Neurose der Macht: Eine umfassende Betrachtung

Einführung

Der Begriff "Neurose" ist in der modernen Psychologie umstritten, wird aber weiterhin verwendet, um eine Vielzahl von psychischen Störungen zu beschreiben, die durch Angst, Unsicherheit und beeinträchtigtes Verhalten gekennzeichnet sind. Dieser Artikel untersucht die verschiedenen Aspekte der Neurose, von ihren Symptomen und Ursachen bis hin zu Behandlungs- und Präventionsstrategien. Darüber hinaus wird das Konzept der "Neurose der Macht" untersucht, das von dem italienischen Psychoanalytiker Piero Rocchini geprägt wurde, um die psychologischen Dynamiken zu beschreiben, die bei Politikern beobachtet werden.

Was ist eine Neurose?

Eine Neurose ist eine psychische Störung, die dem Betroffenen bewusst ist. Das Spektrum reicht von Angststörungen über Hypochondrie bis Zwangsstörungen. Im Gegensatz zur Psychose, bei der der Betroffene die Realität gestört wahrnimmt und sich dessen nicht bewusst ist, ist dem Neurotiker seine Störung bewusst.

Symptome von Neurosen

Die Symptome einer Neurose können vielfältig sein und hängen von der Art der Störung ab. Häufige Symptome sind:

  • Angststörungen: Dazu gehören Panikattacken, Phobien und generalisierte Angstzustände.
  • Zwangsstörungen: Menschen mit Zwangsstörungen werden von Zwangsvorstellungen, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gepeinigt.
  • Hysterien: Hysterische Reaktionen werden heute als dissoziative Störung bzw. histrionische Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Im Vordergrund stehen Geltungsbedürfnis, Egozentrismus und ein Bedürfnis nach Anerkennung.
  • Hypochondrie: Hypochondrie ist die unbegründete, ständige Befürchtung, krank zu sein oder zu werden bzw. unter bestimmten Krankheiten zu leiden.
  • Schizoide Störungen: Betroffene sind oft Einzelgänger und in sich gekehrt. Sie können schwer Gefühle ausdrücken und kaum Freude zeigen.
  • Paranoide Störungen: Menschen mit paranoiden Störungen sind besonders empfindlich gegenüber Zurückweisung, nachtragend, übertrieben misstrauisch und neigen dazu, neutrale und freundliche Handlungen anderer als feindlich, herabsetzend oder verächtlich zu erleben.
  • Entfremdung (Depersonalisation): Betroffene haben das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein, alles um sich herum wird als sonderbar, unwirklich und fremd empfunden.

Ursachen von Neurosen

Die Ursachen von Neurosen sind vielfältig. Nicht verarbeitete Zustände (seelische Konflikte, seelische oder körperliche Traumata), die teils bis in die Kindheit zurückreichen, können Auslöser sein. Auch sozial bedingte Einflüsse wie Probleme mit dem Lebenspartner oder Schwierigkeiten bzw. Konflikte im Beruf können eine Rolle spielen. Mediziner diskutieren ebenfalls über eine erblich bedingte Veranlagung für Neurosen.

Weitere Faktoren, die zur Entstehung einer Neurose beitragen können, sind:

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  • Eigene charakterliche Besonderheiten, wie etwa scheu und gehemmt zu sein, introvertiert und gefühlverdrängend
  • Schwierige Lebensphasen wie Pubertät oder Wechseljahre
  • Ungünstige Einflüsse durch Menschen und Umwelt, oft verbunden mit mangelnder Zuneigung und Achtung oder Entmutigung
  • Akute Belastungssituationen, häufig in Verbindung mit Versagung
  • Traumatisierungen seelischer und/oder körperlicher Natur

Diagnose und Therapie von Neurosen

Neurosen können den Alltag stark einschränken und den Betroffenen zunehmend belasten. Es gibt verschiedene therapeutische Möglichkeiten:

  • Psychotherapie: Ein geschulter Psychotherapeut versucht, dem Neurose-Patienten die nicht-bewussten, verdrängten oder nicht erkannten tieferen Ursachen seiner seelischen Probleme aufzudecken und vor Augen zu führen.
  • Medikamentöse Therapie: Medikamente können den Heilungsprozess unterstützen. In der Neurosebehandlung werden vor allem Beruhigungsmittel und Antidepressiva eingesetzt.
  • Psychosensorische Verfahren: Dazu gehören z. B. die Klopfakupressur (EFT) oder Augenbehandlungen (EMDR, OEI nach Bradshaw und Kollegen).

Selbsthilfe bei Neurosen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfe, die Betroffene ergreifen können:

  • Offensiv mit der Neurose umgehen und mit dem Partner oder guten Freunden über die Belastungen sprechen.
  • Akute belastende Faktoren ausschalten und Freiräume zum Denken und Ausruhen gewinnen.
  • Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Yoga erlernen.
  • Johanniskrautpräparate können die Stimmung aufhellen.

Vorbeugung von Neurosen

Um einer Neurose vorzubeugen, sollten folgende Verhaltensweisen beachtet werden:

  • Bestimmten Symptomen rechtzeitig entgegensteuern und ungewöhnliche Ängste, Wünsche oder Triebe nicht verdrängen.
  • Das Leben nicht unter Dauerbelastung führen, sondern Ausgleich durch Sport und motivierende geistige Aktivität schaffen, Sozialkontakte pflegen, gesund essen und sich fit halten.
  • Keinen übermäßigen Druck auf Kinder ausüben, sondern sie ermutigen, über Gefühle, Sorgen und Verletzungen zu sprechen.

Die Neurose der Macht

Der italienische Psychoanalytiker Piero Rocchini hat das Konzept der "Neurose der Macht" entwickelt, um die psychologischen Dynamiken zu beschreiben, die er bei Politikern beobachtet hat. Rocchini behandelte neun Jahre lang Abgeordnete und Senatoren des römischen Parlaments und entdeckte bei seiner Klientel archetypische Zwänge.

Rocchinis Beobachtungen

Rocchini stellte fest, dass die meisten Politiker in "blinder, infantiler Abhängigkeit" von einer Partei leben, welche sie beschützen oder zerstören kann. Mit Schmiergeldern, die sie in die Parteikassen weiterleiten, suchen sie sich die Gunst der Übermutter Partei zu erkaufen, damit diese ihnen den Platz am Futtertrog der politischen Macht erhält. Als dieses eingefahrene System von Geben und Nehmen im vergangenen Jahr durch eine Wahlrechtsreform ins Wanken geriet, reagierten etliche Patienten Rocchinis mit Angstneurosen und Depressionen. Der Bedarf an Beruhigungsmitteln unter seiner parlamentarischen Klientel stieg um 40 Prozent an.

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Parallelen in der Gesellschaft

Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft lassen sich ähnliche Dynamiken beobachten. Menschen, die nach Macht streben, können von Ängsten, Unsicherheiten und dem Bedürfnis nach Kontrolle getrieben sein. Sie sind oft von der Angst besessen, ihre Position zu verlieren, und greifen zu unethischen oder sogar illegalen Mitteln, um ihre Macht zu erhalten.

Die Rolle der Medien

Die Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung und Kritik von Machtmissbrauch. Journalisten decken Korruption und Fehlverhalten auf und tragen dazu bei, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen. Sibylle Krause-Burger durchleuchtet in ihrem Buch "Schau ich auf Deutschland" die Stärken und Schwächen der Berliner Republik mit spitzer Feder. Sie offenbart das joviale Gebaren von Ex-Bundesbahnchef Heinz Dürr und zeigt, warum Kanzler Schröder nie zu einem Kanzler Kohl werden wird.

Neurose in der Kunst

Die Auseinandersetzung mit Neurosen findet sich auch in der Kunst wieder. Miranda July ist eine Künstlerin, Filmemacherin und Autorin, die sich in ihren Werken mit den Herausforderungen auseinandersetzt, die das Leben für reflektierte Neurotiker bereithält. In ihrem Kunstprojekt "Learning to Love You More" tut sie dies sogar mit einem offensiv therapeutischen Ansatz. Auch in ihren Short Stories werden verschiedene an sich selbst zweifelnde Ichs und deren fragiles Verhältnis zu Welt und Mitmenschen vorgestellt.

Miranda Julys Ansatz

Was einen als Leser dabei vor allem in den Bann schlägt, ist die schräge Selbstachtung ihrer Figuren, ihre existenzielle Tapferkeit angesichts der Widrigkeiten, die ein glückliches Leben verhindern. July seziert die Dynamik von Selbsthilfegruppen und nächtlichen Schlafstörungen mit gnadenlosem Realismus; aber dahinter steht das ganz und gar nicht realistische Erleben ihrer in steter Selbstbeobachtung befangenen Figuren. Sie fängt Situationen, Gefühle, Personen mit Worten ein, die so wenig elegant sind wie die Mädchenkleider, in denen sie selbst sich gerne in der Öffentlichkeit präsentiert. Aber die Worte sind treffend, funkelnd vor Selbstironie.

Jane Bowles als Vergleich

Manchmal fühlt man sich an die selige Jane Bowles erinnert, die originellste Erzählerin fehlgegangener weiblicher Liebes- und Lebensgeschichten, die Amerika je hatte.

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Psychoanalyse und Zen-Buddhismus

Psychoanalyse und Zen-Buddhismus sind unterschiedliche Erfahrungswege, die jedoch viele Ziele gemeinsam haben: Einsicht, Empathie und Heilung. In einem sich schrittweise vertiefenden Dialog werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Die Autoren Gerald Weischede und Ralf Zwiebel geben einen fundierten Einblick in die Praxis sowohl der Zen-Meditation als auch der Psychoanalyse. Im "Dialog" der beiden Autoren entfaltet sich ein gemeinsamer Weg dieser so unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Psychoanalyse orientiert sich am Individuum, Zen-Buddhismus hat die Loslösung von der subjektiven Identität im Auge. Ziel der Psychoanalyse ist die Linderung oder Heilung von Neurosen, die als Ausdruck einer gestörten Entwicklung verstanden werden; im Zen-Buddhismus wird Krankheit als notwendiger Teil des menschlichen Lebens gesehen. Viele weitere Unterschiede ließen sich anführen und doch gibt es Annäherung und "Verwandtschaft" zwischen beiden Richtungen, die in dem kenntnis- und erfahrungsreichen Dialog herauskristallisiert werden.

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