Orthopädie und Neurologie spielen in der täglichen tierärztlichen Praxis eine große Rolle. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über neurologische Untersuchungen bei Katzen, einschließlich des Ablaufs, der Diagnosemethoden und der Behandlungsmöglichkeiten.
Einführung
Die neurologische Untersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der tierärztlichen Diagnostik, insbesondere bei Katzen mit Verdacht auf Erkrankungen des Nervensystems. Erkrankungen des Nervensystems können genetisch bedingt sein, durch Traumata oder Infektionen ausgelöst werden oder die Folge degenerativer Prozesse im Alter sein. Die Diagnose ist oft aufwendig, und manche Krankheitsbilder lassen sich in der Praxis diagnostizieren, während für andere spezielle Diagnosemaßnahmen wie ein MRT erforderlich sind.
Ablauf der neurologischen Untersuchung
Der neurologische Untersuchungsgang wird an die allgemeine klinische Untersuchung angeschlossen, wenn sich im Vorbericht oder bei der Erstuntersuchung des Tieres Hinweise für Störungen im Nervensystem ergeben haben. Mithilfe dieser speziellen Untersuchung versucht der Tierarzt die Lokalisation für das Problem im Gehirn, Rückenmark oder in den davon wegziehenden Nerven zu finden.
Verhaltensbeurteilung
Hier wird darauf geachtet, wie sich die Katze in gewohnter (Zuhause) und in ungewohnter (beim Tierarzt) Umgebung verhält. Abnormales Verhalten kann sich bei Katzen z. B. in Aggressivität, Teilnahmslosigkeit oder Desorientierung äußern.
Körperhaltung und Gangbildanalyse
Der Tierarzt achtet auf die Kopfhaltung und Rückenlinie der Katze. Bei der Beurteilung des Ganges wird das Tier in verschiedenen Gangarten dem Tierarzt vorgeführt. Gangschwierigkeiten können durch Schmerzen, Taubheit in den Gliedmaßen oder Koordinationsschwierigkeiten bedingt sein.
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- Beobachtung des Gangs: Der Tierarzt achtet auf Anzeichen von Lahmheit, Ataxie (unkoordinierte Bewegungen) oder Steifheit.
- Körperhaltung: Auffälligkeiten wie Kopfschiefhaltung oder eine gekrümmte Rückenlinie können auf neurologische Probleme hinweisen.
Untersuchung der Kopfnerven
Als Kopfnerven werden jene Nerven bezeichnet, die im Hirn entspringen. Der Seh- und der Riechnerv, sowie jener für den Geschmackssinn sind Beispiele für Hirnnerven. Insgesamt sind es zwölf an der Zahl. Durch spezielle Tests überprüft der Tierarzt die Funktion der einzelnen Nerven, denen jeweils eine besondere Funktion im Körper zugeschrieben wird.
- Sehvermögen: Überprüfung der Pupillenreaktion und der Fähigkeit, Objekte zu verfolgen.
- Hörvermögen: Reaktion auf Geräusche.
- Geruchssinn: Reaktion auf Futter oder andere Gerüche.
- Gesichtsnerven: Überprüfung der Gesichtsmuskulatur und der Sensibilität im Gesichtsbereich.
- Schluckreflex: Testen des Schluckreflexes.
Überprüfung der Halte- und Stellreaktionen
Normale Halte- und Stellreaktionen ermöglichen dem Tier in korrekter Position zu verharren und die Bewegungsabläufe zu koordinieren. Mit den Halte- und Stellreaktionen wird überprüft, ob die Information über die Position der vier Gliedmaßen (Propriozeption) unbeschädigt ist. Dazu muss das Tier z. B. mit den Füßen nach unten auf einer Oberfläche stehen.
Reflexprüfung
Durch den Schlag mit einem Reflexhammer auf die Sehne, die einen Muskelbauch mit dem Knochen verbindet, kommt es durch die Weiterleitung von Nervenimpulsen zu einem Anspannen des Muskels. Die spinalen Reflexe sind jene Reflexe, die im Rückenmark umgeschaltet werden. Ein Reflex ist an sich eine unbewusste Antwort des Körpers auf einen auslösenden Reiz. Bei neurologischen Störungen kann die Reaktion abgeschwächt sein, ganz ausfallen oder auch extremer als normal sein.
Schmerzempfindung
Schmerz hat für das Befinden der Katze eine elementare Bedeutung und eine schützende Funktion als Frühwarnsystem zur Vermeidung von Schäden. Wie schmerzhaft ein Reiz für ein Tier ist, kann nicht beurteilt werden, da dies eine subjektive Empfindung ist. Dieser Teil der Untersuchung kann auch als Test der Schmerzreaktion bezeichnet werden, da hierbei das oberflächliche und tiefe Schmerzempfinden geprüft wird. Dabei wird zunächst die Sensibilität der Haut getestet. Eine Reaktion kann auf Schmerz, Druck oder Temperatur erfolgen. Wenn dies keine verdächtigen Befunde aufweist, werden meistens keine weiteren Schmerzreaktionen untersucht. Hat Ihr Vierbeiner hierbei jedoch keine Reaktion gezeigt, wird etwas kräftiger in die Haut oder auch mit einer Klemme in die Krallengelenke gekniffen.
Weiterführende Diagnostik
Nach der neurologischen Untersuchung und Eingrenzung der verschiedenen Diagnosemöglichkeiten werden bei Bedarf weitere Untersuchungen angeschlossen. Das sind vordergründig Blut- und Hirnflüssigkeitsuntersuchungen, bildgebende Verfahren oder die Überprüfung der Leitungsfähigkeiten von nervalen Impulsen über die Elektrodiagnostik (z. B. EEG).
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Blutuntersuchung
Um zum Beispiel einen Nährstoffmangel oder eine Vergiftung als Ursache sowie sekundäre Folgeerkrankungen auszuschließen, wird zusätzlich zu der eigentlichen neurologischen Untersuchung möglicherweise eine Blutuntersuchung gemacht.
Ultraschalluntersuchung
Auch eine Ultraschalluntersuchung kann sinnvoll sein, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor)
Die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit wird häufig nur von Spezialisten (Neurologinnen und Neurologen) durchgeführt. Der Liquor wird mit einer langen Nadel aus dem Rückenmark entnommen und dessen Aussehen beurteilt sowie die enthaltenden Zellen bestimmt und gezählt. So können Rückschlüsse vor allem auf Entzündungen und Infektionen, aber auch auf Traumata oder metabolische Erkrankungen gezogen werden.
Bildgebende Verfahren
- Röntgen: Kann hilfreich sein, um Knochenverletzungen oder andere strukturelle Veränderungen zu erkennen.
- Computertomographie (CT): Bietet detailliertere Bilder als Röntgenaufnahmen und kann bei der Diagnose von Tumoren oder anderen Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks hilfreich sein. Die Computertomografie (CT)Die Computertomografie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, das mithilfe von Röntgenstrahlen und Computertechnologie Querschnittsbilder des Körpers erzeugt. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Knochen, Organen und anderen Strukturen und wird zur Diagnose von Verletzungen, Erkrankungen und zur Planung medizinischer Eingriffe verwendet. ist eine Alternative, hat jedoch Einschränkungen bei der Darstellung frischer ischämischer Infarkte.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Gilt als Goldstandard für die Beurteilung von Weichteilen wie Gehirn und Rückenmark. Sie ermöglicht die Erkennung von Entzündungen, Tumoren, Bandscheibenvorfällen und anderen neurologischen Erkrankungen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) gilt als Goldstandard, da sie sowohl ischämische als auch hämorrhagische Läsionen mit hoher Sensitivität darstellen kann.
Häufige neurologische Erkrankungen bei Katzen
Spondylose
Viele Katzenbesitzer bemerken, dass ihr geliebter Vierbeiner im Alter ruhiger wird und sich weniger bewegt. Oft wird dies als normaler Teil des Alterungsprozesses abgetan. Doch hinter der nachlassenden Aktivität kann sich eine schmerzhafte degenerative Erkrankung der Wirbelsäule verbergen: die Spondylose bei Katzen. Glücklicherweise gibt es heute neben den klassischen Behandlungsmethoden innovative Ansätze, die gezielt Schmerzen lindern und die Beweglichkeit wiederherstellen können. Spondylose, auch Spondylosis deformans genannt, ist eine degenerative, nicht-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule. Dabei bilden sich knöcherne Auswüchse, sogenannte Osteophyten, an den Rändern der Wirbelkörper. Die Spondylose bei Katzen ist eine chronische Erkrankung, die sich langsam über Jahre entwickelt. Sie ist im Grunde eine Reaktion des Körpers auf Instabilität in der Wirbelsäule. Der Organismus versucht, die betroffenen Wirbelsäulenabschnitte durch die Bildung von Knochenspornen zu stabilisieren und zu überbrücken. Es handelt sich um einen Verschleißprozess, der besonders bei älteren Tieren auftritt.
Ursachen und Risikofaktoren
Die primäre Ursache ist der altersbedingte Verschleiß der Bandscheiben und Bänder der Wirbelsäule. Dieser natürliche Alterungsprozess führt zu Mikrobewegungen zwischen den Wirbeln, die der Körper als Instabilität wahrnimmt. Weitere Faktoren können wiederholte Mikrotraumata durch Sprünge oder abrupte Bewegungen über viele Jahre sein. Der größte Risikofaktor ist das Alter. Studien zeigen, dass Spondylose bei Katzen typischerweise ab einem Alter von etwa 10 Jahren auftritt und die Häufigkeit mit jedem weiteren Lebensjahr zunimmt. Übergewicht (Adipositas) ist ein weiterer wesentlicher Risikofaktor, da das zusätzliche Gewicht die Wirbelsäule permanent stärker belastet und den Verschleißprozess beschleunigt. Es ist wichtig, die Spondylose von der Spondylarthrose zu unterscheiden. Während sich die Spondylose auf die Bildung von Knochenbrücken zwischen den Wirbelkörpern bezieht, betrifft die Spondylarthrose die kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke). Die Arthrose in diesen Gelenken ist ein entzündlicher Prozess, der ebenfalls zu Schmerzen und Steifheit führt. Beide Erkrankungen können gleichzeitig auftreten.
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Symptome
Katzen sind wahre Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Dies ist ein Überlebensinstinkt, der es in der Wildnis verhindert, als schwaches Beutetier wahrgenommen zu werden. Daher sind die Anzeichen einer Spondylose oft subtil und werden von Besitzern leicht übersehen oder als normale Alterserscheinung fehlinterpretiert. Die Symptome hängen stark davon ab, in welchem Bereich der Wirbelsäule die knöchernen Veränderungen auftreten und ob sie auf Nervenstrukturen drücken. Achten Sie auf feine Signale: Zögert Ihre Katze, bevor sie auf das Sofa springt? Zuckt sie zusammen oder miaut sie, wenn Sie sie am Rücken streicheln? Manche Katzen entwickeln eine Abneigung gegen Berührungen in bestimmten Bereichen. Andere wiederum putzen eine schmerzhafte Stelle exzessiv (übermäßiges Lecken). Das auffälligste Symptom ist oft eine sichtbare Steifheit, besonders nach dem Aufstehen. Die Katze bewegt sich hölzern und weniger flüssig. Die Sprunghöhe nimmt ab, oder die Katze meidet Sprünge komplett und sucht sich stattdessen Wege, um schrittweise nach oben zu klettern. Ein unsicherer Gang oder sogar gelegentliches Lahmen der Hinterbeine können ebenfalls auftreten. Chronische Schmerzen führen oft zu Verhaltensänderungen. Ein weiteres klassisches Anzeichen ist ein ungepflegtes Fell. Die Versteifung der Wirbelsäule macht es für die Katze schmerzhaft oder sogar unmöglich, alle Bereiche ihres Körpers zu erreichen, insbesondere den hinteren Rücken, die Flanken und den Analbereich. Das Fell dort kann verfilzt und schuppig werden.
Diagnose
Wenn Sie eines oder mehrere der genannten Symptome bei Ihrer Katze beobachten, ist ein Besuch beim Tierarzt unerlässlich. Nur eine fachkundige Untersuchung kann die Ursache der Beschwerden klären und andere Erkrankungen ausschließen. Der Tierarzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und Sie nach den beobachteten Veränderungen im Verhalten und der Beweglichkeit Ihrer Katze fragen. Anschließend folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Dabei wird der Tierarzt die Wirbelsäule vorsichtig abtasten (palpieren), um schmerzhafte Reaktionen, Muskelverspannungen oder Bewegungseinschränkungen festzustellen. Die endgültige Diagnose wird in der Regel durch Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule gestellt. Auf den Bildern sind die charakteristischen Knochensporne (Osteophyten) deutlich zu erkennen. Je nach Ausprägung können sie als kleine „Nasen“ an den Wirbelkörpern erscheinen oder bereits vollständige knöcherne Brücken zwischen zwei oder mehr Wirbeln gebildet haben. Röntgenbilder ermöglichen eine genaue Beurteilung des Schweregrades der Spondylose. Der Tierarzt kann erkennen, welche Abschnitte der Wirbelsäule betroffen sind (Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule) und wie weit die Verknöcherung fortgeschritten ist. Wichtig ist jedoch zu wissen: Das Ausmaß der knöchernen Veränderungen auf dem Röntgenbild korreliert nicht immer direkt mit der Stärke der klinischen Symptome. In den meisten Fällen reichen klinische Untersuchung und Röntgen zur Diagnose aus. Bei Katzen mit schweren neurologischen Symptomen, wie Lähmungserscheinungen oder starker Schwäche der Hinterbeine, können weiterführende bildgebende Verfahren notwendig sein. Eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können das Rückenmark und die Nervenwurzeln detaillierter darstellen und zeigen, ob eine Kompression vorliegt.
Behandlung
Da Spondylose eine degenerative Erkrankung ist, gibt es keine Heilung im eigentlichen Sinne. Das Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu kontrollieren, die Beweglichkeit so gut wie möglich zu erhalten und die Lebensqualität der Katze zu verbessern.
- Medikamentöse Schmerztherapie: Am häufigsten werden nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs) eingesetzt, die sowohl schmerzlindernd als auch entzündungshemmend wirken. Bei Katzen ist hier besondere Vorsicht geboten, da sie empfindlich auf diese Medikamente reagieren können. Eine langfristige Gabe erfordert regelmäßige Blutkontrollen zur Überwachung der Nieren- und Leberwerte.
- Physiotherapie: Gezielte, sanfte Bewegungsübungen helfen, die Muskulatur zu stärken, die die Wirbelsäule stützt, und die Gelenkigkeit zu erhalten. Techniken wie manuelle Therapie, Massage oder auch Unterwasserlaufband-Training (Hydrotherapie) können die Beweglichkeit verbessern und Verspannungen lösen.
- Anpassung der häuslichen Umgebung: Stellen Sie Rampen oder kleine Treppen bereit, damit sie ihre Lieblingsplätze auf dem Sofa oder Fensterbrett ohne schmerzhafte Sprünge erreichen kann. Katzentoiletten mit einem niedrigen Einstieg sind leichter zu benutzen. Weiche, gut gepolsterte und warme Liegeplätze entlasten die Gelenke und werden oft dankbar angenommen.
- Gewichtsmanagement: Ein gesundes Körpergewicht ist von entscheidender Bedeutung. Jedes Gramm zu viel belastet die Wirbelsäule und die Gelenke zusätzlich und kann die Schmerzsymptomatik verschlimmern. Eine kontrollierte Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Katzen ist eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Wirbelsäule zu entlasten und die Mobilität zu verbessern.
- K-Laser-Therapie: Die K-Laser-Therapie nutzt spezifische Wellenlängen des Lichts, die tief in das Gewebe eindringen. Dort wird die Lichtenergie von den Zellen absorbiert und in zelluläre Energie umgewandelt. Dieser Prozess, auch Photobiomodulation genannt, stimuliert die natürlichen Heilungs- und Regenerationsprozesse des Körpers. Die Behandlung ist für die Katze völlig schmerzfrei; die meisten Tiere empfinden die sanfte Wärme, die dabei entsteht, als angenehm und entspannend.
Prävention
Obwohl die altersbedingte Degeneration nicht vollständig aufgehalten werden kann, gibt es einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um den Prozess zu verlangsamen und das Risiko für eine schmerzhafte Ausprägung der Spondylose zu verringern. Dies ist der wichtigste präventive Faktor. Übergewicht führt zu einer chronischen Überlastung der gesamten Wirbelsäule und der Gelenke. Achten Sie von klein auf auf eine bedarfsgerechte Fütterung und halten Sie Ihre Katze schlank und fit. Regelmäßige, moderate Bewegung ist essenziell, um eine starke und stützende Rücken- und Rumpfmuskulatur aufzubauen. Tägliche Spieleinheiten mit einer Katzenangel oder Laserpointer (wobei am Ende immer eine „echte“ Beute gefangen werden sollte) fördern die Beweglichkeit und halten die Muskulatur in Form. Bringen Sie Ihre Katze, insbesondere im Seniorenalter (ab ca. 8-10 Jahren), regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen. Ihr Tierarzt kann frühzeitig subtile Anzeichen von Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten, bevor sich ein ernsthaftes Problem entwickelt. Auch präventiv können Sie den Lebensraum Ihrer Katze wirbelsäulenfreundlich gestalten. Sorgen Sie für leicht erreichbare, gemütliche Liegeplätze und vermeiden Sie, dass die Katze regelmäßig aus großer Höhe auf harte Böden springen muss. Kletterlandschaften mit vielen Zwischenstufen sind besser als einzelne hohe Sprungziele.
Schlaganfall
Der Schlaganfall, in der Veterinärmedizin auch als zerebrovaskulärer Insult bezeichnet, ist eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu einer Unterversorgung von Hirngewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen führt. Anders als beim Menschen tritt der Schlaganfall bei Haustieren vergleichsweise seltener auf, stellt jedoch einen ernst zu nehmenden neurologischen Notfall dar. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Hauptformen: dem ischämischen Schlaganfall, bei dem ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft, und dem hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem eine Blutung im Gehirn auftritt. Bei Hunden und Katzen überwiegt der ischämische Typ, der etwa 80 % aller Fälle ausmacht.
Ursachen
Von einem Schlaganfall spricht man, wenn es zu Blutungen innerhalb des Gehirnes kommt, oder der Blutfluss zum Gehirn oder in Bereichen des Gehirnes durch ein Gerinnsel eingeschränkt oder aufgehoben ist. Bei Hunden und Katzen ist ein Schlaganfall größtenteils die Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung. Der ischämische Schlaganfall wird hauptsächlich durch Thromboembolien verursacht, also Blutgerinnsel, die ein Hirngefäß verstopfen. Diese können aus dem Herzen stammen, insbesondere bei Tieren mit Herzerkrankungen wie Kardiomyopathien, Herzklappenerkrankungen oder Vorhofflimmern. Auch systemische Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Hypertonie, Schilddrüsenüberfunktion, Cushing-Syndrom und Diabetes mellitus erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. Hämorrhagische Schlaganfälle sind seltener und treten vorwiegend infolge von Blutgerinnungsstörungen, Gefäßmissbildungen, Bluthochdruck oder Tumoren auf. Auch bestimmte Toxine und Infektionen können Blutungen im Gehirn verursachen. Rasseprädispositionen sind ebenfalls zu beobachten: Cavalier King Charles Spaniel, Greyhound und Boxer scheinen bei Hunden häufiger betroffen zu sein, während bei Katzen keine eindeutigen Rasseprädispositionen bekannt sind.
Symptome
Die klinischen Anzeichen eines Schlaganfalls bei Hunden und Katzen treten typischerweise plötzlich auf und variieren je nach betroffenem Gehirnareal. Charakteristisch ist der akute Beginn ohne vorherige Warnsignale. Zu den häufigsten Symptomen zählen Koordinationsstörungen, die sich in Taumeln, Gleichgewichtsverlust und unsicherem Gang äußern. Viele Tiere zeigen eine Kopfschiefhaltung oder Kreisbewegungen in einer Richtung. Lähmungserscheinungen können einseitig (Hemiparese) oder beidseitig auftreten und von leichter Schwäche bis zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit reichen. Veränderungen des Bewusstseinszustands sind ebenfalls typisch und reichen von leichter Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit. Manche Tiere zeigen Verhaltensänderungen wie Desorientierung, Unruhe oder ungewöhnliche Ängstlichkeit.
Diagnose
Die Diagnose eines Schlaganfalls bei Hund und Katze stellt eine Herausforderung dar und erfordert eine umfassende neurologische Untersuchung. Der Tierarzt wird zunächst eine gründliche Anamnese erheben, wobei besonders auf den plötzlichen Beginn der Symptome geachtet wird. Bildgebende Verfahren sind für die definitive Diagnose unerlässlich. Die Magnetresonanztomografie (MRT) gilt als Goldstandard, da sie sowohl ischämische als auch hämorrhagische Läsionen mit hoher Sensitivität darstellen kann. Die Computertomografie (CT) ist eine Alternative, hat jedoch Einschränkungen bei der Darstellung frischer ischämischer Infarkte. Laboruntersuchungen dienen weniger der direkten Diagnose eines Schlaganfalls, sondern vielmehr dem Ausschluss anderer Erkrankungen und der Identifikation möglicher Grunderkrankungen. Ein vollständiges Blutbild, Blutchemie, Urinanalyse und Gerinnungsparameter gehören zur Standarddiagnostik. Bei Verdacht auf Herzerkrankungen als Ursache sind EKG und EchokardiografieDie Echokardiografie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die die Struktur und Funktion der Herzklappen und -kammern beurteilt. Sie kann Informationen über die Herzgröße, die Pumpfunktion und das Vorhandensein von Herzkrankheiten liefern. Differenzialdiagnostisch müssen andere neurologische Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen werden, insbesondere das idiopathische Vestibularsyndrom, das bei älteren Hunden häufig auftritt und oft fälschlicherweise als Schlaganfall interpretiert wird. Weitere Differenzialdiagnosen umfassen Gehirntumore, Entzündungen des Zentralnervensystems, Vergiftungen und Traumata.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls bei Hund und Katze unterscheidet sich von der Humanmedizin. Anders als beim Menschen gibt es in der Veterinärmedizin keine etablierte Thrombolyse-Therapie zur akuten Auflösung von Gerinnseln. In der Akutphase steht die Stabilisierung der Vitalfunktionen im Vordergrund. Dazu gehören die Sicherstellung einer ausreichenden Sauerstoffversorgung, die Aufrechterhaltung eines angemessenen Blutdrucks und die Kontrolle des intrakraniellen Drucks. Infusionstherapie wird eingesetzt, um die Durchblutung des Gehirns zu verbessern und eine ausreichende Hydration zu gewährleisten. Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Ursache des Schlaganfalls. Bei ischämischen Ereignissen werden häufig Thrombozytenaggregationshemmer wie niedrig dosierte Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel eingesetzt, um weitere Thromboembolien zu verhindern. Besonders wichtig ist die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankungen. Die Pflegemaßnahmen spielen eine entscheidende Rolle für die Genesung. Dazu gehören regelmäßiges Wenden bei bewegungsunfähigen Patienten zur Vermeidung von Druckstellen, Unterstützung bei der Nahrungs- und Wasseraufnahme sowie Hilfe beim Harn- und Kotabsatz.
Prognose und Nachsorge
Die Prognose nach einem Schlaganfall bei Hund und Katze ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von mehreren Faktoren ab. Entscheidend sind das Ausmaß und die Lokalisation der Hirnschädigung, die Grunderkrankung sowie das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Tieres. Generell haben Tiere mit leichten bis mittelschweren neurologischen Defiziten eine günstigere Prognose. Die ersten 24-72 Stunden nach dem Ereignis sind kritisch. Tiere, die diese Phase überleben, zeigen häufig eine spontane Verbesserung ihrer neurologischen Symptome innerhalb der ersten Wochen. Die Nachsorge umfasst regelmäßige neurologische Kontrolluntersuchungen, um den Heilungsverlauf zu überwachen. Je nach Grunderkrankung sind zusätzliche Kontrollen wie Blutdruckmessungen, Blutuntersuchungen oder kardiologische Untersuchungen erforderlich. Besonders wichtig ist die häusliche Pflege und Rehabilitation. Tierbesitzer sollten angeleitet werden, wie sie ihr Tier bei eingeschränkter Mobilität unterstützen können. Dies umfasst Hilfe beim Aufstehen und Gehen, gegebenenfalls mit Unterstützungshilfen wie Tragegurten oder speziellen Geschirren.
Kosten einer neurologischen Untersuchung
Die neurologische Untersuchung beim Hund und bei der Katze kostet etwa 25 bis 55 Euro netto. Eine Liquor-Entnahme beläuft sich auf rund 35 bis 70 Euro und die Laboruntersuchung des Liquors kostet ungefähr 35 bis 75 Euro. Die Kosten für ein MRT variieren teilweise erheblich. In Deutschland müssen Sie als Katzenbesitzer mit durchschnittlich mindestens 700 bis 2100 Euro rechnen.
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