Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene fortschreitende Erkrankungen des Gehirns, die mit einem Verlust kognitiver Fähigkeiten einhergehen. Neben Gedächtnisproblemen und Orientierungsschwierigkeiten kann Demenz auch zu Veränderungen im Essverhalten und in der Folge zu ungewolltem Gewichtsverlust führen. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Demenz und Gewichtsverlust, untersucht mögliche Ursachen und gibt Empfehlungen für eine angepasste Ernährung, um die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern.
Demenz: Ein Überblick
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die mit einem Verlust von kognitiven Funktionen einhergehen. Zu den häufigsten Formen gehören die Alzheimer-Krankheit, die vaskuläre Demenz und die Parkinson-Demenz. Die Erkrankten verlieren nach und nach ihre geistigen Fähigkeiten, was sich auch auf ihr Verhalten, ihr Erleben und ihre Wahrnehmung auswirkt. Derzeit leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung.
Gewichtsverlust als Begleiterscheinung der Demenz
Viele Menschen mit Demenz verlieren die Lust am Essen, was häufig auf einen Verlust des Geschmackssinns zurückzuführen ist. Wahrgenommen wird in diesem Fall meist nur noch die Geschmacksrichtung süß. Beobachtungen bekräftigen, dass bei der Hälfte der Demenzkranken im Rückblick festzustellen ist, dass sie in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verloren haben. Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz.
Ursachen für Gewichtsverlust bei Demenz
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die bei Demenz zu Gewichtsverlust führen können:
- Veränderungen im Gehirnstoffwechsel: Die Alzheimererkrankung, eine Form der Demenz, ist sehr häufig mit Unterernährung verbunden. Dies ist nicht unbedingt durch eine verminderte Nahrungsaufnahme zu erklären, sondern auch durch körperliche Ursachen. Patienten mit Demenz vom Alzheimertyp haben einen höheren Energiebedarf, der auf motorische Unruhe, ruheloses Umhergehen und Stress zurückzuführen ist.
- Verminderte Nahrungsaufnahme: Eine beginnende Demenz führt häufig zu einer Mangelernährung, da die Fähigkeiten, adäquat einzukaufen und zu kochen, abnehmen.
- Verlust des Geschmackssinns: Viele Menschen mit Demenz verlieren die Lust am Essen. Dahinter steckt häufig ein mit der Erkrankung und dem fortschreitenden Alter weitgehender Verlust des Geschmackssinns.
- Schluckbeschwerden (Dysphagie): Schluckbeschwerden können die Nahrungsaufnahme erschweren und zu Gewichtsverlust führen.
- Erhöhter Energiebedarf: Je nach Ausprägung der psychomotorischen Unruhe kann sich der tägliche Energiebedarf durchaus verdoppeln.
- Medikamentenwirkungen: Die sedierende Wirkung pharmakologischer Therapien kann ebenfalls eine Ursache für verminderte Nahrungsaufnahme sein.
- Verhaltensänderungen: Viele Demenzkranke sind von einer inneren Unruhe getrieben. Während der Mahlzeiten verlassen sie beispielsweise gern den Tisch, da sie sich schnell von äußeren Reizen, wie Lärm und Hektik ablenken lassen.
Die Rolle von Vitaminen und Nährstoffen
In Bezug auf die kognitiven Fähigkeiten wird den Vitaminen C, E, B12, B6, Folsäure, b-Karotin eine besondere Bedeutung zugewiesen. Hohe Serumspiegel der genannten Vitamine sind offenbar mit einem besseren Abschneiden in verschiedenen kognitiven Funktionstest korreliert. Vitamine können die kognitiven Funktionen wahrscheinlich auf zwei Wegen beeinflussen.
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Warnsignale und Früherkennung
Bereits ein Jahr bevor die ersten Anzeichen für Alzheimer auftauchen, verlieren viele Betroffene verstärkt an Gewicht. Vorangegangene Studien hatten bereits gezeigt, das Menschen vom Ende des fünften Lebensjahrzehnts an langsam aber stetig an Gewicht verlieren. Erst in dem Jahr bevor die ersten schwachen Anzeichen für die Demenzerkrankung auftraten, hätte sich der Gewichtsverlust der Betroffenen plötzlich von 0,6 Pfund auf 1,2 Pfund jährlich verdoppelt. Bei einem Gewichtsverlust ohne organische Ursachen sollte man immer auch an eine Demenz denken.
Ernährungstherapie bei Demenz: Strategien und Empfehlungen
Trotz der Tatsache, dass Demenz ursächlich nicht heilbar ist, gibt es Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern - auch durch die Ernährung. Die Ernährung ist ein Schalthebel, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen.
- Kalorienreiche Kost: Um den erhöhten Energieverbrauch auszugleichen, ist eine kalorienreiche Kost wichtig.
- Proteine: Mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren.
- Süße Speisen: Um Untergewicht vorzubeugen oder entgegenzuwirken, können süße Speisen und Getränke eine große Hilfe sein. Auch kreative Zubereitungsarten wie beispielsweise süßer Kartoffel-Möhren-Stampf können den Speiseplan erweitern und Menschen mit Demenz zur Nahrungsaufnahme motivieren.
- Omega-3-Fettsäuren: Erwiesenermaßen sind aber Omega-3-Fettsäuren gut für die Zellen und das Gehirn. Sie finden sich vor allem in Walnüssen, Lein-, Hanf- und Rapsöl sowie in Fischen wie Lachs, Hering Makrele oder Sardelle. Tagesbedarf und Dosierung sollte man mit seinerm Ärztin besprechen.
- Finger Food: Das Angebot von Finger Food kann die selbstständige Nahrungsaufnahme fördern.
Praktische Tipps für die Essenszubereitung und -aufnahme
- Vertraute Gerichte: Bieten Sie bekannte Gerichte an, die positive Emotionen wecken.
- Ansprechende Präsentation: Farblich ansprechende Gerichte regen zusätzlich den Appetit an.
- Rücksichtnahme auf Vorlieben: Generell sollte auf die Vorlieben der Betroffenen Rücksicht genommen werden. Um festzustellen, welche Speisen die Erkrankten in der Vergangenheit gern zu sich genommen haben, bietet sich die Erstellung von Essbiografien an.
- Ruhige Atmosphäre: Sorgen Sie für eine angenehme, ruhige und zwanglose Atmosphäre während der Mahlzeiten.
- Gemeinsame Mahlzeiten: Am besten ist die Einnahme der Mahlzeiten zu festgelegten Zeiten sowie in Gesellschaft. In einer angenehmen, ruhigen und zwanglosen Atmosphäre ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Erkrankte die Nahrung verweigern. Außerdem können Patienten die Bewegungsabläufe der anderen Personen am Tisch nachahmen.
- Freier Zugang zu Essen und Trinken: Jeder pflegebedürftige Mensch, egal ob zu Hause, im Krankenhaus oder Pflegeheim, sollte 24 Stunden am Tag freien Zugang zu Essen und Trinken haben.
Umgang mit besonderen Herausforderungen
- Kau- und Schluckbeschwerden: Bei Schluckbeschwerden (Dysphagie) sollten Angehörige Flüssigkeiten mit Trinknahrung verdicken, damit Patienten sich nicht so leicht verschlucken.
- Verweigern der Nahrungsaufnahme: Wenn Demenzpatienten die angebotene Nahrung verweigern, kann es hilfreich sein, kleinere Portionen anzubieten oder alternative Speisen auszuprobieren.
- Übermäßiges Essen: In der gegenläufigen Entwicklung einer Demenzerkrankung verlieren die Personen mit Demenz ihr Sättigungsgefühl und das Bewusstsein darüber, ob sie bereits etwas gegessen haben. In der Folge essen diese Menschen übermäßig viel und nehmen stark zu.
Zusätzliche Unterstützung
- Ernährungsberatung: Eine Ernährungsberatung kann helfen, die Ernährung optimal an die Bedürfnisse des Betroffenen anzupassen.
- Pflegeberatung: Eine gute Idee bei einer Demenz ist immer die Kontaktaufnahme zu einer unabhängigen Pflegeberatung.
- Hausarzt: Außerdem sollte das Gespräch mit derdem Hausärztin gesucht werden. Diese können auch zur Ernährungsberatung überweisen.
Medikamente und Wechselwirkungen
Da Alkohol einen direkten negativen Einfluss auf das Gehirn hat, sollten Menschen mit Demenz möglichst vollständig darauf verzichten. Durch Zitrusfrüchte können Wechselwirkungen mit Medikamenten auftreten und die Wirkung der Medikamente sogar ausgesetzt werden. Auch Flohsamen vermindern die Wirkung von Medikamenten. Hier sollte man Rücksprache mit seinem Arzt halten und die Packungsbeilagen beachten.
Ernährung in der letzten Lebensphase
In den letzten Wochen, Tagen und Stunden können belastende Beschwerden für den Menschen mit fortgeschrittener Demenz auftreten. Diese können meist gemildert oder vorbeugend verhindert werden. In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes und zunehmenden Einschränkungen. Oft haben die Betroffene häufige Infekte, die sie weiter schwächen. Sie sind zunehmend abhängig von der Unterstützung anderer. Das Interesse an Essen und Trinken nimmt häufig ab. Aufgrund der geringeren Nahrungsaufnahme kann es im Verlauf zu einem starken Gewichtsverlust oder einer Mangelernährung kommen. Das erhöht wiederum die Anfälligkeit für Infekte.
Symptome und Beschwerden am Lebensende
Menschen mit fortgeschrittener Demenz können am Lebensende verschiedene belastenden Beschwerden haben. Schmerzen, Luftnot oder Angst treten bei ihnen ungefähr genauso häufig auf wie bei Menschen mit anderen Erkrankungen. Es ist schwieriger diese Beschwerden bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu erkennen, da diese sich meist nicht mehr mit Worten mitteilen können.
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- Schmerzen: Die meisten Menschen mit Demenz erleben im Verlauf ihrer Erkrankung Schmerzen. Diese werden bei ihnen jedoch seltener erkannt und mit Schmerzmitteln behandelt als zum Beispiel bei Menschen mit Krebserkrankungen.
- Infekte: Das Immunsystem der Menschen mit Demenz ist geschwächt. Insbesondere in der Phase der fortgeschrittenen Demenz erleben die Betroffenen immer wieder Infekte, die mit Fieber verbunden sein können.
- Luftnot: Neben Schmerzen kann Luftnot sehr belastend und ängstigend für die Betroffenen und die Nahestehenden sein. Sie tritt besonders häufig am Lebensende auf und wird oft nicht erkannt.
- Unruhe und Angst: Besonders am Lebensende kann sich eine starke Unruhe entwickeln. Diese kann sich durch starke körperliche Unruhe mit immer wiederkehrenden Bewegungen zeigen.
- Akute Verwirrtheit: Unter einer Demenz kann es neben den Zeichen der Erkrankung zu einer akuten Verwirrtheit kommen. Diese entsteht meist plötzlich und klingt wieder ab.
Sterbeorte und Todesursachen
Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von den Angehörigen betreut sowie versorgt und haben den Wunsch, auch dort zu sterben. Dieser Wunsch wird fast der Hälfte der Menschen mit Demenz in Deutschland erfüllt. Überwiegend versterben die Menschen mit fortgeschrittener Demenz jedoch an den Folgen oder Komplikationen der Demenz. Eine der häufigsten Todesursachen ist die Lungenentzündung (Pneumonie).
Anzeichen der Sterbephase
Steht der Tod unmittelbar in den nächsten Tagen oder Stunden bevor, können die nachfolgend aufgeführten, typischen Anzeichen auftreten. Das Bewusstsein kann sich noch einmal verändern, die Sterbenden sind oft weniger erweckbar oder reagieren weniger auf ihr Umfeld als zuvor. Besonders auffällig ist eine veränderte Atmung. Die Betroffenen atmen eventuell langsamer, flacher oder auch unregelmäßiger. Es kann zu einer Rasselatmung kommen.
Nach dem Tod
Nach dem Tod muss eine Ärztin oder ein Arzt den Tod bestätigen sowie den Totenschein ausfüllen. Nach dem Tod kann die oder der Verstorbene aufgebahrt werden und die Nahestehenden haben Zeit sich zu verabschieden.
Trauerphase
Der Tod einer oder eines Nahestehenden ist mit tiefen Emotionen verbunden. Hinterbliebene müssen nicht allein mit ihrer Trauer bleiben, vielen hilft es sich mit anderen darüber auszutauschen. Auch Personen außerhalb des Familien- und Freundeskreises können Unterstützung bieten. Hospizdienste bieten Unterstützung in dieser Lebensphase an.
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