Neurologische Ausfälle durch Wirbelsäulenerkrankungen: Ursachen und Behandlung

Neurologische Ausfälle, die auf Erkrankungen der Wirbelsäule zurückzuführen sind, können eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Diese Ausfälle entstehen durch Schädigung von Nervenstrukturen im Bereich der Wirbelsäule. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von neurologischen Ausfällen, die durch Wirbelsäulenerkrankungen verursacht werden.

Aufbau und Funktion der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule ist ein komplexes Gebilde, das aus Wirbelkörpern, Bandscheiben, Wirbelgelenken und Bändern besteht. Sie trägt die Hauptlast des Körpers und ermöglicht gleichzeitig eine hohe Beweglichkeit. Das Rückenmark, geschützt durch die Rückenmarkshäute, verläuft im Spinalkanal, der von den Wirbeln gebildet wird. Seitlich treten die Spinalnerven durch Öffnungen (Foramina) aus dem Spinalkanal aus und versorgen bestimmte Körperbereiche oder Gliedmaßen. Eine Schädigung dieser Strukturen kann zu neurologischen Ausfällen führen.

Ursachen neurologischer Ausfälle durch Wirbelsäulenerkrankungen

Verschiedene Erkrankungen der Wirbelsäule können neurologische Ausfälle verursachen. Dazu gehören:

  • Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Spinalkanals, in dem das Rückenmark verläuft, kann zu Druck auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln führen. Ursachen sind vor allem degenerative Prozesse wie Knochenanbauten oder verdickte Bänder.
  • Bandscheibenvorfall: Das Austreten von Bandscheibengewebe kann auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark drücken und so neurologische Ausfälle verursachen.
  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis): Eine Überbeweglichkeit von Wirbelkörpern kann zu einer Einengung des Spinalkanals und damit zu neurologischen Ausfällen führen.
  • Foraminalstenose: Eine Einengung der Nervenaustrittsstellen (Neuroforamina) aus dem Spinalkanal kann die Nervenwurzeln komprimieren.
  • Entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen: Infektionen (Spondylodiszitis) oder Autoimmunerkrankungen (rheumatoide Arthritis, Spondylitis ankylopoetica) können die Wirbelsäule und die Nervenstrukturen schädigen.
  • Neurogene Skoliose: Eine Skoliose, die durch neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen verursacht wird, kann ebenfalls zu neurologischen Ausfällen führen.
  • Tumoren und Verletzungen: Tumoren im Bereich der Wirbelsäule oder Verletzungen können das Rückenmark und die Nervenwurzeln schädigen.
  • Degenerative Veränderungen: Im Alter kommt es zu Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule, die zu neurologischen Ausfällen führen können (Spondylose, Osteochondrose, Spondylarthrose).

Symptome neurologischer Ausfälle

Die Symptome neurologischer Ausfälle sind vielfältig und hängen davon ab, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist und welche Nervenstrukturen geschädigt sind. Mögliche Symptome sind:

  • Schmerzen: Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Beine.
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Missempfindungen in den Gliedmaßen.
  • Muskelschwäche: Kraftverlust oder Lähmungen in Armen oder Beinen.
  • Koordinationsstörungen: Schwierigkeiten beim Gehen oder Halten des Gleichgewichts.
  • Blasen- und Darmstörungen: In schweren Fällen kann es zu Problemen mit der Kontrolle von Blase und Darm kommen.
  • Störungen der Feinmotorik: Schwierigkeiten beim Greifen kleiner Gegenstände oder Zuknöpfen von Kleidungsstücken (vor allem bei Stenosen im Halswirbelbereich).
  • Claudicatio spinalis: Belastungsabhängige Schmerzen in den Beinen, die sich beim Hinsetzen oder Vorbeugen bessern (typisch für lumbale Spinalkanalstenose).

Diagnostik neurologischer Ausfälle

Die Diagnose neurologischer Ausfälle erfordert eine sorgfältige Anamnese, eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung sowie bildgebende Verfahren.

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  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genaue Art, Lokalisation und Dauer der Beschwerden sowie Vorerkrankungen und Risikofaktoren.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die Reflexe, die Sensibilität und die Muskelkraft. Spezielle Tests wie der Lasègue-Test können Hinweise auf Nervenwurzelreizungen geben.
  • Neurologische Untersuchung: Diese Untersuchung dient dazu, die Funktion des Nervensystems zu beurteilen und die Höhe und Lage der Schädigung zu lokalisieren.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Röntgenaufnahmen: Sie können knöcherne Veränderungen wie Spondylophyten oder Wirbelgleiten darstellen.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist das wichtigste bildgebende Verfahren zur Beurteilung von Weichteilstrukturen wie Bandscheiben, Rückenmark und Nervenwurzeln. Sie kann Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen und Entzündungen sichtbar machen.
    • Computertomographie (CT): Die CT kann knöcherne Strukturen detaillierter darstellen als die Röntgenaufnahme und wird häufig zur Beurteilung von Frakturen oder knöchernen Stenosen eingesetzt.
    • Myelographie: Bei dieser Untersuchung wird Kontrastmittel in den Spinalkanal injiziert, um das Rückenmark und die Nervenwurzeln darzustellen. Sie wird heute seltener eingesetzt, kann aber in bestimmten Fällen hilfreich sein.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektromyographie (EMG) und Neurographie können die Funktion der Nerven und Muskeln beurteilen und helfen, die Ursache der neurologischen Ausfälle zu identifizieren.

Behandlung neurologischer Ausfälle

Die Behandlung neurologischer Ausfälle richtet sich nach der Ursache, dem Schweregrad der Symptome und dem Allgemeinzustand des Patienten. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Funktion zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten. Sie umfasst in der Regel:

  • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen können bei akuten Schmerzen helfen. Bei chronischen Schmerzen können auch spezifische Schmerzmittel wie Opioide oder Antidepressiva eingesetzt werden.
  • Muskelrelaxantien: Diese Medikamente können Muskelverspannungen lösen und die Schmerzen lindern.
  • Physiotherapie: Spezielle Übungen sollen die Muskeln stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Körperhaltung korrigieren.
  • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann Muskelverspannungen lösen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
  • Manuelle Therapie: Diese Behandlung umfasst verschiedene Techniken, um Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern.
  • Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei Rückenschmerzen helfen kann.
  • Injektionen: Kortison oder Lokalanästhetika können in die Nähe der Nervenwurzeln oder Wirbelgelenke gespritzt werden, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren.
  • Korsett: In manchen Fällen kann ein Korsett die Wirbelsäule stabilisieren und Schmerzen lindern.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten und die Beschwerden verschlimmern.
  • Anpassung der Lebensweise: Vermeidung von Fehlbelastungen, regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken können helfen, die Beschwerden zu lindern.

Operative Behandlung

Eine Operation wird in Erwägung gezogen, wenn die konservative Behandlung nicht ausreichend hilft oder wenn neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Blasen- und Darmstörungen auftreten. Ziel der Operation ist es, den Druck auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln zu beseitigen und die Wirbelsäule zu stabilisieren. Es gibt verschiedene operative Verfahren, die je nach Ursache und Lokalisation der Beschwerden eingesetzt werden:

  • Dekompression: Bei einer Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall wird der Spinalkanal erweitert oder das Bandscheibengewebe entfernt, um den Druck auf die Nervenstrukturen zu reduzieren.
  • Stabilisierung: Bei Wirbelgleiten oder Instabilität der Wirbelsäule können die Wirbelkörper miteinander versteift werden, um die Stabilität wiederherzustellen.
  • Korrektur von Skoliosen: Bei neurogenen Skoliosen kann eine operative Korrektur der Wirbelsäule erforderlich sein, um die Krümmung zu reduzieren und die neurologischen Ausfälle zu verbessern.
  • Entfernung von Tumoren: Tumoren im Bereich der Wirbelsäule müssen in der Regel operativ entfernt werden, um das Rückenmark und die Nervenwurzeln zu entlasten.

Die Wahl des geeigneten Operationsverfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab und muss individuell entschieden werden.

Prävention neurologischer Ausfälle

Einige Maßnahmen können helfen, neurologischen Ausfällen durch Wirbelsäulenerkrankungen vorzubeugen:

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  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung stärkt die Rückenmuskulatur und hält die Wirbelsäule beweglich.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Ein ergonomischer Arbeitsplatz kann Fehlbelastungen der Wirbelsäule vermeiden.
  • Gewichtsmanagement: Übergewicht belastet die Wirbelsäule und kann degenerative Veränderungen fördern.
  • Vermeidung von Fehlbelastungen: Heben Sie schwere Gegenstände richtig und vermeiden Sie einseitige Belastungen.
  • Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D ist wichtig für die Knochengesundheit.
  • Rauchverzicht: Rauchen kann die Durchblutung der Bandscheiben beeinträchtigen und degenerative Veränderungen fördern.

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