Die Neurose ist ein Begriff, der im allgemeinen Sprachgebrauch oft verwendet wird, um ungewöhnliches oder übertriebenes Verhalten zu beschreiben. Obwohl der Begriff in der medizinischen Fachwelt weitgehend durch spezifischere Diagnosen ersetzt wurde, ist es wichtig, die historischen und psychologischen Hintergründe zu verstehen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Definition, Ursachen, Symptome und Behandlung von Neurosen.
Einführung
Die Neurose ist eine psychische Störung, die durch Angstgefühle gekennzeichnet ist. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen in der westlichen Welt. Der Begriff Neurose wird heutzutage von Psychotherapeuten nur noch umgangssprachlich verwendet. Dahinter verbergen sich psychische Störungen wie PTBS, Angst- und Zwangsstörungen sowie Depressionen.
Definition: Was ist eine Neurose?
Eine Neurose ist eine psychosozial oder seelisch bedingte Gesundheitsstörung, die keine nachweisbare organische Grundlage aufweist. Im Gegensatz zur Psychose geht eine Neurose nicht mit einer Beeinträchtigung des Realitätsbezuges einher.
Der Begriff Neurose wurde erstmals 1776 von dem schottischen Arzt William Cullen eingeführt und beschrieb ursprünglich Nervenkrankheiten ohne erkennbare organische Ursache. Sigmund Freud prägte den Begriff maßgeblich und machte ihn zu einer wichtigen Kategorie in der Psychologie.
Neurose als umstrittener Begriff
Die Bezeichnung Neurose ist wissenschaftlich umstritten und wird vor allem in den USA weitgehend gemieden. Stattdessen wird die Bezeichnung „psychische Störung in rein deskriptivem Sinne" bevorzugt. In der Praxis hat sich dieser sperrige Name jedoch nicht durchgesetzt, und viele Mediziner verwenden weiterhin den Begriff Neurose als Sammelbegriff für verschiedene psychische Störungen.
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Neurose vs. Psychose
Neurosen und Psychosen sind zwei unterschiedliche Arten von psychischen Störungen. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Realitätskontrolle bei Neurosen erhalten bleibt, während sie bei Psychosen oft gestört ist. Menschen mit Neurosen sind sich ihrer Störung bewusst, während Psychotiker die Realität gestört wahrnehmen und sich dessen oft nicht bewusst sind.
Häufigkeit von Neurosen
Neurosen sind die am häufigsten gestellte Diagnose im Bereich psychischer Erkrankungen. Frauen sind stärker betroffen als Männer. Neurosen treten bevorzugt zwischen dem 25. und 50. Lebensjahr auf. Schätzungsweise sind rund 10 Prozent aller Menschen von Neurosen betroffen. Sie treten in den unteren Sozialschichten häufiger auf als in den oberen. Allein in Deutschland gibt es schätzungsweise 13-15 Millionen Betroffene.
Ursachen von neurotischen Störungen
Die Ursachen von Neurosen sind vielfältig. Nicht verarbeitete Zustände (seelische Konflikte, Traumata) können Auslöser sein. Auch sozial bedingte Einflüsse wie Probleme mit dem Lebenspartner oder im Beruf spielen eine Rolle. Eine erblich bedingte Veranlagung wird ebenfalls diskutiert.
Einflussfaktoren im Überblick
- Eigene charakterliche Besonderheiten: Scheu, Gehemmtheit, Introvertiertheit, Gefühlverdrängung.
- Schwierige Lebensphasen: Pubertät, Wechseljahre.
- Ungünstige Einflüsse durch Menschen und Umwelt: Mangelnde Zuneigung, Achtung oder Entmutigung.
- Akute Belastungssituationen: Versagung, Vorenthaltung wichtiger Bedürfnisse.
- Traumatisierungen: Seelische und/oder körperliche Gewalt, Missbrauch, Unfälle.
Psychoanalytische Sichtweise
Anhänger der Psychoanalyse sehen die Ursache von Neurosen in unbewussten, nicht gelösten Konflikten, die in der Kindheit entstanden sind. Unterdrückte Ängste und sexuelle Schwierigkeiten spielen dabei eine wichtige Rolle.
Neurose: Symptome
Die Symptome einer Neurose können stark variieren und hängen von der Art der Störung ab. Sie können phasenweise oder chronisch auftreten, und die Rückfallgefahr ist oft hoch.
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Häufige Symptome
- Ängste: Übermäßige Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen (Phobien), Panikattacken, generalisierte Angstzustände.
- Zwänge: Zwangsvorstellungen, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
- Hysterien: Dissoziative Störungen, histrionische Persönlichkeitsstörungen.
- Hypochondrie: Unbegründete Angst, krank zu sein oder zu werden.
- Schizoide Störungen: Übermäßige Vorliebe für Phantastereien, soziale Isolation.
- Paranoide Störungen: Misstrauen, Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung.
- Entfremdung (Depersonalisation): Gefühl, nicht mehr man selbst zu sein.
- Depressionen: Verlust der Freude und Leistungsfähigkeit.
- Körperliche Symptome: Schmerzen ohne organischen Befund, Lähmungen.
Symptome bei Kindern
Auch Kinder und Jugendliche können an Neurosen erkranken. Dies äußert sich oft in auffälligem Verhalten, das die soziale Einfügung stört, wie Essstörungen, Verdauungsstörungen, Stottern, Nägelkauen, Zerstörungslust, Geschwisterneid, übermäßiger Gehorsam, Bettnässen oder Einkoten.
Arten von Neurosen
Obwohl der Begriff Neurose in modernen Klassifikationssystemen nicht mehr verwendet wird, ist es hilfreich, die verschiedenen Formen zu kennen, die früher unter diesem Begriff zusammengefasst wurden:
- Angstneurose (Angststörung): Übersteigerte Angst- und Furchtsymptome.
- Depressive Neurose (Dysthymie): Lang anhaltende depressive Verstimmung.
- Phobie (Phobie): Krankhafte Angst vor bestimmten Situationen, Gegenständen oder Lebewesen.
- Zwangsneurose (Zwangsstörung): Zwanghafte Handlungen oder Gedanken.
- Hysterische Neurose (Dissoziative Störung): Vielfältige Symptome, oft verbunden mit Geltungsbedürfnis.
- Hypochondrische Neurose (Hypochondrie): Übertriebene Angst, krank zu sein.
- Neurotische Persönlichkeitsstörungen (Persönlichkeitsstörungen): Störungen wie Borderline oder narzisstische Persönlichkeitsstörungen.
Untersuchung: Wie wird eine Neurose festgestellt?
Neurosen können den Alltag stark einschränken. Bei entsprechenden Verhaltensweisen sollte man sich an einen Arzt, Psychologen oder Psychotherapeuten wenden, insbesondere wenn:
- Man sich im Alltag stark eingeschränkt fühlt.
- Stimmungsschwankungen, Ängste und andere Verunsicherungen chronisch werden.
- Selbstmordgedanken auftreten.
- Die Lebensqualität langfristig beeinträchtigt wird.
Behandlung: Welche Therapie bei Neurosen?
Die Behandlung von Neurosen erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus psychotherapeutischen Maßnahmen, medikamentöser Therapie und psychosensorischen Verfahren. Bei schweren Verläufen kann eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.
Psychotherapie gegen Neurosen
In der Psychotherapie versucht ein Therapeut, die unbewussten Ursachen der seelischen Probleme aufzudecken. Durch Gespräche, Musik, Rollenspiele oder Zeichnen können belastende Erfahrungen verarbeitet werden.
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- Kognitive Verhaltenstherapie: Überprüfung und Änderung von Denkweisen und Verhaltensmustern.
- Psychoanalyse: Aufdeckung unbewusster Konflikte.
- Hypnose: Aufarbeitung verschütteter Erlebnisse.
- Systemische Psychotherapie: Fokus auf soziale Zusammenhänge psychischer Störungen.
Medikamentöse Therapie
Medikamente können den Heilungsprozess unterstützen, sollten aber nicht ohne psychotherapeutische Maßnahmen eingesetzt werden. Häufig werden Beruhigungsmittel und Antidepressiva eingesetzt. Serotoninwiederaufnahmehemmer können das Ungleichgewicht im System der Botenstoffe ausgleichen.
Psychosensorische Verfahren
Psychosensorische Verfahren wie Klopfakupressur (EFT) oder Augenbehandlungen (EMDR, OEI) können ebenfalls eingesetzt werden.
Selbsthilfe gegen Neurosen
- Offensiver Umgang mit der Neurose.
- Gespräche mit Partnern oder Freunden.
- Ausschalten belastender Faktoren.
- Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Yoga.
- Johanniskraut zur Stimmungsaufhellung.
Vorbeugung: Was schützt vor Neurosen?
- Rechtzeitiges Entgegensteuern von Symptomen.
- Vermeidung von Dauerbelastung.
- Ausgleich durch Sport und geistige Aktivität.
- Pflege von Sozialkontakten.
- Gesunde Ernährung.
- Vermeidung von übermäßigem Druck auf Kinder.
- Förderung des Gesprächs über Gefühle.
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