Werner Hacke: Ein Lebenslauf im Zeichen der Schlaganfallforschung und Neurologie

Professor Dr. Dr. Werner Hacke, ein weltweit anerkannter Neurologe und Schlaganfallforscher, hat maßgeblich die Entwicklung der Schlaganfallbehandlung in den letzten Jahrzehnten geprägt. Sein Lebenslauf ist eng mit den Fortschritten in der Neurologie und der Therapie schwerer ischämischer Schlaganfälle verbunden.

Frühe Jahre und akademische Ausbildung

Werner Hacke studierte von 1968 bis 1974 Psychologie und Medizin in Aachen. Nach seiner Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie im Jahr 1980 war er als Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik der RWTH Aachen tätig. Ein einjähriger Aufenthalt an der Scripps Clinic and Research Foundation in La Jolla/San Diego, USA, folgte 1986, bevor er 1987 den Ruf nach Heidelberg annahm und mit 39 Jahren die Leitung der Neurologischen Universitätsklinik übernahm.

Wirken in Heidelberg und Pionierarbeit in der Schlaganfallbehandlung

Am Universitätsklinikum Heidelberg richtete Professor Hacke 1998 eine spezielle Schlaganfallstation ein, die sich unter seiner Leitung mit 20 Betten und rund 900 Patienten pro Jahr zu einer der größten zertifizierten „Stroke Units“ Europas entwickelte. Patienten mit akutem Schlaganfall werden hier von einem speziell geschulten Behandlungsteam betreut, umfassende Diagnostik und Therapie stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Das komplexe Konzept trägt nachweislich dazu bei, Todesfälle und schwere Behinderungen nach Schlaganfall zu verhindern. Professor Hacke war seit 1995 maßgeblich an der Entwicklung und Einführung der Thrombolyse, der bisher einzigen zugelassenen medikamentösen Akut-Therapie des Schlaganfalls, beteiligt. Gemeinsame Studien der Neurologischen und der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg zeigten den Nutzen von Entlastungsoperationen nach schwerstem Schlaganfall: Patienten aller Altersstufen, die einen großen, oft tödlichen Schlaganfall durch Verschluss der mittleren Hirnarterie erlitten haben, können durch frühe Entfernung der Schädeldecke über dem betroffenen Hirngewebe den Schlaganfall überleben und haben gute Rehabilitationschancen.

Engagement in Fachgesellschaften und Ehrungen

Professor Hacke war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin sowie Gründungspräsident der Europäischen Schlaganfallorganisation (ESO). Für seine Pionierleistungen in der Schlaganfallbehandlung und in der neurologischen Intensivmedizin wurde Professor Hacke mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet. Er ist Ehrenmitglied verschiedener neurologischer Gesellschaften, u.a. in den Vereinigten Staaten, Russland, Frankreich und Österreich. Zudem erhielt er die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Hochschule in Tiflis, Georgien. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft haben Professor Hacke bei der diesjährigen 87. Jahrestagung in München ebenfalls die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Abschied aus Heidelberg und weitere Tätigkeiten

Zum 1. Oktober 2014 verabschiedete sich Professor Dr. Dr. h.c. Werner Hacke nach 27 Jahren als Ärztlicher Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg in den Ruhestand. Als Seniorprofessor blieb er der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg für weitere drei Jahre verbunden. In dieser Zeit widmete er sich vor allem wissenschaftlichen Arbeiten zur Therapie und Prophylaxe des Schlaganfalls und begleitete weiterhin klinische Studien. Daneben bereitete er die 14. Auflage des erfolgreichen Lehrbuchs „Neurologie“ vor.

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Festvortrag beim 1. Deutschen Schlaganfallkongress 2025

Am 4. September 2025 wird Professor Hacke als Festredner den 1. Deutschen Schlaganfallkongress in Berlin eröffnen. Sein Vortrag wird die Entwicklung der Behandlung des akuten Schlaganfalls der letzten 40 Jahre aufzeigen und die Leistung der Neurologie in Deutschland beleuchten. Der Titel seines Vortrags lautet „Good times - bad times: Der Weg zur Therapie schwerer ischämischer Schlaganfälle“.

Engagement für den Nachwuchs und internationale Projekte

Hacke war unter anderem damit beschäftigt, das Future-Leaders-Programm der Welt-Schlaganfallgesellschaft (WSO) mit aufzubauen und die ersten zwei Jahrgänge zu begleiten, wie auch die vor fünf Jahren gegründete englischsprachige Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) als Editor an den Start zu bringen. Auch begleitete er bis heute klinische Studien im Data-Monitoring- und Safety-Board.

Appell an die nächste Generation

Hacke wünscht sich eine Aufbruchstimmung, neue Ideen und Schlaganfall-Experten, die sich mit viel Elan in ihre Forschung stürzen und den Mut haben, sich international zu zeigen. Er rät jungen Menschen, sich Mentoren zu suchen und zu netzwerken, und bietet seine eigene Expertise als Mentor an.

Schlaganfallversorgung in Zeiten der Corona-Pandemie

Eine Studie unter Mitwirkung von Prof. Dr. Jens Eyding aus dem Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke hat gezeigt, dass die Zahl der Schlaganfallbehandlungen in deutschen Kliniken während der ersten Welle der Corona-Pandemie deutlich gesunken ist. Offenbar aus Angst vor einer Infektion wurden Betroffene nicht oder zu spät vorstellig, und die Schlaganfallsterblichkeit nahm zu. Die Studie betonte, dass die gebotene Vorsicht in Zeiten einer Pandemie nicht dazu führen sollte, dass bei akuten Beschwerden keine medizinische Hilfe aufgesucht wird.

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