Neurologische Untersuchung der Augen: Methoden und Verfahren

Eine neurologische Untersuchung der Augen umfasst verschiedene Methoden, um die Gesundheit des Auges und seine Verbindung zum Nervensystem zu beurteilen. Solche Untersuchungen sind wichtig bei plötzlichen Sehstörungen, Augenbeschwerden oder Verletzungen. Regelmäßige Kontrollen sind besonders für Personen mit einem erhöhten Risiko für Augenkrankheiten ratsam.

Ablauf einer augenärztlichen Untersuchung

Die Untersuchung beim Augenarzt folgt in der Regel einem ähnlichen Muster. Zunächst wird ein Gespräch geführt, in dem der Patient aktuelle Beschwerden wie Schmerzen oder Sehprobleme schildert. Dabei sind Details wie die Dauer der Beschwerden, ihr plötzliches oder allmähliches Auftreten und ob ein oder beide Augen betroffen sind, von Bedeutung. Bei Schmerzen ist es wichtig, die genaue Lokalisation (Oberfläche, Tiefe, bei Bewegung) und Ausstrahlung (Stirn, Schläfe) zu beschreiben.

Weitere wichtige Informationen umfassen das Tragen von Brillen oder Kontaktlinsen, bekannte Augenerkrankungen und der Einfluss anderer Erkrankungen wie Diabetes auf die Augengesundheit. Auch familiäre Vorbelastungen mit Augenerkrankungen wie Grünem Star (Glaukom) werden erfragt.

Visuelle Inspektion und Anamnese

Die Untersuchung beginnt mit der Beurteilung der äußeren Augenstrukturen. Der Arzt achtet auf Auffälligkeiten wie entzündete Lider, Verletzungen oder Unterschiede zwischen beiden Augen. Auch die Bindehaut wird auf Rötungen oder Entzündungen geprüft.

Anschließend erfolgt die Überprüfung des Sehvermögens jedes Auges mit Sehtests und verschiedenen Geräten. Mit einer Spaltlampe werden die vorderen Augenabschnitte stark vergrößert betrachtet, und mit einer zusätzlichen Lupe kann der Arzt auch in das Auge hineinschauen. Der Augeninnendruck wird ebenfalls gemessen. Vor bestimmten Untersuchungen werden die Pupillen mit Augentropfen erweitert.

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Methoden zur Sehschärfenprüfung

Sehtest

Mit einem Sehtest wird die Sehschärfe gemessen, also wie gut zwei Punkte in einer bestimmten Entfernung als getrennt wahrgenommen werden können. Ein Auge wird abgedeckt, und die Sehschärfe ergibt sich aus den Zeichen, die aus fünf Metern Entfernung noch erkannt werden. Zusätzlich kann die Sehschärfe mit Lesetafeln geprüft werden, von denen man aus etwa 30 Zentimetern Entfernung Texte in verschiedenen Schriftgrößen ablesen soll. Brillenträger wiederholen die Tests mit ihrer Sehhilfe. Bei kleinen Kindern oder Personen, die sich nicht mitteilen können, kommen alternative Methoden zum Einsatz.

Refraktionsbestimmung

Um festzustellen, ob eine Brille benötigt wird und welche Stärke erforderlich ist, wird die Brechkraft (Refraktion) des Auges überprüft. Dies kann mit speziellen Apparaten wie einem Autorefraktometer erfolgen, der die Brechkraft anhand der Reflexion eines Bildes im Auge berechnet. Eine andere Methode ist die Schattenprobe (Skiaskopie), bei der der Arzt mit einem Skiaskop einen Lichtstrahl über die Pupille bewegt und anhand der Bewegung des Lichtstrahls im Auge die Brechkraft bestimmt. Abschließend erfolgt meist ein Sehtest mit verschiedenen Korrekturgläsern, um die optimale Stärke zu ermitteln.

Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie)

Das Gesichtsfeld, also der Bereich, den man sieht, ohne das Auge zu bewegen, wird mit einem Perimeter geprüft. Dabei schaut der Patient in eine Halbkugel und fixiert einen Punkt in der Mitte. Lichtpunkte an verschiedenen Stellen der Wand leuchten auf, und der Patient drückt eine Taste, wenn er das Licht wahrnimmt. Diese Untersuchung dient dazu, Störungen des Gesichtsfelds zu erkennen, die durch Schädigungen der Netzhaut, des Sehnervs oder neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall verursacht sein können.

Weitere Untersuchungen zur Beurteilung des Sehvermögens

Farbsehen

Tests zum Farbsehen, bei denen auf bunten Farbtafeln Zahlen oder Buchstaben erkannt werden sollen, können durchgeführt werden.

Augenbeweglichkeit

Die Augenbeweglichkeit wird untersucht, indem der Patient mit dem Blick einem sich bewegenden Objekt folgt, während der Kopf stillgehalten wird. Die Stellung der Augen zueinander kann beurteilt werden, indem jeweils ein Auge abgedeckt wird und der Arzt beobachtet, ob sich das andere Auge bewegt. Dieser Test ist wichtig, um Schielen im Kindesalter festzustellen.

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Pupillenreaktion

Die Pupillenreaktion wird geprüft, indem die Augen mit hellem Licht beleuchtet werden und die Reaktion der Pupillen beobachtet wird.

Untersuchung mit der Spaltlampe

Die Spaltlampe ermöglicht es dem Arzt, das Auge stark vergrößert zu betrachten. Sie leuchtet mit einem schmalen, scharf begrenzten Lichtstrahl in das Auge hinein, wodurch Details des vorderen Augenabschnitts, wie die Hornhautschichten, gut erkennbar sind. Mit einer zusätzlichen Lupe kann der Arzt auch bis zum hinteren Augenabschnitt, beispielsweise zur Netzhaut, sehen. Moderne Spaltlampen verfügen zudem über ein Gerät zur Messung des Augeninnendrucks.

Augenspiegelung (Ophthalmoskopie, Funduskopie)

Mit einem Augenspiegel kann der Arzt durch die Pupille hindurch auf den Augenhintergrund schauen und die Netzhaut, den Sehnerv, die Blutgefäße und die Aderhaut untersuchen. Vor der Augenspiegelung werden die Pupillen mit Augentropfen geweitet.

Bei der direkten Augenspiegelung führt der Arzt das Gerät nah ans Auge heran und leuchtet direkt hinein. Dadurch sieht er einen kleinen Ausschnitt des Augenhintergrunds wie durch eine starke Lupe. Besonders gut lässt sich dadurch die Mitte des Augenhintergrunds mit dem Sehnerv, den eintretenden Blutgefäßen und dem gelben Fleck (Makula) beurteilen.

Bei der indirekten Spiegelung wird eine Lupe mit Lichtquelle verwendet und das Auge aus etwa 60 Zentimetern Entfernung untersucht. Der Arzt sieht dabei einen größeren Bildausschnitt des Augenhintergrunds, was einen besseren Überblick und eine dreidimensionale Sicht ermöglicht. Die Untersuchung kann auch mit einer Spaltlampe kombiniert werden, wodurch das Netzhautbild stark vergrößert und besser beleuchtet wird. Mit dieser Untersuchung lassen sich beispielsweise eine Netzhautablösung oder Schäden am Sehnerv erkennen.

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Augeninnendruckmessung (Tonometrie)

Der Augeninnendruck wird in der Augenarztpraxis häufig gemessen, da er ein wichtiger Indikator für ein Glaukom (Grüner Star) sein kann. Das Auge produziert ständig Kammerwasser, das die Linse und Hornhaut mit Nährstoffen versorgt und das Wachstum von Bakterien hemmt. Das Gleichgewicht zwischen neuem und abfließendem Kammerwasser bestimmt den Augeninnendruck.

Als normaler Augeninnendruck gilt bei Erwachsenen ein Wert zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Es gibt verschiedene Verfahren zur Druckmessung:

Applanations-Tonometrie

Bei der Applanations-Tonometrie wird die Hornhaut zunächst mit Augentropfen betäubt. Danach wird ein kleiner Messkörper mit einem Durchmesser von etwa drei Millimetern mittig auf die Hornhaut aufgesetzt und drückt leicht auf das Auge. Gemessen wird der Druck, der nötig ist, um die Hornhaut darunter abzuflachen. Dieser entspricht dem Wert im Augeninneren.

Non-Contact-Tonometrie

Bei der Non-contact-Tonometrie wird der Druck mit einem kurzen Luftstoß auf die Hornhaut gemessen.

Weitere diagnostische Verfahren

Fluoreszenz-Angiografie

Bei der Fluoreszenz-Angiografie der Netzhaut wird eine Farbstofflösung in die Armvene gespritzt. Der Farbstoff verteilt sich in alle Gefäße, auch in die der Netzhaut. Über eine spezielle Kamera kann der Arzt dann Gefäßveränderungen im Auge beurteilen.

Optische Kohärenz-Tomografie (OCT)

Die optische Kohärenz-Tomografie (OCT) misst mit einem Laserlicht unter anderem die Netzhautdicke. Auch Flüssigkeitsansammlungen im Bereich der Netzhaut können so erkannt werden.

Ultraschalluntersuchungen

Verschiedene Ultraschalluntersuchungen am Auge sind möglich. Häufig wird der Ultraschallkopf außen auf das geschlossene Augenlid gesetzt. Manchmal ist es aber auch nötig, ihn direkt auf das Auge zu setzen, das zuvor mit Tropfen betäubt wurde. Durch Ultraschalluntersuchungen kann die Länge des Augapfels gemessen werden, beispielsweise vor Linsenoperationen bei Kurzsichtigkeit oder Grauem Star.

Neurologische Aspekte der Augenuntersuchung

Die neurologische Untersuchung der Augen ist besonders wichtig, um Störungen des Nervensystems zu erkennen, die sich auf das Sehvermögen auswirken können. Erkrankungen der Sehnerven oder von Sehzentren des Gehirns können zu schweren Sehstörungen bis hin zur Blindheit führen.

Neuro-ophthalmologische Untersuchung

In der Abklärung unklarer Sehstörungen bildet die Neuro-ophthalmologie eine wichtige Schnittstelle zwischen der Augenheilkunde und der Neurologie. Diese Spezialdisziplin befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Sehstörungen, die durch neurologische Erkrankungen verursacht werden.

Untersuchung von Augenbewegungsstörungen und Nystagmus

Augenbewegungsstörungen und Nystagmus (unwillkürliche, rhythmische Augenbewegungen) können auf neurologische Erkrankungen hinweisen. Eine systematische klinische Untersuchung der Augenbewegungen ermöglicht eine Differenzierung zwischen zentralen (im Gehirn) und peripheren (im Auge oder den Augenmuskeln) Störungen.

Klinische Bedeutung

Störungen der Augenbewegungen oder ein Nystagmus sind insbesondere bei Patienten mit Läsionen im Bereich des Hirnstamms oder Kleinhirns von topodiagnostischer Bedeutung. Dies gilt auch für Patienten mit Dreh- oder Schwankschwindel, verursacht zum Beispiel durch einen akuten einseitigen Labyrinthausfall, einen Hirnstamminfarkt oder Kleinhirnerkrankungen.

Untersuchungsgang

Die Untersuchung von Patienten mit Verdacht auf Nystagmus sollte wie folgt erfolgen:

  • In der Primärstellung (Blick geradeaus) mit der Frage nach einem Fixations- oder Spontannystagmus.
  • Im Seit-, Auf- und Abblick mit der Frage nach einem Blickrichtungsnystagmus oder einer Verstärkung/Abnahme der Intensität eines Fixations- oder Spontannystagmus.
  • In Seitlagerung des Patienten mit der Frage nach einem peripheren Lagerungsnystagmus oder einem seltenen zentralen Lage- oder Lagerungsnystagmus.
  • Mit dem Kopfschütteltest, bei dem der Patient den Kopf mit geschlossenen Augen schnell hin und her dreht.

Topografische Einteilung von Augenbewegungsstörungen

Augenbewegungsstörungen lassen sich topografisch in periphere und zentrale Formen einteilen:

  • Periphere Formen: Betreffen die äußeren und/oder inneren Augenmuskeln oder die Nerven, die diese Muskeln steuern (Nervus oculomotorius, trochlearis oder abducens).
  • Zentrale Formen: Sind Ausdruck von Funktionsstörungen von Hirnstamm, Kleinhirn oder anderen übergeordneten Zentren.

Zentrale Augenbewegungsstörungen lassen sich weiter unterteilen in:

  • Faszikuläre Läsionen
  • Nukleäre Läsionen
  • Supranukleäre Läsionen
  • Zerebelläre Störungen

Bedeutung der Augenbewegungsuntersuchung für die Diagnose

Die Art der Augenbewegungsstörung kann eine genaue topografisch-anatomische Diagnose im Bereich von Hirnstamm und Kleinhirn ermöglichen. Zum Beispiel sprechen isolierte Störungen horizontaler Sakkaden für eine pontine Läsion, isolierte vertikale Sakkadenstörungen für eine mesenzephale Läsion. Ein rein vertikaler Blickrichtungsnystagmus beruht auf einer mesenzephalen Läsion, ein rein horizontaler auf einer ponto-medullären Läsion.

Weitere neurologische Untersuchungsmethoden

Neben der neuro-ophthalmologischen Untersuchung gibt es weitere neurologische Untersuchungsmethoden, die bei unklaren Sehstörungen eingesetzt werden können:

  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen einen Einblick in das Gehirn und die Strukturen von Rückenmark, Nervenwurzeln, Nervengeflechten und Muskulatur.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Elektroenzephalografie (EEG): Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns.
    • Elektromyographie (EMG): Untersuchung der Muskelaktivität.
    • Evozierte Potentiale (VEP, AEP, SSEP, MEP): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und der Funktion verschiedener sensorischer und motorischer Bahnen.
  • Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße: Farb-Duplex-Ultraschall zur Darstellung der Durchblutung der Halsschlagader.
  • Liquoruntersuchung: Analyse des Nervenwassers zur Diagnose von Entzündungen oder anderen Erkrankungen des Nervensystems.

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