Michael Schumacher erhielt zwar "grünes Licht" von Ferrari für ein Engagement bei Mercedes Grand Prix, doch seine alte Motorrad-Verletzung könnte auch seinen zweiten Comeback-Versuch ausbremsen. Diese Verletzung, zusammen mit dem überraschenden Abschied von Norbert Haug von Mercedes, wirft ein Schlaglicht auf die gesundheitlichen und beruflichen Herausforderungen im Spitzensport.
Schumachers gesundheitliche Bedenken
Im Februar stürzte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher bei einem Training mit seinem Motorrad im spanischen Cartagena. Bereits vier Monate zuvor musste der Rekordweltmeister kurz vor seiner geplanten Rückkehr in die Formel 1 kapitulieren. Nicht eine Halswirbelfraktur, sondern eine Verletzung an der Schädelbasis, die Schumacher bei seinem Sturz auf dem Zweirad erlitten hatte, verhinderte das Comeback des siebenmaligen Champions. Er entschied sich aus gesundheitlichen Gründen gegen eine Rückkehr, nachdem er Ende 2006 als Pilot ausgestiegen war.
Die Halswirbelfraktur war damals schon ausgeheilt gewesen. "Jedoch war eine feine Struktur im Bereich der Schädelbasis geborsten. Hier liegen noch die Probleme der Belastbarkeit", hatte Johannes Peil am 12. August erklärt. "Insofern war es sinnvoll, das Training im Formel-1-Auto aufzunehmen. Nur hier konnte die Antwort auf die spezifische Belastbarkeit in der Formel 1 gegeben werden", erklärte der Mediziner Peil damals. "Keine Beübung, keine Erkenntnisse in der Therapie ersetzt die Erfahrung beim Training im Formel-1-Auto."
Es ist fraglich, ob Mercedes das Risiko eingehen würde, Schumacher ohne einen einzigen Test in einem Rennwagen zu verpflichten. Im August, als Schumacher für den verunglückten Felipe Massa im Ferrari einspringen wollte, hatten sich die Probleme nach Fahrten in einem alten Formel-1-Boliden bestätigt.
Norbert Haugs überraschender Abschied von Mercedes
Vor gut zwei Wochen feierte Norbert Haug seinen 60. Geburtstag. Beim traditionellen Mercedes-Abendessen in Sao Paulo war von einem Abschied noch nichts zu spüren. Er wolle 2013 wieder angreifen, erklärte er. Am Donnerstag aber war von Aufbruchstimmung nichts mehr zu spüren. Nach 22 Jahren muss der Motorsportchef Norbert Haug Mercedes verlassen. Der Vertrag mit Haug werde zum Jahresende offiziell „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst.
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„Ich bin total überrascht und habe erst heute davon erfahren“, sagte Niki Lauda auf „Sky“. „Es tut mir sehr leid, denn ich hätte mit Norbert gerne weiter gearbeitet.“ Doch ganz so ahnungslos war der neue Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Formel-1-Teams wohl nicht. Bereits beim Rennen in Indien soll er ausgeplaudert haben, dass Haug 2013 nicht mehr Mercedes-Sportchef sein werde. Auch im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) wurde nicht erst seit dem Saisonfinale in Hockenheim über Haugs Zukunft gemunkelt, als Mercedes alle drei Meisterschaften in den Bereichen Fahrer, Team und Marke verlor.
Haugs Wirken bei Mercedes
Seit 1990 stand Haug, der seine Karriere als Motorsport-Journalist begann, an der Spitze des Mercedes-Motorsports. In dieser Zeit gewannen die Stuttgarter als Motorenlieferant viermal die Fahrer-WM in der Formel 1 mit McLaren und Brawn. Unter seiner Regie wurde das Brawn-Team übernommen, zum Mercedes-Werksteam umformiert und Michael Schumacher verpflichtet. Doch abgesehen von Nico Rosbergs Sieg in China in diesem Jahr fuhren die Silberpfeile meist nur im Mittelfeld herum.
Auch mit seiner Arbeitsauffassung machte sich Haug teamintern nicht nur Freunde. Zwar war er gesellig und einer netten Party nie abgeneigt, aber manchmal auch etwas sehr temperamentvoll in Sachen Menschenführung und auch im Umgang mit Kritik. Es mag nicht wenige gegeben habe, die die ausbleibenden Erfolge als Anlass nahmen, über die Personalie Haug noch einmal nachzudenken.
Die Zukunft nach Haug
Die große Frage ist nun: Wie geht es weiter? Motorsport war bei Mercedes bisher das alleinige Reich von Haug, nicht umsonst bedankte er sich zum Abschied für den Freiraum, den ihm auch der Vorstand bei seinen Tätigkeiten immer gegeben habe. Und es scheint auch niemand auf dem Motorsport-Markt zu sein, den man kurzfristig von außen holen könnte. Dass Niki Lauda alle Funktionen übernimmt, ist eher unwahrscheinlich. Schon allein, weil sich der gesundheitlich angeschlagene Österreicher den dafür nötigen Arbeitsaufwand bestimmt nicht antun will.
Mercedes-Insider halten derzeit auch eine Neustrukturierung mit einer Trennung der Verantwortung für die Bereiche Formel 1 und DTM für möglich. Im DTM-Bereich stehen dafür erfahrene Macher wie Gerhard Ungar oder Hans-Jürgen Mattheis bereit. In der Formel 1 ist das nicht so einfach. Zumal die Zeit knapp ist und der Erfolgsdruck extrem hoch, nicht zuletzt deshalb, weil Betriebsrat und Aufsichtsrat für die kolportierten 150 Millionen Euro Saisonetat Erfolge sehen wollen. 2013 mit dem neuen Piloten Lewis Hamilton läuft noch als Übergangsjahr, spätestens 2014 soll dann aber der Titel her.
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Haug betonte auch, Lauda sei nicht die treibende Kraft hinter seiner Ablösung gewesen: „Niki hatte damit absolut nichts zu tun.“
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