Neurologische Erkrankungen beim Chihuahua: Ursachen, Symptome und Behandlungen

Der Chihuahua, die kleinste Hunderasse der Welt, ist trotz seiner geringen Größe anfällig für eine Reihe neurologischer Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankungen, um Hundehaltern zu helfen, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer kleinen Begleiter zu gewährleisten.

Rassetypische Anfälligkeiten des Chihuahuas

Der Chihuahua ist ein kompakter Hund mit einem runden, apfelförmigen Schädel und einem kurzen Fang. Diese Merkmale, die dem Rassestandard entsprechen, können jedoch auch zu bestimmten gesundheitlichen Problemen führen.

Patellaluxation

Chihuahuas haben ein erhöhtes Risiko für Patellaluxationen, bei denen sich die Kniescheibe aus ihrer normalen Position im Oberschenkelknochen verschiebt. Studien haben gezeigt, dass Chihuahuas ein 2,8- bis 8,9-fach erhöhtes Risiko für diese Erkrankung haben, mit einer Prävalenz von bis zu 23 %. Die Patellaluxation ist eine Entwicklungskrankheit, die sich im Laufe der frühen Lebensjahre manifestiert und durch ein Zusammenspiel genetischer und umweltbedingter Faktoren verursacht wird. Die Symptome können von asymptomatisch (Grad 1) bis hin zu Lahmheit, Hüpfen und Schmerzen (Grad 2-4) reichen. In schwereren Fällen strecken die Hunde die Gliedmaße typischerweise nach hinten, damit die Patella wieder in ihre normale Position zurückkehren kann.

Mitralklappenerkrankung

Eine weitere Prädisposition bei Chihuahuas ist die Mitralklappenerkrankung, bei der die Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer nicht mehr richtig schließt. Die Prävalenz liegt zwischen 2,2 % und 2,5 %. Diese Erkrankung führt zu einer Beeinträchtigung des Schlagvolumens und einer Volumenüberlastung des Herzens, was schließlich zu Husten und Atemnot führen kann.

Chiari-ähnliche Malformation und Syringomyelie

Chihuahuas haben ein 7,4-fach erhöhtes Risiko für Chiari-ähnliche Malformation (CAM) und Syringomyelie (SM). Die CAM ist durch Veränderungen des Schädels und der darin befindlichen Strukturen gekennzeichnet, die zu einer Verengung im Bereich des Hinterhauptlochs führen können. Dies kann zu einer Herniation des Kleinhirns und einer Kompression des Gehirns und Rückenmarks führen. Die SM ist eine häufige Folge der CAM, bei der sich mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume im Rückenmark bilden, die Druck auf das Rückenmark ausüben können. Symptome können anhaltende Kratzepisoden, Gesichtsreiben, Wirbelsäulenschmerzen, Hyperästhesie, Vokalisation und Gangabweichungen sein.

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Augenerkrankungen

Chihuahuas haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene Augenerkrankungen, darunter Katarakt, ulcerative Keratitis und progressive Retinaatrophie (PRA).

  • Katarakt: Chihuahuas haben eine erhöhte Prävalenz für primären Katarakt, insbesondere im Alter von 10 bis 15 Jahren.
  • Ulcerative Keratitis: Chihuahuas gehören zu den am häufigsten von ulcerativer Keratitis betroffenen Hunderassen. Unterschiede in der Lidspaltenbreite und der Schädelform könnten Auswirkungen auf die Gesundheit der Augenoberfläche haben.
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): Die PRA ist eine degenerative Erkrankung der Sehzellen der Netzhaut, die bis zur Erblindung fortschreitet. Beim Chihuahua tritt häufig die späte Form der PRA auf, die klinisch erst im Alter von 3 bis 6 Jahren oder älter erkannt wird.

Brachycephalie

Obwohl eine Airorhynchie (aufgebogene Schnauze) bei Chihuahuas nicht typisch ist, gehören sie mit 22,91 % zu den häufigsten brachycephalen Rassen in Großbritannien. Die Brachycephalie, die durch einen kurzen und runden Schädel mit einer flachen Schnauze und kurzer Nase gekennzeichnet ist, kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, darunter das Brachycephale Obstruktive Atemwegssyndrom (BOAS).

Neurologische Symptome und ihre vielfältigen Ursachen

Neurologische Symptome bei Hunden können vielfältig sein und nicht immer auf eine Erkrankung des Nervensystems selbst zurückzuführen sein. Orthopädische, kardiologische und metabolische Probleme können ähnliche Erscheinungsbilder verursachen.

Mögliche neurologische Symptome

  • Veränderungen des Bewusstseins (Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Koma)
  • Desorientierung
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Schmerzäußerung
  • Stolpern oder Lahmheit
  • Im Kreis laufen
  • Herunterhängen von Ohr oder Lippe
  • Schluck- oder Sehstörungen
  • Krampfhafte Anfälle

Ursachenforschung: Die Bedeutung der Anamnese

Aufgrund der vielfältigen Ursachen neurologischer Symptome ist die Anamnese besonders wichtig. Rassespezifische Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle beim Dackel oder Epilepsie beim Golden Retriever können Hinweise liefern. Informationen über Erkrankungen bei Eltern oder Wurfgeschwistern sind ebenfalls relevant. Wichtig sind auch der Beginn, das Aussehen und die Entwicklung der Symptomatik.

Diagnostische Schritte

  1. Allgemeine Untersuchung: Feststellung, ob die Erkrankung nur einen bestimmten Bereich betrifft oder den ganzen Körper.
  2. Blutuntersuchung: Ausschluss von Nährstoffmängeln, Vergiftungen und sekundären Folgeerkrankungen.
  3. Ultraschalluntersuchung: Ausschluss anderer Erkrankungen.
  4. Neurologische Untersuchung: Feststellung, welcher Teil des Nervensystems betroffen ist (Gehirn, Rückenmark, Nervenbahnen).
  5. Neurologische Tests: Prüfung von Reflexen, Reaktion auf Geräusche und Gerüche, Schluck- und Pupillenreflex.
  6. Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor): Rückschlüsse auf Entzündungen, Infektionen, Traumata oder metabolische Erkrankungen.

Polyneuropathie beim Hund: Ein umfassender Überblick

Polyneuropathie ist eine ernsthafte Erkrankung des Nervensystems, die mehrere periphere Nerven beeinflusst und zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann.

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Symptome der Polyneuropathie

  • Allgemeine Muskelschwäche, insbesondere in den Hinterbeinen
  • Schwankender, unsicherer Gang
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen oder in einer geraden Linie zu laufen
  • Beweglichkeitseinschränkungen
  • Verändertes Bellen oder Jaulen
  • Atemprobleme
  • Zittern und Koordinationsverlust
  • Muskelatrophie
  • Sensibilitätsstörungen

Ursachen der Polyneuropathie

  • Genetische Prädisposition
  • Metabolische Störungen (z.B. Diabetes)
  • Infektionen und Entzündungen
  • Toxische Exposition
  • Ernährungsmängel (insbesondere Vitamin B-Mangel)
  • Immunvermittelte Prozesse

Betroffene Nerventypen

  • Sensorische Nerven: Führen zu Gefühlsstörungen oder Taubheit.
  • Motorische Nerven: Führen zu Muskelschwäche oder -lähmungen.
  • Autonome Nerven: Führen zu Atemproblemen und Verdauungsstörungen.

Hunderassen mit erhöhtem Risiko

  • Alaskan Malamute
  • Berner Sennenhund
  • Boxer
  • Dobermann
  • Corgis
  • Deutsche Schäferhunde

Diagnose der Polyneuropathie

  • Anamnese
  • Klinische Untersuchung
  • Neurologische Tests
  • Bildgebende Verfahren
  • Elektrodiagnostische Tests (EMG, NLG)
  • Muskel- und Nervenbiopsien
  • Genetische Tests
  • Ausschlussdiagnostik
  • Lumbalpunktion

Differentialdiagnostik der Polyneuropathie

  • Degenerative Myelopathie
  • Bandscheibenvorfall
  • Infektiöse Krankheiten (z.B. Lyme-Borreliose, Anaplasmose)
  • Toxinexposition
  • Endokrine Erkrankungen (z.B. Hypothyreose)
  • Ernährungsbedingte Defizite
  • Erbliche Myopathien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Neoplasien
  • Idiopathische Neuropathien

Behandlungsmethoden der Polyneuropathie

Die Behandlung richtet sich nach den betroffenen Nerventypen und dem Schweregrad der Erkrankung.

  • Sensorische Nerven: Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie.
  • Motorische Nerven: Physiotherapie, Ergotherapie.
  • Autonome Nerven: Medikamentöse Therapie, unterstützende Maßnahmen.

Vorbeugung von Polyneuropathie

  • Ausgewogene Ernährung mit ausreichend B-Vitaminen und Antioxidantien
  • Regelmäßige tierärztliche Kontrollen
  • Vermeidung von Toxinen
  • Früherkennung und Behandlung von Stoffwechselerkrankungen

Vestibularsyndrom beim Hund

Das Vestibularsyndrom ist eine häufige neurologische Erkrankung bei Hunden, die auf einer Störung des Gleichgewichtssinns basiert.

Ursachen des Vestibularsyndroms

  • Zentrales Vestibularsyndrom: Läsionen, Gefäßveränderungen oder Durchblutungsstörungen im Gehirn oder Hirnstamm.
  • Peripheres Vestibularsyndrom: Schädigung oder Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, oft infolge einer Mittelohrentzündung.
    • Kongenitales Vestibularsyndrom: Erblich bedingte Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans.
    • Geriatrisches oder idiopathisches Vestibularsyndrom: Degenerative Prozesse im Innenohr, Medikamente, Vergiftungen, Stoffwechsel- und hormonelle Erkrankungen.

Symptome des Vestibularsyndroms

  • Orientierungslosigkeit
  • Schwanken
  • Kopfschiefhaltung
  • Schielen
  • Zittern
  • Inkontinenz

Diagnose des Vestibularsyndroms

  • Anamnese
  • Klinische Untersuchung
  • Otoskopie
  • Neurologische Tests
  • Bildgebende Verfahren (MRT, CT, Röntgen)
  • Bluttests

Therapie des Vestibularsyndroms

  • Behandlung der Symptome
  • Behandlung der Grunderkrankung
  • Unterstützende Maßnahmen zur Erleichterung des Alltags

Ataxie beim Hund

Ataxie ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Symptom neurologischer Störungen, das sich durch unkoordinierte Bewegungen äußert.

Ursachen der Ataxie

  • Hereditäre Ataxie: Genetische Defekte.
  • Zerebrale Ataxie: Degenerative Veränderung im Kleinhirn.
  • Sensorische Ataxie: Störung der Tiefensensibilität im Rückenmark oder in den peripheren Nerven.
  • Vestibuläre Ataxie: Störung des Gleichgewichtssystems im Innenohr oder im Hirnstamm.

Diagnose der Ataxie

  • Beobachtung des Hundes und Beurteilung seines Ganges
  • Neurologische Tests
  • Röntgenbilder mit Kontrastmittel
  • CT oder MRT
  • Blutuntersuchung
  • Gentest

Therapie der Ataxie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und Form der Erkrankung.

  • Medikamentöse Therapie
  • Chirurgischer Eingriff
  • Physiotherapie
  • Schmerzmanagement

Epilepsie beim Hund

Epilepsie ist die häufigste chronische neurologische Erkrankung bei Hunden.

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Ursachen der Epilepsie

  • Idiopathische Epilepsie: Keine sichtbaren Veränderungen am Gehirn, vermutlich genetische Veranlagung.
  • Andere mögliche Ursachen: Hirntumore, Entzündungen, Stoffwechselstörungen, Vergiftungen.

Symptome der Epilepsie

  • Unkontrollierte Muskelzuckungen
  • Bewusstseinsverlust
  • Unkontrolliertes Verhalten

Diagnose der Epilepsie

  • Ausschlussdiagnose: Andere mögliche Ursachen müssen ausgeschlossen werden.

Therapie der Epilepsie

  • Medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika (Phenobarbital, Imepitoin, Kaliumbromid, Diazepam)

Weitere neurologische Erkrankungen beim Hund

  • Bandscheibenvorfall: Druck der Bandscheibe auf das Rückenmark.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Schädigung des Gehirns durch einen Unfall.
  • Virusinfektionen: Tollwut, FSME, Aujeszky.
  • Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis: Entzündung der Hirnhäute und Arterien.
  • Bakterielle oder pilzbedingte Entzündung der Wirbelsäule.
  • Tumoren im Rücken- oder Nackenbereich.
  • FCE (Fibrocartilaginöse Embolie): Verstopfung eines Blutgefäßes im Rückenmark durch Bandscheibenmaterial.
  • ANNPE (Akute nicht-progressive Nucleus Pulposus Extrusion): Bandscheibenmaterial wird mit hoher Geschwindigkeit gegen das Rückenmark geschleudert.
  • Polyradikuloneuritis: Entzündung der Nervenwurzeln.
  • Myasthenia gravis: Störung der Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel.
  • Endokrine Ursachen: Hypothyreose, Morbus Addison.
  • Elektrolytverschiebungen: Ungleichgewichte bei Kalium, Natrium oder Kalzium.
  • Diabetes mellitus: Diabetische Polyneuropathie.

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