Okzipitalneuralgie: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Okzipitalneuralgie, auch bekannt als Hinterhauptneuralgie, ist eine Erkrankung, die durch stechende, schießende Schmerzen im Hinterkopfbereich gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen können sich bis zur Stirn, zur Seite des Schädels oder zum Schläfenbereich ausbreiten. Die Erkrankung wird oft durch Reizung oder Kompression der Okzipitalnerven verursacht, die vom Hinterkopf aus verlaufen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und verschiedene Behandlungsansätze der Okzipitalneuralgie, einschließlich Übungen und alternativer Therapien.

Ursachen der Okzipitalneuralgie

Die Okzipitalneuralgie kann verschiedene Ursachen haben. Häufig wird sie durch eine Einengung (Entrapment) der Okzipitalnerven aufgrund von Muskelverspannungen im Hinterhauptbereich verursacht. Da die Okzipitalnerven durch tiefe Muskelschichten verlaufen, können Verspannungen in diesen Muskeln zu einer Kompression der Nerven führen. Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Arthrotische Veränderungen an der Halswirbelsäule (Spondylarthrose): Diese Veränderungen können die Nervenwurzeln einengen, aus denen die Hinterhauptnerven hervorgehen.
  • Verletzungen der Nerven: Traumatische Ereignisse können die Okzipitalnerven direkt schädigen.
  • Tumoren im Bereich des Nervs: In seltenen Fällen können Tumoren auf die Nerven drücken und Schmerzen verursachen.
  • Infektionen: Infektionen können Entzündungen verursachen, die die Nerven reizen.
  • Komprimierung durch benachbarte Arterien: In einigen Fällen können Arterien auf die Nerven drücken und sie schädigen.
  • Narbenbildung: Nach Operationen an der Halswirbelsäule oder am Schädel können Narben die Nerven einklemmen.
  • Frakturen: Frakturen des Schädels oder der Schädelbasis können ebenfalls zu einer Okzipitalneuralgie führen.

Symptome der Okzipitalneuralgie

Die Symptome der Okzipitalneuralgie umfassen typischerweise:

  • Stechende, schießende Schmerzen: Diese Schmerzen werden im Hinterkopfbereich wahrgenommen und können sich bis zur Stirn, zur Seite des Schädels oder zum Schläfenbereich ausbreiten.
  • Druckempfindlichkeit: Die Nervenaustrittspunkte am Hinterkopf sind oft sehr druckempfindlich, und Druck auf diese Stellen kann die Schmerzen verstärken oder in manchen Fällen auch lindern.
  • Ausstrahlung in Richtung Auge: Manchmal strahlt der Schmerz in Richtung Auge aus.

Diagnose der Okzipitalneuralgie

Die Diagnose der Okzipitalneuralgie basiert in erster Linie auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Es ist wichtig, die Schmerzcharakteristik, Häufigkeit und begleitende Symptome zu erfassen. Ein wichtiger diagnostischer Schritt ist die Durchführung einer Nervenblockade. Dabei wird ein Lokalanästhetikum in die Nähe der Okzipitalnerven injiziert. Wenn diese Blockade die Schmerzen um mehr als 80 % reduziert, spricht dies für die Diagnose einer Okzipitalneuralgie. In einigen Fällen kann zusätzlich ein Kortisonpräparat hinzugefügt werden, um die Entzündung zu reduzieren.

Behandlung der Okzipitalneuralgie

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für die Okzipitalneuralgie, die darauf abzielen, die Schmerzen zu lindern und die Ursache der Nervenreizung zu beheben.

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Konservative Behandlungsmethoden

  • Medikamentöse Behandlung: Oftmals spricht die Okzipitalneuralgie nicht gut auf eine medikamentöse Behandlung an. Dennoch können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol kurzfristig Linderung verschaffen. Es ist wichtig, die empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten und die Medikamente nicht über einen längeren Zeitraum ohne ärztliche Kontrolle einzunehmen.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Okzipitalneuralgie spielen. Gezielte Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Nackenmuskulatur können Verspannungen lösen und die Haltung verbessern. Manuelle Therapie kann Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule beheben. Triggerpunktbehandlung kann helfen, schmerzhafte Muskelverhärtungen zu lösen.
  • Akupunktur und Triggerpunktbehandlung: Diese Methoden können gezielt die Muskelanspannung bei Schmerzen am Hinterkopf reduzieren.
  • Chirotherapie: Sanfte chirotherapeutische Techniken können eingesetzt werden, um Blockierungen im Bereich der Halswirbelsäule zu lösen.
  • Biofeedback: Wenn der erhöhte Muskeltonus auf Grund von Fehlhaltung oder als Stressreaktion erhöht ist, kann mit Hilfe einer Biofeedback Behandlung ein gutes Therapieergebnis erzielt werden.
  • Wärme- oder Kältetherapie: Je nach Ursache und individueller Reaktion können Wärme- oder Kälteanwendungen hilfreich sein.

Injektionstherapien

  • Nervenblockaden: Wiederholte Nervenblockaden mit einem Lokalanästhetikum und einem Kortikoidpräparat können durchgeführt werden, um die Schmerzen zu reduzieren.
  • Kryoneurolyse: Wenn Nervenblockaden keine dauerhafte Linderung bringen, kann eine Kryoneurolyse in Erwägung gezogen werden. Bei diesem Verfahren werden die Nerven durch Kälte behandelt, was in der Regel zu einer mehrmonatigen bis mehrjährigen Schmerzfreiheit führt.

Operative Behandlung

  • Mikrochirurgische Neurolyse: Bei starken Beschwerden und einem nachgewiesenen Gefäß-Nerv-Kontakt kann eine mikrochirurgische Operation zur Entlastung des Nerven (Neurolyse) helfen.

Übungen zur Behandlung der Okzipitalneuralgie

Neben den oben genannten Behandlungsmethoden können auch bestimmte Übungen helfen, die Symptome der Okzipitalneuralgie zu lindern und die Nackenmuskulatur zu stärken. Es ist wichtig, diese Übungen regelmäßig und unter fachkundiger Anleitung durchzuführen, um eine korrekte Ausführung sicherzustellen und Überbelastungen zu vermeiden.

Dehnübungen

  • Schulterkreisen: Im Stehen oder Sitzen beide Schulter zunächst 20 Mal vorwärts kreisen, danach 20 Mal rückwärts. Anschließend versetzt eine Schulter nach der anderen nach vorn bewegen (20 Mal). Als Variante kann man auch die ausgestreckten Arme kreisen lassen. Erst vorwärts, anschließend rückwärts und zum Schluss gegengleich: Mit beiden Armen oben starten, dann einen nach vorn und den anderen nach hinten fallen lassen und die Bewegung bis zum vollen Kreis fortsetzen.
  • Schulterheben: Die Schultern in Richtung Ohren hochziehen und diese Position für etwa fünf Sekunden halten. Entspannen und dabei die Schultern wieder absenken.
  • Seitliche Kopfneigung: Den Kopf zur Seite neigen und die Dehnung mit der Hand auf derselben Seite unterstützen. Dabei sollte zunächst ein leichter Zug im Hals-Nacken-Bereich zu spüren sein, der langsam nachlässt. Der andere Arm dehnt gleichzeitig leicht nach unten. Die Hand wird waagerecht gehalten, als wolle sie sich aufstützen. 10 bis 20 Sekunden so dehnen, dann die Seite wechseln.
  • Kopfbeugung nach vorne: Beide Hände am Hinterkopf verschränken. Die Ellenbogen nach unten bewegen, so dass der Kopf der vorwärts-abwärts-Bewegung folgt.
  • Dehnung der Brustmuskulatur: Einen Arm zur Seite strecken. Den nach oben gewinkelten Unterarm neben dem Türrahmen gegen die Wand lehnen. Dabei liegt die Hand flach auf. Durch einen Vorwärtsschritt in die Türöffnung eine Dehnung im Schulterbereich aufbauen und einige Sekunden halten.
  • Isometrische Übung: In aufrechter Haltung eine Hand seitlich an den Kopf legen. Kopf und Hand gleichmäßig gegeneinanderdrücken, so dass beide die Position halten und nicht nachgeben. Nach ca. Nattermann & Cie. GmbH.

Selbstmassage

  • Massage der Subokzipitalmuskeln: Diese Muskeln befinden sich unterhalb des Hinterkopfes und können durch Verspannungen zu Kopfschmerzen führen. Mit den Händen oder einem Massagegerät (z.B. Mini-Faszienkugel oder Tennisball) die Muskulatur unterhalb des Kinns massieren, seitlich hoch bis hinter die Ohren und über die seitliche Nackenmuskulatur und das Schlüsselbein bis hinunter zum Schulterblatt. 2 bis 2,5 Minuten solltest du dir für deine Faszien-Rollmassage gönnen. Anschließend kannst du zusätzlich deine Schläfen und deine Wangenmuskulatur mit der Kugel massieren.

Weitere Tipps

  • Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine korrekte Sitzhaltung und ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz können Verspannungen vorbeugen.
  • Regelmäßige Pausen: Kurze Dehnübungen und Bewegungspausen während der Arbeit helfen, Verspannungen zu lösen.
  • Stressmanagement: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, muskuläre Anspannungen zu reduzieren.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige moderate Ausdaueraktivitäten wie Schwimmen oder Nordic Walking stärken die Nackenmuskulatur und verbessern die Durchblutung.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es gibt bestimmte Warnsignale, die einen sofortigen Arztbesuch erforderlich machen:

  • Plötzlich auftretende, sehr starke Kopfschmerzen
  • Kopfschmerzen in Verbindung mit neurologischen Symptomen wie Sehstörungen oder Taubheitsgefühlen
  • Kopfschmerzen nach einem Trauma oder Unfall
  • Fieber in Kombination mit starken Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit
  • Anhaltende Kopfschmerzen, die sich trotz Behandlung nicht bessern

In diesen Fällen ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.

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