Polyneuropathie: Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Wie die immer feiner werdenden Verästelungen eines Baumes entspringen unsere Nerven aus dem Rückenmark. Über diese Nerven stellt das Gehirn Kontakt zu den Muskeln, der Haut und allen inneren Organen her. Über sie laufen somit alle wichtigen Befehle aus der „Schaltzentrale“ zu den ausführenden Organen. Werden diese Nerven beschädigt oder zerstört, ist dieser Informationsfluss empfindlich gestört. Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks geschädigt sind. Sie gehört zu den häufigsten neurologischen Krankheiten.

Was ist Polyneuropathie?

Der Begriff „Polyneuropathie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Erkrankung mehrerer Nerven“. Bei einer Polyneuropathie ist die Reizweiterleitung der Nerven gestört. Reize werden nicht, zu stark oder abgeschwächt an das Gehirn geleitet. Kommandos vom Gehirn werden nicht mehr zuverlässig an die Muskeln und die inneren Organe weitergeleitet. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten der Schädigung:

  • Demyelinisierende Polyneuropathie: Hier zerfällt die Isolation um die Nervenfasern herum, sodass die elektrischen Impulse in der Nervenfaser nicht mehr richtig weitergeleitet werden.
  • Axonale Polyneuropathie: Hier geht die Nervenfaser selbst kaputt. Beide Formen können auch in Kombination auftreten.

Die Nerven steuern die Muskeltätigkeit, tragen das Körpergefühl und die Wahrnehmung auf der Haut und beeinflussen die Funktion der inneren Organe. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können bei der Polyneuropathie unterschiedliche Beschwerden im Vordergrund stehen.

Symptome der Polyneuropathie

Die Symptome einer Polyneuropathie sind vielfältig und hängen davon ab, welche Nerven betroffen sind. Typische Symptome sind sensible Reizerscheinungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Elektrisieren und sensible Ausfallerscheinungen wie Pelzigkeitsgefühl, Taubheitsgefühl, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle sowie das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Oft bestehen eine Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln, und ein fehlendes Temperaturempfinden mit schmerzlosen Wunden.

Meistens sind zunächst nur die Zehen und der Fußballen beidseitig betroffen. Im Verlauf von mehreren Monaten bis Jahren kommt es zur Ausweitung der Symptome auf die Füße und Unterschenkel mit Socken-förmiger oder Kniestrumpf-förmiger Begrenzung. Die Oberschenkel können im Verlauf einer weiteren Verschlechterung oder bei einigen Patienten auch primär betroffen sein. Auch das Temperaturempfinden leidet, so dass beispielsweise die Badewassertemperatur in der Badewanne an den Füßen nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann. Zumeist erst im Verlauf der Erkrankung können zusätzlich die Fingerspitzen und Hände mit Handschuh-förmiger Begrenzung der Taubheitsgefühle betroffen sein. Parallel dazu kann es zunehmend zu Lähmungen, beispielsweise der Fußheber oder Zehenheber oder Fußsenker kommen, so dass Muskelschwund und Gangstörungen entstehen. Alle Symptome entstehen zumeist symmetrisch und nur seltener asymmetrisch mit Betonung auf einer Seite. Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen, sind nicht selten. Viele Patienten klagen über kalte Füße. Auch das Lageempfinden wird zunehmend gestört, so dass die akkurate Aufrechterhaltung des Standes leidet. Dies führt zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen. Das Schmerzempfinden wird allmählich herabgesetzt, so dass Verletzungen am Fuß nicht oder nur zu spät wahrgenommen werden.

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Im Einzelnen können folgende Symptome auftreten:

Sensible Symptome

Die Symptome beginnen meistens an den Füßen, später an den Händen, und steigen dann langsam auf, Richtung Körpermitte.

  • Kribbeln
  • Stechen
  • Taubheitsgefühle
  • Schwellungsgefühle
  • Druckgefühle
  • Gangunsicherheit
  • Fehlerhaftes Temperaturempfinden

Motorische Symptome

Die motorischen Nerven beeinflussen die Muskulatur. Zu den Symptomen gehören:

  • Muskelzucken
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschwäche
  • Muskelschwund

Autonome Symptome

Autonome Nerven beeinflussen die Funktion unserer Organe. Dazu gehören Herz, Lunge, Magen, Darm, Blase und Geschlechtsorgane. Mögliche Symptome für eine Polyneuropathie sind:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Blähgefühl und Appetitlosigkeit, Aufstoßen
  • Durchfall und Verstopfung im Wechsel
  • Urininkontinenz, Stuhlinkontinenz
  • Impotenz
  • Gestörtes Schwitzen
  • Schlechte Kreislaufregulation mit Schwindel beim (raschen) Aufstehen (Orthostase)
  • Schwellung von Füßen und Händen (Wassereinlagerungen)

Ursachen der Polyneuropathie

Die Ursachen für eine Polyneuropathie sind vielgestaltig. Die meisten Polyneuropathien sind keine eigenständige Erkrankung, sondern das Erkennbarwerden einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung. Insgesamt gibt es mehr als 2.000 Auslöser für eine Polyneuropathie. Die häufigsten Ursachen sind:

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  • Diabetes mellitus: Etwa jeder dritte Diabetiker ist von einer Polyneuropathie betroffen. Besonders empfindlich und anfällig für Schäden sind die langen Nervenbahnen, die bis in die Füße und Zehen reichen.
  • Alkoholmissbrauch: Alkohol gilt als „Nervengift“ und stört die Weiterleitung von Reizen und Signalen.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12, B1, B2, B6 oder E kann eine Polyneuropathie verursachen.
  • Nierenerkrankungen: Nierenerkrankungen können dazu führen, dass wichtige Nährstoffe vermehrt ausgeschieden werden.
  • Lebererkrankungen
  • Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) als auch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können eine Polyneuropathie verursachen.
  • Krebserkrankungen: Die Neuropathie kann ein erstes Warnsignal für eine Krebserkrankung sein.
  • Chemotherapie: Bestimmte Chemotherapeutika, insbesondere platinhaltige Zytostatika wie Cisplatin, fördern die Polyneuropathie.
  • Infektionen: Infektionen mit Viren und Bakterien, z. B. Borreliose, Herpes simplex, Pfeiffersches Drüsenfieber, können eine Polyneuropathie verursachen.
  • Autoimmunerkrankungen: Autoimmunkrankheiten, z. B. das Guillain-Barré-Syndrom, können die Nervenscheiden der peripheren Nerven schädigen.
  • Gifte: Schwermetalle (Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber, Gold) und andere Gifte können eine Polyneuropathie verursachen.
  • Medikamente: Gewisse Chemotherapeutika, Interferone, Virustherapeutika bei HIV und viele weitere Einzelsubstanzen können eine Polyneuropathie verursachen.
  • Erbliche Neuropathien: Eine wahrscheinlich weiterhin unterdiagnostizierte Gruppe sind die erblichen Neuropathien. Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt. Nicht immer sind betroffene Familienmitglieder zu beobachten.
  • Idiopathische Neuropathie: Trotz aller diagnostischen Fortschritte bleibt die Ursache in vielen Fällen unklar.

Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnostik und Therapie der Polyneuropathie fallen in das Fachgebiet des Neurologen. Am Anfang stehen eine genaue Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) und eine fachärztliche, klinisch-neurologische Untersuchung. Auch eine psychiatrische Untersuchung ist zur Abgrenzung notwendig.

Die klinische Diagnose einer Polyneuropathie wird anhand von Anamnese und dem klinisch-neurologischen Befund gestellt. In der Krankengeschichte wird nach typischen Symptomen, dem Erkrankungsverlauf, nach Vorerkrankungen und Begleiterkrankungen sowie nach der Familienanamnese gefragt. In einer neurologischen Untersuchung werden Muskelkraft, Sensibilität und Muskeleigenreflexe geprüft. Am häufigsten beginnen die Symptome und Ausfälle an den unteren Extremitäten, meist an den Füßen oder Fußspitzen. In einer klinischen Untersuchung stellt man häufig abgeschwächte oder ausgefallene Muskelreflexe (insbesondere Achillessehnenreflex) und schlaffe Lähmungen fest. An den Extremitäten können sich Sensibilitätsstörungen socken-, strumpf- oder handschuhförmig ausbreiten. Zu den weiteren Symptomen gehört einerseits eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, z. B. auf Berührung, Wärme oder Kälte. Je nach Schädigung der Nerven kann aber auch das Berührungs- und Schmerzempfinden abgeschwächt sein.

Danach erfolgt die Untersuchung der peripheren Nerven mit elektrophysiologischen Methoden. Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel). Bei der neurophysiologischen Untersuchung mit Elektroneurographie (ENG) werden mit Stromimpulsen periphere Nerven stimuliert und Antworten von Muskeln oder sensiblen Fasern abgeleitet. Damit lässt sich die Art der Nervenschädigung feststellen. Die Elektromyographie (EMG) untersucht Muskeln mit Nadeln und stellt so das Ausmaß der Schädigung fest.

Danach erfolgt eine laborchemische Abklärung der wichtigsten Ursachen aus dem Blut. Klärt man die wichtigsten 35-40 Ursachen ab, so beinhaltet dies ca. 80 % aller betroffenen Patienten. Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden. Eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird. Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt. Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.

Zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt. Mit einer Stimmgabel prüft der Neurologe das Vibrationsempfinden. Bei der standardisierten Quantitativen Sensorischen Testung werden durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut 13 Werte ermittelt. Sie helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist. Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz. Die Untersuchung einer Gewebeprobe kann helfen, die Ursache einer Polyneuropathie zu finden. Dazu wird eine sogenannte Nerv-Muskel-Biopsie aus dem Schienbein entnommen und feingeweblich untersucht. Hierbei wird festgestellt, ob der Schaden an der Hüllsubstanz des Nerven (Myelin) oder am Nerven selbst entstanden ist. Bei bestimmten Ursachen finden sich zum Beispiel Entzündungszellen oder Amyloid-Ablagerungen. Bei einer Untergruppe der Neuropathien sind insbesondere die dünnen, kleinen Nervenfasern der Haut betroffen. Sie werden unter dem Namen Small-Fiber-Neuropathien zusammengefasst. Die Nervenleitgeschwindigkeit, die die Funktion von dickeren Nerven misst, ist dann oft unauffällig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.

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Behandlung der Polyneuropathie

Die häufig auch von Ärzten verbreitete Aussage: "Bei Polyneuropathie kann man nichts machen", ist falsch. Es gibt viele therapeutische Ansätze. Verbesserungen sind fast regelmäßig möglich. Auch eine Ausheilung ist nicht selten erzielbar.

Entscheidend ist stets die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. bei Diabetes mellitus eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung, das strikte Vermeiden von Alkohol oder die Behandlung einer Tumorerkrankung. Bei autoimmunvermittelten, entzündlichen Polyneuropathien gibt es verschiedene gegen die Entzündung wirkende Medikamente (Immunglobuline, Kortikoide, Immunsuppressiva). Bei schweren Verläufen kann auch eine Blutwäsche durchgeführt werden. Bei erblichen Neuropathien gibt es bisher keine Therapie. Bei ca. einem Viertel der Polyneuropathien kann die Ursache nicht geklärt werden, meist haben diese Formen jedoch eine gute Prognose.

Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.

Die Behandlung der Polyneuropathie durch Diabetes steht die Behandlung des Diabetes im Vordergrund: Durch die Senkung Ihres Blutzuckers verhindern wir ein Voranschreiten der Erkrankung. Durch eine richtige Fußhygiene verhindern wir eine Entzündung oder unbemerkte Verletzungen. Die Schmerzen behandeln wir sowohl medikamentös als auch physikalisch. Bei Altersdiabetes empfehlen Ärzte eine Umstellung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und viel Bewegung. Ziel ist, dass sich die Nerven wieder erholen. Besteht die Schädigung allerdings schon lange, ist die Polyneuropathie in der Regel nicht heilbar.

Für die Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen stehen mehrere Medikamente zur Verfügung. Reizerscheinungen und Muskelkrämpfe lassen sich mit verschiedenen Medikamenten dämpfen.

Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.

Missempfindungen und Schmerzen können überdies mit einer Neural-Akupunktur behandelt werden. Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.

Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen können mit einer spezifischen Physiotherapie behandelt werden. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden. Gegen die fortschreitende Gangunsicherheit wirkt Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie.

Auch wenn die Ursache Ihrer Erkrankung nicht eindeutig sein sollte, kann man Polyneuropathie symptomatisch behandeln. Dazu nutzen wir vor allem physikalische Therapie und Medikamente:

  • Physikalische Therapie: In der physikalischen Therapie können wir vor allem sensible und motorische Symptome lindern. Dazu nutzen wir Bäder, Elektrotherapie und Wärmeanwendungen. In der Krankengymnastik, der Sporttherapie und der medizinischen Trainingstherapie (spezielles Krafttraining) lernen Sie spezielle Übungen und stärken Ihre geschwächte Muskulatur. Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen. Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg.
  • Medikamentöse Therapie: Herkömmliche Schmerzmittel zeigen bei Nervenschmerzen kaum Wirkung. Besser wirken Medikamente, die ursprünglich gegen Epilepsie und gegen Depression entwickelt wurden. Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen.

Außerdem behandeln wir mögliche Begleiterscheinungen der Polyneuropathie bzw. ihrer Therapie: Bei Magen- und Darmproblemen helfen häufigere, aber kleinere Mahlzeiten. Übelkeit und Durchfall behandeln wir mit Medikamenten. Schwindel und körperliche Schwäche behandeln wir mit Stützstrümpfen und regelmäßigem Muskeltraining. Bestimmte Medikamente können Impotenz auslösen. Wirkstoffe wie Sildenafil können die Beschwerden lindern.

Wichtige Maßnahmen bei Polyneuropathie

Für alle Polyneuropathien gilt:

  • Regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen
  • Tragen von bequemem Schuhwerk
  • Meidung von Druck
  • Nutzung professioneller Fußpflege
  • Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Betätigung (150 min Ausdauersport/Woche z. B.)

Berufliche Aspekte

Je nach Schwere der Ausfälle bestehen Einschränkungen beim Ausüben verschiedener beruflicher Tätigkeiten. Es sollten Tätigkeiten auf Leitern und Gerüsten gemieden werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Laufen auf unebenem Untergrund (Baustellen) oder im Dunkeln müssen beachtet werden. Feinmotorische Tätigkeiten (z. B. Uhrmacher) sind oft nicht mehr möglich. Dennoch sollten Patienten mit einer Polyneuropathie so lange wie möglich am Berufsleben teilhaben. Zur Verbesserung der Alltagsaktivitäten wird in Abhängigkeit vom Schweregrad die Versorgung mit Hilfsmitteln empfohlen (z. B.

Diabetische Neuropathie

Eine diabetische Neuropathie ist eine Nervenschädigung, die in Folge des Diabetes entsteht. Sie ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes: Etwa jeder dritte Diabetiker ist davon betroffen. Besonders empfindlich und anfällig für Schäden sind die langen Nervenbahnen, die bis in die Füße und Zehen reichen. Daher macht sich die diabetische Neuropathie meist zuerst an den Füßen bemerkbar. Die Beschwerden und Zeichen sind sehr vielfältig. Erste Warnsignale für eine diabetische Neuropathie sind Missempfindungen an den Füßen, wie Kribbeln, Brennen, Schmerzen, Kälte- oder Hitzegefühl, Taubheit oder ein nachlassendes Gespür für Berührungen, Temperaturen oder Schmerzen. In der Regel treten die Beschwerden an beiden Füßen auf und verschlimmern sich in Ruhe. Die Nervenschädigung kann sich auch durch eine besonders trockene Haut an den Füßen äußern.

Besonders tückisch: Etwa jeder zweite Patient mit diabetischer Neuropathie hat keine spürbaren Beschwerden. Warnsignale wie Kribbeln oder Schmerzen fehlen, aber die Sensibilität der Füße nimmt durch die Nervenschädigung immer weiter ab. Die Patienten ahnen meist nichts von ihrer Erkrankung, während das Risiko für ein diabetisches Fußsyndrom sehr hoch ist. Durch das nachlassende Empfindungsvermögen werden Verletzungen an den Füßen nicht mehr wahrgenommen und können sich - verstärkt durch die schlechte Wundheilung - zu einem diabetischen Fußsyndrom entwickeln. Dieses hat nicht selten eine Amputation zur Folge.

Auch die inneren Organe können von der Neuropathie betroffen sein. Die diabetische Neuropathie kann nicht nur die Nerven in den Füßen betreffen. Häufig ist zusätzlich auch das autonome, also das nicht über unseren Willen beeinflussbare Nervensystem der inneren Organe, erkrankt. In diesen Fällen spricht man von einer autonomen diabetischen Neuropathie. Sie kann prinzipiell an jedem Organsystem auftreten, das von autonomen Nerven gesteuert wird, z.B. am Herz-Kreislauf-System oder am Verdauungstrakt.

Wichtigste Ursache für eine diabetische Neuropathie ist der erhöhte Blutzucker. Dieser löst im Körper verschiedene schädliche Prozesse aus, die schließlich alle zur Nervenschädigung beitragen. Diabetes erhöht außerdem das Risiko für einen Mangel an Vitamin B1: Durch den erhöhten Blutzucker wird mehr Vitamin B1 im Stoffwechsel verbraucht, während es gleichzeitig verstärkt über die Nieren ausgeschieden wird. Auch ein Mangel an Vitamin B12-Mangel ist mit einem erhöhten Risiko für Neuropathien verbunden. Durch den erhöhten Blutzucker werden bei Diabetes vermehrt aggressive Moleküle, so genannte freie Radikale, gebildet. Experten sprechen von oxidativem Stress.

Ziel der Therapie ist es, das Voranschreiten der Nervenschädigung aufzuhalten, Symptome zu lindern und Folgekomplikationen wie das Diabetische Fußsyndrom zu vermeiden. Sowohl Alkohol als auch Nikotin sind Gift für die empfindlichen Nerven. Ernährung und Bewegung haben in der Therapie des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen, wie der Neuropathie, einen hohen Stellenwert: Durch eine bewusste, abwechslungsreiche Ernährungsweise mit viel frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und hochwertigen pflanzlichen Ölen sowie durch regelmäßige Bewegung können viele Risikofaktoren gleichzeitig reduziert werden: Blutzuckereinstellung, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht werden positiv beeinflusst. Auch für die Versorgung mit B-Vitaminen ist eine vollwertige Ernährung wichtig. Allerdings reicht sie bei einem krankheitsbedingten Mangel in der Regel allein nicht aus. Vitamin B1 kann der Körper nur in begrenzter Menge aufnehmen. Um bei Diabetikern einen Vitamin B1-Mangel auszugleichen, eignet sich daher die Vitamin B1-Vorstufe Benfotiamin. Diabetiker, die mit dem Diabetes-Medikament Metformin behandelt werden oder magensäurehemmende Medikamente einnehmen und/oder wenig Lebensmittel tierischen Ursprungs verzehren, sollten auch an die Möglichkeit eines Vitamin B12-Mangels denken. Dieser kann sich z.B. durch Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Neuropathie-Symptome bemerkbar machen.

Früherkennung der diabetischen Neuropathie

Wird eine diabetische Neuropathie nicht rechtzeitig behandelt, schreitet die Nervenschädigung in der Regel stetig voran. Dadurch können sich zum einen Beschwerden wie Missempfindungen und Brennen in den Füßen verschlimmern. Viele Betroffene leiden unter unerträglichen Schmerzen - insbesondere nachts, die Schlafstörungen und Depressionen nach sich ziehen. Zum anderen nimmt auch die Sensibilität der Füße immer weiter ab, wodurch das Gehen und Stehen unsicherer wird, häufig Stürze auftreten und das Risiko für ein diabetisches Fußsyndrom steigt.

Menschen mit Diabetes oder einem erhöhten Diabetes-Risiko sollten regelmäßig ihre Füße kontrollieren und die Sensibilität überprüfen. Treten Missempfindungen an den Füßen auf? Nehmen die Füße leichte Berührungen und die Kälte eines Metallgegenstands nicht mehr wahr? Ist die Haut besonders trocken und rissig? Jede Auffälligkeit sollte mit dem Arzt besprochen werden. Patienten mit einem Typ-2-Diabetes sollten ihre Füße jedes Jahr untersuchen lassen. Patienten mit Typ-1-Diabetes sollten ab dem 5.

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