Plötzliche Bewusstlosigkeit mit oder ohne Zuckungen kann beängstigend sein und wirft oft die Frage auf, ob es sich um eine Ohnmacht (Synkope) oder einen epileptischen Anfall handelt. Die korrekte Unterscheidung ist jedoch entscheidend für die Diagnose und die Einleitung der richtigen Behandlung.
Einführung
Ein plötzlicher Bewusstseinsverlust, begleitet von Zuckungen, lässt viele Menschen sofort an Epilepsie denken. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass dies nicht immer der Fall ist. Tatsächlich leiden viele Menschen, bei denen fälschlicherweise Epilepsie vermutet wird, in Wirklichkeit an wiederkehrenden Synkopen oder psychogenen nicht-epileptischen Anfällen. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, die Unterschiede zwischen Ohnmacht und Epilepsie zu verstehen, um eine fundierte Entscheidung über Ihre Gesundheit treffen zu können.
Ursachenforschung: Synkope, Epilepsie und psychogene Anfälle
Bei plötzlicher Bewusstlosigkeit ohne vorangegangenes Schädel-Hirn-Trauma müssen hauptsächlich Synkopen, epileptische und psychogene Anfälle unterschieden werden.
- Synkopen: Synkopen, oft durch eine Minderdurchblutung des Gehirns verursacht, werden in vasovagale (neurokardiogen, emotional induziert, Karotissinus), kardiale (Herzrhythmusstörungen) und orthostatische Synkopen (schneller Blutdruckabfall) unterteilt.
- Epileptische Anfälle: Im Gegensatz dazu entstehen epileptische Anfälle im Gehirn durch pathologische, synchronisierte Entladungen von Neuronen. Diese können fokal (beginnend in einem begrenzten Areal) oder generalisiert (ohne erkennbare Lokalisation) sein.
- Psychogene nicht-epileptische Anfälle: Diese Anfälle sind oft Begleitsymptome psychiatrischer Diagnosen und basieren nicht auf neuronalen Überaktivierungen.
Die Anamnese: Schlüssel zur Diagnose
Die Anamnese, also die Erhebung der Krankengeschichte, spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterscheidung zwischen Ohnmacht und Epilepsie. Es ist wichtig, nicht nur den Patienten selbst, sondern auch Zeugen des Anfalls nach dem genauen Ablauf des Geschehens zu befragen.
- Erstes Auftreten oder Wiederholung: War es die erste Bewusstlosigkeit oder gab es ähnliche Ereignisse zuvor?
- Vorboten: Gab es Vorboten wie Schwächegefühle oder Schwarzwerden vor den Augen (typisch für Synkopen) oder plötzliche Sinnestäuschungen (Aura bei Epilepsie)?
- Auslöser: Welche unmittelbaren Auslöser gab es (langes Stehen, Erschrecken bei Synkopen, Schlafentzug bei Epilepsie)?
- Dauer: Wie lange dauerte die Episode? Synkopen dauern meist nur wenige Sekunden, epileptische Anfälle eher Minuten.
- Geschehen danach: War der Betroffene sofort wach und orientiert (Synkope) oder verwirrt und schläfrig (Epilepsie)?
Symptome im Detail: Was verraten uns die Begleiterscheinungen?
Die Begleiterscheinungen während und nach dem Anfall können wichtige Hinweise liefern:
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- Zuckungen: Zuckungen können bei beiden Formen auftreten. Bei Synkopen sind sie jedoch eher kurz und asynchron, bei epileptischen Anfällen synchron.
- Stuhl- und Harnverlust: Dies ist eher typisch für epileptische Anfälle.
- Verwirrung und Schläfrigkeit: Diese treten häufiger nach einem epileptischen Anfall auf.
Fallbeispiel: Die Tücken der Diagnose
Ein 15-jähriger Patient mit plötzlichen Bewusstseinsverlusten und Stürzen wurde in einer Klinik untersucht, um zu klären, ob es sich um epileptische oder andere Anfälle handelte. Bei einem Anfall am Fenster sank der Patient zunächst schlaff zusammen, versteifte sich dann tonisch und zeigte klonische Zuckungen. Nach dem Anfall war er für 20 Minuten desorientiert. Obwohl der schlaffe Muskeltonus zu Beginn an eine Synkope denken ließ, wurde letztendlich eine juvenile myoklonische Epilepsie diagnostiziert. Dieses Beispiel zeigt, dass einzelne Symptome nicht immer eindeutig sind und eine umfassende Untersuchung erforderlich ist.
Diagnostische Verfahren: EEG und EKG
In unklaren Fällen können zusätzliche Untersuchungen helfen, die Ursache der Ohnmacht zu klären:
- Elektroenzephalografie (EEG): Misst die Hirnströme und kann typische Veränderungen bei Epilepsie aufzeigen.
- Elektrokardiogramm (EKG): Untersucht die Herzfunktion und kann Herzrhythmusstörungen als Ursache einer Synkope aufdecken.
- Stehtest (Schellong-Test): Misst Puls und Blutdruck im Liegen und Stehen, um eine orthostatische Hypotension zu erkennen.
Therapie: Medikamente, Operation oder Vagusnerv-Stimulation
Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab:
- Epilepsie: Meist medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika. BeiUnwirksamkeit der Medikamente können eine Operation oder Vagusnerv-Stimulation in Betracht gezogen werden.
- Synkopen: Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Herzrhythmusstörungen, Kreislaufstörungen).
- Psychogene Anfälle: Psychotherapie.
Erste Hilfe bei Anfällen: Was tun?
Bei einem epileptischen Anfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten oder treten mehrere Anfälle kurz hintereinander auf, sollte der Notruf 112 informiert werden.
Vorbeugung: Was kann man selbst tun?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Synkopen vorzubeugen:
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- Auslösende Faktoren vermeiden: Langes Stehen, stickige Räume, Stress, Alkohol.
- Kreislauf stabilisieren: Regelmäßiger Ausdauersport, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Wechselbäder.
- Kompressionsstrümpfe: Unterstützen den Blutrückfluss aus den Beinen.
Wann zum Arzt?
Ein Bewusstseinsverlust sollte immer ärztlich abgeklärt werden, um die Ursache festzustellen. Auch wenn eine Synkope meist harmlos ist, können ernsthafte Erkrankungen dahinter stecken. Bei Synkopen in Verbindung mit Brustschmerzen oder Atemnot sollte sofort der Notarzt gerufen werden.
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