angepasst werden kann.
- Mikrovaskuläre Dekompression: Liegt bei einer Trigeminusneuralgie eine Gefäßschlinge vor, welche den Trigeminusnerv berührt, kann bei unzureichender Linderung durch eine medikamentöse Therapie ggf. durch eine operative Lösung von Nerv und Gefäß eine Schmerzreduktion erreicht werden. Hierfür wird der Trigeminusnerv an seiner Eintrittsstelle zum Hirnstamm aufgesucht und durch z.B.
- Verödung des Ganglion Gasseri: Sollte bei einer Trigeminusneuralgie eine mikrovaskuläre Dekompression nicht infrage kommen, so kann als minimalinvasives Verfahren eine „Verödung“ des Ganglion Gasseri zu einer Schmerzlinderung führen. Hierbei wird unter Röntgenkontrolle eine dünne Nadelelektrode in das Ganglion Gasseri geschoben und mit gezielten Wärmestrahlen eine selektive Vernarbung der Nervenfasern vorgenommen, die für die Schmerzübertragung verantwortlich sind.
Spezielle Schmerzarten und ihre Behandlung
Chronische Schmerzen können in verschiedenen Körperbereichen auftreten und unterschiedliche Ursachen haben. Einige spezielle Schmerzarten erfordern besondere Therapieansätze:
Chronische Rückenschmerzen
Anhaltende Schmerzen im Bereich des Rückens sind ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität erheblich einschränken kann. Oft entstehen sie durch degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, Bandscheibenschäden oder entzündliche Prozesse in den Wirbelgelenken. Betroffene leiden unter anhaltenden, belastenden Schmerzen, die mit Bewegungseinschränkungen, Muskelverspannungen und einer zunehmenden Beeinträchtigung im Alltag einhergehen können.
Lesen Sie auch: Expertise in Neurologie: Universitätsklinik Heidelberg
Eine Sonderform der chronischen Rückenschmerzen ist das Persistent Spinal Pain Syndrome Typ 2 (PSPS, früher Failed back surgery Syndrom genannt). Es tritt nach Wirbelsäulenoperationen auf, wenn trotz eines chirurgischen Eingriffs weiterhin starke Schmerzen bestehen oder sich sogar neue Beschwerden entwickeln. Die Ursachen sind nicht immer eindeutig, können aber Narbenbildungen, Nervenreizungen oder eine unzureichende Stabilisierung der Wirbelsäule sein.
Zur Linderung von chronischen Rückenschmerzen gehört ein umfassendes Behandlungskonzept, welches neben einer medikamentösen Schmerztherapie auch Physiotherapie und Patienteninformationen zur Krankheitsbewältigung beinhaltet. In neurochirurgischen Kliniken werden zudem gezielte Infiltrationen von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten in die betroffenen Bereiche sowie minimalinvasive Verfahren zur Nervenblockade angeboten. Bei therapieresistenten Schmerzen kann die Rückenmarksstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) eine wirksame Option sein. Röntgen-gestützte Infiltrationen stellen eine präzise und schonende Methode zur Behandlung von Rücken- und Gelenkschmerzen dar. Durch den Einsatz von Röntgenbildwandlern wird die genaue Position der Nadel während des Eingriffs sichtbar gemacht, wodurch eine präzise und zielgerichtete Behandlung möglich ist. Zielgebiete der Infiltration sind hierbei die sog. Facettengelenke oder das Ileosakralgelenk (ISG). Wenn die infiltrative Methode nicht ausreicht bzw.
Neuropathische Schmerzen
Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen der Nerven und äußern sich oft als brennende, kribbelnde und dauerhafte Schmerzen sowie einer Überempfindlichkeit des schmerzhaften Areals. Sie können nach Verletzungen, Operationen oder bei Erkrankungen wie einer Polyneuropathie auftreten und sind häufig schwer behandelbar. Eine besondere Form stellt das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) dar, das nach Traumen oder Operationen an Armen oder Beinen auftreten kann. Betroffene leiden unter starken Schmerzen, Schwellungen, Hautveränderungen und Bewegungseinschränkungen. Phantomschmerzen sind unangenehme Empfindungen und Schmerzen in einem amputierten Körperteil, die Betroffene stark belasten können. Sie werden ebenfalls zu den neuropathischen Schmerzen gezählt.
Ischämieschmerzen
Ischämieschmerzen treten auf, wenn eine unzureichende Durchblutung zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff führt. Betroffene leiden oft unter starken Schmerzen, z.B. Schmerzen in den Beinen bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).
Spastik-bedingte Schmerzen
Eine Tetra- oder Paraspastik kann zu schmerzhaften Muskelverkrampfungen und Bewegungseinschränkungen führen, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können. Diese Spastiken treten häufig nach schweren neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen (z.B. Multiple Sklerose oder Querschnittslähmung) auf und sind teilweise schwer mit Medikamenten zu kontrollieren. Durch moderne neurochirurgische Verfahren, wie die Implantation einer Baclofenpumpe, kann die Muskelspannung reguliert und die Schmerzen deutlich reduziert werden.
Lesen Sie auch: Aktuelle Informationen zur Neurologie in Salzgitter
Trigeminusneuralgie
Bei der Trigeminusneuralgie handelt es sich um meist kurze, stromstoßartig einschießende Schmerzen auf einer Gesichtshälfte, welche durch Zähneputzen, Rasieren, Essen oder Wind verstärkt werden können. Ursachen für Trigeminusneuralgien können beispielsweise ein Nerven-Gefäß-Kontakt am Trigeminusnerv oder aber Erkrankungen wie die Multiple Sklerose sein. Die Erkrankung wird hierbei zunächst medikamentös behandelt.
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom und haben fast jeden schon einmal betroffen. Bei manchen Patienten entwickeln sich jedoch dauerhafte Kopfschmerzen, welche das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Der Cluster-Kopfschmerz tritt hierbei in heftigen, einseitigen Schmerzattacken auf, oft begleitet von Symptomen wie Tränenfluss oder Nasenlaufen. Die chronische Migräne ist gekennzeichnet durch Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat, oft begleitet von Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. In aller Regel erfolgt bei diesen Patienten - betreut durch Neurologen oder Schmerztherapeuten - zunächst eine spezielle medikamentöse und konservative Therapie.
Tumorschmerzen
Etwa 20-24 % der Patienten mit Tumoren leiden unter chronischen Schmerzen und/oder anderen Beschwerden. Neben der Behandlung des Tumors selbst, müssen auch diese Schmerzen bestmöglich behandelt werden um eine Verbesserung der Lebensqualität zu ermöglichen. Hierbei kommt in der Regel ein multimodaler Behandlungsansatz zum Einsatz.
Weitere Therapieansätze
Ergänzend zu den oben genannten Verfahren gibt es eine Reihe weiterer Therapieansätze, die in der Neurologie und Schmerztherapie eingesetzt werden:
- Medikamentöse Schmerztherapie: Schmerzmittel sind ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Schmerzbehandlung. Bei langanhaltenden Schmerzen sollte die medikamentöse Therapie durch weitere Verfahren wie beispielsweise Psychotherapie oder Physiotherapie (Krankengymnastik) ergänzt werden, denn Medikamente gegen Schmerzen beseitigen in der Regel nicht begleitende seelische Belastungen oder beispielsweise körperliche Fehlhaltungen bei Muskelverspannung. Zusätzlich können Schmerzmittel auch belastende Nebenwirkungen haben. Im Vordergrund steht deshalb bei einer medikamentösen Schmerzeinstellung das Herausfinden des bestmöglichen Gleichgewichts zwischen einer guten Schmerzlinderung und gleichzeitig noch gut aushaltbaren Nebenwirkungen.
- Infiltrationen: Um sicher zu sein, dass das Lokalanästhetikum an die richtige Stelle gelangt, werden bei diagnostischen Blockaden zusätzlich bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Computertomografie eingesetzt. Beispielsweise kann eine Nervenwurzel, die durch den Druck einer vorgefallenen Bandscheibe einen Schmerz hervorruft (sog. radikulärer Schmerz), über ein Computertomogramm (CT) gezielt aufgesucht und blockiert werden. Wiederholte Blockaden dieser Nerven an bestimmten Nervenknoten können insbesondere in der Frühphase der Erkrankung die negativen Prozesse stoppen, Schmerzen mindern und die Heilungsprozesse fördern. Dabei wird das Lokalanästhetikum in die Nähe des Rückenmarks (Epiduralraum) eingebracht.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Einzelbehandlung, Körperlich-aktivierende Methoden wie z.B. das Erlernen eines neuen Bewegungsverhaltens, das Steigern körperlicher Aktivitäten, die Verminderung von Bewegungsangst, das Durchführen einer aktiven Bewältigungsstrategie (z.B. durch Information und Beratung). Das Gerätetraining wird bei Gesunden vorbeugend und bei Patienten heilend eingesetzt, um Ausdauer und Koordination zu verbessern sowie die Muskelkraft zu erhöhen, zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei Schmerz sowie zur Steigerung von Muskelmasse und Muskelkraft u.a. Die Fähigkeit zur Entspannung, um erhöhte Gewebswiderstände in Muskulatur und Haut herabzusetzen und die Durchblutung zu fördern. Triggerpunkte sind umschriebene Bereiche innerhalb eines Muskels. Sie lassen sich als derbe ein bis drei Zentimeter große Knoten tasten. Von diesen Verhärtungen aus können auf Druck die dem Patienten bekannten Schmerzen (Symptome) ausgelöst werden (to trigger = auslösen). Jedem Triggerpunkt ist ein bestimmter Körperabschnitt zugeordnet. Die Schmerzausstrahlung wird nicht immer nur als Muskelschmerz wahrgenommen, sondern beispielsweise als Zahnschmerz, Sehstörungen, Schwindel, Koordinationsstörungen oder Übelkeit. Das TENS-Verfahren (Transcutane = elektrische Nervenstimulation) wird insbesondere bei chronischen Schmerzzuständen angewandt. Es werden Nervenzellen im Rückenmark angeregt, damit sie die körpereigene Schmerzhemmung beeinflussen und so die Fortleitung des Schmerzes verhindern (Schmerztor schließen). Muskelanlagen: zur Schmerzlinderung, Tonusregulierung, verbessern der BelastbarkeitLigamenttechniken: zum Entlasten der BänderFaszientechniken: zum Lösen von Verklebungen der Gewebe (Adhäsionen)Korrekturanlagen: z.B.
- Psychotherapie: Psychotherapie hat sich als eine effektive Behandlungsmethode bei chronischen Schmerzen erwiesen. Sie kann sowohl das Erleben der Schmerzen verringern als auch die Lebensqualität verbessern. Die Wirksamkeit liegt dabei im mittleren Bereich - die Effekte sind hier also im Durchschnitt etwas geringer als beispielsweise bei der Therapie von Angststörungen oder Depressionen. Im Rahmen einer stationären multimodalen Schmerztherapie kommt in der Regel die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Zu Beginn der Therapie werden - nach einer entsprechenden Psychoedukation - zunächst gemeinsam mit dem Patienten die Ziele der Therapie definiert. Dabei steht häufig die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund. Ziel ist es, die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Ein weiteres Element der Therapie sind Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Meditation oder Biofeedback. Durch die Schmerzen und die damit verbundene Anspannung haben viele Betroffene eine erhöhte Muskelspannung, die durch die Entspannungsverfahren verringert werden kann. Dies kann wiederum zu einer Abnahme der Schmerzen führen. Beim Biofeedback lernen die Patienten gleichzeitig, ihre Muskelanspannung gezielt zu steuern und so mehr Kontrolle über die Schmerzen zu bekommen. Biofeedback wird zum Beispiel häufig bei chronischen Kopfschmerzen eingesetzt und erzielt dabei gute Erfolge. In der Therapie wird angestrebt, dass die Patienten wieder körperlich aktiver werden und bisher vermiedene Aktivitäten allmählich wieder aufnehmen. Dazu sollte auch eine regelmäßige sportliche Aktivität gehören. Sie kann die durch Schonung geschwächte Muskulatur wieder kräftigen, verkürzte Muskeln dehnen und die Körperhaltung und Koordinationsfähigkeit verbessern. Gleichzeitig führt sie auch zur Ausschüttung von Endorphinen, welche die Schmerzen hemmen. Außerdem können die Betroffenen so wieder vielfältigere und positive Erfahrungen machen, anstatt sich nur noch mit ihren Schmerzen zu beschäftigen. Sie sollten dabei Sportarten wählen, die ihnen Spaß machen und die sie trotz der Schmerzen als angenehm empfinden. Geeignete Sportarten sind häufig Radfahren, Schwimmen oder Walking. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass die Patienten ein Gleichgewicht zwischen Aktivitäten und Ruhephasen erreichen und so Überlastungen vermeiden.
- Kunsttherapie: In der Kunsttherapie wird die Entspannungsfähigkeit und Stressbewältigungskompetenz des Patienten durch verlässliche Sicherheit im Tun, einen geschützten und unterstützenden Rahmen, sowie eine strukturierte Arbeitsweise, z.B. an Motivvorlagen, gefördert. Diese Sicherheit bietet die Voraussetzung, um im kreativen Prozess mit abwechslungsreichen Materialien, Formen und Farben eine durch die Schmerzproblematik eingeengte Aufmerksamkeit für Sinneserfahrung wieder erweitern zu können. Daraus kann sich eine Modulation des eigenen Schmerzerlebens entwickeln, die sich positiv und selbstverstärkend auswirkt. Die kreative Tätigkeit ermöglicht ein Abwenden vom Schmerzempfinden auf vorhandene Interessen und Ressourcen. Das Schmerzempfinden wird im subjektiven Erleben reduziert.
- Musiktherapie: Innerhalb der Musiktherapie können verschiedene evidenzbasierte Konzepte zur Anwendung kommen: Rezeptiver Einsatz von Musik (Konzept nach Spintge, 1983). Hierbei wird sogenannte medicofunktionale Musik aus dem Bereich Naturklang, New Age, Minimal Music etc. eingesetzt - Musik ohne betont rhythmische Struktur für Patienten mit chronischem Schmerz. Das Hören des gemeinsam mit dem Patienten entwickelten Musikprogramms soll als Hilfe zur Selbsthilfe in das tägliche Leben des Patienten eingebunden werden. Aktive Musiktherapie bei akuten und chronischen Schmerzen. Hierbei steht die Arbeit an der emotionalen Komponente chronischer Schmerzen (Schmerz-Spannungszirkel) im Mittelpunkt. Therapieziele sind hier die Reduktion der psychischen Belastung sowie die Verringerung von Schmerzstärke und Schmerzqualität.
- Patientenschulung (Psychoedukation): Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist eine ausführliche Information und Schulung der Patienten (Psychoedukation), die über die biologischen, psychologischen und sozialen Hintergründe des Schmerzes informiert. Auf diese Weise sollen die Betroffenen allmählich erkennen, dass nicht nur körperliche Faktoren, sondern auch psychische und soziale Aspekte die Schmerzsymptomatik beeinflussen - und dass sie solche Faktoren durch gezielte Veränderungen selbst beeinflussen können.
- Verhaltensänderung: Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist es, ungünstige (dysfunktionale) Gedanken und Überzeugungen des Patienten zu erkennen und allmählich zu verändern. Dies können Gedanken sein wie: „Wegen der Schmerzen kann ich kaum noch etwas machen“ oder „Mit den Schmerzen kann ich nichts mehr genießen“. Solche Einstellungen sollen allmählich durch realistischere Gedanken und eine gelassenere Haltung gegenüber den Schmerzen ersetzt werden - zum Beispiel durch die Einstellung: „Manches fällt mir mit den Schmerzen zwar schwer, aber ein paar Dinge kann ich doch genießen“ oder „An manchen Tagen ist es schlimm, aber an anderen ist es deutlich besser.“ So können allmählich auch die Hilflosigkeit, die Ängste und die depressive Stimmung der Patienten verringert werden. Strategien zur Lenkung der Aufmerksamkeit können dazu beitragen, die Schmerzen weniger stark zu beachten und weniger negativ zu bewerten. Zum Beispiel lernen die Patienten bei einem Achtsamkeitstraining, das momentane körperliche Geschehen einfach zu beobachten, ohne es zu bewerten. Das kann zu einer gelasseneren Haltung gegenüber den Schmerzen beitragen. Auch ein Genusstraining hilft dabei, andere sensorische Reize als den Schmerz (zum Beispiel sanfte Berührungen oder schmackhafte Speisen) wieder stärker wahrzunehmen und zu genießen. Wichtig ist aber auch, die möglichen Funktionen des Schmerzes zu erkennen und zu verändern. So kann es sein, dass ein Patient mithilfe der Schmerzen Problemen aus dem Weg geht, die er anders nicht lösen kann - zum Beispiel vermeidet er so Konflikte. In der Therapie werden diese Zusammenhänge zunächst behutsam deutlich gemacht. Anschließend können die Patienten Problemlösestrategien einüben, mit denen sie die Probleme und Konflikte auf andere Weise lösen können. Bekommt ein Patient durch sein Schmerzverhalten bestimmte Vorteile (zum Beispiel besondere Zuwendung von Familienangehörigen oder Freunden), sollte auch dieses Verhalten verändert werden. Dabei ist es oft sinnvoll, die Bezugspersonen mit in die Therapie einzubeziehen. Schließlich sollen die Patienten auch ihr Verhalten, wegen ihrer Beschwerden immer wieder ärztliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, hinterfragen und verändern. Denn auch durch dieses Verhalten konzentrieren die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit auf die Schmerzen. Außerdem kommt es dadurch oft zu unnötigen Untersuchungen und Behandlungen, die die Schmerzsymptomatik aufrechterhalten können. Stattdessen sollen die Patienten lernen, selbstsicherer mit Arztbesuchen umzugehen und bewusst zu entscheiden, ob ein weiterer Arztbesuch oder eine weitere Untersuchung notwendig sind oder nicht. Auch eine unkontrollierte Einnahme von Schmerzmitteln soll in der Therapie hinterfragt und verändert werden.
- Schmerztagebuch: Um die Stärke, Dauer und Häufigkeit des Schmerzerlebens zu erfassen, werden häufig Schmerztagebücher eingesetzt. Darin kann auch festgehalten werden, wie oft der Patient welche Medikamente einnimmt und welche Tätigkeiten er im Lauf des Tages ausübt. So lassen sich mit der Zeit die Faktoren, die die Schmerzen auslösen oder aufrechterhalten (zum Beispiel bestimmte Aktivitäten oder soziale Situationen) gut erkennen.
Ziele der Schmerztherapie
Die Schmerztherapie verfolgt eine Reihe von Zielen, die darauf abzielen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern:
- Schmerzlinderung
- die Alltagstätigkeiten wiederaufnehmendie
- Arbeitsfähigkeit wiederherstellen und die Arbeitsaufnahme förderndie
- körperlichen Schwächen abbauendie
- Bewegungsangst verringerndas
- Risikoverhalten verändern - z.B.
tags: #neurologie #und #schmerztherapie #methoden